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Henry Ivatt

britischer Lokomotivkonstrukteur und Eisenbahningenieur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Henry Ivatt
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Henry Alfred Ivatt (geboren am 16. September 1851 in Wentworth, Cambridgeshire; gestorben am 25. Oktober 1923 in Haywards Heath, Sussex) war ein britischer Eisenbahningenieur und Lokomotivkonstrukteur. Zwischen 1895 und 1911 war er Chief Locomotive Superintendent der Great Northern Railway (GNR) und verantwortete die gesamte Lokomotiventwicklung der GNR. In dieser Position führte er unter anderem die ersten Atlantic-Lokomotiven in Großbritannien ein.

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Henry A. Ivatt, um 1910
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Leben

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Ivatt wurde als Sohn eines anglikanischen Geistlichen geboren. Nach seiner in Liverpool am dortigen Liverpool College absolvierten Schulzeit trat er im Alter von 17 Jahren eine Ausbildung als Ingenieur in den Crewe Works der London and North Western Railway (LNWR) an, die er unter John Ramsbottom und Francis William Webb absolvierte. Nach Abschluss der Ausbildung, während der er unter anderem ein halbes Jahr praktische Erfahrungen als Lokomotivheizer sammelte, übernahm er verschiedene Posten bei der LNWR. 1874 wurde er Leiter des Depots in Holyhead, anschließend übernahm er die Leitung des Bezirks Chester im Streckennetz der LNWR.[1]

1877 wechselte er nach Irland und wurde Lokomotivingenieur in der Hauptwerkstatt der dortigen Great Southern and Western Railway (GS&WR) in Inchicore, einem Vorort von Dublin. 1886 stieg er zum Chefingenieur der GSWR auf. Während seiner Zeit in Irland patentierte er unter anderem einen Federmechanismus zur vertikalen Öffnung von Fenstern in Reisezugwagen einschließlich der Arretierung mittels eines Lederriemens, der in der Folge weite Verbreitung fand.[2]

Auf Empfehlung unter anderem von Francis W. Webb und John Aspinall wechselte Ivatt 1895 als Chief Locomotive Superintendent zur Great Northern Railway nach Doncaster. Er folgte dem mit 75 Jahren im Amt verstorbenen Patrick Stirling nach, der vor allem durch seine Single-Lokomotiven bekannt geworden war. Ivatt trat seinen neuen Posten in einer Zeit des Umbruchs im Eisenbahnwesen an, in der die Verkehrsnachfrage und damit die Zuggewichte erheblich stiegen. Stirlings Single-Lokomotiven waren zwar für ihre hohen Geschwindigkeiten bekannt, erforderten bei schwereren Zügen aber schnell Vorspannlokomotiven. Bei der GNR führte Ivatt daher diverse Neuerungen ein, insbesondere vergrößerte er die Lokomotivkessel und die Rostflächen, um mehr Leistung zu erzielen. Während seiner Amtszeit führte er bei der GNR die ersten Lokomotiven mit Überhitzer ein, auch die Walschaerts-Steuerung fand erstmals in Großbritannien Anwendung.[1]

Im Dezember 1911 trat Ivatt mit 60 Jahren in den Ruhestand, sein Nachfolger wurde Nigel Gresley. Ivatt war verheiratet, mit seiner Frau hatte er vier Töchter und den Sohn Henry George Ivatt, der seinem Vater beruflich nachfolgte und ab 1945 der letzte Chief Mechanical Engineer (CME) der London, Midland and Scottish Railway (LMS) war. Seine Tochter Marjorie heiratete Oliver Bulleid, den späteren CME der Southern Railway (SR). Er verstarb 1923 in seinem Haus in Haywards Heath, südlich von London.[1]

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Lokomotiven

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Great Southern and Western Railway

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Von Ivatt entworfene 2’B1’-Tenderlokomotive der GS&WR-Klasse 37

Bei der GS&WR führte Ivatt zunächst die von seinem Vorgängern Alexander McDonnell und John Aspinall begonnenen Beschaffungen fort, so etwa der GS&WR-Klasse 101, für den Güterverkehr vorgesehene C-Kuppler, und der GS&WR-Klasse 52 für den Expresszugverkehr. Auch die in seiner Amtszeit erschienenen Tenderlokomotiven der GS&WR-Klasse 201 gingen noch auf Vorarbeiten von McDonnell zurück. Mit den für Nebenstrecken vorgesehenen Lokomotiven der Klassen 33 und 37 brachte er auch eigene Konstruktionen in den Bestand der GS&WR.[3]

Great Northern Railway

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Von Ivatt entworfene Atlantic-Lokomotive 990 Henry Oakley der GNR-Klasse C1

Bei der GNR bestand insbesondere Bedarf für leistungsfähigere Expresszuglokomotiven. Zunächst entwickelte Ivatt die GNR-Klasse D2, die ersten Lokomotiven der GNR mit der Achsfolge 2’B (American), die zunächst die Stirling Singles als Vorspannlokomotiven unterstützten. Schließlich führte er erstmals die Achsfolge Atlantic (2’B1’) in Großbritannien ein. Die 1898 gelieferten Lokomotiven der Klasse C1 bewährten sich gut und Ivatt ließ ihnen bald eine Version mit etwas größerem Kessel folgen. Beide Serien wurden bald als Small Ivatts und Large Ivatts bekannt. Die Achsfolge verwendete Ivatt auch für die Personenzug-Tenderlokomotiven der GNR-Klasse C2.[4] Für den vom Bahnhof London King’s Cross ausgehenden Vorortverkehr kamen ab 1907 Tenderlokomotiven der GNR-Klasse N1 mit der Achsfolge C1’ zum Einsatz, nachdem die zuvor von Ivatt entworfene schwerere GNR-Klasse L1 wenig erfolgreich war.[5]

Für den umfangreichen Güterverkehr der GNR, insbesondere den Kohlentransport zwischen Yorkshire und London, ließ Ivatt die von Stirling entworfene GNR-Klasse J4 als Standard-C-Kuppler mit Modifikationen weiterbauen. Anders als Stirling, der Kessel ohne Dampfdom bevorzugt hatte, verwendete Ivatt einen Kessel mit Dom. Auch andere ältere Stirling-Typen ließ er mit neuen Kesseln mit Speisedom ausstatten und umbauen. Für den schweren Güterverkehr beschaffte Ivatt ab 1901 die Vierkuppler der GNR-Klasse K1, die den Kessel der C1 von 1898 erhielten.[6] 1908 folgte mit der GNR-Klasse J21 für beschleunigte Güterzüge die erste von Ivatt für die GNR neu entwickelte C-Schlepptenderlokomotive. Ivatt verwendete dafür im Sinne der von ihm verfolgten Standardisierung den Kessel der Klasse N1.[7] Im Rangierdienst Verwendung fanden die ab 1897 gebauten Tenderlokomotiven mit Satteltank der GNR-Klasse J13.

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Commons: Henry Ivatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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