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ICE L
Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die ICE L (Planungstitel bis 2021 ECx) sind lokomotivbespannte Wendezüge der DB Fernverkehr für den Intercity-Express-Verkehr (ICE) mit einer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Sie nahmen ihren regulären Betrieb zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 auf, zunächst zwischen Berlin und Köln. Die Züge sind barrierefrei; der Buchstabe L steht für low floor, englisch für Niederflur. Der spanische Hersteller Talgo ordnet die Wagen der Plattform Talgo 230 zu. Als Teil der Bestellung liefert Talgo neu entwickelte, mehrsystemfähige elektrische Lokomotiven der Baureihe 105, die allerdings noch nicht zur Verfügung stehen. Bis dies der Fall ist, kommen ersatzweise von der tschechischen Staatsbahn České dráhy (ČD) gemietete Siemens-Vectron-Lokomotiven zum Einsatz, deren Höchstgeschwindigkeit nur bei 200 km/h liegt. Ab Mai 2026 ist der Einsatz von ICE L auf Verbindungen vorgesehen, die zum Teil über nicht elektrifizierte Strecken führen. Dafür sind Zweikraftlokomotiven vom Typ Siemens Vectron Dual Mode vorgesehen, die eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h erreichen.
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Geschichte
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Im November 2015 gab DB Fernverkehr bekannt, neben den – nur bis zu 160 km/h schnellen – Intercity-2-Doppelstockzügen auch für höhere Geschwindigkeiten zugelassene Eurocity/Intercity-Zuggarnituren für den internationalen Einsatz sowie für den Betrieb auf nicht elektrifizierten Strecken beschaffen zu wollen.[3] Die Ausschreibung für den Rahmenvertrag zur Lieferung von bis zu 100 lokomotivbespannten einstöckigen Zügen begann am 1. März 2017 und war bis 28. Februar 2018 befristet.[4] Das Unternehmen Siemens Mobility bewarb sich mit Viaggio-Reisezugwagen und Vectron-Lokomotiven, der Auftrag ging jedoch an die spanische Firma Talgo.[5] Damit verkehren nach den von 1994 bis 2009 eingesetzten Nachtzügen zum zweiten Mal Talgos bei der Deutschen Bahn.
Die Deutsche Bahn unterschrieb im Februar 2019 den Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 100 Zügen sowie einen ersten Abruf von 23 Zügen im Wert von 550 Millionen Euro.[6] Zunächst verwendete die Deutsche Bahn für die Züge die von der Abkürzung der Zuggattung Eurocity abgeleitete Bezeichnung ECx.[7] Für die Traktion der Wagen umfasst der Auftrag auch die Lieferung neu entwickelter Elektrolokomotiven der Baureihe 105;[8] auf den nicht elektrifizierten Strecken nach Oberstdorf und Westerland (Sylt) ist der Einsatz von separat beschafften Zweikraftlokomotiven des Typs Siemens Vectron Dual Mode vorgesehen.[9] Der 2023 noch angekündigte[10] ICE-L-Einsatz auf der Kleinbahn Niebüll–Dagebüll sowie zwischen Freilassing und Berchtesgaden und auf der Verbindung Augsburg–Kempten (Allgäu) wurde hingegen wieder verworfen. Hierfür wären flügelbare Einheiten notwendig gewesen, während die tatsächlich beschafften 17-teiligen ICE-L-Einheiten nur als gesamte Einheit verkehren können.
Um 2022 wurde das WTB-System auf das System „ÖBB-WTB“ geändert, um die Züge auch mit anderen Diesel- oder Elektrolokomotiven nutzen zu können. Dieses System wird unter anderem bei den Siemens-Vectron-Lokomotiven und beim Railjet genutzt. Die Talgos der Danske Statsbaner, die seit dem 3. November 2025 in Betrieb sind und auch nach Deutschland fahren, erhielten ebenfalls den ÖBB-WTB. DB und ÖBB haben sich auf dieses System geeinigt, damit eine gewisse Standardisierung erreicht wird.[11] Im März 2023 wurde die erste Einheit auf Überführungsrollböcken über die breitspurige Bahnstrecke Madrid–Hendaye[12] (Spanien/Frankreich) geliefert. Anfang August 2025 erteilte die Eisenbahnagentur der Europäischen Union (ERA) die Zulassung für die Wagenzüge in beliebiger Formation zwischen 9 und 21 Wagen für den Betrieb auf dem deutschen Schienennetz mit Ausnahme der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main und von Steilstrecken; eine Zulassung für den Betrieb der Steuerwagen als führendes Fahrzeug wurde bislang nicht erteilt.[13]
Im Mai 2023 gab DB Fernverkehr die Bestellung einer zweiten Tranche von 56 Zügen bekannt.[14] 2022 war geplant, dass die ersten Einheiten erst im Oktober 2024 den Betrieb aufnehmen sollen,[15] und nicht wie ursprünglich geplant ab 2023. Der Hersteller begründet dies mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.[16] Aufgrund dieser Verzögerungen sollten auf der Verbindung Berlin–Amsterdam durch die NS International (NS) gemietete Siemens-Vectron-Maschinen eingesetzt werden, bis die Lokomotiven der Baureihe 105 ausgeliefert sind.[11][17] Im Mai 2024 wurde bekannt, dass die ICE-L-Züge erst ab Mitte 2025 zum Einsatz kommen sollten.[18] Im Frühjahr 2025 begannen Verhandlungen, die Zahl der zu liefernden Züge von 79 auf 60 zu reduzieren, was letztlich noch im Laufe des Jahres 2025 vereinbart wurde. Als Grund wurden die Lieferverzögerungen von Lokomotiven und Wagen angegeben.[19][20] Auch der Lieferplan sowie die Instandhaltung sind Gegenstand der Gespräche.[20]
Der erste Zug wurde am 15. September 2025 von der Deutschen Bahn abgenommen und am 17. Oktober 2025 in Berlin vorgestellt,[21][22] dort erfolgt – im Betriebswerk an der Warschauer Straße – auch die Beheimatung. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt vier Züge ausgeliefert werden, neun weitere im Jahr 2026.[23] Am 1. November 2025 fand die erste Probefahrt mit Personen statt. Sie stand Mitarbeitern der Deutschen Bahn und deren Angehörigen offen und führte unter den Zugnummern ICE 1148 bzw. ICE 1149 von Berlin Ostbahnhof nach Düsseldorf Hbf und zurück.
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Zugbildung und Ausstattung
Zusammenfassung
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Die Bezeichnung der Züge und damit auch ihre spätere Zuggattung wurde im Spätsommer 2021 auf ICE L festgelegt. Im Gegensatz zu den ICE T, ICE 3 und ICE 4 sind die ICE L keine Triebzüge, sondern lokomotivbespannte Wendezüge. Ein 236 Meter langer Gliederzug besteht aus 17 Großraumwagen, die an den Enden mit dem Nachbarwagen mit Einzelradfahrwerken verbunden sind. Lediglich die Endwagen laufen auf je einem Drehgestell, sodass ein Zug ohne Lokomotive 20 Achsen hat. Die Fußbodenhöhe beträgt 760 Millimeter über Schienenoberkante und ist nur im Bereich über den Drehgestellen in den Endwagen angehoben. Die Züge bieten damit einen weitgehend stufen- und rampenlosen Durchgang sowie, erstmals bei ICE-Zügen, stufenlose Einstiege, sofern die Bahnsteighöhe 760 Millimeter beträgt.[24][25] Diese Bahnsteighöhe ist außer in Deutschland auch in den Niederlanden gebräuchlich, die meisten anderen Länder in Europa verwenden eine Bahnsteighöhe von 550 mm. Die Deutsche Bahn und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur kündigten 2019 an, bei allen Ausschreibungen neuer Schienenfahrzeuge im Fernverkehr stufenfreie Einstiege zu fordern.[26] Da nur zwei Türen pro Zug (im Wagen mit den Rollstuhlplätzen nur jeweils eine Tür pro Seite) mit einem ausfahrbaren Tritt ausgestattet sind, sind die übrigen Türen zwar stufenlos, aber nur eingeschränkt barrierefrei; es kann einen Spalt zwischen der Tür und dem Bahnsteig geben, der z. B. mit einem Rollator oder mit schwerem, rollendem Gepäck ein Hindernis darstellen kann. Die einzelnen Wagen können nur in Werkstätten voneinander getrennt werden. Für den jeweils am Gelenk laufwerkslosen Wagenkasten ist in diesem Fall wie bei allen Talgo-Einheiten ein Hilfslaufwerk erforderlich. Die Zuggarnituren bestehen aus einem End-, 15 Mittel- und einem Steuerwagen, wobei die Einheiten der ersten Lieferserie 1 bis 23 wie folgt gereiht sind:[27]
Die Wagen sind mit Talgo-typischen, einachsigen Laufwerksportalen verbunden, die Wagenkästen der Mittelwagen sind systembedingt vergleichsweise kurz.[28][29] Die längeren Endwagen laufen an den Betriebskuppelenden auf je einem Drehgestell. Über diesen ist der Wagenboden auf Regelhöhe angehoben.
Das Außendesign wurde gegenüber dem ersten Entwurf von 2019 erheblich verändert.[30] Die Züge bieten jeweils drei Rollstuhlplätze, acht Fahrradaufhängungen, 46 Plätze im Familienbereich (davon 24 in Vis-à-vis-Anordnung) sowie neun Plätze (zwei Vis-à-vis-Sitzgruppen mit vier und fünf Sitzen) in einem abgetrennten Kleinkindabteil mit Spielfläche. Sie sind mit WLAN, Bordunterhaltung („ICE-Portal“), einem Fahrgastinformationssystem mit Echtzeitdaten, Steckdosen und Halterungen für Tabletcomputer an jedem Platz sowie Gepäckbereichen ausgestattet.[31] Der Innenraum verfügt über eine indirekte Beleuchtung mittels Leuchtdioden.[32]
Die Züge verfügen auch über für Mobilfunk durchlässige Scheiben, sodass keine Repeater notwendig sind.[22]
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Einsatz
Die ersten Talgo-Züge sollten ursprünglich ab Dezember 2023 auf der damaligen Intercity-Linie 77 Berlin–Hannover–Amsterdam eingesetzt werden. Wegen Lieferproblemen beim Hersteller verzögerte sich jedoch der Einsatzbeginn.[33][34] Stattdessen werden auf dieser Linie seit September 2025 Triebzüge der Baureihe 408 eingesetzt.[35][36]
Seit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 werden der ICE 1548 von Berlin nach Köln und der ICE 1055 in der Gegenrichtung planmäßig mit ICE L gefahren. Die Führerstände der Steuerwagen können dabei nicht genutzt werden, weil die Wendezugeinrichtung noch nicht zugelassen ist. Die Züge werden mit angemieteten Siemens-Vectron-Lokomotiven bespannt. Mit diesen Lokomotiven sinkt die eigentlich vorgesehene Höchstgeschwindigkeit von 230 auf 200 km/h.[37]
Ab 1. Mai 2026 sollen ICE L auch auf der touristischen Verbindung zwischen Berlin und Westerland (Sylt) zum Einsatz kommen, ab 11. Juli 2026 schließlich auch zwischen Frankfurt (Main) und Westerland (Sylt), Köln und Westerland (Sylt) sowie Dortmund und Oberstdorf.[22] Schon im Mai 2023 wurde außerdem bekanntgegeben, dass die Züge später auch nach Wien und Kopenhagen eingesetzt werden sollen.[14]
Übersicht und Zustand der Garnituren
Literatur
- DB beschafft neue Fernzug-Generation bei Talgo. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 3, März 2019, ISSN 1421-2811, S. 125.
- Erster Blick auf die Talgo-Züge von DB Fernverkehr. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 4, April 2019, ISSN 1421-2811, S. 192.
- DB und Talgo stellen neue Fernzug-Generation ECx vor. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 5, Mai 2019, ISSN 1421-2811, S. 238 f.
- Talgo-Fahrzeuge für die DB im Bau. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 11, November 2020, ISSN 1421-2811, S. 595.
- Stefan May: Stufenloser ICE. In: Privatbahn Magazin. Nr. 2022-06. Bahn-Media Verlag GmbH & Co. KG, November 2022, ISSN 1865-0163, S. 53.
- Stella Köster, Jens Dupont: Der neue ICE L – mehr Komfort für alle Reisenden. In: Deine Bahn. Nr. 12. Bahn Fachverlag GmbH, Dezember 2022, ISSN 0948-7263, S. 46–49.
- Sebastian Schrader: DB Fernverkehr: Verwirrung um Zukunft der ICE L. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 2. Minirex, Februar 2025, ISSN 1421-2811, S. 69.
- ICE L zur Zulassung in den Niederlanden. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 3. Minirex, März 2025, ISSN 1421-2811, S. 130.
- ICE 3 neo statt ICE L nach Amsterdam. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 4. Minirex, April 2025, ISSN 1421-2811, S. 178.
- Weiterhin ICE-L-Messfahrten. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 6. Minirex, Juni 2025, ISSN 1421-2811, S. 277.
- Messfahrten mit ICE L in Österreich. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 6. Minirex, Juni 2025, ISSN 1421-2811, S. 281.
- Benedikt Haufs: Die spezifischen Eigenschaften eines hybriden Konzeptes: Der ICE L. In: Eisenbahntechnische Rundschau. Nr. 7+8. DVV Media Group / Eurailpress, Juli 2025, ISSN 0013-2845, S. 48 ff.
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Weblinks
Commons: ICE L – Sammlung von Bildern
- Der ICE L: Zahlen – Daten – Fakten. (PDF; 746 kB) In: Deutsche Bahn.
- ICE L: Die Rückkehr des konventionellen Zuges. Talgo, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. September 2022.
- André Werske: ICE L – Lokbespannter Niederflur-Fernverkehrszug von Talgo. In: hochgeschwindigkeitszuege.com.
- Kilistrains (Kilian Müller): Der neue ICE L der Deutschen Bahn – Exklusiver Einblick in den Zug der Zukunft! auf YouTube, 17. Oktober 2025 (deutsch; ICE L – Video von der Vorstellung des Zuges in Berlin mit Außen- und Innenansicht; Laufzeit: 9 min 33 s).
- Das besondere Laufwerk des ICE L und Wissenswertes
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Einzelnachweise
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