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verantwortliche Person für die Kameraführung und/oder Bildgestaltung bei Filmen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Kameramann (Plural: Kameramänner oder Kameraleute)[1] oder die Kamerafrau (Plural: Kamerafrauen oder Kameraleute)[2] ist verantwortlich für die Kameraführung oder Bildgestaltung bei der Produktion von Filmen, beispielsweise bei Spiel- und Dokumentarfilmen, Fernsehspielen/-serien/-sendungen, Live-Aufzeichnungen oder der elektronischen Berichterstattung.
Anders als im Englischen hat die Bezeichnung Kameramann die Aufgabendifferenzierung dieses filmischen Gewerkes der letzten Jahrzehnte sprachlich nicht abgebildet. Im Bereich des fiktionalen Films bezeichnet das Wort Kameramann umgangssprachlich heute den bildgestaltenden Kameramann. Im Englischen verwendet man dafür den Begriff Director of Photography („Regisseur der Photographie“, „Bildregisseur“), dessen Aufgabe die gesamte Licht- und bildatmosphärische Gestaltung des Filmes inklusive der Entscheidung über Einstellungsgrößen ist. Auch der Begriff Cinematographer wird für diese Aufgabe verwendet.
Davon unterscheidet man im Englischen den Cameraman, vergleichbar mit dem „Bildreporter“ in der aktuellen Berichterstattung oder bei Sportübertragungen, sowie den Operating Cameraman als ausführender Kameraschwenker, der die Kamera bedient, sowie den Assistant Cameraman für diverse Assistentenberufe wie den Focus Puller als Schärfen-Zieher.[3]
Der deutsche Begriff Kameramann oder Kamerafrau umfasst unterschiedliche Berufe, die sich wie folgt abgrenzen lassen:
Das Berufsbild kann je nach Einsatzfeld stark variieren.
Bei Fernsehaufnahmen wird unterschieden zwischen Studio- bzw. Live-Kamera oder EB-Kamera. Der Studio- oder Live-Kameramann ist Teil eines Aufnahmeteams und schwenkt die Kamera, während der EB-Kameramann weitgehend eigenständig agiert und meistens im Newsbereich tätig ist. Bei Filmproduktionen stehen künstlerisch-photographische Aspekte im Vordergrund: Der Film-Kameramann befasst sich mit der Auswahl von Motiven und Einstellungen und erarbeitet zusammen mit der Regie das visuelle und dramaturgische Gesamtkonzept des Films und setzt es photographisch um.
Dieser Artikel beschäftigt sich weitgehend mit dem Berufsbild des Kameramanns im Kontext der Filmkunst.
In der Frühzeit des Kinos waren der Filmphotograph und der Kameraoperateur die alleinigen Bediener der Filmkamera. Da die Funktionen und Möglichkeiten der Kinokamera im Zuge der technischen Entwicklung immer komplexer geworden sind, ist an die Stelle des Laufbildphotographen zunehmend ein ganzes Kamerateam getreten, in dem verschieden spezialisierte Personen unterschiedliche Funktionen wahrnehmen.
Umgangssprachlich wird der Kameramann häufig mit dem Chef des Kamerateams gleichgesetzt. Die heutige Bezeichnung „Kamera“ sagt jedoch über den Beruf eines lichtsetzenden Kameramannes (in Großbritannien Lighting cameraman und in den USA cinematographer), also der Person, die für die Filmphotographie verantwortlich ist, nichts aus.
Der bildgestaltende Kameramann heißt im amerikanischen und britischen Englisch director of photography (DoP, DP), im Französischen directeur de la photo, im Italienischen direttore della fotografia oder autore della fotografia und im Spanischen director de fotografía, was als Photographischer Leiter übersetzt werden könnte. Im Deutschen werden zunehmend auch die Bezeichnungen Bildgestalter und Bildautor verwendet.
In den USA folgen ihm in der Hierarchie der Kameraoperateur („Schwenker“, engl. auch camera operator), der erste Kameraassistent (focus puller), der für die Bildschärfe verantwortlich ist, und der zweite Kameraassistent (clapper loader) oder Materialassistent, der die Filmklappe bedient, das Rohfilmmaterial handhabt, den Darstellern bei Bedarf Linien und Positionen vorgibt und sich um alle Papierunterlagen des Kamerateams kümmert. Im weiteren Sinne gehören zum Kamerateam Standfotografen, die für die Werbebilder (stills) zuständig sind, und die Arbeiter der Kamerabühne, die u. a. den Dolly oder Kran bedienen (grip, key grip, dolly grip). In größeren Filmproduktionen setzen Unternehmen auch ein zweites Kamerateam (Second Unit) ein, das weniger wichtige Aufnahmen (in denen z. B. die Hauptdarsteller nicht auftreten) übernimmt, das Produktionsbudget entlastet und paralleles Arbeiten ermöglicht.
Der Kameramann hat in der Vorproduktionsphase die notwendige Ausrüstung und das Material abzuschätzen und meist auch das Team zusammenzustellen. Bei Spielfilmaufnahmen ist er für die Bildkomposition (Perspektive, Kadrage), die Kameraführung sowie für die Ausleuchtung des Sets verantwortlich. Nach Drehschluss muss er oft schon das nächste Set vorbereiten.
Im Vorfeld der Dreharbeiten entwickelt der Kameramann anhand des Drehbuchs mit dem Regisseur Ideen zur Visualisierung des Drehbuchs. Im einen Extrem übernimmt er zu 100 % die visuelle Umsetzung des Stoffs, im anderen Extrem sorgt er „nur“ für die Umsetzung der Ideen anderer. In der sogenannten „Polnischen Schule“ wird er bereits in den Prozess des Drehbuchschreibens eingebunden. Im sogenannten Dogma-Film ist der Kameramann in der Visualisierung völlig frei und wird quasi unvorbereitet in die Situation hineingeworfen. Jeder gute Kameramann hat einen eigenen Stil entwickelt, ist zugleich aber in der Lage, verschiedene Stilformen umzusetzen. Meist wird ein Kameramann für eine Filmproduktion ausgewählt, weil er den anvisierten Stil des Films sicher beherrscht. Insoweit ist der Kameramann als visueller Autor der Filmbilder auch Mit-Urheber des Filmwerks.
Die Arbeit und die damit verbundenen Anforderungen an fürs Fernsehen arbeitende Kameraleute lassen sich in zwei unterschiedliche Tätigkeitsfelder untergliedern.
EB-Kameraleute arbeiten überwiegend im „Zwei-Mann-Team“ und setzen die Geschichte des Redakteurs weitestgehend eigenverantwortlich nach visuellen Gesichtspunkten um. Das Aufgabengebiet ist dabei vielseitig und kann von der 20-sekündigen Kurznachricht bis zur 45-minütigen Dokumentation reichen.
Das relativ neue Berufsbild des Videojournalisten ist stark umstritten, da ein „Ein-Mann-Team“ das EB-Team ersetzen soll.
E-Kameraleute arbeiten im so genannten Verbundkamerasystem (Studio oder Live) und erhalten ihre Anweisungen über Intercom vom Regisseur. Bei Aufzeichnungen oder Liveübertragungen mit mehreren Kameras entwirft der Regisseur vorab ein Konzept, das bei Liveproduktionen jedoch oft nicht 1:1 umgesetzt werden kann. Anders als bei Spielfilm- oder Werbefilmproduktionen fehlt oft die Zeit, mit Kameraleuten und Filmeditoren jedes einzelne Motiv durchzusprechen. Vielmehr arbeiten Kameraleute und Editoren hier vergleichsweise eigenständig.
Die Ausbildung zum Kameramann ist nicht einheitlich geregelt. Möglich ist entweder eine fotografische Ausbildung mit Zusatzausbildung an einer Filmakademie bzw. Fernsehakademie oder als Erstausbildung eine grundständige Ausbildung an einer Kunsthochschule oder Fachhochschule. Am häufigsten wird der Weg des Mediengestalters Bild und Ton gewählt, der nicht nur das klassische Berufsfeld des Kameramanns abdeckt, sondern auch Ton und Schnitt als Kernelement der dreijährigen Ausbildung beinhaltet. Dieser Weg garantiert eine bundesweit anerkannte Ausbildung.
Neben der Weiterbildung zum Master of Arts (M.A.) oder zum Meisterschüler gibt es auch künstlerische Meisterklassen. Eine mögliche Weiterentwicklung besteht zum Berufsbild des Videojournalisten.
Obwohl es seit vielen Jahren eine eigene Oscar-Auszeichnung in der Kategorie „Kamera“ gibt, ist der Beruf immer wenig beachtet im Schatten der Aufmerksamkeit für Schauspieler oder Filmregisseure geblieben. BAFTA-Awards für die beste Kamera gibt es seit 1964, sie werden in verschiedenen Filmkategorien verliehen. Emmy Awards für Outstanding Cinematography werden ebenfalls in verschiedenen Filmkategorien verliehen. Mit dem Deutschen Kamerapreis wird in Deutschland erst seit 1982 eine spezielle Auszeichnung verliehen. Die American Society of Cinematographers vergibt seit 1987 den ASC-Award für die beste Kameraarbeit in einem Spielfilm und seit 1988 den ASC Lifetime Achievement Award für ein Lebenswerk. In Polen findet seit 1993 jährlich das Camerimage-Festival statt, das als weltweit einziges Filmfestival explizit die Kameraarbeit zum Thema hat. Außerdem gibt es seit dem Jahr 2000 eine international vergebene Auszeichnung, den Marburger Kamerapreis, der gemeinsam von der Stadt Marburg, den ortsansässigen Kinobetrieben und dem Fachbereich Medienwissenschaft der Philipps-Universität verliehen wird.[4]
Zu den bedeutendsten Kameraleuten der frühen Filmära zählen Karl Freund, Hans Schneeberger, Franz Planer, Mikhail und Boris Kaufman (die beiden Brüder von Dziga Wertow), Eduard Tisse, der Kameramann von Sergei Eisenstein.
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