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Kapellenfriedhof (Bad Kissingen)

Park in Bad Kissingen, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Der Kapellenfriedhof ist ein historischer Friedhof in der Kapellenstraße in der unterfränkischen Kurstadt Bad Kissingen. Er gehört zu den Bad Kissinger Baudenkmälern und ist unter der Nummer D-6-72-114-26 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.

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Kapellenfriedhof mit Marienkapelle

Zum Friedhof gehört die Marienkapelle.

Geschichte

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Anfänge

Erstmals erwähnt wurde der Kapellenfriedhof im Jahr 1348, als viele Kissinger der Pest zum Opfer fielen.[1] Etwa zur gleichen Zeit entstand die zum Friedhof gehörende Marienkapelle (wobei für die mögliche Ersterwähnung von 1286 unsicher ist, ob diese sich auf die Marienkapelle oder auf die Jakobuskirche bezieht[2]; die erste sichere Ersterwähnung der Marienkapelle stammt ebenfalls aus dem Jahr 1348[2]).

Das erste, nicht mehr existente Leichenhaus des Friedhofs entstand im Jahr 1841.[3]

Das neben der Marienkapelle befindliche Kruzifix aus Sandstein mit Mater-Dolorosa-Darstellung entstand im 18. Jahrhundert.[4][5]

Im Jahr 1855 wurde der Friedhof ein erstes Mal erweitert.[3][1]

Schlacht bei Kissingen

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Zeitgenössische Postkartendarstellung der Schlacht bei Kissingen

Während der Schlacht bei Kissingen im Deutschen Krieg wurde der Kapellenfriedhof am 10. Juli 1866 Schauplatz eines Gefechts.[6][7][8] Auf Grund der Lage der Marienkapelle wie eine Festung zwischen Kissingen einerseits und andererseits Nüdlingen sowie dem heutigen Bad Kissinger Stadtteil Winkels, wollte der bayerische General Oskar von Zoller den preußischen Truppen den Weg nach Nüdlingen und dem Kissinger Stadtteil versperren. Auf dem Kapellenfriedhof wurden 151 der etwa 350 Opfer der Schlacht bestattet[8] (Für eine Übersicht siehe Kapitel „Grabstätten“[9][10]). Im Massengrab am 1869 aufgestellten Denkmal der Germania gegenüber der Marienkapelle an der Kapellenstraße fanden 63 Gefallene an der Kapellenstraße ihre letzte Ruhe.[8]

Kapellenkirchner Kaspar Betzer, ein Vorfahre des späteren Münnerstädter Bürgermeisters Ferdinand Betzer[11], wurde von preußischen Soldaten verhaftet, als er die Festsetzung gefangener bayerischer Soldaten in der Marienkapelle verhindern wollte.[12][13][11] Betzer hatte die Marienkapelle verschlossen, um sie vor der Plünderung durch die preußischen Soldaten zu schützen.[12] Nachdem er vergeblich behauptete, er habe den Schlüssel seiner Tochter mitgegeben, musste er ihn schließlich übergeben.[13][11] Schriftsteller Theodor Fontane, der den Vorfall in seinem Bericht über den Deutschen Krieg nicht erwähnt, erwirkte später eine Entschädigung in Höhe von 50 Talern für Betzer.[11]

Zwischen den Kriegsgräbern befindet sich auf dem Friedhof auch eine Gedenksäule mit bayerischem Raupenhelm auf einem Lorbeerkranz mit Schwert für die Gefallenen des Deutschen Krieges, die allem Anschein nach von Bildhauer Michael Arnold geschaffen wurde.[14][15]

19. Jahrhundert bis zur Gegenwart

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Torbogen (1909)

Im Jahr 1890 fand eine weitere Friedhofserweiterung statt, wobei der Friedhof seine heutige Ausdehnung erhielt.[1][3] Im Rahmen dieser Erweiterung errichtete der Bildhauer Valentin Weidner ein weiteres Kruzifix, das am 27. September 1890 eingeweiht wurde.[16][17] Ebenfalls bei der Friedhofserweiterung von 1890 entstand das bereits 1885 geplante heutige Leichenhaus.[4]

Der barockisierende Torbogen, der zum Friedhof mit einer Fläche von 10.000 m²[1][3] führt, datiert vom Jahr 1909.[18]

Eine zwischen den Jahren 1925 und 1929 geplante Erweiterung fand nicht statt, da am Sinnberg der Parkfriedhof entstand.[3]

Vor allem im 19. Jahrhundert wurden die Grabanlagen mit steigendem Wohlstand der zu bestattenden Einwohner immer aufwändiger.[19][20][21][22] Viele der Grabanlagen auf dem Kapellenfriedhof wurden vom Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner geschaffen, so u. a. das Grabmal Huß, die Gruft der Familien Leo Schmitt und Hartmann, die Gruft der Familie Vogel sowie das Grab von Anton Straus. Von seinem Sohn Hans Weidner stammen die Familiengräber Pabst (1892), Albert (1910) und Haemmel (1911). Es ist möglich, dass von Vater und Sohn Weidner weitere Grabdenkmäler auf dem Kapellenfriedhof geschaffen wurden, sich durch Verwitterung und Überwucherung aber keine Signaturen mehr auffinden lassen.[23]

Auf dem Kapellenfriedhof befindet sich eine im Jahr 1905 von Bildhauer Valentin Weidner geschaffene Mariensäule.[4][24] Sie stand zuvor auf dem Marienplatz an der Bad Kissinger Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche, kam dann zunächst in das Erholungsheim der Englischen Fräulein in Kirchehrenbach und schließlich im Jahr 1994 auf den Kapellenfriedhof.[4][24]

Gegenwart

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Matthias-von-Flurl-Denkmal (2017, Detail)

Im Jahr 1980 fand aus wasserschutzrechtlichen Gründen die letzte Bestattung auf dem Kapellenfriedhof statt.[1] Seitdem wird er in gärtnerischer Hinsicht nur sehr behutsam gepflegt, was laut Stadtplanungsamt „den Prozess des Entstehens und Vergehens in den Jahrzehnten und im Altern und Absterben“ widerspiegeln soll.[1] Im Jahr 2012 verkleinerte die Stadt Bad Kissingen den Gräberbestand auf dem Friedhof um 30 Gräber.[25] Im Jahr 2014 hat Kreisheimatpfleger Werner Eberth eine Bürgerinitiative begründet, in deren Rahmen ehrenamtliche Bad Kissinger Bürger die Grabstellen auf dem Kapellenfriedhof pflegen.[26]

Am 15. Juli 2017 wurde auf dem Friedhof ein Denkmal für Salinen-Inspektor Mathias von Flurl enthüllt. Dieser war am 27. Juli 1823 während eines Aufenthaltes an der Oberen Saline im heutigen Bad Kissinger Stadtteil Hausen an einem Schlaganfall verstorben und wurde auf dem Kapellenfriedhof bestattet.[27][28][29]

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Grabstätten

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Kriegsgräber

Auf dem Kapellenfriedhof sind u. a. folgende Gefallene der Schlacht bestattet (Liste in alphabetischer Reihenfolge):[9][10]

Weitere Informationen Name, Rang ...

Historische Persönlichkeiten

Auf dem Kapellenfriedhof wurden u. a. folgende Persönlichkeiten bestattet (Namen in alphabetischer Reihenfolge):[19][20][21][22]

Weitere Informationen Name, Beschreibung ...
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Zum Kapellenfriedhof gehörende Anlagen

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Marienkapelle

Möglicherweise entstand die Marienkapelle bereits im Jahr 1286, doch ist unsicher, ob sich die urkundliche Erwähnung auf die Marienkapelle oder die Jakobuskirche bezieht. Die erste sichere Erwähnung der Kapelle stammt vom Jahr 1348. Im Jahr 1727 erbaute Balthasar Neumann die Marienkapelle neu; ein Blitzschlag vom 7. Mai 1790 machte umfangreiche Reparaturarbeiten notwendig. Die bisher letzte Renovierung des Kirchengebäudes fand 1975 statt.

Liebfrauensee

Vor dem aus Marienkapelle und Kapellenfriedhof bestehenden Komplex befindet sich der 1.076 m²[137][138] große Liebfrauensee. Sein Name stammt der Sage nach von einer Marienerscheinung, die einen jungen Mann, der sich aus Liebeskummer in den See stürzen wollte, von seinem Vorhaben abgebracht haben soll.[139][140]

Zum Kapellenfriedhof gehörende Bau- und Flurdenkmäler

Leichenhalle

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Leichenhalle (1890)

Ebenfalls bei der Friedhofserweiterung von 1890 entstand das bereits 1885 geplante heutige Leichenhaus.[4] Es gehört zu den Bad Kissinger Baudenkmälern und ist unter der Nummer D-6-72-114-26 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.[16] Der eingeschossige Satteldachbau wurde von Architekt Jakob Hergenröder im Rundbogenstil errichtet. Es ist am Eingangsbereich mit einem mittigen Dreiecksgiebel über einer dreifachen Arkatur gestaltet.[4][16]

Friedhofskreuz (18. Jh.)

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Friedhofskreuz (18. Jh.)

Das Kruzifix neben der Marienkapelle aus Sandstein entstand im 18. Jahrhundert.[4][5] Es gehört zu den Bad Kissinger Baudenkmälern und ist unter der Nummer D-6-72-114-26 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.[16]

Es steht auf einem breiten Tischsockel mit einer Reliefdarstellung des schlafenden Christuskindes.[5] In der Brust einer ebenfalls aus Sandstein bestehenden Marienfigur vor dem Kruzifix befindet sich ein Loch mit Resten von Blei.[5] Eine Legende besagt, das Loch sei während des Deutschen Krieges von 1866 entstanden, als ein preußischer Soldat vom Westeingang des Friedhofs aus auf einen auf dem Kruzifixsockel stehenden bayerischen Soldaten schoss.[5] Nach einer Variante der Legende soll der preußische Soldat gezielt auf die Marienfigur geschossen haben.[5] Das Loch mit den Resten von Lötblei stammt, wie Kreisheimatpfleger Werner Eberth ausführt, wohl eher von einem ehemals an der Marienfigur befestigten, zur Mater-Dolorosa-Darstellung gehörenden Schwert oder Dolch; das Schwert (oder der Dolch) fiel irgendwann einem Diebstahl zum Opfer.[5]

Gedenksäule

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Gedenksäule (Nahaufnahme)

Zwischen den Kriegsgräbern befindet sich auf dem Friedhof auch eine Gedenksäule mit bayerischem Raupenhelm auf einem Lorbeerkranz mit Schwert für die Gefallenen des Deutschen Krieges.[14] Unter den im Bad Kissinger Stadtarchiv erhaltenen Entwürfen des Bildhauers Michael Arnold befindet sich auch ein Entwurf für die Gedenksäule.[14] Allem Anschein nach wurde die Gedenksäule auch nach Arnolds Entwurf ausgeführt.[14][15]

Friedhofskreuz (1890)

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Kruzifix (1890)

Im Rahmen der Friedhofserweiterung von 1895 errichtete der Bildhauer Valentin Weidner ein weiteres Friedhofskreuz, das am 27. September 1890 eingeweiht wurde.[16][4][17] Es gehört zu den Bad Kissinger Baudenkmälern und ist unter der Nummer D-6-72-114-26 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.[16]

Wie die örtliche „Saale-Zeitung“ am 30. September 1890 berichtete, sei „Die Gestalt des Christus […] von ergreifender Wirkung“; das sechs Meter hohe, aus Abensberger Kalkstein bestehende Kruzifix „gereicht Herrn Weidner sehr zur Ehre.“[141] Das neugotische Kruzifix steht auf einem achteckigen Postament mit Lisenen- und Maßwerkornament.[16] Eine Besonderheit ist, dass auch der Kreuzesstamm achteckig ist.[17] Die an der unteren Stufe des Friedhofskreuzes befindliche Signatur ist durch Auffüllung des Geländes im Rahmen einer Renovierung in den 1980er Jahren stark verwittert.[17]

Mariensäule

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Mariensäule

Auf dem Kapellenfriedhof befindet sich eine im Jahr 1905 von Bildhauer Valentin Weidner geschaffene Mariensäule.[4][24] Es gehört zu den Bad Kissinger Baudenkmälern und ist unter der Nummer D-6-72-114-26 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.[16]

Es handelt sich um eine neugotische Madonnenfigur, die auf einer gedrehten Säule über einem von einem Wappen umringten Postament steht.[16] Die Mariensäule wurde 1905 zunächst am Marienplatz an der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche aufgestellt. Im Jahr 1958 wurde sie entfernt und dort durch eine Mariensäule aus Sandstein vom Jahr 1716 ersetzt.[24] Weidners Marienfigur kam zunächst (ohne Säule, die bei der Pfarrei Herz-Jesu verblieb) in das Erholungsheim der Englischen Fräulein in Kirchehrenbach, die ein Institut neben der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche unterhielten.[24] Wegen Aufgabe des Erholungsheims in Kirchehrenbach einigten sich die Englischen Fräulein und die Stadt Bad Kissingen über einen Rücktransport der Marienfigur zum Kapellenfriedhof.[24] Die Pfarrei Herz-Jesu überließ der Stadt Bad Kissingen die Säulenreste.[24] Mehrere Standortalternativen (direkt am Liebfrauensee, vor der Marienkapelle, vor dem ehemaligen Leichenhaus) wurden verworfen.[24] Die Mariensäule wurde schließlich an der Ost-West-Achse des Friedhofs aufgestellt, womit sich die Mariensäule und Weidners Kruzifix von 1890 auf der Querachse fast spiegelbildlich gegenüberstehen.[24] Der Bad Kissinger Steinmetzbetrieb Torsten Göbel erhielt den Auftrag zur Ergänzung der beschädigten Marienfigur und meißelte nach der Vorlage Weidners eine neue Säulenbasis aus roten Sandstein.[24] Dabei fiel die Mariensäule etwas kleiner als im Originalzustand aus.[24] Im Rahmen einer Maiandacht wurde die neue Mariensäule am 29. Mai 1994 unter Teilnahme einer Vertretung der Englischen Fräulein neu eingeweiht.[24]

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Literatur

  • Denis André Chevalley, Stefan Gerlach: Stadt Bad Kissingen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VI.75/2). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-577-2, S. 4446.
  • Werner Eberth: Michael Arnold – Ein Bildhauer des Spätklassizismus. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2001, S. 118–150.
  • Werner Eberth: Valentin Weidner. In: Kissinger Hefte. Band 1, Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1992, DNB 920517749.
  • Werner Eberth: Valentin und Hans Weidner (1848–1919), (1875–1953). Bildhauer des Historismus in Franken. Ergänzungen zum Kissinger Heft. Band 1, Beiheft zur Ausstellung: „Der Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner“ 1992. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1996, OCLC 164759770.
  • Werner Eberth: Der Deutsche Krieg von 1866 im Landkreis Bad Kissingen. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2016, DNB 1103677756, S. 70 ff.
  • Edi Hahn: Bad Kissingen. Eine Stadtführung. Bad Kissingen 1991, ISBN 3-925722-04-1, S. 45–47, 63–69.
  • Franz Warmuth: 100 Jahre Herz Jesu Pfarrei Bad Kissingen – Beitrag zur Geschichte der Pfarrei Bad Kissingen. Katholisches Stadtpfarramt Bad Kissingen, Bad Kissingen 1984, DNB 99534597X, S. 23–38.
  • Gerhard Wulz: Die Friedhöfe in Bad Kissingen. In: Thomas Ahnert, Peter Weidisch (Hrsg.): 1200 Jahre Bad Kissingen, 801–2001, Facetten einer Stadtgeschichte. (= Festschrift zum Jubiläumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung / Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen). Verlag T. A. Schachenmayer, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-929278-16-2, S. 314.
  • Gerhard Wulz: Der Kapellenfriedhof in Bad Kissingen. Ein Führer mit Kurzbiografien. Stadt Bad Kissingen, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-934912-04-4 (2. erweiterte und überarbeitete Ausgabe: Bad Kissingen 2019, ISBN 978-3-934912-24-3).
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Commons: Kapellenfriedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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