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Kleinkastell Trienz
archäologische Stätte in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Kleinkastell Trienz war ein römisches Grenzkastell an der älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes auf dem Gebiet der Gemeinde Fahrenbach im badischen Neckar-Odenwald-Kreis.
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Lage und Forschungsgeschichte

Das heutige Bodendenkmal befindet sich im westlichen Bereich des gleichnamigen Fahrenbacher Ortsteiles Trienz. Im heutigen Siedlungsbild liegt es etwa 200 Meter südöstlich des ehemaligen Bahnhofs im Bereich des Gemeindezentrums der katholischen Kirche von Trienz. Topographisch befindet es sich auf einem nach Südwesten hin abfallenden Bergsporn oberhalb einer Schleife des Trienzbaches. Mit rund 2.000 Quadratmeter Fläche fiel diese Fortifikation / militärische Befestigung deutlich größer aus als die nördlicher gelegenen Kleinkastelle des Odenwaldlimes, „Windlücke“ beim Kastell Lützelbach, „Zwing“ nahe dem Kastell Hesselbach, „Seitzenbuche“ im Einzugsbereich des Kastells Schloßau und auch größer als das benachbarte Militärlager von Robern.
Das Kastell wurde 1897 von Karl Schumacher, dem regional zuständigen Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission archäologisch ausgegraben.
Heute ist von der ehemaligen Fortifikation nichts mehr im Gelände wahrzunehmen.
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Befunde
Zusammenfassung
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Die Fortifikation von Trienz war ein quadratisches Steinkastell von 44 m bis 45 m Seitenlänge, was einer überbauten Fläche von knapp 0,2 ha entspricht. Es verfügte über stark abgerundete Ecken und zwei Tore, jeweils eines auf der West- und auf der Ostseite. Die Stärke der Wehrmauer betrug 80 cm bis 85 cm. In der Südwestecke des Kastells wurde eine parallel verlaufende Mauer derselben Stärke festgestellt, die vermutlich die Abstützung des Walles bildete, der den Wehrgang trug.[2][3] Theoretisch könnte sie aber auch zu einem älteren Vorgängerbau gehört haben.[3] Das Osttor war 3,40 m, das Westtor 2,90 m breit. Beide Tore waren mit 2,80 m langen und 0,85 m bis 1,05 m breiten, eingezogenen Torwangen versehen. Vor der Wehrmauer befand sich ein einfacher Graben als Annäherungshindernis, der vor den beiden Toren unterbrochen war.
Das Kastell war für eine Vexillatio (Detachement) in der Größe einer Zenturie, also für maximal etwa 80 Mann Besatzung ausgelegt. Im Innenbereich befanden sich einfache Mannschaftsunterkünfte aus Holz oder Fachwerk. Ausweislich einer dort gefundenen Inschrift[4] war zur Zeit des Antoninus Pius[5] im Lager ein Teil des im Numeruskastell Neckarburken stationierten Numerus Brittonum Elantiensium („Numerus der Elzbrittonen“) untergebracht. Die Inschrift lautet:
- [Imp(eratori) Caes(ari) Tit(o)] Aelio
- [Had(riano) Ant(onino) Aug(usto) Pio p]on(tifici) max(imo)
- [trib(unicia) pot(estate) co(n)s(uli) IIII(?) p(atri) p(atriae) n(umerus) B]r(ittonum) El(antiensium)
Übersetzt: „Dem Imperator Caesar Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius, Pontifex Maximus, Inhaber der tribunizischen Gewalt zum ?. Mal, Konsul zum vierten Mal, Vater des Vaterlandes, vom Numerus der Brittones Elantiensium.“ Der Inschriftenstein befindet sich heute im Römermuseum Osterburken.
Von dem Kleinkastell Trienz ist heute nichts mehr zu sehen, es befindet sich in teilweise überbautem Gelände.
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Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell Trienz und den Kastellen von Neckarburken
Zusammenfassung
Kontext
Vom Kleinkastell Trienz aus verläuft der Limes linear gen Süden. Er durchquert zunächst den Ort Trienz, quert den Trienzbach und zieht dann abwechselnd durch landwirtschaftlich genutzte und bewaldete Gebiete auf Sattelbach zu. Auch diesen Ort durchquert er und verläuft dann weiter, zunächst durch die landwirtschaftlichen Nutzflächen des Ortes, dann durch den Bürgerwald zwischen Sattelbach und Neckarburken, um schließlich zum Elztal mit den beiden Garnisonen von Neckarburken hinabzusteigen. Auf diesem Weg fällt er zunächst zum Trienzbachtal um 23 Höhenmeter ab, steigt aber jenseits des Baches zum Wp 10/53 wieder um 37 Meter an. Bei einer neuerlichen Querung des Baches zwischen Wp 10/54 und Wp 10/55 verliert er wiederum 45 Höhenmeter, steigt aber unmittelbar darauf noch einmal um 50 Meter bis zum Wp 10/55 an. Von nun an fällt er, zunächst langsam aber kontinuierlich, dann zum Elztal hin deutlicher ab und verliert bis zu den Kastellen von Neckarburken insgesamt 155 Höhenmeter.
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Denkmalschutz
Das Kleinkastell Trienz und die erwähnten Bodendenkmale sind geschützt als Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 202f.
- Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches, Abteilung A, Band 5: Strecke 10 (Der Odenwaldlimes von Wörth am Main bis Wimpfen am Neckar), 1926, 1935, S. 103f. sowie Tafel 13, Abb. 2–6
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, (= Saalburg-Schriften, 6), S. 75–92.
- Egon Schallmayer: Der Odenwaldlimes. Entlang der römischen Grenze zwischen Main und Neckar. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2309-5, S. 129–135.
- Egon Schallmayer (Hrsg.): Der Odenwaldlimes. Neueste Forschungsergebnisse. Beiträge zum wissenschaftlichen Kolloquium am 19. März 2010 in Michelstadt. Saalburgmuseum, Bad Homburg 2012, ISBN 978-3-931267-07-0 (Saalburg-Schriften, 8).
- Andreas Thiel: Odenwaldlimes im Neckar-Odenwald-Kreis. In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart, 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 191f.
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Weblinks
Commons: Limeswachturm Wp 10/59 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Limeswachturm Wp 10/60 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Anmerkungen
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