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Locoismus

Vergiftung bei Weidetieren durch Swainsonin-haltige Pflanzen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Locoismus
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Locoismus ist die Bezeichnung für schwere Vergiftungserscheinungen bei Weidetieren, die durch den Verzehr von Pflanzen mit dem Inhaltsstoff Swainsonin hervorgerufen werden. Der Begriff leitet sich vom spanischen loco = dt. „wahnsinnig“ ab. Locoismus tritt vor allem nach dem Verzehr von Pflanzen aus den Gattungen Astragalus und Swainsona auf. Diese Arten werden unter der Sammelbezeichnung Locoweed (engl. weed = dt. „Unkraut“) zusammengefasst.

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Strukturformel von Swainsonin, dem Auslöser des Locoismus
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Pflanzenarten

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Blüte von Oxytropis sericea
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Blüte von Astragalus lentiginosus
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Swainsona galegifolia

Bisher wurde Swainsonin in folgenden Pflanzenarten nachgewiesen:[1]

Gattung Tragant (Astragalus)
  • A. earlei
  • A. mollissimus
  • A. pubentissimus
  • A. lentigenosis
  • A. pehuenches[2]
  • A. wootoni
  • A. nothoxys
  • A. oxyphysus
  • A. tephrodes
  • A. humistratus
Gattung Swainsona
  • S. canescens[3]
  • S. luteola[4]
  • S. greyana
  • S. galegifolia[5]
Gattung Oxytropis
Außerdem in
  • Ipomea carnea[6]
  • Sida acuta[7]

Der unter anderem auf der Pflanze Oxytropis lambertii beheimatete Pilz Embellisia fungi macht aus der ohne den Pilz ungiftigen Pflanze durch die Produktion von Swainsonin ein Locoweed, das bei Ratten zu Vergiftungen führen kann.[8][9][10]

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Wirkung bei Weidevieh

Zusammenfassung
Kontext

Bei Weidetieren verursachen die vor allem im Westen Nordamerikas beheimateten Locoweed-Pflanzen den so genannten Locoismus. Dies ist eine durch das in diesen Pflanzen enthaltene Swainsonin hervorgerufene neurologische Erkrankung. Der Verzehr der Pflanzen kann zu starker Abmagerung (auch bei genügender Futteraufnahme), Herzversagen, spontanem Abortus, reduzierter Fruchtbarkeit, Fehlbildungen bei Embryonen und einem Suchtverhalten für Locoweed-Pflanzen führen.[11] Die Symptome ähneln nicht zufällig denen einer α-Mannosidose, einer genetischen Erkrankung, bei der das Enzym α-Mannosidase in seiner Funktion stark eingeschränkt ist.[12][13] Swainsonin hemmt reversibel die Enzyme α-Mannosidase im Lysosom und Golgi-α-Mannosidase II von Zellen, was zu einer Akkumulation von mannosereichen Oligosacchariden im Lysosom führt.[14]

Der durch Locoweed in den westlichen Staaten der USA entstehende wirtschaftliche Schaden wird auf mindestens 100 Millionen Dollar jährlich geschätzt.[15] Andere Schätzungen gehen von noch wesentlich höheren Schadenswerten aus.[16][17]

Der Maximalgehalt von Swainsonin im Futter der Weidetiere sollte unterhalb von 0,001 % liegen, um Vergiftungserscheinungen zu vermeiden.[18] Swainsonin reichert sich im Lysosom der Zellen an.[19]

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Weiterführende Literatur

Review-Artikel
  • M. H. Ralphs, J. F. James: Locoweed grazing. In: J Nat Toxins. 8, 1999, S. 47–51. PMID 10091127
  • K. E: Panter u. a.: Locoweeds: effects on reproduction in livestock. In: J Nat Toxins. 8, 1999, S. 53–62. PMID 10091128
  • B. L. Stegelmeier u. a.: The pathogenesis and toxicokinetics of locoweed (Astragalus and Oxytropis spp.) poisoning in livestock. In: J Nat Toxins. 8, 1999, S. 35–45. PMID 10091126
  • J. F. James u. a.: The effect of natural toxins on reproduction in livestock. In: J Anim Sci. 70, 1992, S. 1573–1579. PMID 1526925
Originäre Forschung

Einzelnachweise

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