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Luftangriffe auf Stuttgart
Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bei den Luftangriffen auf Stuttgart wurde während des Zweiten Weltkrieges die württembergische Hauptstadt Stuttgart schwer getroffen. Bei 53 Angriffen[1] kamen 4562 Menschen ums Leben, darunter 770 Ausländer, von denen der größte Teil Zwangsarbeiter waren. Der schwerste Luftangriff in der Nacht des 12. September 1944 durch die britische Royal Air Force, bei dem im Stuttgarter Talkessel ein Feuersturm entstand, forderte 957 Opfer.






Die Angriffe wurden von Einheiten der Royal Air Force (RAF) und den United States Army Air Forces (USAAF) geflogen. Speziell das Flächenbombardement ziviler Ziele (Innenstadt, Wohngebiete und andere) durch die RAF erfolgte aufgrund der vom britischen Luftfahrtministerium (Air Ministry) am 14. Februar 1942 erteilten „Area Bombing Directive“.[2]
Insgesamt 39.125 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, was 57,5 Prozent der Bausubstanz entsprach. Die Innenstadt war hierbei mit einem Zerstörungsgrad von 68 Prozent der Gesamtbausubstanz am schwersten betroffen.[3]
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Strategische Bedeutung und Angriffsziele
Im Großdeutschen Reich stand Stuttgart im Mai 1939 mit über 458.000 Einwohnern auf Rang 14 der Liste der größten deutschen Städte, wobei Breslau und Wien mit berücksichtigt sind.
Die Stadt war bereits damals Standort bedeutender Industriebetriebe. Vor allem die kriegswichtigen Werke von Daimler-Benz und Bosch waren primäre Ziele, aber auch kleinere Unternehmen wie die Hirth-Motorenwerke und das Karosseriewerk Reutter dienten der Rüstungsproduktion.
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Übersicht
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Großangriffe im Juli und September 1944
Die verheerendsten Luftangriffe auf Stuttgart erfolgten im Juli und September 1944. Durchgeführt wurden die Angriffe durch die No. 5 Bomber Group auf Befehl von Luftmarschall Arthur Harris. Die britische No. 5 Bomber Group war eine auf das systematische Abbrennen ziviler Flächenziele spezialisierte Einheit des britischen Bomber Command, die unter anderem für die Flächenbombardements auf Dresden, Darmstadt, Kassel, Braunschweig, Pforzheim, Hamburg und Hanau verantwortlich war. Die Einheit wandte eine Kombination von Spreng- und Brandbomben an. Diese Kombination führte im militärischen Optimalfall zu einem Feuersturm. Das Feuer vervielfachte dabei die Schäden der als Verursacher eingesetzten Spreng- und Brandbomben.[3]
Ablauf der Luftangriffe
Zusammenfassung
Kontext
Vorbereitung
Die genaue Auswahl der zu bombardierenden Stadtteile wurde anhand von Luftbildern, Bevölkerungsdichtekarten und Brandversicherungskatasterkarten getroffen. Die Katasterkarten waren durch deutsche Feuerversicherungen bei britischen Rückversicherungsgesellschaften vor dem Krieg hinterlegt worden. Die Stuttgarter Innenstadt wurde als Kerngebiet des Angriffs ausgewählt, da hier der Holzanteil an der Gesamtbaumasse am höchsten war. Damit stellte sie zum Entzünden eines Feuersturms in Stuttgart das optimale Kernzielgebiet dar.
Vor dem Bombardement wurde das Zielgebiet von Mosquito-Schnellbombern durch rote und grüne Markierungskörper (sogenannte Christbäume) abgegrenzt. Dies wurde überwacht durch einen in großer Höhe fliegenden Masterbomber, der über Funk mit den Markierungsfliegern verbunden war. Dann überprüfte der Masterbomber auf einer tieferen Flugbahn nochmals das Stuttgarter Zielgebiet, legte die exakten Anflughöhen fest und gab den Angriff frei.[3]
Bombardement
Die erste Angriffsserie vom Juli 1944 begann am 25. Juli und endete am 29. Juli 1944. Das Zielgebiet der Angriffe auf Stuttgart stellte im Wesentlichen das dichtbesiedelte Stadtzentrum in der Talkessellage – insbesondere die mittelalterliche Altstadt – dar. Das Bombardement lief meist wie folgt ab: Zuerst wurden tausende Sprengbomben sowie mehrere hundert Luftminen abgeworfen. Durch die Druckwellen der Explosionen wurden die Dächer aufgerissen. Danach wurden tausende Elektron-Thermitstäbe über dem Zielgebiet abgeworfen, die durch die die aufgerissen Dachstühle auf die (meist hölzernen) Dachböden der Häuser fielen und diese in kurzer Zeit in Brand setzten. Viele brennende Dachstühle in Häuserreihen wurden schnell zu Großbränden; hinunterfallende brennende Dachstuhlbalken setzten auch Stockwerke darunter und Treppenhäuser mit Holztreppen in Brand. Ob sich so ein Feuersturm entwickelt, hängt insbesondere von der Gesamtwetterlage und der Windrichtung ab. Bei der ersten Angriffsserie gelang es den Angreifern nicht, einen Feuersturm zu verursachen, um die Wirkung der Bomben zu multiplizieren. Sie warfen bei dieser ersten Serie rund 5200 Sprengbomben und fast 70.000 Brandbomben über Stuttgart ab.[4] Dies gelang erst beim Großangriff am 12. September 1944. In dieser Nacht zwischen 22:59 und 23:30 Uhr warf die britische No. 5 Bomber Group 75 Luftminen, 4300 Sprengbomben und 180.000 Elektron-Thermitstäbe über einem schmalen Areal im Gebiet der Gegend um die Hegel-, Hölderlin- und Schwabstraße sehr zielgenau ab. Das so verursachte Großfeuer breitete sich in hoher Geschwindigkeit aus und wurde zu einem Feuersturm. Dieser vernichtete ein fünf Quadratkilometer großes Stadtgebiet im Stuttgarter Talkessel.[3]
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Folgen
Bei den Angriffen wurden rund 4500 Menschen getötet und 8908 Menschen verwundet. 85 Menschen blieben vermisst.
Siehe auch
Weblinks
- Die Luftangriffe auf Stuttgart Multimedia-Reportage der Stuttgarter Zeitung auf: extra.stuttgarter-zeitung.de
- Liste aller 53 Angriffe auf: schutzbauten-stuttgart.de
- Schutzbauten Stuttgart e. V.
Literatur
- Heinz Bardua: Stuttgart im Luftkrieg. Klett Verlag, Stuttgart 1967
- James Stern: Die unsichtbaren Trümmer. Eine Reise im besetzten Deutschland 1945. Eichborn, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-8218-0749-0.
- Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945. 11. Auflage. Propyläen, München 2002, ISBN 3-549-07165-5.
Einzelnachweise
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