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Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung
deutscher Forschungsverbund zur Erfassung und Erforschung von Radikalisierung und Extremismus in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Forschungsverbund Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung (MOTRA) ist ein vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), dem Bundesministerium des Innern (BMI) sowie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördertes Projekt, das aktuelle Entwicklungen im Bereich Radikalisierung und Extremismus beobachtet und einschätzt. Der Verbund ist als interdisziplinäres Netzwerk angelegt, das einerseits durch eigene Forschung auf verschiedenen Ebenen radikale und extreme Diskurse sowie Einstellungen und Handlungen in Deutschland analysiert und andererseits als Plattform für den Forschungsaustausch im deutschsprachigen Raum dient. MOTRA entstand ursprünglich im Rahmen der Einrichtung eines Spitzenforschungsclusters zur Früherkennung, Prävention und Bekämpfung von Islamismus, das Forschungsvorhaben wurde aber so konzipiert, dass auch andere Formen von politisch sowie religiös motiviertem Extremismus untersucht werden können.

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Aufgaben und Zielsetzungen
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Der Forschungsverbund wird von der Forschungs- und Beratungsstelle Terrorismus/Extremismus (FTE)[1] des Bundeskriminalamts (BKA) koordiniert. Weitere Verbundpartner sind das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), die Universität Hamburg (UHH), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Kriminologische Zentralstelle (KrimZ), die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die Berghof Foundation[2], die Hochschule Fresenius (HSF) und das German Institute for Global and Area Studies (GIGA).
MOTRA verfolgt zwei zentrale Zielsetzungen:
- Aufbau eines Monitoringsystems: Auf der Grundlage unterschiedlicher Methoden Forschungsinstitute beobachtet und analysiert MOTRA kontinuierlich das Radikalisierungsgeschehen in Deutschland. Das Monitoring umfasst sowohl politische wie auch religiös motivierte Radikalisierungsprozesse, um Entwicklungen im gesellschaftlichen Radikalisierungsgeschehen umfassend abbilden und Veränderungen frühzeitig erkennen zu können.
- Wissenstransfer: MOTRA agiert als Plattform für den Wissenstransfer zwischen Forschung, Praxis und Politik. Der Verbund soll den Austausch relevanter Erkenntnisse zum Radikalisierungsgeschehen und zur Radikalisierungsprävention in Deutschland fördern. Dazu erscheinen neben wissenschaftlichen Publikationen und Berichten auch niedrigschwellige Veröffentlichungen wie die MOTRA-Spotlights, die sich direkt an Akteure aus Politik und Praxis wenden. Zusätzlich bündelt eine jährlich in Wiesbaden stattfindende MOTRA-Konferenz (motra-k) aktuelle Forschungsergebnisse innerhalb und außerhalb des Verbunds.
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Verbundpartner und Forschungsschwerpunkte
Zusammenfassung
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MOTRA untersucht in aufeinander abgestimmten Teilmodulen Radikalisierung umfassend auf den Ebenen von (gesellschaftlichen) Diskursen, Einstellungen (in der Bevölkerung) sowie konkreten Handlungen. Ergänzt sind Querschnittsmodule in das Forschungsdesign integriert, die übergreifende Erkenntnisse zu den drei zentralen Betrachtungsebenen liefern. Die an dem Forschungsverbund beteiligten Institute sind über ganz Deutschland verteilt und gewährleisten eine interdisziplinäre Abdeckung des Forschungsgegenstandes:
- Internetmonitoring (Diskursebene) – durchgeführt durch das Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der LMU: Fokus auf Radikalisierungsprozesse in digitalen Räumen und deren Wechselwirkungen mit Ereignissen außerhalb des digitalen Raums.
- Einstellungsbefragungen (Einstellungsebene) – durchgeführt durch das Institut für Kriminologie der UHH: Untersuchung der Verbreitung demokratiedistanter und extremismusaffiner Einstellungen in Deutschland durch wiederholte repräsentative Befragungen der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland. Ergänzend werden auch Befragungen junger Menschen (16 bis 21 Jahre) sowie kurzfristige Befragungen zu internationalen Ereignissen durchgeführt.
- Protestmonitoring (Verhaltensebene) – durchgeführt durch das WZB: Analyse von Radikalisierungsdynamiken und Protestformen mit Blick auf islamistische, rechte und linke Mobilisierung.
- PMK-Monitoring (Verhaltensebene) – durchgeführt durch die FTE des BKA: Analyse Politisch motivierter Kriminalität (PMK) unter Einbeziehung von kriminologischer und soziostruktureller Daten Kontextualisierung von Radikalisierungsprozesse.
- Expertenpanels (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch die Berghof Foundation: Organisation nationaler und regionaler Panels zur Einbeziehung von Praxisexperten und -expertinnen, besonders aus dem Bereich der Prävention.
- Strafverfahrensaktenanalyse (Querschnittsmodul) – durchgeführt von der KrimZ: Aktenanalysen zu Personen, die aufgrund einer terroristischen oder extremistischen, gewaltbezogenen Straftat verurteilt wurden.
- Technologiemonitoring (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT: Erforschung des Zusammenhangs zwischen technologischen Innovationen und der Entwicklung von Radikalisierung und Extremismus sowie deren Prävention. Durch das Technologiemonitoring sollen neue Technologien identifiziert und eingeordnet werden, die eine Radikalisierung erleichtern oder eindämmen können.
- Internationale Entwicklungen (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch das GIGA: Untersuchung des Einflusses internationaler Konflikte, wie dem Israel-Gaza-Konflikt, auf Radikalisierung in Deutschland.
- Kommunalmonitoring (KoMo) (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch die Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus des BKA in Kooperation mit dem Deutschen Städtetag, Deutschen Landkreistag, Deutschen Städte- und Gemeindebund und weiteren Akteuren: Beobachtung von Hass und Gewalt gegenüber kommunalen Amtsträgerinnen und Amtsträgern durch regelmäßige Dunkelfeldbefragungen, die in den Jahren 2021 bis 2024 halbjährlich und ab 2025 jährlich durchgeführt werden.
- Opfermonitoring (MOMo) (Längsschnittmodul) – durchgeführt durch das Institut für angewandte Radikalisierungsforschung und Extremismusprävention‘ (in_rex) an der Hochschule Fresenius (HSF): untersucht das Aufkommen und die Dynamiken der Viktimisierung durch gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) und deren Folgen. Im Fokus der qualitativen Analysen steht die (bessere) Berücksichtigung der Perspektiven Betroffener gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, einschließlich islamistischer oder terroristischer Übergriffe.
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Transferpartner
MOTRA kooperiert mit einer Reihe von Transferpartnern, die den Austausch zwischen Forschung, Praxis und Politik fördern. Dazu gehören u. a. die Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), der Deutsche Präventionstag (DPT), die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der überregionale Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG).
Aktivitäten und Publikationen
MOTRA veröffentlicht jährlich den Sammelband MOTRA-Monitor, in dem ein umfassender Überblick zum aktuellen Radikalisierungsgeschehen in Deutschland sowie Erkenntnisse und Trends aus dem Forschungsvorhaben berichtet werden soll.[3] Weiterhin erscheinen regelmäßig MOTRA-Spotlights, in denen in Kurzform Zwischenergebnisse und aktuelle Themen aus der Radikalisierungsforschung vorgestellt werden.[4] Jährlich findet zudem die MOTRA-Konferenz (MOTRA-K) in den Räumlichkeiten der Hochschule Fresenius in Wiesbaden statt, die einen Austausch zwischen Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Praxis fördern soll.[5]
Des Weiteren sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem Forschungsverbund wiederholt in öffentlichen Debatten und Berichterstattung als Experten in Erscheinung getreten. Dabei ging es u. a. um Themen wie die Corona-, Klima- und Bauernproteste in den letzten Jahren sowie die gesteigerte Gewaltbereitschaft gegenüber lokalen Amts- und Mandatsträgern.[6][7][8][9][10][11]
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Weblinks
- www.motra.info – offizielle Webseite
- Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung - MOTRA – Bundeskriminalamt
- Internetmonitoring – IFKW, LMU München
- MOTRA Forschungsprojekt – Universität Hamburg
- Expertenpanels als integraler Bestandteil eines Monitoringsystems und einer Transferplattform – Berghof Foundation
- ITAS-Projektwebsite
Einzelnachweise
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