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Myzozoa

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Myzozoa
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Myzozoa[1] ist eine Gruppe bestimmter Untergruppen (Kladen, teilweise als Phyla angesehen) innerhalb der Alveolata,[2][3] die sich entweder per Myzozytose ernähren oder von Vorfahren abstammen, die dazu in der Lage waren.[1] Auch die Myzozoa werden manchmal als Phylum bezeichnet. Als Hauptuntergruppen schließen die Myzozoa die Dinozoa (mit den Dinoflagellaten) und die Apicomplexa ein, sowie weitere kleinere Gruppen.[4] Daher werden insgesamt eine recht große Zahl von Ordnungen der Protisten zu den Myzozoa gezählt.[1][5]

Schnelle Fakten Systematik, Wissenschaftlicher Name ohne Rang ...
Nicht zu verwechseln mit Myxozoa.

Der Begriff Myzozoa löst im Gebrauch den Begriff Miozoa der gleichen Autorenschaft ab, der veränderte, d. h. umfangreichere Bedeutung hat.[1]

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Innere Systematik

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Die Systematik der Miozoa respektive Myzozoa ist ungefähr wie folgt:[6]

Miozoa Cavalier-Smith, 1987


(#) – herkömmliche Untergruppen der Miozoa bzw. Myzozoa nach Thomas Cavalier-Smith (1987, 2004), das sind:


  • Protalveolata (Mitglied der Miozoa, nicht Myzozoa)

Der Begriff respekive die Gruppe Myzozoa wurde zwar in einer Auflistung der Protistengruppen von Adl et al. (2012) nicht berücksichtigt,[12] wird aber in neuern Arbeiten wieder bzw. immer noch verwendet.[10]

Die strenge Taxonomie berücksichtigt nur die gemeinsamen Merkmale aller Organismen einer Gruppe. Einige Organismen innerhalb der einzelnen Gruppen der Myzozoa haben jedoch die charakteristische Fähigkeit zur Myzozytose verloren. Da die Taxonomie die molekulare Phylogenie nicht berücksichtigt, werden in einer solchen Klassifikation alle Alveolata-Taxa mit Ausnahme der Apikomplexa, Wimpertierchen und Dinoflagellaten summarisch unter dem (nicht-taxonomischen) Sammelbegriff „Protalveolata“ geführt.[12]

Die Schwierigkeit, sehr frühe Dinozoa entweder innerhalb oder außerhalb der Gruppe „Dinoflagellaten“ einzuordnen (siehe Dinozoa §Systematik), begünstigt weiterhin solche Klassifizierungen wie Protalveolata,[12] ähnlich wie die mögliche Polyphylie zwischen den beiden Colpodelliden-Gattungen Voromonas und Colpodella.[1]

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Evolution/Phylogenie

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Phylogenie der Myzozoa mit Wimpertierchen (Ciliata) als Außen­gruppe. Die von der Gre­garinen-Familie Selenidiidae abgetrennten Squirmida bilden die Schwester­gruppe zur Klade aus Api­com­plexa und Chrompodellida. Die mit den Myzozoa am engsten verwandte große Gruppe sind die Wimpertierchen (Ciliata oder Cilio­pho­ra).[1]

Beide Organismengruppen scheinen ein lineares mitochondriales Genom zu besitzen; die meisten anderen Eukaryonten, deren mitochondriales Genom untersucht wurde, haben zir­kuläre Genome – nach der Endosymbiontentheorie stammen die Mitochondrien von α-Pro­teo­bakterien ab (siehe Mitochondrium §Ursprung).

Der taxonomische Begriff Myzozoa schließt explizit die Wimpertierchen (Ciliophora) aus, die unter den Alveolata stattdessen einen höheren taxonomischen Rang einnehmen.[1] Die Alveoata umfassen damit zwei große Gruppen: Die Myzo­zoa und die Ciliophora,[13] sowie einige kleineren Gruppen (s. o. Sammelbegriff „Protalveolata“).

Alle Myzozoa scheinen sich von einem Vorfahren abzustammen, der ver­mut­lich ein bi­flagel­later, myzozytotischer Räuber war[10] und seine (komplexen) Plastiden per Endo­sym­biose mit Rotalgen erworben hatte.[14][15][16] Der Parasitismus entwickelte sich bei den Myzozoa danach mehrfach unabhängig von­einander; dabei gingen die Geißeln beim jüngsten Vorfahren der Apicomplexa (=Sporozoa) verloren.[10]

Die Topologie (Reihenfolge der Verzweigungen) innerhalb der Miozoa (d. h. Myzozoa und „Protalveolata“) ist nur teilweise geklärt. Die Gruppen Chrompodellida (Colpodellida-Chromerida) und Apicomplexa (früher Sporozoa genannt) scheinen Schwestergruppen zu sein.[17][10]

Eine weitere kleine Gruppe, die Squirmida, besteht derzeit (Stand 2024) aus drei Gattungen, die früher der Apicomplexa-Gruppe der Gregarinen zugeordnet wurden, u. a, weil ihr „Vorderer Apparat“ (englisch anterior apparatus) dem Mucron[A. 4] der Gregarinen äußerlich ähnelt.[10]

Drei weitere Gruppen – die Perkinssozoa, Syndiniales und die Gattung Oxyrrhis – sind mit den Dinoflagellaten entfernt verwandt (Perkinssozoa) oder gehören möglicherweise zu ihnen, in basaler Position vom Rest abzweigend (Syndiniales, Oxyrrhis).[9][20][10] Genetische Analysen auf der Ebene der Haupt- und Nebenuntereinheiten der rDNA des Zellkerns (Kerngenom) durch Robert Moore et al. (2008)[17] und Denis Tikhonenkov (2014),[21] sowie Analysen durch Thomas Cavalier-Smith (2017)[22] führten – nach Ausgliederung der Squirmida[10] zu den folgenden phylogenetischen Beziehungen:

 Alveolata  
 Ciliophora (Wimpertierchen) 

Intramacronucleata (Heterotrichea, Karyorelictea)


   

Postciliodesmatophora (Desmata, Spirotrichia)



  Miozoa  

 Colponemea:(#) Colponemidia


  

 Acavomonidia:(#) Acavomonadea


 Myzozoa 
 Dinozoa 

 Dinoflagellata (mit Syndiniales und Oxyrrhis)


   

 Perkinsozoa (=Perkinsea)[A. 1]



 Apicomplexa s. l. 

Squirmida


  

 Apicomplexa s. s. (=Sporozoa)


   

Chrompodellida (=Apicomonada: Chromerida-Colpodellida)[A. 3]








Vorlage:Klade/Wartung/Style

(#) – unter Sammelbegriff „Protalveolata“

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Bildergalerie

Anmerkungen

  1. Perkinsus marinus und die Apicomplexa haben beide Histone, während die Dinoflagellaten ihre Histone verloren zu haben scheinen.[7]
  2. Früher galt die Gattung Oxyrrhis als (knapp ) außerhalb der Dinoflagellaten stehend, heute als in basal Position innerhalb derselben; dafür werden heute eher die Syniniales ausgegliedert[8][9][10]
  3. Die Chromerida sind ursprünglich myzozytotisch, was durch den Nachweis der Myzozytose bei ihrem Mitglied Vitrella brassicaformis belegt ist.[11]
  4. Das Mucron ist ein „Anheftungsorganell“ (englisch attachment organelle) der Archigregarinen und phänotypisch ähnlicher epizellulärer (an der Außenseite der Wirtszellen) parasitischer Alveolata aus der Apicomplexa-Verwandtschaft (d. h. den Myzozoa). Man nimmt an, dass es sich vom apikalen Komplex ableitet.[18][19][12] Offensichtlich bezeichnet der Ausdruck das selbe, was bei anderen Autoren „Vorderer Apparat“ (englisch anterior apparatus) genannt wird – vielleicht, weil der Ausdruck „Mucron“ den eigentlichen Gregarinen vorbehalten bleiben soll.
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Einzelnachweise

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