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Obock

Hafenstadt im Norden Dschibutis Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Obock (auch Obok oder Ubuk geschrieben, arabisch أوبوك Awbūk, DMG Aubūk) ist eine kleine Hafenstadt am Golf von Tadjoura im Norden Dschibutis und Hauptort der Region Obock. Sie hatte 2022 schätzungsweise 28.000 Einwohner.

Schnelle Fakten أوبوك, Basisdaten ...
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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Der ursprüngliche Name des Ortes lautet auf Afar Ḥáyyu oder Ḥayyú („satt“) und bezieht sich auf die ehemals vorhandenen Mangroven, die in Dürrezeiten das Überleben der Kamele sicherten. Am 11. März 1862[1] erwarb Frankreich, vertreten durch Édouard Thouvenel, von lokalen Sultanen der Afar, vertreten durch deren Gesannte in Paris, das damals fast unbewohnte Obock für 10.000 Thaler, um in dem Ort eine Bekohlungsstation für Schiffe zu errichten. Damit begann die Kolonisierung des heutigen Dschibuti.[2] Die Franzosen übernahmen die von arabischen Seeleuten verwendete Bezeichnung Oboḫ, die von ‘As Ōbóki abgeleitet ist, einer Bezeichnung für den mittleren Abschnitt des Oued Dár‘i.

Am 19. Mai 1862[1] wurde das Gebiet zwar in Besitz genommen, doch 1866 scheiterte ein erster Besiedlungsversuch. Frankreich versuchte Obock 1873 im Austausch für einen Konsulatssitz in Kairo an das Osmanische Reich abzutreten. Die osmanische Regierung befand jedoch, dass den Franzosen Obock gar nicht gehörte und lehnte das Angebot ab, weil diese folglich nicht berechtigt waren, es zu verkaufen.[1]

1872 erhielt der Geschäftsmann Denis de Rivoyre eine Handelskonzession für Obock. 1881 fusionierte er mit dem Geschäft von Pierre Arnoux, woraus die Compagnie franco-éthiopienne[1] entstand. Kurze Zeit später kam durch zwei weitere Kapitalisten, Paul Soleillet und Léon Chefneux, das ebenfalls zunächst unrentable Unternehmen Société française d’Obock et du golfe Persique[1] hinzu. Die Zeitschrift La Revue politique et littéraire hatte in einem Artikel vom 7. Juni 1884 wenig ermutigendes über den Geschäftsgang in Obock zu berichten und sprach von den miserablen Lebensbedingungen des einheimischen Stamms der Danaklis.[1]

Im Juni 1884 wurde eine reguläre französische Administration und Militärpräsenz unter dem Kommando von Léonce Lagarde[1] eingerichtet. Frankreich brauchte im chinesisch-französischen Krieg einen Stützpunkt mit Kohlelager an der Verbindung via den Suezkanal. Lagardes Administration wurde in einem Vertrag mit dem Sultan Tadjourah[1] auf das umliegende Gebiet ausgedehnt, wodurch Obock Hauptstadt des Territoire d’Obock wurde; doch dominierten weiterhin die Interessen privater Händler. Unter ihnen der Ex-Dichter Arthur Rimbaud,[1] der von hier mit Waffen handelte. Der literarische Aussteiger stellte in Obock eine Karawane mit 100 Kamelen für ein Geschäft in Äthiopien zusammen.

1886 wurde hier ein Lager, ein bagne, für Zwangsarbeiter aus den afrikanischen und asiatischen Kolonien Frankreichs errichtet. Die Gefangenen, die für das französische Unternehmen Soleillet[1] Bauarbeiten verrichten mussten, waren hauptsächlich Algerier und später Inder. Der Marineoffizier und Schriftsteller Pierre Loti[1] besuchte den Ort 1887. Seine Eindrücke erschienen am 26. Februar 1887 ebenfalls in der La Revue politique et littéraire.

Da die Wasserversorgung in Obock schwierig war, machte die Kolonialverwaltung im Jahr 1892 die 235 Straßenkilometer entfernte Stadt Dschibuti zu ihrem neuen Zentrum. Auch Louis-Auguste Brémond,[1] der Direktor der Industriebetriebe von Obock, befürwortete den Umzug. 1889 wurde ein Seekabel von Obock nach Aden verlegt. 1896 wurde das Territorium Obock in das französische Somali-Protektorat integriert.

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Haus von Henry de Monfreid in Obock (Ansichtskarte um 1918)

Um 1914 ließ sich der Abenteurer, Perlen-, Waffen- und Drogenhändler, Schriftsteller und Fotograf Henry de Monfreid in Obock nieder. Die Duldung der Verwaltung erkaufte er sich dadurch, dass er im Ersten Weltkrieg die feindlichen türkischen Stellungen in Jemen ausspionierte.[3]

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kolonie dem Vichy-Regime treu und wurde bis zur Übernahme durch die Forces françaises libres 1942 von den Alliierten blockiert. 1963 wurde die Region Obock mit der Stadt Obock von der Region Tadjoura abgetrennt. Im Bürgerkrieg Anfang der 1990er Jahre wurde das Zentrum von Obock beschädigt. Die ehemalige amerikanische Armeebasis in Obock wurde 2015 von China übernommen.

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Verkehr

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Ankunft der Fähre in Obock

Der Ort verfügt über einen Flugplatz und Fährverbindungen zur Stadt Dschibuti. 2016 begann der Bau eines neuen Hafens.

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Briefmarke von Obock zu 50 Francs, eine der seltensten Briefmarken der Welt, die wegen der falschen Wertangabe, die eigentlich auf 50 Centimes lauten sollte, zurückgezogen wurde

Unter Philatelisten ist Obock für die Briefmarken bekannt, die in der Zeit des Territoire d’Obock 1893/94 in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit aufgedruckter Zähnung, aber ohne Perforation herausgegeben wurden. 1894 wurde das Postamt geschlossen.

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Literatur

  • Daoud Aboubaker Alwan, Yohanis Mibrathu: Obock, in: Historical Dictionary of Djibouti, Scarecrow Press 2000, ISBN 978-0810838734
  • Didier Morin: Ḥáyyu, in: Dictionnaire historique afar (1288–1982), Karthala Éditions 2004, ISBN 9782845864924, S. 191 f.

Einzelnachweise

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