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Pellsche Gleichung
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Pellsche Gleichung (nach John Pell, 1611–1685) bezeichnet man eine diophantische Gleichung der Form
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mit positiv ganzzahligem .
Ist eine Quadratzahl einer natürlichen Zahl , so besitzt die Gleichung offensichtlich nur die beiden trivialen Lösungen . Andernfalls gibt es unendlich viele Lösungen, die man mit Hilfe der Kettenbruchentwicklung von bestimmen kann. Die verwandten Gleichungen bezeichnet man oft als negative Pellsche Gleichungen und mit beliebigem ganzzahligen als verallgemeinerte Pellsche Gleichungen.
Die Gleichung wird John Pell fälschlicherweise zugeschrieben. Korrekter wäre die Bezeichnung Fermatsche Gleichung.[1][2]
Die Gleichung war in Indien schon Brahmagupta im 7. und Bhaskara II. im 12. Jahrhundert bekannt. In Europa tauchte die Gleichung erst im 17. Jahrhundert auf. Die Lösung dieser Gleichung war als Problem von Pierre de Fermat in einem Brief an Bernard Frénicle de Bessy gestellt worden und 1657 als Problem veröffentlicht. Pell befasste sich nie mit der Lösung der Gleichung. Brouncker fand einige Lösungen (veröffentlicht im Commercium epistolicum of John Wallis 1658). Leonhard Euler stieß auf die Lösung von Brouncker in der lateinischen Ausgabe des Treatise of Algebra von John Wallis und benannte die Gleichung fälschlich nach Pell.[3][4] Euler veröffentlichte zuerst 1732 über die Pell-Gleichung und fand später die Verbindung mit Kettenbrüchen (veröffentlicht 1765), die im Grunde schon hinter der Lösung von Brouncker steckt. Joseph-Louis Lagrange befasste sich nach Euler ausführlich mit der Gleichung und gab als Erster einen Beweis, dass es für jedes eine Lösung gibt, wobei Fermat möglicherweise auch einen Beweis hatte.[5]
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Algebraische Zahlentheorie
Zusammenfassung
Kontext
Das Auffinden aller Lösungen ist für spezielle äquivalent dazu, die Einheiten des Ganzheitsrings des reellquadratischen Zahlkörpers zu finden. Nach dem Dirichletschen Einheitensatz hat die Einheitengruppe den Rang 1, d. h., es gibt eine Fundamentaleinheit (oder auch Grundeinheit) mit der sich alle Lösungen als darstellen lassen.
Beispielsweise ist für die Einheit eine Fundamentaleinheit und man kann die anderen Lösungen
aus ihr erzeugen.
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Lösungen
Zusammenfassung
Kontext
- Wichtige Vorbemerkung
Da und ist, treten Lösungen der Gleichung
immer als symmetrisch zum Koordinatenursprung liegende Lösungsquadrupel und auf, die im Falle von und/oder auch Mehrfachlösungen sein können.
Siehe dazu die Grafik am Anfang des Artikels: 6 ganzzahlige Lösungen der Pellschen Gleichung für
Dies wird im folgenden Text aus Gründen der Kompaktheit der Darstellung bis auf wenige Ausnahmen nicht weiter erwähnt und es werden nur die Lösungen mit betrachtet.
Welche Lösungen hat die Gleichung?
Es sind folgende Eigenschaften der Lösungen erkennbar:
- Für alle ist existiert immer die triviale Lösung .
- Für gibt sind alle Paare weitere triviale Lösungen.
- Für mit existieren keine weiteren Lösungen.
- Das Verhältnis konvergiert gegen .
- Der Grenzwert des Wachstumskoeffizienten liegt knapp unter einer ganzen Zahl. Der „Fehler“ liegt auffällig in der Nähe von .
- Die Summe ergibt eine ganze, gerade Zahl.
- Diese Eigenschaften und „auffällige“ Nachkommastellen weisen darauf hin, dass sich in der Form darstellen lässt.
Lösung mit Hilfe der Kettenbruchentwicklung
Die Kettenbruchentwicklung einer quadratisch irrationalen Zahl ist unendlich und periodisch. hat die Kettenbruchentwicklung (siehe Periodische Kettenbrüche). Sei
mit ganzzahligen , dann ist die kleinste Lösung der verallgemeinerten Pellschen Gleichung . Die anderen Lösungen lassen sich wie erwähnt daraus konstruieren.[6] Auch alle weiteren
mit lösen .
Die negative Pellsche Gleichung hat genau dann
- eine Serie von Lösungen, wenn die Kettenbruchentwicklung von eine ungerade Periode hat.
- Das sind keinesfalls Zahlen der Form , deren Kettenbruchentwicklung lautet (offensichtlich Periode 2).
- Das sind keinesfalls Zahlen der Form , deren Kettenbruchentwicklung lautet (offensichtlich keine bzw. Periode 0).
- Das sind u. A. alle Zahlen der Form , deren Kettenbruchentwicklung lautet (offensichtlich Periode 1).
- Das sind weiterhin die Zahlen
- genau die eine Lösung , wenn ist, da nur die Differenz der Quadratzahlen und die Differenz ergibt. ∎
Liste der Kettenbruchentwicklungen
Das ist für 1, 2, 5, 10, 13, 17, 26, 29, 37, 41, 50, 53, 58, 61, 65, 73, 74, 82, 85, 89, 97, ... der Fall (siehe Folge A031396 in OEIS, außer die 1).
Eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung (z. B. hat keine Lösung) dafür ist, dass die Summe von zwei Quadratzahlen ist.[7]
Beispiel für die Lösung mittels Kettenbruchentwicklung
Wir wollen die Gleichung
lösen, d. h. für .
All erstes benötigen wir die Kettenbruchentwicklung für . Diese berechnet sich durch rekursives Anwenden folgender Schritte:
- Berechnung von : Dies ist der Wert, den wir zur genauen Darstellung von durch einen hier abgebrochenen Kettenbruch benötigen würden.
- Im ersten Schritt ist der Ausgangsterm , in den folgenden ist der Restterm .
- Der Nenner der Form wird durch Multiplikation mit der konjugierten Wurzel ganzzahlig gemacht, anschließend wird, wenn möglich, gekürzt.
- Berechnung von : Dies ist der ganzzahlige Teil (Vorkommastellen) von . Durch Einsetzen von für kann man das Abrunden von unter Umgehung von irrationalen Zahlen durchführen.
- Berechnung von : Dies ist der Rest (Nachkommastellen) von und berechnet sich zu .
- Erhalten wir hierbei ein schon mal vorgekommenes , können wird die Entwicklung hier abbrechen, die Kettenbruchentwicklung ist ab hier periodisch.
- Die Kettenbruchentwicklung entsteht aus den Werten für und lautet .
- Die Rechnung verläuft dann so:
Da ist, wiederholen sich ab hier die Werte periodisch und wir können die Entwicklung abbrechen.
Die Kettenbruchentwicklung für ist daher
und hat die Periode .
Die Näherungsbrüche der Kettenbruchentwicklung erhalten wir durch Einsetzen der Kettenbruchentwicklung in die Bildungsvorschrift. Die Näherungsbrüche bei Abbruch nach Stellen lauten:
Nach Umwandlung in gewöhnliche Brüche interessieren jetzt die Werte nach Abbruch nach einem ganzzahligen Vielfachen von :
und findet an den Stellen , , und
die Triviallösung von die erste Lösung der negierten Pellschen Gleichung die erste (nicht triviale) Lösung von die zweite Lösung der negierten Pellschen Gleichung von
Weiter stellt man fest, dass für jedes Element der abgebrochenen Kettenbruchentwicklung der Länge eine Lösung einer Pellschen Gleichung mit rechter Seite ist.
Die Näherungsbrüche dazwischen stellen einige (aber nicht alle!) Lösungen der verallgemeinerten Pellschen Gleichung mit rechter Seite und dar.
Programm zur Berechnung der Lösung für der Pellschen Gleichung
#include <stdio.h>
#include <stdarg.h>
#include <cmath>
#include <vector>
#include <cstdint>
#include <stdexcept>
#include <utility>
using namespace std;
using i64 = int64_t;
using u64 = uint64_t;
static void log (const char* format, ...)
{
if (1)
{
va_list args;
va_start(args, format);
vprintf (format, args);
va_end (args);
}
}
vector<u64> const Fahrradkettenbruch (u64 const n)
{
log ("Kettenbruch-Entwicklung von sqrt %llu\n\n", n);
u64 const b0 = (u64)sqrt(n);
u64 b = b0;
u64 m = 0;
u64 d = 1;
vector<u64> cfs;
cfs.push_back (b);
log (" b%-2d =%3lld = (sqrt %lld +%4lld) / %lld\n", 0, b, n, m, d);
for (int i = 1; ; i++)
{
m = d * b - m;
d = (n - m * m) / d;
if (d == 0)
break; // Abbruch, falls d = 0 (n ist ein Quadrat)
b = (b0 + m) / d;
cfs.push_back (b);
log (" b%-2d =%3lld = (sqrt %lld +%4lld) / %lld\n", i, b, n, m, d);
if (b == 2*b0) break; // Periodenende erkennen
}
return cfs;
}
pair <u64, u64> SolvePell (u64 const n, i64 const d) // Funktion zur Berechnung der Lösung der Pellschen Gleichung
{
auto cfs = Fahrradkettenbruch (n);
u64 p0 = 1 , q0 = 0;
u64 p1 = cfs[0], q1 = 1;
log ("\nBerechnung der Naeherungsbrueche\n");
log ( " p%-2d = %lld\n q%-2d = %lld\n\n", 0, p0, 0, q0);
log (" b%-2d = %lld\n p%-2d = %lld\n q%-2d = %lld\n\n", 0, cfs[0], 1, p1, 1, q1);
for (int i = 1; ; i++)
{
u64 const b = cfs [(i-1) % (cfs.size()-1) + 1];
u64 const p = b*p1 + p0;
u64 const q = b*q1 + q0;
if (1.0*b*p1 + p0 > 0xFFFFFFFFFFFFFFFF || 1.0*b*q1 + q0 > 0xFFFFFFFFFFFFFFFF)
{
log ("\n\nOverflow u64\n");
return { 0, 0 };
}
log (" b%-2d = %lld\n p%-2d = %lld*%lld + %lld = %lld\n q%-2d = %lld*%lld + %lld = %lld\n", i, b, i, b, p1, p0, p, i, b, q1, q0, q);
p0 = p1;
q0 = q1;
p1 = p;
q1 = q;
i64 const dd = p1 * p1 - n * q1 * q1;
log (" -->%+4lld = %llu^2 - %llu * %llu^2\n", dd, p1, n, q1);
if (dd == d) return { p1, q1 };
}
}
void SolveAndPrint (u64 const n, i64 const d)
{
log ("\n=== Berechnung fuer x^2 - %llu y^2 = %lld ===\n", n, d);
auto const [x, y] = SolvePell (n, d);
if (d == x*x - n * y*y)
printf ("\nDie kleinste Loesung der Pellschen Gleichung x^2 - %lld y^2 = %+lld ist\n"
" x = %llu\n y = %llu\n", n, d, x, y);
}
int main (int argc, char** argv)
{
SolveAndPrint (argc < 2 ? 13 : ::atoll (argv[1]), // n, default ist 13
argc < 3 ? +1 : ::atoll (argv[2])); // d, default ist +1
return 0;
}
Generieren weiterer Lösungen
Ist die kleinste nichttriviale Lösung bekannt, so lassen sich daraus alle weiteren nichttrivialen Lösungen bestimmen.[8]
Die dahinterliegende Bildungsvorschrift (zum Beweis) lautet:
- .
Zum einen besteht, da die rechte Seite eine Potenz ist, die Möglichkeit einer rekursiven Bildungsvorschrift über , was
ergibt und sich durch Koeffizientenvergleich in die zwei Gleichungen aufspalten lässt:
auch darstellbar als Matrizenmultiplikation
- .
Die Lösungen können auch explizit mit folgenden Formeln berechnet werden:[9]
Hierbei wird für die Separation der Fundamentaleinheit folgendes ausgenutzt:
- Der erste Term in der großen Klammer sammelt alle ganzzahligen Koeffizienten zweimal auf, die Vielfachen von kürzen sich raus,
- der zweite Term in der großen Klammer sammelt alle Vielfachen von zweimal auf, die ganzzahligen kürzen sich raus.
- ergibt wieder :
Ausführlicher Beweis der beiden Aussagen
Aussage 1
- Betrachten wir hierzu erst einmal die beiden je zweimal vorkommenden Terme:
- Die unterklammerten Ausdrücke sind ganzzahlig, da sie aus Summen von Produkten des Binomialkoeffizienten mit ganzzahlig nichtnegativen Potenzen , und bzw. der ganzzahligen Variablen , und bestehen.
- Wie man sieht, sind die letzten beiden Ausdrücke ganzzahlig.
Aussage 2
- Zusammengesetzt ergeben diese beiden ganzzahligen Werte wieder .
Beispiele
Die Pellsche Gleichung für hat die kleinste nichttriviale Lösung . Die sich ergebende Transformationsmatrix lautet
- .
Die nächsten fünf Lösungen berechnen sich dann wie folgt:
Man erhält die Folge aller nichttrivialen Lösungen.
Startet man fälschlicherweise mit der (allgemeiner: einer) trivialen Lösung , ist die Transformationsmatrix die Einheitsmatrix
und liefert keine neuen Lösungen.
Startet man hingegen fälschlicherweise mit der zweiten nichttrivialen Lösung, die hier mal mit bezeichnet wird, erhält man als Matrix:
Die nächsten zwei Lösungen berechnen sich dann wie folgt:
Startet man mit der zweiten Lösung , erhält man nur jede zweite Lösung
Das Berechnen weiterer Lösungen als Grafik dargestellt:
Spezialfälle
Für spezielle lässt sich die kleinste Lösung von auf einfache Weise explizit bestimmen. Im Folgenden sei eine ganze Zahl mit .
Außerdem ergeben sich für folgende die kleinsten Lösungen
Für erhält man (bis auf den zweiten Fall) die oberen Formeln.
Tabelle der Fundamentaleinheiten
Hier eine Tabelle der kleinsten Lösungen (Fundamentaleinheiten) von mit . Ist ein Quadrat gibt es nur die trivialen Lösungen (da ).
Die Werte von und bilden die Folgen A002350[10] und A002349[11] in OEIS.
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Negative Pellsche Gleichung
Zusammenfassung
Kontext
Eine negative Pellsche Gleichung ist eine diophantische Gleichung der Form
und diese wurde ebenfalls eingehend untersucht. Sie kann mit der gleichen Methode der Kettenbrüche gelöst werden und hat nur dann eine Lösung, wenn die Periode des Kettenbruchs eine ungerade Länge hat.
Die Bedingungen für eine Lösung sind:
- ist nicht durch 4 teilbar.
- ist nicht durch eine Primzahl der Form mit teilbar. Daher existieren z. B. keine Lösungen für und für und für und für .
- ist keine Quadratzahl. Daher existieren z. B. keine Lösungen für und für .
- Ausnahme: Für die Quadratzahl 1 existiert genau eine triviale Lösung .
- ist nicht in der heuristischen Folge A031398 in OEIS enthalten. Daher existieren z. B. keine Lösungen für und für .
Wesentlich einfacher ist es, die Kettenbruchentwicklung (notfalls mit Papier und Bleistift) auszurechnen:
Programm zur Berechnung der Kettenbruchentwicklung für 0 ≤ n ≤ 9999
#include <cmath>
#include <cstdint>
#include <tuple>
#include <string>
using i64 = std::int64_t;
std::tuple <int, std::string> Kettenbruch (i64 const n)
{
i64 const sq = (i64)::sqrt(n);
if (n == sq*sq)
return { 0, "[" + std::to_string(sq) + "]" };
std::string ret = "[" + std::to_string(sq) + "; ";
i64 b = sq;
i64 xd = 1;
i64 xa = sq;
int len;
for (len = 0; b != 2*sq ; len++) {
i64 ad = (n - xa*xa) / xd;
b = (sq + xa) / ad;
xd = ad;
xa = b*ad - xa;
ret += std::to_string(b) + ",";
}
return { len, ret + "_]" };
}
int main()
{
for (int i = 0; i <= 9999; i++) { // Kettenbruchentwicklung bis 9999, ggf. anpassen
auto const [len, text] = Kettenbruch(i);
::printf ("%s %-3u sqrt(%-6u) = %s\n", len&1 ? "#" : " ", len, i, text.c_str());
}
return 0;
}
Die ersten Zahlen , für die eine Lösung für existiert, sind:
- 1, 2, 5, 10, 13, 17, 26, 29, 37, 41, 50, 53, 58, 61, 65, 73, 74, 82, 85, 89, 97, ... (siehe Folge A031396 in OEIS).
Tabelle der Fundamentaleinheiten
Die Lösungen für die negative Pellsche Gleichung für , die eine Lösung haben, lauten:
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Verallgemeinerte Pellsche Gleichung
Zusammenfassung
Kontext

• oben links (n ≤ 0, d < 0): keine Lösungen (auch keine trivialen)
• oben rechts (n ≤ 0, d ≥ 0): endlich viele triviale Lösungen
• unten (n > 0): komplexeres Lösungsverhalten
○ n = 0, d = m2: unendlich viele triviale Lösungen (0, mk) für k ∈ ℤ
○ n = 0, d ≠ m2: keine Lösungen
○ n = m2, d = 0: unendlich viele triviale Lösungen (k, mk) für k ∈ ℤ
○ n ≠ m2, d = 0: eine triviale Lösung (0, 0)
○ n = m2, d ≠ 0: keine oder endlich viele triviale Lösungen
○ n ≠ m2, d ≠ 0: keine oder unendlich viele Lösungen
○ n = −d ≠ m2: unendlich viele Lösungen
○ ansonsten: keine oder unendlich viele Lösungen
Eine verallgemeinerte Pellsche Gleichung ist eine diophantische Gleichung der Form
wobei eine positive ganze Zahl, aber keine Quadratzahl und eine ganze Zahl ungleich 0 ist. Um diese Gleichung vollständig zu lösen, muss als vorbereitender Schritt eine Lösung dieser Gleichung und außerdem die kleinste nichttriviale Lösung der entsprechenden (normierten) Pellschen Gleichung bekannt sein. Dann kann man unendlich viele weitere Lösungen von darstellen als
Es gelten also die rekursiven Gleichungen
auch darstellbar als Matrixmultiplikation
- .
Im Gegensatz zum schon betrachteten Fall mit existieren für Nichtquadratzahlen nur für einen Teil der Lösungen. Dies lässt sich oft mithilfe der Division mit Rest beweisen.
Um alle Lösungen der verallgemeinerten Pellsche Gleichung zu bestimmen, reicht es, endlich viele Lösungen in einem bestimmten Bereich zu finden und daraus mithilfe der rekursiven Gleichungen alle weiteren Lösungen zu berechnen. Für diese endlich viele Lösungen gilt
mit .[12]
Lösungen
Triviale Lösungen
Ausschließlich triviale Lösungen (oder gar keine Lösungen) gibt es, falls eine der Bedingungen zutrifft:
- oder . (Spalte mit und die Zeilen mit )
Beides stellt keine Pellschen Gleichungen dar.
- gar keine Lösungen gibt es immer, falls und zutrifft. (linker, oberer Quadrant)
- jeweils eine triviale Lösung lässt sich konstruieren aus:
- , dann ist immer eine Lösung. (grüne Spalten)
- , dann ist immer eine Lösung. (rote Diagonalen)
- unendlich viele triviale Lösung im Abstand von 1 lassen sich konstruieren aus:
- und , dann sind alle Paare mit Lösungen. (siehe Zeile mit )
- und , dann sind alle Paare mit Lösungen. (siehe Spalte mit )
- Triviale Lösungen treten (meist) auch für auf, für die es nichttriviale Lösungen gibt.
Nichttriviale Lösungen
Nichttrivale Lösungen haben u. a. die Eigenschaft, dass sie eine Folge mit exponentiellem Wachstum bilden, während triviale Lösungen entweder als einzelne Lösungen aus „kleinen“ Zahlen oder eine Folge mit linearem Wachstum bilden .
Nichttrivale Lösungen kann es (muss es aber nicht) nur unter folgenden Bedingungen geben:
- und .
Diese Bedingungen werden in diesem Absatz im Folgenden vorausgesetzt.
- Nichttrivale Lösungen gibt es immer für .
- Nichttrivale Lösungen gibt es immer für .
- Nichttrivale Lösungen tauchen weiterhin sporadisch auf, z. B. für und
Lösungstabelle
Die verallgemeinerte Pellsche Gleichung hat für und zeigt folgendes Lösungsverhalten.
- Legende
leer keine Lösungen, auch keine trivialen Paar mit Variable k triviale Lösungen habe das gleiche Bildungsschema (xk, yk) mit k ∈ ℕ ein bzw. zwei Paare explizite Angabe der einen bzw. beider trivialer Lösungen fette Zahl Angabe der Anzahl der Lösungen für 0 ≤ y < 1011, Mauszeiger über die Zahl zeigt die Lösungen (xi, yi) an
Der erste Eintrag dieser Liste ist immer sehr klein und folgt Bildungsvorschriften wie (0, k), (1, k), (k, 0), (k, 1), (k, k), (mk, k), (k²+1, k) und zählt damit meist zu den trivialen Lösungen.
Beispiel
Gesucht sind die Lösungen der Gleichung
Dafür wird die kleinste Lösung der Gleichung bestimmt. Diese lautet . Also ist , , .
Es müssen zunächst die Lösungen mit
bestimmt werden. Das sind:
- , , und .
Daraus ergeben sich mithilfe der Rekursion alle Lösungen.
Aus und erhält man
- , , , , ,
- , , , , ,
Aus und erhält man die gleichen Lösungen mit umgekehrtem Vorzeichen.
Ausführlicher Beweis des Berechnens weiterer Lösungen durch Rekursion
- Wir starten mit der Lösung der (nicht verallgemeinerten) Pellschen Gleichung (mit der auf der rechten Seite).
- Für unser gegebenes kennen wird , so dass:
- gilt. Beide Seiten multiplizieren wir mit :
- Das auf der linken Seite ersetzen wir durch , da gelten soll:
- Durch Umsortieren der Terme erhält man
- .
- Nun fügen wir die beiden Terme und ein, die zusammen Null ergeben:
- Das kann man ausklammern:
- Die beiden Klammern stellen Quadratterme dar:
- Die beiden Klammerterme stellen die Bildungsvorschriften für und dar:
- .
- Einsetzen dieser
- zeigt, dass auch und Lösung der verallgemeinerten Pellschen Gleichung sind, wenn ...
Beispiel für n = 5, d = 44
Für und erhält man sechs ineinanderverschachtelte Serien an Lösungen.
Zuerst berechnen wir die Transformationsmatrix :
Die Serien starten dann mit
und gehen mit
- , ,
weiter bis in alle Unendlichkeit.
Tabellen der Fundamentaleinheiten für die verallgemeinerte Pellsche Gleichung
Die verallgemeinerte Pellsche Gleichung hat für und folgende kleinste Lösungen (Fundamentaleinheiten):
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Lösungsverhalten
Zusammenfassung
Kontext
Erläuterung
- Zu den Graphiken auf der rechten Seite
Hierbei ist horizontal der Wert von und vertikal der Wert von aufgespannt (jeweils ).
Rot bedeutet, dass die linke Seite größer ist als die rechte,und grün, dass die rechte Seite größer ist als die linke. Bei Gleichheit sind kleine Quadrate eingezeichnet.
n < 0 (n negativ)
Wir haben es hierbei nicht mit der klassischen Pellschen Gleichung zu tun. Trotzdem betrachten wird das Lösungverhalten dieser Gleichung.

- Die Gleichung lautet für diesen Fall mit positivem und .
- Die Summe zweier nichtnegativer Zahlen kann nie negativ werden, daher gibt es keine Lösungen.
- Beispiel:
- hat keine Lösungen. Der linke Ausdruck kann minimal sein, der rechte ist , d. h. kleiner als der linke Term.

- Die Gleichung lautet für diesen Fall mit positivem .
- Da und auch nicht negativ sind, kann die Summe nur Null sein, wenn beide Summanden Null sind. Daher ist die einzige Lösung .
- Die Lösungen liegen auf einer Ellipse mit den Halbachsen und .
- Beispiel:
- hat nur die Lösung . Für oder ungleich 0 wird der jeweils entsprechende Term oder positiv und damit die Summe positiv und diese damit nicht mehr Null.

- Die Gleichung lautet für diesen Fall mit positivem und .
- Die Lösungen liegen auf einer Ellipse mit und .
- Beispiel:
- hat die Lösungen und . Die Lösungen liegen auf einer Ellipse mit und .

- Die Ellipse geht durch den Punkt , daher gibt es neben anderen mögliche Lösungen immer sicher diese Lösung.
- Beispiel:
- hat die Lösungen und . Die Lösungen liegen auf einer Ellipse mit und .
n = 0 (n ist Null)
Auch hier haben wir es hierbei nicht mit der klassischen Pellschen Gleichung zu tun. Trotzdem betrachten wird das Lösungverhalten dieser Gleichung.

- Beispiel:
- ...

- Die Gleichung lautet , vereinfacht . Wie man sieht, muss gleich Null sein und der Wert von spielt keine Rolle. Es gibt unendlich viele Lösungen der Form mit beliebigem .
- Beispiel:
- Siehe eben.

- Beispiel:
- ...

- Beispiel:
- ...
- Beispiel:
n > 0 und n ≠ l2 (n positiv und keine Quadratzahl)

- Beispiel:
- ...


- Beispiel 1:
- hat keine Lösungen.
- Beispiel 2:
- hat unendlich viele Lösungen. Die ersten sechs Lösungen lauten und . Die nächste Lösung lautet und lässt sich unter Verwendung der ersten Lösung der ersten nicht-trivialen Lösung der verwandten klassischen Pellschen Gleichung , nämlich , durch Multiplikation mit der darausgewonnenen Matrix berechnen.
Serie 1 Serie 2 ... Serie 3 ... Serie 4 ... Serie 5 ... Serie 6 ...
- Beispiel:
- ...
n > 0 und n = l2 (n ist Quadratzahl)

- Beispiel:
- ...


- Beispiel:
- ...


- Beispiel:
- ...
- Beispiel:
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Anwendungsbeispiele
Zusammenfassung
Kontext
Quadratzahlen und Dreieckszahlen


Eine bestimmte Anzahl Münzen kann sowohl in Form eines Quadrats als auch in Form eines Dreiecks angeordnet werden. Die Bilder rechts veranschaulichen das. Für welche Anzahl von Münzen ist das möglich?
Die gesuchte Anzahl muss sowohl eine Dreieckszahl als auch eine Quadratzahl sein. Daraus erhält man die äquivalenten Gleichungen
Die Substitutionen und ergeben die Pellsche Gleichung
Die kleinste Lösung ist . Aus den rekursiven Gleichungen
erhält man die weiteren Lösungen. Die ersten vier Lösungen mit der entsprechenden Anzahl von Münzen zeigt die folgende Tabelle.[13]
Hausnummern
An einer Straße befinden sich Häuser mit den ungeraden Hausnummern . Die Häuser sind von links nach rechts durchnummeriert. Eines dieser Häuser ist weiß. Die Summe der Hausnummern links vom weißen Haus ist gleich der Summe der Hausnummern rechts vom weißen Haus. Für welche Anzahl von Häusern ist das möglich? Welche Hausnummer hat dann das weiße Haus?
Hat das weiße Haus die Hausnummer , dann ist die Summe der Häuser links davon gleich der Summe der Häuser rechts davon:
Jede Quadratzahl ist die Summe der ersten ungeraden natürlichen Zahlen. Also ist diese Gleichung äquivalent zu
Die Substitutionen und ergeben die negative Pellsche Gleichung
Die kleinste Lösung ist . Aus den rekursiven Gleichungen
erhält man die weiteren Lösungen. Die ersten vier Lösungen mit der Anzahl von Häusern, der größten Hausnummer und der Hausnummer des weiße Hauses zeigt die folgende Tabelle.
Das Rinderproblem des Archimedes
Bei der Lösung des Rinderproblems des Archimedes stößt man (wenn man geschickt rechnet) auf die Pellsche Gleichung zum Parameter , die als Minimallösung
hat. Für das Rinderproblem braucht man allerdings nicht die Minimallösung, sondern die kleinste Lösung, bei der ein Vielfaches von ist.
Alternativ dazu kann man für die Pellsche Gleichung mit Parameter die Minimallösung (jetzt ohne Nebenbedingung) suchen, die von folgender Größenordnung ist:
Nicht zufällig ist , wodurch numerisch der Zusammenhang zwischen den Minimallösungen der beiden Pellschen Gleichungen hergestellt ist.
Für das Rinderproblem selbst ist als Zwischenergebnis die Zahl von Belang. Das Endergebnis ist das -Fache davon, also ca. .[1]
Rechtwinklige Dreiecke und pythagoreische Tripel
Gesucht sind die rechtwinkligen Dreiecke mit ganzzahligen Seitenlängen, wo die Kathetenlängen eine bestimmte Differenz haben. Diese Seitenlängen sind sogenannte pythagoreische Tripel mit besonderen Eigenschaften.
Ist die Differenz der Kathetenlängen, dann sind die ganzzahligen Seitenlängen der rechtwinkligen Dreiecke die pythagoreischen Tripel der Form . Nach dem Satz des Pythagoras gilt dann
Die Substitutionen und ergeben die verallgemeinerte Pellsche Gleichung
Die kleinste Lösung der Gleichung ist .
Für den Fall ist die einzige positive Basislösung der verallgemeinerten Pellschen Gleichung mit , , . Die weiteren Lösungen mit den entsprechenden Seitenlängen der rechtwinkligen Dreiecke sind
Für ist . Daher gehört diese Lösung zu keinem Dreieck. Die Seitenlängen der gesuchten rechtwinkligen Dreiecke sind (3, 4, 5), (20, 21, 29), (119, 120, 169), ... Das sind die rechtwinkligen Dreiecke, wo die Kathetenlängen die Differenz haben. Für sind die Lösungen der verallgemeinerten Pellsche Gleichung die entsprechenden Vielfachen. Für die Differenz zum Beispiel ergeben sich die rechtwinkligen Dreiecke mit den Seitenlängen (18, 24, 30), (120, 126, 174), (714, 720, 1014), ...
Für hat die verallgemeinerte Pellsche Gleichung mehrere Basislösungen, darunter , und . Daraus ergeben sich alle weiteren positiven Lösungen und, wenn alle positiv, die entsprechenden Seitenlängen der rechtwinkligen Dreiecke:
Zerlegungen gleichseitiger Dreiecke

Gesucht sind gleichseitige Dreiecke, die in zwei Teildreiecke mit ganzzahligen Seitenlängen zerlegt werden können.
Ist die Seitenlänge und die Höhe des gleichseitigen Dreiecks, ist die Länge der Strecke, die das gleichseitige Dreieck teilt, und sind und die Längen der geteilten Seite, dann bildet die Höhe zusammen mit der Teilungsstrecke und einer Strecke der Länge ein rechtwinkliges Dreieck, wobei die Hypotenusenlänge ist. Die Abbildung rechts zeigt das.
Nach dem Satz des Pythagoras und wegen gilt dann
Die Substitutionen und ergeben die verallgemeinerte Pellsche Gleichung
Die kleinste Lösung der Gleichung ist .
Für den Fall ist die einzige positive Basislösung der verallgemeinerten Pellschen Gleichung mit , , . Die weiteren Lösungen mit die entsprechenden Seitenlänge des gleichseitigen Dreiecks und die Seitenlängen und der zwei Teildreiecke sind
Für sind die Lösungen der verallgemeinerten Pellsche Gleichung die entsprechenden Vielfachen.
Für den Fall hat die verallgemeinerte Pellsche Gleichung mehrere Basislösungen, darunter , und . Daraus ergeben sich alle weiteren positiven Lösungen und, wenn alle positiv, die entsprechenden Seitenlängen des gleichseitigen Dreiecks und der zwei Teildreiecke:
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Literatur
- H. W. Lenstra Jr.: Solving the Pell Equation, Notices of the American Mathematical Society, Band 49, Heft 2, 2002, S. 182–192, online (PDF; 237 kB).
- M. J. Jacobson Jr., H. C. Williams: Solving the Pell Equation, CMS Books in Mathematics, Springer 2009, ISBN 978-0-387-84922-5
- Leonard Dickson: History of the theory of numbers, Washington D.C.: Carnegie Institution, 1920, Kapitel 12 (zur Geschichte der Pellschen Gleichung)
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Weblinks
- Pell Equation in Wolfram’s Math World (englisch)
- Universität Bayreuth: Diophantische Gleichungen (Seite 71)
- Schweizer Mathematik-Olympiade: Zahlentheorie 3 (Seite 5)
- Technische Universität Graz: Zahlentheorie - Vorbereitungskurs zur Österreichischen Mathematischen Olympiade (Seite 39)
Einzelnachweise
Wikiwand - on
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