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Permindex
Organisation Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Permindex, auch bekannt als Permanent Industrial Exposition oder Permanent Industrial Expositions, war eine Handelsorganisation mit Sitz in Basel in der Schweiz. Behauptungen, dass Permindex eine Tarnorganisation für die Central Intelligence Agency war, wurden von Befürwortern einiger Verschwörungstheorien zum Attentat auf John F. Kennedy aufgestellt.
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Permindex wurde im Oktober 1956 in Basel als Permindex AG mit dem Ziel gegründet, permanente Industrie- und Handelsmessen zu betreiben.[1] Zu den Initiatoren zählten antikommunistische Exil-Wirtschaftsleute wie der frühere ungarische Premierminister Ferenc Nagy und der Schweizer Geschäftsmann Giorgio Mantello (alias George Mandel-Mantello). 1958 weitete Permindex seine Aktivitäten nach Italien aus: In Rom sollte unter dem Namen Centro Mondiale Commerciale (CMC) ein „Welt-Handelszentrum“ entstehen, das als europäischer Ableger der Baseler Organisation fungierte. Der Aufbau dieses Zentrums wurde von einem internationalen Vorstand beaufsichtigt, dem u. a. der italienische Jurist Carlo D’Amelio, der Schweizer Bankier Hans Seligman-Schürch, der Ökonom Edgar Salin (Universität Basel), der Zeitungsverleger Max Hagemann, Ferenc Nagy (als Permindex-Präsident) sowie Clay Shaw aus New Orleans angehörten. Shaw war Leiter des International Trade Mart in New Orleans und sollte vergleichbare Handelszentren in Europa mitaufbauen.[2][3] Die Einbindung solch prominenter Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern verlieh Permindex anfänglich Prestige und politische Unterstützung und in Basel z. B. erhoffte sich die Politik wirtschaftliche Impulse durch das Projekt.[1] Internationale Presseberichte nannten zusätzlich weitere Personen im Umfeld des Projekts. So war George Mantello-Mandel faktisch operativer Geschäftsführer von Permindex/CMC, während der kanadische Anwalt Louis Mortimer Bloomfield (ein früherer Major des OSS, dem Verläufer der CIA) und David Biegun vom National Committee for Labor Israel (einer pro-israelischen Flüchtlingshilfsorganisation in New York) als wichtige Geldgeber oder Berater galten.[2]
Das ehrgeizige Vorhaben geriet jedoch schon bald in Schwierigkeiten. 1961 bezichtigte die Basler Arbeiterzeitung Vorwärts die Permindex-Leitung betrügerischer Machenschaften, Nagy gewann zwar einen Verleumdungsprozess gegen das Blatt, doch die Negativschlagzeilen schadeten dem Ansehen des Unternehmens. Gleichzeitig stockte die Finanzierung: Eine zu Permindex gehörende Basler Immobiliengesellschaft (Parkhof AG) meldete Konkurs an, und das Unternehmen konzentrierte seine verbleibenden Mittel auf das römische CMC-Projekt.[1] Auch in Rom blieben die wirtschaftlichen Erwartungen unerfüllt. Im Februar 1962 berichtete die römische Tageszeitung Paese Sera, dass das Centro Mondiale Commerciale seit 1960 keine Miete für seine Räumlichkeiten im EUR-Stadtviertel bezahlt habe und nun kurz vor der Zwangsräumung stehe. Die Jahresmiete von über 100 Millionen Lire sei ebenso unbeglichen geblieben wie erhebliche Steuerzahlungen; zugleich habe das Zentrum üppige Gehälter und Zulagen an seine Direktoren ausgezahlt. Carlo D’Amelio (CMC-Präsident) sah sich Vorwürfen ausgesetzt, das Projekt diene weniger dem allgemeinen Handelsinteresse als vielmehr der „Privatmonopolisierung von Märkten“ im Vorgriff auf den gemeinsamen europäischen Markt. Infolge dieser Turbulenzen zog Permindex/CMC sich Anfang der 1960er aus Italien zurück. 1962 endete der Messebetrieb in Rom, und 1964 meldete die Betreibergesellschaft offiziell Konkurs an.[2]
Über das weitere Schicksal von Permindex gibt es widersprüchliche Angaben. Einige Autoren behaupten, die Organisation habe nach dem Aus in Italien ihren Sitz nach Südafrika verlegt und in Johannesburg weiteroperiert. Für eine solche Verlagerung liegen jedoch keine stichhaltigen Belege vor.[2]
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Aktivitäten
Zusammenfassung
Kontext
Permindex wurde gegründet, um ständige internationale Handelszentren und Industriemessen zu betreiben. Das Konzept orientierte sich an Vorbildern wie dem International Trade Mart in New Orleans. In Rom plante Permindex ein groß angelegtes Messezentrum im neu errichteten EUR-Viertel, inklusive Bürokomplexen, Ausstellungshallen und einem Luxushotel namens Hotel du Lac. Dieses Zentrum sollte das erste ständige „Welt-Handelszentrum“ Europas werden und Unternehmen aus aller Welt als Aussteller oder Investoren anziehen.[2] Entsprechend trat Permindex/CMC als Immobilienentwickler und Messeveranstalter auf: Es pachtete große Gebäudeflächen (unter anderem Pavillons des ehemaligen Weltausstellungsgeländes in Rom) und warb bei Regierungen und Investoren um finanzielle Unterstützung für den Aufbau der Infrastruktur. So reiste Permindex-Präsident Ferenc Nagy 1960 nach Japan, um die dortige Außenhandelsorganisation JETRO einzubinden, und suchte den Kontakt zu US-Behörden, einschließlich eines Angebots an die CIA, Permindex als mögliche Frontorganisation im Kalten Krieg zu nutzen.[4] Allerdings gibt es laut freigegebenen Regierungsdokumenten keine Hinweise darauf, dass die CIA dieses Angebot annahm oder Permindex in ihre geheimdienstlichen Projekte einband.[5]
Nichtsdestotrotz rankten sich um Permindex seit Beginn der 1960er Jahre Gerüchte über inoffizielle Aktivitäten und Verbindungen. So wurde das Unternehmen wiederholt mit dubiosen Finanztransaktionen und politisch motivierten Aktionen in Verbindung gebracht. Französische Geheimdienstkreise hegten offenbar Verdacht, Permindex könne die militante Organisation OAS (Organisation de l’Armée Secrète) unterstützt haben, eine rechtsextreme Untergrundgruppe, die Anfang der 1960er mehrere Anschläge auf Frankreichs Präsident Charles de Gaulle verübte. Diese Vorwürfe wurden seinerzeit allerdings nicht öffentlich gemacht, sondern tauchten erst später in Pressemeldungen auf. Unabhängig bestätigt oder durch offizielle Ermittlungen untermauert wurden sie nie.[5]
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Mögliche Verwicklung in das Kennedy-Attentat
Zusammenfassung
Kontext
Erstmals 1967 rückte Permindex in den Fokus von Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Mord an John F. Kennedy. Der Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, nahm knapp vier Jahre nach dem Attentat eigene Nachforschungen auf und verfolgte dabei die Hypothese einer weitreichenden Verschwörung. Am 1. März 1967 verhaftete Garrison den lokalen Geschäftsmann Clay Shaw, ehemals Vorstandsmitglied von Permindex/CMC, und beschuldigte ihn, einer der Hintermänner der Mordverschwörung zu sein. Es war das erste und einzige Mal, dass jemand im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat vor Gericht gestellt wurde. Shaws internationale Kontakte weckten Garrisons Interesse: Der Beschuldigte hatte in den 1950er Jahren in Rom für Permindex gearbeitet und in New Orleans das dortige Handelszentrum geleitet. Garrison vermutete, dass Permindex als Tarnorganisation diente, über die Mittel und Personen für das Attentat zusammengeflossen seien.[5]
Wenige Tage vor Shaws Verhaftung hatte die linke römische Zeitung Paese Sera eine brisante Story veröffentlicht, die Garrisons Verdacht bestärkte. Am 4. März 1967 erschien dort ein Artikel mit der Schlagzeile „Clay Shaw (verhaftet wegen Kennedy) hat in Rom eine obskure Tätigkeit ausgeübt“.[5] Darin wurde behauptet, Shaw habe in den frühen 1960er Jahren in Rom für das CMC gearbeitet und Permindex habe „unversöhnliche Antikommunisten“ finanziert, die an Umsturz- und Attentatsplänen beteiligt gewesen seien. Insbesondere sei Permindex in geheime Operationen gegen Charles de Gaulle verwickelt gewesen und habe enge Verbindungen zur CIA unterhalten. Paese Sera stellte diese Vorwürfe als Ergebnis eigener investigativer Recherchen dar. In den folgenden Tagen weitete die Zeitung ihre Enthüllungen aus und nannte weitere Namen: So wurde Louis Bloomfield als ehemaliger Geheimdienstoffizier bezeichnet, der Permindex mitfinanziert habe.[2] Diese Story wurde in den kommunistischen Medien Ost- und Westeuropas begierig aufgegriffen, sowjetische Zeitungen wie Prawda und andere schrieben ausführlich über die angebliche CIA-Front Permindex und ihre Rolle im Kennedy-Mordkomplott.[5]
Garrison integrierte die Paese Sera-Informationen in seine Anklage. Er konstruierte das Bild einer internationalen Verschwörung, in der Permindex als Scharnier zwischen CIA, militanten Anti-Kuba-Aktivisten und rechtsextremen Exilanten fungiert habe.[5] Im Prozess 1969 legte die Staatsanwaltschaft Indizien vor, wonach Shaw alias „Clay Bertrand“ mit zwei weiteren Verschwörern (David Ferrie und Lee Harvey Oswald) in New Orleans in Kontakt gestanden habe und dass hochrangige antikommunistische Persönlichkeiten über Permindex indirekt mit dem Attentat in Verbindung stünden. So wurde etwa darauf hingewiesen, dass Permindex-Präsident Nagy in den 1960er Jahren zeitweise in Dallas (dem Tatort des Kennedy-Attentats) gelebt hatte und sich offenbar im Umkreis antikommunistischer Exilanten wie George de Mohrenschildt bewegt hatte.[6] Letztlich konnten Garrisons Vorwürfe vor Gericht nicht bewiesen werden. Nach einem spektakulären Verfahren sprachen die Geschworenen Clay Shaw 1969 in allen Punkten frei.[7]
Rückblickend bewerten viele Historiker die Permindex-Gerüchte als Teil des Kalten Krieges und der Desinformationsstrategien jener Zeit. Analysen westlicher Geheimdienste kamen zu dem Schluss, dass die Paese Sera-Serie von 1967 wahrscheinlich von der sowjetischen Desinformationskampagne inspiriert oder zumindest begünstigt war, die versuchte, die CIA als Drahtzieher des Kennedy-Mordes hinzustellen. Der US-Historiker Max Holland bezeichnete die Behauptungen über Permindex in einem 2001 erschienenen Fachartikel in Studies in Intelligence als „die Lüge, die die CIA mit der Kennedy-Ermordung verknüpfte“.[5]
Nichtsdestotrotz hat Permindex einen dauerhaften Platz in der Konspirationshistoriographie rund um das Kennedy-Attentat. In diversen Büchern und Artikeln wurde danach über die Rolle des Unternehmens spekuliert. Einige Autoren der sogenannten “Deep Politics”-Literatur bezeichneten Permindex retrospektiv sogar als internationales „Mordbüro“, dem politische Auftragsmorde zugeschrieben wurden.[8]
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Einzelnachweise
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