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Pinotta

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Pinotta ist eine Oper in zwei Akten von Pietro Mascagni, basierend auf einem Libretto von Giovanni Targioni-Tozzetti, das auf der im Jahre 1881 uraufgeführten Kantate In filanda Mascagnis beruht. Grundlage des Librettos war der von Alfredo Soffedini geschriebene Text der Kantate In filanda. Die Uraufführung fand am 23. März 1932 im Teatro del Casino Sanremo statt. Stilistisch wird die Oper dem Verismus zugeordnet, wobei die Oper kompositorisch eine Nummernoper ist.

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Entstehung

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Mascagnis erste Oper

Ende 1882 entschied sich Mascagni, durch Teilnahme an einem für die beste studentische Komposition vom Conservatorio di Musica di Milano ausgeschriebenem Wettbewerb, der über ein von Vicenzo Bonetti verwaltetes Legat mit 600 Lire dotiert war, auf sein Talent als Opern-Komponist aufmerksam zu machen. Zuvor hatte Mascagni Anfang Oktober 1882 seine Ausbildung in Mailand an dieser von Amilcare Ponchielli geleiteten Musikschule begonnen. Dabei fühlte er sich von Beginn an durch das aus seiner Sicht starre Ausbildungs-Regime der Hochschule in seiner künstlerischen Entwicklung eingeengt. Anfangs noch unsicher, entschied sich Mascagni zur Umarbeitung seiner Kantate In filanda, die von ihm im Jahr zuvor mit großem Erfolg in seiner Heimatstadt Livorno vorgestellt worden war. Sein damaliger Lehrer Alfredo Soffredini, der auch den Text zu In filanda geschrieben hatte, stimmte widerwillig zu, für die Oper das Libretto zu schreiben, welches Mascagni im April 1883 erhielt. Die bis zur Einreichungsfrist zum 31. Mai 1883 verbliebene Zeit war jedoch zur Vollendung des Werks zu kurz, so das Mascagni seine Oper zwar mit einigen Tagen Verspätung einreichte, diese jedoch abgewiesen wurde. Mascagni hatte den ursprünglichen Titel des Werks umbenannt in Pinotta. Pinotta ist dabei der Name der ursprünglichen Protagonistin Ninetta der Kantate In filanda. Die Wahl des Titels wurde durch den Kosenamen seiner Jugendliebe Giuseppina Acconci inspiriert. Auch beim 1883 durch den Verleger Edoardo Sonzogno initiierten Nachwuchs-Komponistenwettbewerb für bisher unveröffentlichte einaktige Opern fiel diese – so wie auch Puccini's Oper Le Villi – durch. Danach stellte Mascagni seine Versuche, die Oper zu veröffentlichen, ein.[1][1.1]

Die Wiederverwendung von In filanda

Von den ursprünglich neun Nummern von In filanda wurden nur vier beibehalten, die alle stark überarbeitet wurden, während ein neues Präludium hinzugefügt wurde, in dem die weiblichen Chorstimmen hinter der Bühne eine wichtige Rolle spielen. Der beeindruckendste Teil des neuen Werks, der Höhepunkt einer völlig neuen zweiten Hälfte, ist das neue Finale. Anstelle des kunstvollen, aber steifen Concertatos des früheren Werks handelt es sich um eine ausgedehnte lyrische Szene für die jungen Liebenden, die in einem ekstatischen Duett gipfelt – in dem ein ursprünglich in seiner Sinfonie in F verwendetes Thema auftaucht –, das mit einem geflüsterten Pianissimo „t'amo“ auf dem Schlussakkord verklingt. Diese Szene, über die Soffedini schrieb: „Je öfter man sie hört, desto mehr schätzt man ihren Wert“, enthält auch sein im Jahr zuvor komponiertes Lied „La tua stella“.[1.1]

Die Opern-Uraufführung 50 Jahre nach der Entstehung

Etwa im April 1932 wurde eine Episode aus Mascagnis Leben aus der Zeit von 1882 zum Tischgespräch mit einigen Freunden in seiner Suite im Hotel Plaza, Rom, wo man den Abend nach einer Wiederholungsaufführung der Oper Le Maschere den Abend ausklingen ließ. Mascagni erinnerte sich, das er kurz vor seinem Weggang seinem Vermieter Luigi Valtorta in Mailand im Sommer 1882 aufgrund von Mietschulden einen Koffer mit Noten und anderen Gegenständen als Sicherheit übergeben hatte. Die Runde diskutierte nun die Frage, ob denn der Koffer noch existierte. Ein anwesender jugendlicher Bewunderer Mascagnis ging dann, fasziniert von der Geschichte, dem Verbleib des Koffers nach. Einige Abende später überreichte dieser dem entzückten Mascagni ein Paket mit Noten. In diesem Paket befand sich der Erstentwurf seiner mittlerweile 50 Jahre alten Kantate In filanda.[1.2]

Begeistert von diesem Fund, und überwältigt von seinen Erinnerungen, kam es zu dem Entschluss, seine längst in Vergessenheit geratene Oper Pinotta wieder hervorzuholen, zu überarbeiten, und zur Aufführung zu bringen.[1.2] Rund um die geplante Aufführung wurde aus Werbegründen das Gerücht verbreitet, dass es sich bei Pinotta um eine 50 Jahre lang verschollene Oper handeln würde. Mascagni selbst stellte allerdings mehrfach klar, das sich die Oper immer in seinem Besitz befunden habe.[2] Die Uraufführung der Oper fand am 23. März 1932 im Teatro del Casino San Remo statt. Bis 2004 wurde die Oper 32-mal an 10 Aufführungsorten in Italien gespielt. Bis 2004 sind keine Aufführungen außerhalb Italiens bekannt.[3]

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Handlung

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1. Akt

Unter den Spinnerinnen, die unter der Aufsicht des Fabrikbesitzers Andrea arbeiten, befindet sich auch die Waise Pinotta, die sich nicht an der Fröhlichkeit ihrer Kolleginnen anschließen kann. Sie ist in den ebenfalls in der Fabrik arbeitenden jungen Baldo verliebt und befürchtet, dass dieser ihre Gefühle nicht erwidert. Baldo seinerseits hegt zärtliche Gefühle für das Mädchen, die er jedoch aus Schüchternheit für sich behält.

2. Akt

Es ist Abend, und Baldo sieht plötzlich Pinotta, die zum Himmel gewandt vor der Tür ihrer kleinen Behausung betet. Balo ist gerührt und nähert sich der jungen Frau. In einem liebevollen und zärtlichen Gespräch offenbaren beide ihre gegenseitige Liebe. Hand in Hand betrachten Baldo und Pinotta den Sternenhimmel. Eine stürmische Liebe erwartet sie.[4]

Liste der Stücke

(Quelle: [5])

  • Einleitung, Die Stimmen der Zephire
  • Erster Akt
    • Die Arbeit – wenig rosig: Chor
    • Das Gebet – Dem Herrn, den wir stets preisen: Andrea, Baldo, Pinotta, Chor
    • Der Respekt – Entschuldigen Sie bitte, mein Herr Patron... Meine Mutter: Baldo, Andrea, Pinotta
    • Das Lied der Spinnerinnen – O Pinotta...Dreh dich, strample: Andrea, Chor
  • Zweiter Akt
    • Ein Idyll – Lied – Der schöne Tag... Nun weiß man es: Chor
    • Romanze – im Herzen mein Stern: Pinotta
    • Duett – Pinotta! Oh Gott: Pinotta, Baldo
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Heutige Einordnung und zeitgenössische Kritik

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Heutige Einordnung

Alan Mallach kommt zu dem Urteil "Pinotta ist ein liebenswertes Werk voller schöner Melodien. Besonders reizvoll ist das abschließende Liebesduett, in dem der 19-jährige Mascagni sein Lied „La tua stella“ mit großem Erfolg wiederverwertete...Gleichzeitig handelt es sich um ein Zeitdokument, ein Werk eines hochtalentierten Jugendlichen der 1880er Jahre, in dem nur kurze Anflüge der unverwechselbaren Qualitäten des reifen Mascagni zu erkennen sind..."[1.3]

Zeitgenössische Kritiken

Die Zeitung Corriere della Sera vom 24. März 1932 urteilte " Der Erfolg dieser Oper sollte niemanden zu der Schlussfolgerung verleiten, dass Pinotta ein Theaterwerk mit einem dramatischen Charakter ist, der über den einer lyrischen Kantate hinausgeht."[1.2]

Mascagnis Selbstkritik und Einordnung

In einem Brief an seine Geliebte Anna Lolli Anfang 1932 beschrieb Mascagni seine Sichtweise auf sein Jugendwerk wie folgt :" Es ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber im zweiten Akt gibt es ein paar Anzeichen für eine aufrichtige und wirklich gefühlvolle Kunst. Aber es ist nur eine Kleinigkeit, so wie es mein jugendlicher Geist damals (vor 50 Jahren) war. Trotzdem ist es immer noch eine Waffe gegen den Modernismus. Und meine Kunst war schon immer ein Kampf ohne Gnade."[1.2]

In einem Interview in der Turiner Zeitung "La Stampa", vom 24. Februar 1932 äußerte sich Mascagni etwa 4 Wochen vor der Uraufführung zu seinem Werk:"...Das jetzige Aufführen von „Pinotta“ .... wäre der letzte Speer, den ich gegen den sogenannten Novecentismo musicale werfen würde...."[6]

Auf die Frage, wie beeindruckt er von seiner damaligen Musik sei, antwortete er "...Ich weiß nicht. Aber ich würde sie auf keinen Fall überarbeiten wollen. Wenn man mir heute sagen würde, ich solle eine neue Passage hinzufügen, wäre ich dazu nicht in der Lage. Ich könnte es aus einer Art Gewissensbiss nicht tun, weil ich das Gefühl hätte, das Publikum zu täuschen; und außerdem würde ich mich nicht mehr in das Konzept dieser Art von Musik hineinversetzen können. Manch einer wird in Pinotta Anklänge an „Ratcliff“ entdecken, und das ist wahr: aber wahr, wie soll ich sagen, im umgekehrten Sinne, denn als ich mit dem Schreiben von „Ratcliff“ begann, war meine älteste Tochter bereits geboren..."[6]

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Literatur

  • Cesare Orselli: Pietro Mascagni (= Autori & interpreti 1850–1950. Band 11). L’Epos, Palermo 2011, ISBN 978-88-8302-400-9,
  • Alan Mallach: Pietro Mascagni and his operas. Northwestern University Press, Boston 2002, ISBN 1-55553-524-0.
  • David Stivender: Pietro Mascagni. An autobiography compiled, edited and translated from original sources. 1. Auflage. PRO/AM Music Resources Inc., Kahn & Averill, White Plains, N. Y., London 1988, ISBN 0-912483-06-7.
  • Nedo Benvenuti: Pietro Mascagni. La vita e le opere. Debatte Editore, Livorno 2004, ISBN 88-86705-39-5.
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Einzelnachweise

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