Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Pogranitschny (Kaliningrad, Bagrationowsk)
Siedlung im russischen Oblast Kaliningrad Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Pogranitschny (russisch Пограничный, deutsch Hermsdorf, Kreis Heiligenbeil) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad im Rajon Bagrationowsk. Der Ort gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Bagrationowsk.
Remove ads
Geographische Lage
Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 16 Kilometer ostsüdöstlich der Stadt Mamonowo (Heiligenbeil) und sieben Kilometer westlich der Siedlung Kornewo (Zinten). Zwei Kilometer südlich der Ortschaft verläuft die polnisch-russischen Grenze.
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext

Am 1. August 1337 wurde Hermsdorf erstmals urkundlich erwähnt, als der Komtur von Balga (nach 1945 russisch Wessjoloje, heute keine eigenständige Ortschaft mehr), Heinrich von Muro (Heinrich von der Mauer), dem Lokator Hermann die Handfeste für den neu zu gründenden Ort Hermannsdorf ausstellte. Von dieser Bezeichnung leitet sich die spätere Namensform Hermsdorf ab. 1782 war Hermsdorf ein königliches Dorf mit einer Mühle, einer Kirche und 42 Feuerstellen (Haushaltungen).[2]
Hermsdorf lebte von Viehzucht und Ackerbau sowie auch ein wenig von Garnspinnerei. Es gab eine Kirche, einen Krug, eine Wassermühle und eine Schmiede. Auch verfügte der Ort über eine Schule.
1874 bildete man aus den beiden Landgemeinden Hermsdorf und Stolzenberg sowie dem Gutsbezirk Lauenfeld den Amtsbezirk Hermsdorf. Er gehörte zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Das zuständige Amtsgericht war das in Zinten.
Im Jahre 1910 hatte Hermsdorf 965 Einwohner. Ihre Zahl sank bis 1933 auf 814 und betrug 1939 noch 837.
Aufgrund von Strukturveränderungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten 1945 noch drei Landgemeinden zum Amtsbezirk Hermsdorf: Hermsdorf, Schönrade und Stolzenberg.
Bis 1945 gehörte Hermsdorf zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde Hermsdorf zusammen mit der gesamten nördlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion besatzungsrechtlich in eigene Verwaltung genommen.
Nach 1945 wurde der nun Pogranitschny genannte Ort in den Rajon Laduschkin innerhalb der Oblast Kaliningrad eingegliedert und Sitz eines Dorfsowjets. Seit 1963 gehört der Ort zum Rajon Bagrationowsk und wurde dort als Verwaltungssitz des unverändert benannten Dorfsowjets von Sowchosnoje abgelöst. Auch die von 2008 bis 2016 existente Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije wurde von Sowchosnoje aus verwaltet. Seit 2017 gehört Pogranitschny zum Stadtkreis Bagrationowsk.
Pogranitschny selski Sowet/okrug 1947–2008
Der Dorfsowjet Pogranitschny selski Sowet (ru. Пограничный сельский Совет) wurde im Juli 1947 im Rajon Laduschkin eingerichtet.[3] Dessen Verwaltungssitz war zunächst die Siedlung Pogranitschny. Nach der Auflösung des Rajon Laduschkin zur Jahreswende 1962/1963 gelangte der Dorfsowjet in den Rajon Bagrationowsk. Möglicherweise in diesem Zusammenhang wurden die meisten Orte des bis 1954 bestehenden Nowo-Moskowski selski Sowet und die zwischenzeitlich zum Pjatidoroschny selski Sowet gehörten, in den Pogranitschny selski Sowet eingegliedert, sowie der Verwaltungssitz des Dorfsowjets nach Sowchosnoje verlegt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Pogranitschny selski okrug (ru. Пограничный сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen 13 Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije eingegliedert.
Zeitweise gehörte auch der Ort Woronowo (deutsch ursprünglich Alt Kainen und Louisenhof) zum Pogranitschny selski Sowet.
Auf Karten der 1970er und 1980er Jahre ist auch der weitere Ort Gorkowski (Perwilten) eingezeichnet. In amtlichen Verzeichnissen ist er bisher nicht nachgewiesen worden. Er gehört evtl. heute zu Muschkino.
Pogranitschnoje selskoje posselenije 2008–2016

Die Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije (ru. Пограничное сельское поселение) wurde im Jahr 2008 eingerichtet.[6] Wie schon beim Dorfsowjet Pogranitschny selski Sowet war auch hier Pogranitschny nur der namensgebende Ort, während der Verwaltungssitz dieser Landgemeinde sich in Sowchosnoje befand. Die 25 jeweils als Siedlung (russisch: possjolok) eingestuften Ortschaften gehörten vorher zu den Dorfbezirken Kornewski selski okrug, Pjatidoroschny selski okrug und Pogranitschny selski okrug. Im Jahr 2017 ging die Gemeinde in den neu geschaffenen Stadtkreis Bagrationowsk auf.
Zur Pogranitschnoje selskoje posselenije gehörten:
Remove ads
Kirche
Zusammenfassung
Kontext
Dorfkirche
Die Hermsdorfer Kirche hatte die Kriegshandlungen 1945 weitgehend unbeschadet überstanden. Sie wurde in der Folgezeit allerdings als Lagerhalle benutzt und verfiel – mangels notwendiger Pflegemaßnahmen – immer mehr. In den 1970er Jahren wurde sie dem Erdboden gleichgemacht, lediglich das Fundament des Turmes ist noch erkennbar.
Kirchspiel
Hermsdorf ist von vornherein als Kirchdorf konzipiert worden. Das Kirchspiel bestand somit bereits in vorreformatorischer Zeit. Bis 1945 war Hermsdorf Pfarrort für das evangelische Kirchspiel Hermsdorf-Pellen im Kirchenkreis Heiligenbeil der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Zum Kirchspiel gehörten:
- Sprengel Hermsdorf (heute auf russischem Staatsgebiet):
- Bartlangen
- Diedersdorf (russischer Name: Jasnaja Poljana)
- Erichswalde
- Hermsdorf* (Pogranitschny)
mit Wohnplatz Steinberg - Lauenfeld
- Lokehnen (Jablotschkino)
- Marienhöhe
- Ritterhof*
- Schönrade
- Stolzenberg*
- Sprengel Pellen (heute auf polnischem Staatsgebiet):
- Eigensinn
- Hasselpusch* (polnischer Name: Zagaje)
- Hirschken (Jelonki)
- Lauterbach* (Mędrzyki)
- Pellen* (Piele)
- Schönwalde* (Grabowiec).
Pfarrer
In Hermsdorf amtierten von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945:
|
|
Remove ads
Sehenswürdigkeiten
Gedenkstein 600-Jahr-Feier
Zum 600-jährigen Jubiläum von Hermsdorf im Jahre 1937 stellte man einen Gedenkstein mit entsprechende Inschrift im Ort auf. Diesen Stein hat nach 1945 ein Bewohner von Pogranitschny namens Valentin im Wald aufgefunden und ihn im Ort wieder aufgestellt.
Museum
Ebendieser Einwohner namens Valentin hat in Pogranitschny ein Freilichtmuseum eingerichtet, dessen Ausstellungsgegenstände auch an die deutsche Vergangenheit des Ortes erinnern (Stahlhelme, Gewehre, Flaschen der Brauerei Ponarth u. a.). Besonders wertvoll sind die hier aufbewahrten Taufsteine der Kirchen in Bladiau (heute russisch Pjatidoroschnoje) und Zinten (Kornewo).
Remove ads
Partnerschaften
Mit der Stadt Papenburg in Niedersachsen besteht seit 1995 eine Partnerschaft.[7]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Georg Blumenthal (1872–1929), Schriftsteller, Mitbegründer der deutschen physiokratischen Bewegung und Mitarbeiter Silvio Gesells.
Verkehr
Bis zu der ehemaligen Reichsautobahn Berlin–Königsberg und heutigen russischen Regionalstraße 27A-002 (ex R516) beim inzwischen nicht mehr existenten Dorf Iwanzowo (Deutsch Thierau) bzw. bei Nowosjolowo (Groß Rödersdorf) sind es jeweils sieben Kilometer.
Bis 1945 war Hermsdorf Bahnstation an der Reichsbahnstrecke Heiligenbeil – Zinten – Preußisch Eylau, die dann stillgelegt und größtenteils demontiert wurde.
Remove ads
Literatur
- Hermsdorf, Dorf, Kreis Heiligenbeil, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Hermsdorf (meyersgaz.org)
- Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen. 1898, S. 102 (Google Books).
- Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 113–114 (Google Books).
- Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 215–216 (Google Books).
- Ludwig Fedemir Rhesa: Kurzgefasste Nachrichten von allen seit 1775 an den evangelischen Kirchen in Ostpreußen angestellten Predigern, Königsberg 1834, S. 79–80 (Google Books).
- Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968
Remove ads
Weblinks
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads