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Polity
strukturelle Dimension von Politik Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der englische Begriff Polity („Gemeinwesen“, „Staatswesen“) bezeichnet eine Personengruppe mit kollektiver Identität, die über institutionalisierte Sozialbeziehungen und gewisse Ressourcen verfügt.[1] Im weiteren Sinn kann darunter jede Gruppe mit organisierten Strukturen bzw. einer Selbstverwaltung darunter gefasst werden, wie etwa ein Aufsichtsrat oder die Regierung eines Landes.
In der Politikwissenschaft bezeichnet Polity die strukturelle, formale und institutionelle Dimension von Politik, etwa die Staatsorganisation, das politische System oder das Gemeinwesen (siehe auch Gesellschaftsordnung, politische Kultur). Die englischsprachige Politikwissenschaft unterscheidet drei Aspekte des Oberbegriffs „Politik“: Polity, Politics und Policy. Im Gegensatz zu Politics (politischer Prozess) und Policy (politische Inhalte) bezeichnet Polity die formelle Dimension der Spielregeln (Strukturen) gesellschaftlichen Zusammenlebens (etwa Gesetzestexte, Verfassungsgrundsätze, Institutionen).
Seit einigen Jahrzehnten verstehen Politikwissenschaftler unter „Institutionen“ weit mehr als rein formale, legale Institutionen der Verfassung und der Gesetzgebung.[2] Politische Institutionen schließen auch ungeschriebene Spielregeln sozialer Interaktion mit ein. Somit nimmt auch die Bezeichnung Polity neue Deutungsnuancen an: alle normativen, strukturellen und auch „gewünschten“ Elemente von Politik werden damit bezeichnet. Solche Institutionen wachsen historisch sowohl beabsichtigt als auch unbeabsichtigt. Ihre Signifikanz liegt darin, dass sie den Handlungsspielraum politischer Akteure im politischen Prozess (Politics) kanalisieren oder blockieren. Damit sind sie nach Klaus Schubert „maßgebliche Voraussetzung“ für die Gestaltung politischer Maßnahmen (Policy).[3]
Im Englischen wird mit Polity auch allgemeiner eine Gruppe mit kollektiver Identität bezeichnet, die sich in einer Form politischer institutionalisierter sozialer Beziehung organisiert und über bestimmte Ressourcen verfügt.[4] Die Organisationsstruktur kann der Führung einer Institution, eines Unternehmens, eines Staates oder einer seiner politischen Untergliederungen dienen. Es kann sich dabei auch um eine Republik oder ein erbliches Staatswesen handeln.
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Siehe auch
Literatur
- Douglass C. North: Institutions, Institutional Change, and Economic Performance. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-39416-3 (englisch).
- James G. March, Johan P. Olsen: The New Institutionalism: Organizational Factors in Political Life. In: American Political Science Review. Band 78, Nr. 3, 1984, S. 734–749 (englisch; ISSN 0003-0554).
- Klaus Schubert: Polity. In: Dieter Nohlen, Rainer-Olaf Schultze (Hrsg.): Lexikon der Politikwissenschaft: Theorien, Methoden, Begriffe. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51127-9.
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Einzelnachweise
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