Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Pruszcz Gdański

Stadt in Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Remove ads

Pruszcz Gdański (deutsch Praust; kaschubisch Pruszcz) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Sie ist Sitz des Powiat Gdański.

Schnelle Fakten Basisdaten, Wirtschaft und Verkehr ...
Remove ads

Geographische Lage

Thumb
Hauptverkehrsstraße (2023)

Die Stadt liegt im Süden der sogenannten Dreistadt mit den Zentren Gdańsk (Danzig), Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot) im ehemaligen Westpreußen. Im Norden der Stadt schließt sich Danzig an, dessen Stadtzentrum etwa zehn Kilometer nördlich liegt. Die Danziger Bucht liegt etwa 14 Kilometer nordöstlich der Stadt.

Ortsname

Die erste schriftliche festgehaltene Erwähnung des Ortes erfolgte als Prust. Die Bedeutung ist nicht gesichert. Eine Deutung ist die Ableitung von Preußen, aber auch die Ableitung vom Wort Propstei ist möglich. Weitere Namensversionen waren Pruszy (1315), Prust (1438), Pruscz (1504), Praust (1576) und Pruszcz (1583). Die Bezeichnung Pruszcz wurde in der polnischen Verwaltung bis Ende des 18. Jahrhunderts verwendet. Als der Ort 1772 zu Preußen kam, wurde als amtliche Bezeichnung der deutsche Name Praust wieder eingeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurde die Ortschaft in Pruszcz umbenannt, seit 1951 mit dem Zusatz Gdański.

Remove ads

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Der erste urkundliche Hinweis als Prust auf das heutige Pruszcz Gdański stammt aus dem Jahr 1315. Von 1348 bis 1354 wurde von dem Fluss Radaune ein Kanal nach Danzig errichtet, der primär der Trinkwasserversorgung diente. Im Jahr 1367 wurde der Ort durch den Deutschen Orden zu einer vollberechtigten Siedlung erhoben. Der Ort entwickelte sich gut, nicht zuletzt durch die Nähe zu Danzig. Als sich die Städte des Preußischen Bundes vom Deutschordensstaat abspalteten und sich freiwillig der Krone Polens unterstellten, was zu einer vorläufigen Zweiteilung Preußens führte, kam Praust 1454 an das autonome Preußen Königlichen Anteils.

Anlässlich der Errichtung der Union von Lublin auf dem Lubliner Sejm kündigte König Sigismund II. August am 16. März 1569 die Autonomie Westpreußens unter Androhung herber Strafen einseitig auf,[2][3] weshalb die Oberhoheit des polnischen Königs in diesem nun nur noch bedingt autonomen Teil des ehemaligen Gebiets des Deutschen Ordens von 1569 bis 1772 vornehmlich als Fremdherrschaft empfunden wurde.[4]

Im Rahmen der ersten polnischen Teilung 1772, durch die unter Friedrich II. Preußen Königlichen Anteils oder ‚Polnisch Preußen‘ mit dem restlichen Preußen zusammengeschlossen wurde, kam das Dorf zum Königreich Preußen, ab 1818 als Teil des Landkreises Danzig. Im 19. Jahrhundert ging der Aufschwung der Gemeinde weiter. So wurden unter anderem ein Krankenhaus, eine Schule sowie eine Zuckerfabrik errichtet. Weiterhin erfolgte 1852 der Anschluss von Praust an das Schienennetz von Danzig nach Dirschau (Tczew). 1887 wechselte Praust in den neuen Kreis Danziger Höhe. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Praust eine evangelische Pfarrkirche, ein bakteriologisches Institut der westpreußischen Landwirtschaftskammer, eine Molkereischule,[5] eine höhere Mädchenschule, ein Krankenhaus, ein Elektrizitätswerk, eine Badeanstalt, Niederlassungen der Kreissparkasse und der Spar- und Darlehenskasse, Viehmärkte, eine Getreidehandlung, eine Maschinenfabrik, eine Zementwarenfabrik, eine Zuckerfabrik, eine Molkerei, eine Mühle, ein Sägewerk und Ziegeleien.[6]

Mit der erzwungenen Bildung der Freien Stadt Danzig aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags nach dem Ersten Weltkrieg wurde Praust 1920 Teil derselben. Nach dem Überfall auf Polen 1939 wurde die Gemeinde dem neu gebildeten Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs zugeordnet. Im April 1942 wurde beinahe die gesamte Gemarkung der Gemeinde Praust in die Hansestadt und den Stadtkreis Danzig eingegliedert, der Rest in die Gemeinde Schwintsch im Amtsbezirk Kladau.[7]

Im Stadtteil wurden drei Außenstellen des KZ Stutthof eingerichtet, eine am Flughafen, eine am Bahnhof und eine in der Zuckerfabrik.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Praust im März 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Praust von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Soweit die Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit von der polnischen Administration aus Praust vertrieben. Praust wurde in Pruszcz umbenannt und zu einer selbständigen Stadt erhoben und war damit nicht mehr Teil der Stadt Danzig (Gdańsk).

1951 erhielt der Ort den Namenszusatz Gdański. 1975, im Rahmen einer allgemeinen Verwaltungsreform, verlor die Stadt den Sitz des Powiats, erhielt ihn aber bei einer erneuten Reform 1999 wieder.

Demographie

Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...

Einwohnerentwicklung seit 1945

Weitere Informationen Jahr, Einwohnerzahl ...
Remove ads

Kirche

Zusammenfassung
Kontext
Thumb
Ehemalige evangelische Pfarrkirche (Aufnahme 2010)

Die Kirche, die vermutlich noch zur Zeit des Deutschordensstaats gegründet wurde, hat einen kreuzförmigen Grundriss und einen viereckigen Westturm mit einem achteckigen Spitzdach. Zum Glockengestühl führt durch das Gemäuer der Kirche eine gemauerte Wendeltreppe, die in einem abgesonderten Treppentürmchen verläuft. Das Vorhandensein dieses Anbaus deutet auf den mittelalterlichen Ursprung der Kirche hin.

Die Bevölkerung von Praust hatte sich der Reformation angeschlossen. Die Kirche soll nach der Reformation von Franziskaner-Mönchen dem Stadtrat von Danzig übergeben worden sein, der dann auch das Patronat über sie ausübte.[14] 1728 erhielt die Kirche eine Orgel, die der Danziger Orgelbauer Andreas Hildebrand erbaut hatte und deren Klangfülle besonders gerühmt wurde. Im Jahr 1831 wurde die Kirche vollständig renoviert.[14]

Die Namen der evangelischen Pfarrer der Ortskirche sind seit 1578 und vollständig lückenlos seit 1587 bekannt.[14] Der Bestand an Kirchenbüchern mit Eintragungen zu Geburten, Trauungen und Todesfällen reichte bis 1622 zurück.[15] Die Kirchengemeinde gehörte mit Bildung der Evangelischen Kirche in den Königlich Preußischen Landen ab 1817 zu deren über die Zeit sich ändernden regionalen Gliederungen.[16] Die vor 1945 anwesenden Einwohner Prausts gehörten mehrheitlich dem evangelischen Glaubensbekenntnis an.

Nach 1945 wurde die Kirche zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet.

Remove ads

Politik

Bürgermeister der Stadt ist (2007) Janusz Wróbel. Seine Stellvertreter sind Andrzej Szymański und Ryszard Świlski. Die Stadt ist in vier Wahlbezirke (okręg) eingeteilt.

Städtepartnerschaft

Seit April 2012 besteht eine Städtepartnerschaft mit Hofheim am Taunus in Deutschland.

Wappen

Das Wappen der Stadt zeigt auf roten Grund ein goldenes P und einen goldenen Löwen. Das P steht für den Namen der Stadt und passt sowohl zur deutschen Bezeichnung Praust als auch zur polnischen Pruszcz. Der goldene Löwe ist leicht abgewandelt einer der Löwen der Stadt Danzig.

Remove ads

Landgemeinde Pruszcz Gdański

Die Landgemeinde Pruszcz Gdański, zu der die Stadt selbst nicht gehört, umfasst eine Fläche von 142,56 km² und hat 37.948 Einwohner (Stand 1. Januar 2024).

Wirtschaft und Infrastruktur

Thumb
Zuckerfabrik (2010)

Verkehr

Pruszcz Gdański liegt an der Europastraße 75, welche von Danzig über Łódź (Lodsch) nach Bielsko-Biała (Bielitz-Biala) führt. Am Rand der Stadt führt die Schnellstraße 6 (Droga ekspresowa 6) entlang. Die Woiwodschaftsstraße 226 (droga wojewódzka) führt durch die Stadt, und die Woiwodschaftsstraße 227 beginnt in Pruszcz Gdański.

Durch die Stadt führt die Bahnstrecke von Danzig nach Tczew. Bis 1994 (Personenverkehr) und bis 2002 (Güterverkehr) bestand eine Bahnlinie von Pruszcz Gdański über Kartuzy und Lębork nach Łeba.

Der Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig liegt etwa 15 km nördlich der Stadt. Die Stadt selbst beherbergt einen Militärflugplatz.

Remove ads

Persönlichkeiten

Literatur

  • Praust, Dorf, an der Alten und Neuen Radaune, Kreis Danziger Höhe, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Praust (meyersgaz.org)
  • Johann Heise: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen, Band I: Pommerellen mit Ausnahme der Stadt Danzig, Danzig 1884, S. 124–132 (Google Books).
Commons: Pruszcz Gdański – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads