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Qinghai

Provinz von China Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Qinghai, veraltet nach Unger Tsinghai[2] (chinesisch 青海, Pinyin Qīnghǎi  „Türkisblaues Meer“, tibetisch མཚོ་སྔོན་ཞིང་ཆེན Wylie mtsho sngon zhing chen) ist eine Provinz der Volksrepublik China im Nordosten des tibetischen Hochlandes. Sein Territorium ist flächenmäßig das größte aller chinesischen Provinzen, sofern man von den beiden autonomen Gebieten Tibet und Xinjiang absieht.

Schnelle Fakten
Weitere Informationen Tibetische Bezeichnung, Chinesische Bezeichnung ...
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Geographie und Klima

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Die Provinz erhielt ihren Namen vom etwa 4500 km² großen Qinghai-See, dem größten Salzsee Chinas. Der größte Teil der Provinz gehört zum Tibet-Qinghai-Plateau oder Hochland von Tibet. Über die Hälfte des Landes liegt auf einer Höhe von 4000 bis 5000 Metern. Nach Nordosten hin fällt die Höhe auf unter 2000 Meter ab. Die Provinz wird durch mehrere Gebirgsketten begrenzt bzw. untergliedert.[3] Im Süden bildet der Tangulashan oder Danglaishan eine natürliche Grenze zum Autonomen Gebiet Tibet. Durch die Mitte der Provinz verläuft in West-Ost-Richtung der Gebirgszug des Kunlun-Gebirges mit dessen östlicher Fortsetzung, dem Burhan Budai Shan, das die Südgrenze des Qaidam-Beckens, einer trockenen Hochgebirgssenke aus Wüste und Salzsümpfen, markiert. Die Grenze zu Xinjiang wird im Nordwesten durch das Altun-Gebirge gebildet, das gleichzeitig das Qaidam-Becken nach Nordwesten begrenzt. Entlang der nordöstlichen Grenze zur Provinz Gansu verläuft der Gebirgszug des Qilianshan.[4][5]

Mit dem Gelben Fluss, dem Jangtsekiang (hier Tongtian He) und dem Mekong (hier Za Qu oder Lancang Jiang) entspringen drei der größten Ströme Asiens im Gebiet von Qinghai. Die Flusstäler bilden das wichtigste Ackerbaugebiet und hier konzentriert sich die Bevölkerung.[5] Große Seen sind außer dem Qinghai-See der Gyaring-See und Ngoring-See im Quellgebiet des Gelben Flusses, der Hala-See im nördlichen Qilianshan, der Donggi Cona, sowie zahlreiche Salzseen im östlichen Teil der Provinz.

Qinghai weist ein kontinentales, trockenkaltes Klima mit langen Wintern und kurzen Sommern auf. Die Sonnenscheindauer ist lang, und die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind erheblich. Die durchschnittliche Jahrestemperatur auf dem südlichen Qinghai-Plateau und im Qilian-Gebirge liegt zwischen 0 und −8 °C, d. h. hier herrscht praktisch Dauerfrost. In den anderen Gebieten liegen die Jahresmitteltemperaturen zwischen 0 und +8 °C und es gibt zwischen 30 und 90 frostfreie Tage im Jahr. Der mittlere Jahresniederschlag liegt in den östlichen Talgebieten bei etwa 700 Millimeter. Im Qaidam-Becken ist es sehr trocken mit einem Jahresniederschlag von teilweise weniger als 50 Millimetern.[5]

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Geschichte

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Es gab seit dem Ende des großtibetischen Reiches, dem mit den Tsenpos (btsan po) ein Kaiser-gleicher Herrscher vorstand, kein auf dem ganzen tibetischen Hochland geeintes Tibet mehr. Insbesondere Osttibet bestand aus einer Vielzahl kleiner und mittelgroßer Reiche und Gebiete, die teilweise der Lhasa-Regierung der späteren Dalai Lamas, teilweise chinesischen Provinzen unterstanden und teilweise in hohem Maße eigenständig waren. Seit etwa 1727 wurden der als Kukunor-Territorium bezeichnete Norden Khams und der größte Teil Amdos von Xining aus verwaltet, einer Stadt, die bis ins frühe 20. Jahrhundert der Provinz Gansu untergeordnet war.

Aus diesem Verwaltungsraum ging 1928 die heutige Provinz Qinghai hervor, deren Großteil von 1912 bis 1949 aber weiterhin von aus Gansu stammenden muslimisch-chinesischen Hui-Gouverneuren und Warlords (Xibei San Ma) statt von der Regierung der chinesischen Republik oder der tibetischen Regierung in Lhasa beherrscht wurde.

Schon 1781–84 hatten sich die Hui-Muslime gegen die chinesische Zentralregierung erhoben, 1807 kam es zu einem Aufstand der tibetischen Stämme. Zuletzt wurde in der Region im Oktober 1993 eine muslimische Erhebung von den Behörden unterdrückt.[6] Im Jahr 2008 griffen tibetische Unruhen kurzzeitig auch auf Qinghai über.

Am 14. April 2010 wurde die Region von einem Erdbeben der Stärke 7,1 erschüttert, bei dem mindestens 400 Menschen getötet, 8000 verletzt und weit mehr obdachlos wurden.[7]

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Verwaltungsgliederung

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Die Provinz Qinghai war administrativ auf Bezirksebene im Jahr 2020 in zwei bezirksfreie Städte und sechs autonome Bezirke eingeteilt. Auf Kreisebene bestanden 44 Verwaltungseinheiten: sieben Stadtbezirke, fünf kreisfreie Städte, 25 Kreise und sieben autonome Kreise. Auf Gemeindeebene waren es 403 Verwaltungseinheiten: 37 Straßenviertel, 144 Großgemeinden, 194 Gemeinden, 28 Nationalitätengemeinden.[8]

Die Autonomen Bezirke erstrecken sich über 98,9 % der Fläche und beherbergen 3,5 Millionen Einwohner (59,1 %). Gut 96 % der Fläche bzw. 55 % der Bevölkerung Qinghais sind Teil von tibetischen Autonomiegebieten.[9] Der größte Autonome Bezirk Haixi wird jedoch zusammen mit der dort auch ansässigen mongolischen Minderheit verwaltet. Knapp ein Drittel der Bevölkerung lebt in von den Hui verwalteten Kreisen. Den Einwohnerzahlen liegt der Zensus 2020 zugrunde.[1]

Weitere Informationen Bezirksebene (Einwohnerzahl 2020), Kreisebene ...

Größte Städte

Die fünf größten Städte der Provinz mit Einwohnerzahlen der eigentlichen städtischen Siedlung auf dem Stand der Volkszählung 2020 sind die folgenden:[11]

Rang Stadt Chinesischer Name Bezirksebene Einwohnerzahl
1 Xining 西宁 Bezirksfreie Stadt Xining 1.677.177
2 Datong 大通 Bezirksfreie Stadt Xining 205.729
3 Ge'ermu 格尔木 Autonomer Bezirk Haixi 197.153
4 Minhe 民和 Bezirksfreie Stadt Haidong 131.715
5 Ledu 乐都 Bezirksfreie Stadt Haidong 125.048
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Bevölkerung

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Bei der Volkszählung 2020 hatte Qinghai 5.923.957 ständige Einwohner. Seit der vorangegangenen Volkszählung 2010 nahm die Bevölkerung um 297.235 Personen zu (+5,28 %).[12]

Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...

Ethnien

Im Jahr 2020 gehörten 2.993.534 Personen (50,53 %) zu den Han und 2.930.423 Personen (49,47 %) zu nationalen Minderheiten. Im Vergleich zur Volkszählung 2010 wuchs die Han-Bevölkerung um 10.018 Personen (+0,34 %) und die Bevölkerung verschiedener ethnischer Minderheiten wuchs um 287.217 Personen (+10,87 %).[12] Der gebirgige Westen wird von Nomaden bevölkert. Gut die Hälfte der Bevölkerung besteht aus Han (50,5 %), der Rest sind Tibeter (25,5 %), Hui (16 %), Tu (4 %), Mongolen (1,7 %), Tujia (0,2 %) sowie viele kleinere andere Ethnien (darunter u. a. Mandschu, Yi, Salar und Dongxiang).[14] Die tibetische Dialekte sprechenden Volksgruppen nennen sich allerdings nicht Böpa (bod pa), wie der tibetische Begriff für Tibeter lautet, sondern Amdowa (a mdo pa) und Khampa (khams pa).

Religionen

Die meisten Tu und viele Mongolen sind wie die Tibeter lamaistische Buddhisten. Hui, Salar und Dongxiang sind überwiegend Muslime.

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Wirtschaft

Unter Tibetern und Mongolen ist nach wie vor die Wanderviehwirtschaft (Yaks, Schafe, Kaschmirziege, Pferde) auf dem Tibet-Qinghai-Plateau, der Hochebene, die im Süden bis nach Tibet reicht, vorherrschend. Im Nordosten der Provinz dominiert die sesshafte Landwirtschaft, insbesondere bei den islamischen Völkern Qinghais (Hui, Dongxiang, Salar), z. T. aber auch bei den tibetisch-buddhistischen Tu (Mongour). Landwirtschaft ist bis zu einer Höhe von 3200 Metern möglich.[15]

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Großer Salzsee im Qaidam-Becken
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Das tibetische Kumbum-Kloster nahe Xining

Aufgrund seiner geringen Bevölkerungsdichte und geografischen Abgelegenheit ist die Wirtschaft von Qinghai im gesamtchinesischen Vergleich wenig entwickelt und konzentriert sich bisher auf wenig exportorientierte Sektoren der Schwerindustrie wie Kohlebergbau und Massenstahlerzeugung.[16]

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Sport

Im Jahr 2009 fanden in Xining, der Hauptstadt Qinghais, die Kletterweltmeisterschaften statt. 219 Athleten aus 44 Nationen nahmen teil.[17]

Folklore

In Qinghai und den benachbarten Provinzen Ningxia und Gansu wird die Tradition der Hua’er-Volkslieder (Blumenlieder) gepflegt. Es gibt eine Vielzahl populärer Melodien; die Texte werden häufig improvisiert und behandeln alle Themen des Lebens.[18] Neben spontanem Gesang bei der Arbeit und in der Freizeit werden auch Hua’er-Treffen organisiert. Das größte findet im Sommer mit hunderttausenden Besuchern statt. 2009 wurde Hua’er von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[19]

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Die Provinz als Namensgeber

Der am 3. November 1977 entdeckte Asteroid (2255) Qinghai trägt seit 1981 den Namen der Provinz.[20]

Literatur

  • Amnye Machen Institute: རྒྱ་དམར་གྱི་བཙན་འོག་ཏུ་གནས་པའི་བོད་དང་ས་འབྲེལ་ཁག་གི་ས་ཁྲ། Wylie Rgya dmar gyi btsan 'og tu gnas pa'i bod dang sa 'brel khag gi sa khra – Tibet and Adjacent Areas under Communist China’s Occupation – 1:3,200,000, Dharamsala 1998, ISBN 978-81-86227-16-9 (tibetisch).
  • Andreas Gruschke: Demographie und Ethnographie im Hochland von Tibet. In: Geographische Rundschau, Band 49, Heft 5, 1997, ISSN 0016-7460, S. 279–286.
  • Andreas Gruschke: The Cultural Monuments of Tibet’s Outer Provinces: Amdo, White Lotus Press, Bangkok 2001, 2 Bände:
  • Gyurme Dorje: Footprint Tibet Handbook, 4th ed., Footprint, Bath 2009, ISBN 978-1-906098-32-2 (englisch).
Commons: Qinghai – Album mit Bildern
Wiktionary: Qinghai – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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