Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Reichswirtschaftsministerium

Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Reichswirtschaftsministerium
Remove ads

Das Reichswirtschaftsministerium (RWM) war zuständig für das wirtschaftspolitische Regierungshandeln des Deutschen Reiches während der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus.

Es ging aus dem 1917 eingerichteten Reichswirtschaftsamt hervor.[1] Es war das erste selbständige Ressort und wurde mit Zusammentritt der ersten demokratisch gewählten Regierung ab dem 21. März 1919 mit der Bezeichnung Reichswirtschaftsministerium weitergeführt.

Thumb
Haus Cumberland

So ordnete es die Verhältnisse zwischen der neu gegründeten Weimarer Republik und ihrer Wirtschaft. Es wurde mit Aufgaben wie der Demobilmachung, Bekämpfung der Inflation, der Reparationen an die Siegerstaaten sowie Wiedergewinnung von Exportmärkten betraut. Das Ministerium gewann schnell neue Kompetenzen in der Preispolitik, der sektoralen Wirtschaftslenkung und der Außenwirtschafts- und Devisenkontrolle. Letztere gewann ab 1929 (Weltwirtschaftskrise) eine besondere Bedeutung. Ab 1920 war das Reichswirtschaftsministerium im Haus Cumberland am Kurfürstendamm zwischen Bleibtreu- und Schlüterstraße in Berlin-Charlottenburg untergebracht.

Von 1933 bis 1945 (Zeit des Nationalsozialismus) war das Reichswirtschaftsministerium eine zentrale Institution, mit deren Hilfe das NS-Regime viele seiner politischen Ziele in die Tat umsetzte, zum Beispiel Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Aufrüstung der Wehrmacht, Förderung der Rüstungsindustrie, Vorbereitung auf die Kriegswirtschaft sowie die Arisierung des deutschen Wirtschaftslebens. Bis zum Kriegsende gab es immer mehr Aufgaben und Zuständigkeiten an andere Reichsministerien ab. Die ehemaligen Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht, Hermann Göring, Walther Funk und Albert Speer zählten später zu den Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher.

Remove ads

Gebäude

Der Hauptsitz des Reichswirtschaftsministeriums war in der Behrenstraße 42–45 in Berlin. Mitte November 1943 wurde das Gebäude durch Fliegerangriffe zerstört. Heute befindet sich dort das Humboldt Carré.

Aufgaben

Zusammenfassung
Kontext

1919 übernimmt das RWM die Aufgaben der Lenkung und Abwicklung der Kriegsrohstoffabteilungen aus dem aufgelösten Reichsministerium für wirtschaftliche Demobilmachung.

Ebenfalls 1919 übernahm der Jurist und Volkswirtschaftler Kurt Finkenwirth im Ministerium die Aufgaben eines nach dem Ersten Weltkrieg notwendig gewordenen Kommissars für Textilnotstandsversorgung.[2]

1920 Auflösung der kurzzeitigen Vereinigung des RWM mit dem Reichsernährungsministerium, nachdem dieses zum neu gegründeten Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft übertritt.

An das Reichsverkehrsministerium werden 1921 die Zuständigkeit für die Binnenschifffahrt und 1926 die Zuständigkeit für die Seefahrt abgegeben.

1923 Übernahme der elektrowirtschaftlichen Gesetzgebung und anderer wirtschaftlicher Aufgaben außerhalb der Kompetenz des Reichsfinanzministeriums mit Auflösung des Reichsschatzministeriums

1933 werden die Arbeitsgebiete Wirtschaftswerbung, Ausstellungs-, Messe- und Reklamewesen an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda abgegeben. Die Aufgaben der Devisenbewirtschaftung werden ebenfalls in diesem Jahr an die neu gegründete Reichsstelle für Devisenbewirtschaftung abgegeben.

1934 erfolgt die Vereinigung mit dem preußischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit. Es führt die offizielle Bezeichnung „Reichs- und Preußisches Wirtschaftsministerium“ bis 1938.

1936 gibt es die Zuständigkeit für das Verfügungsrecht über Rohstoffe, Devisen, Arbeitskräfte und Beschaffungsprogramm an die Vierjahresplanbehörde ab. Im Gegenzug erhält das Reichswirtschaftsministerium, im Zuge der Zentralisierung der Wirtschaft, von der Vierjahresplanbehörde die Referate Rohstoffbewirtschaftung, Außenhandelsreferat und das Referat „Der Generalbevollmächtigte für die Eisen- und Stahlbewirtschaftung“.

1941 wird der Bereich Energiewirtschaft auf den Generalinspektor für Wasser und Energie übertragen.

1943 wird mit dem Aufbau der Reichsbergbehörden die neue Hauptabteilung „Der Oberberghauptmann“ geschaffen.

Am 2. September 1943 folgt mit dem Erlass über die Konzentration in der Kriegswirtschaft die Übergabe der Zuständigkeiten auf dem Gebiet der Rohstoffversorgung, Produktion und Rüstungsindustrie auf das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion. Die zivile Produktion, die allgemeine Wirtschaftspolitik, das Handels- und Gewerbewesen, der Bergbau und die Wirtschaftsfinanzierung verbleibt beim Reichswirtschaftsministerium. (vgl. Speer-Erlass vom 29. Oktober 1943)

Remove ads

Struktur

Die Struktur des Reichswirtschaftsministeriums nach dem Geschäftsverteilungsplan von 1943:[3]

  • Minister- und Staatssekretärbüro (einschl. Pressestelle)
  • Wehrwirtschaftsangelegenheiten (Sonderabteilung S einschl. Abwehrfragen, Werkluftschutz)
  • Hauptabteilung I – Personal- und Verwaltungssachen
    • I / 1 Personal
    • I / 2 Verwaltungsangelegenheiten
  • Hauptabteilung II – Allgemeine Wirtschaftspolitik
    • Büro des Hauptabteilungsleiters
    • II / 1 Wirtschaftliche Gesamtlage Deutschlands
    • II / 2 Bewirtschaftung der gewerblichen Erzeugnisse und Lenkung der Industrie
    • II / 3 Durchführung der Versorgung (Handel, Handwerk, Gewerbe)
  • Hauptabteilung III – Außenhandel, Devisenbewirtschaftung, Besetzte Gebiete
    • III / 1 Außenwirtschaft
    • III / 2 Ausfuhrförderung, Prüfungsstellen
    • III / 3 Länder. Wirtschaftsbeziehungen und Wirtschaftsnachrichten
    • III / 4 ???
    • III / 5 Devisenbewirtschaftung
    • III / 6 Besetzte Ostgebiete
  • Hauptabteilung IV – Geld-, Bank-, Börsen- und Versicherungswesen, Finanzierung der Wirtschaft
    • IV / 1 Geld und Währung
    • IV / 2 Geld-, Kredit-, Bank- und Versicherungswesen
    • IV / 3 Finanzierung von Staat und Wirtschaft
  • Hauptabteilung "Der Oberberghauptmann"

Liste der Reichswirtschaftsminister

Weitere Informationen Name (Lebensdaten), Amtsantritt ...
Remove ads

Liste der Staatssekretäre

Weitere Informationen Name, Amtsantritt ...
Remove ads

Behörden

Nachfolger

Im Nachkriegsdeutschland trat an dessen Stelle in den westlichen Besatzungszonen das Verwaltungsamt für Wirtschaft (ab März 1948: Verwaltungsamt des vereinigten Wirtschaftsgebietes). Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes entstand auf dem Gebiet der Bundesrepublik das Bundesministerium für Wirtschaft. Auf dem Gebiet der DDR wurden für den Wirtschaftssektor eine Fülle von Spezialministerien geschaffen, die jeweils für einzelne Wirtschaftszweige zuständig waren. Für die Liste der DDR-Ministerien der Wirtschaftszweige, vgl. Ministerien der DDR.

Remove ads

Siehe auch

Deutsches Reich. Reichswirtschaftsministerium (36.1936 - 39.1939,21): Ministerialblatt für Wirtschaft, Berlin : Heymanns.

Deutsches Reich. Reichswirtschaftsministerium (39.1939,22 - 45.1945,3): Ministerialblatt des Reichswirtschaftsministeriums, Berlin : Heymanns.

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads