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Richard Altenhoff

belgischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Richard Altenhoff
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Richard Jean-Paul Altenhoff (* 20. Juni 1913 in Brüssel; † 30. März 1944 in Schaerbeek) war ein belgischer französischsprachiger Bauingenieur und Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische deutsche Besatzungsmacht. Er wohnte in Woluwe-Saint-Lambert, Region Brüssel-Hauptstadt. Vor seinem letzten Wohnsitz in der Rue de la Cambre 138 erinnert ein Stolperstein an ihn. Er war nicht verheiratet.

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Richard Altenhoff vor 1944
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Eltern, Ausbildung und Beruf

Er war der Sohn eines deutschen Vaters, des Börsenmaklers Henri, und einer französischen Mutter, der Yvonne, geborene Richard (* 1892 in Paris). Ab 1933 studierte er an der Freien Universität Brüssel, schloss sein Studium 1938 ab und trat danach in den Militärdienst ein. Er nahm an der 18-Tage-Kampagne vom 10. bis 28. Mai 1940 teil. Zum Zeitpunkt der Kapitulation durch den belgischen König Leopold III. war er Zugführer in der Fernmeldekompanie der 15. Infanteriedivision und verantwortlich für die Einrichtung von Nachschublinien für die 16. Pionierkompanie, die auf Sabotage spezialisiert war. Er entging der Gefangennahme und fand eine Anstellung bei der Société continentale & coloniale de construction, einem Bau- und Infrastrukturunternehmen.[1]

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Widerstand

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Wappen der Groupe G

Ende 1940 trat Altenhoff der Untergrundorganisation Zéro bei, die den geheimen Nachrichtendienst organisierte und die deutschen Flughäfen auskundschaftete. Zusammen mit Jean Burgers, Henri Neuman und dem mit dem Fallschirm abgesprungenen André Wendelen[2] gründete er die Gruppe G („Groupe général de sabotage de Belgique“, Allgemeine Sabotagegruppe Belgiens), Teil der belgischen Résistance, die Sabotageakte plante und organisierte, Sprengstoff herstellte, Waffen und Ausrüstung besorgte. Bekannt ist der Anschlag auf ein Waffenlager der Wehrmacht in Vilvoorde im August 1942.[3]

Er beschaffte und übergab am 19. April 1943 die Waffen an Youra Livchitz, Robert Maistriau und Jean Franklemon für den Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz. Er selbst, der „Vierte Mann“[4], nahm aus unbekanntem Grund an dieser Aktion, bei der über 200 Juden fliehen konnten, vor Ort nicht teil.

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Verhaftung und Hinrichtung

Am 3. Juli 1943 wurde er nach Denunziation wegen dieser Waffenübergabe im Haus seiner Familie verhaftet, im Fort Breendonk gefangengehalten und gefoltert. Wegen der erlittenen Torturen blieb er bis zum 26. Februar 1944 im Krankenhaus.[3][5] Im März 1944 wurde er in das Gefängnis Saint-Gilles verlegt und dort wurde ihm der Prozess gemacht. Das Kriegsgericht[6] verurteilte ihn am 8. März 1944 nicht nur wegen des Waffenbesitzes und der -übergabe, sondern auch allgemein wegen Feindesunterstützung und Angriffen auf die Wehrmacht zum Tode, ein Erschießungskommando führte am 30. März 1944 auf dem Nationalen Schießstand (Tir National) in Schaerbeek die Hinrichtung aus.

Auszeichnungen

Posthum erhielt er den Rang eines Oberstleutnants des Widerstands, den Status eines politischen Gefangenen, das Offizierskreuz des Leopoldsordens mit Palme, das Kriegskreuz 1940–1945 mit Palme, die Widerstandsmedaille (Médaille du résistant civil) und das politische Gefangenenkreuz 1940–1945.[7]

Gedenken

  • Grab. Zuerst im Grab 265 mit der Aufschrift „unbekannt“ konnte er am 19. Mai 1954 bei einer Exhumierung identifiziert werden und fand auf dem Schießstand, dort, wo die Erschießungen stattfanden, heute die Gedenkstätte „Enclos des fusillés“, seine letzte Ruhe.[8]
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Stolperstein in der Rue de la Cambre 138
  • Stolperstein, feierlich verlegt am 11. Oktober 2019, Bilder dazu auf pavesdememoire-struikelstenen.be.
  • Abschiedsbrief an seine Mutter, in dem er seinen Krankenhausaufenthalt erwähnt: „Nach meiner Verhaftung wurde ich sofort ins Lager nach Breendonck gebracht, und vier Tage später begann das Verhör. Das war geradezu ein Glück, denn so konnte ich bis zum 26. Februar 1944 im Krankenhaus bleiben und habe das harte Leben im Lager nicht kennengelernt.“ Anmerkung des Herausgebers: „In Wirklichkeit war er wegen der erlittenen Torturen ins Krankenhaus überführt worden; die Spuren waren noch am ganzen Körper zu sehen.“[3]
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Literatur

  • Lettere di condannati, Turin 1954, übersetzt: Und die Flamme soll euch nicht verbrennen, Letzte Briefe europäischer Widerstandskämpfer, Berlin-Ost 1956, Seite 54–55: Richard Altenhoff, Seite 25–29: Überblick über den belgischen Widerstand mit weiteren Quellenangaben.

Einzelnachweise

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