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Roßdorf (Amöneburg)

Stadtteil von Amöneburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Roßdorf ist ein Stadtteil von Amöneburg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Schnelle Fakten Stadt Amöneburg ...
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Geographie

Der Ort, 213 m über NHN, liegt im Amöneburger Becken, einer Beckenlandschaft von erheblicher Ausdehnung, die westlich von den Lahnbergen bei Marburg, östlich von der Rhein-Weser-Wasserscheide und dem Herrenwald bei Stadtallendorf, im Süden vom Vorderen Vogelsberg und nördlich von Kirchhain vom Randgebiet des Burgwaldes umsäumt wird. Der Rulfbach durchfließt den Ort in nordöstlicher Richtung, wo er nahe der Brücker Mühle bei Amöneburg in die Ohm (Alte Ohm) mündet. Markantester Punkt außerhalb der Ortslage ist ein Hügel mit dem Flurnamen Auf der Warte, 234 m über NHN.

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Geschichte

Zusammenfassung
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Die Kirche

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Roßdorf unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2]

  • Rostorf und Ruesdorf (750/779, nach Abschrift des 12. Jahrhunderts) [Urkundenbuch des Klosters Fulda 1, Nr. 106, 116][3]
  • Rostorp (781)
  • villa Rostorph (781) [Historisches Ortslexikon für Kurhessen, in VHKH, Bd. 14][4]
  • Rosdorf (1200/1220)
  • Rosdorf (um 1248)
  • Resdorf (um 1248)
  • Rorsdorp (um 1248)
  • Rastorf (1255)
  • Rorstorf (1260)
  • major Rostorpf (1308)
  • Rosdorph (1324) [Amöneburger Kellerei-Rechnungen][5]
  • Obern Rustorp (1349)
  • Obern Roizdorf (1335)
  • Großen Rosdorff (1368)

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Roßdorf erfolgte unter dem Namen Rostorf bzw. Ruesdorf im Urkundenbuch des Klosters Fulda unter dem Namen Rostorf bzw. Ruesdorf, was dem Jahr 750 oder 779 zugeschrieben wird.[2]

Die katholische Pfarrkirche St. Marien steht unter dem Patrozinium von Mariä Geburt und Johannes der Täufer. Die Konsekration erfolgte am 27. Juni 1706. Es handelt sich um einen Saalbau mit dreiseitig geschlossenem Chor. In das Kirchendach integriert ist ein dreistöckiger Haubendachreiter mit vier Glocken, während das Innere der Kirche mit reichhaltigen Stuckaturen aufwartet, sowie einem spätbarocken mit Figuren besetzten Hochaltar. Bei den beiden Altarfiguren handelt es sich um Kaiser Heinrich II. und dessen Gemahlin Kunigunde. Das zentrale große Deckengemälde zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel und die übrigen Gemälde weitere Hochfeste der Gottesmutter Maria.

Die Kirche wurde 1695/1696 in spätgotischem Stil erbaut und 1728 in westlicher Richtung erweitert und gleichzeitig barockisiert. Der Umbau dürfte nach kirchlichen Aufzeichnungen bis 1739 angedauert haben. Aber auch in der Folgezeit erfolgten stetig Erhaltungs- und Umgestaltungsarbeiten. Umgeben ist das Gotteshaus von einem Wehrkirchhof und einer Wehrmauer mit Schlüsselscharten. Auf dem Kirchhof befinden sich mehrere historische Grabsteine sowie ein Kriegerehrenmal.

Nach der Schlacht an der Brücker Mühle zu Amöneburg (21. September 1762) wurde ein Massengrab französischer Gefallener angelegt. An diese Toten des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) erinnert seit 2014 eine zweisprachige Gedenktafel.

Neben mehreren Bildstöcken und Hochkruzifixen, die innerhalb des Dorfes und der Gemarkung Zeichen katholischen Glaubens symbolisieren, sind zwei Heiligenhäuschen (im oberhessischen Dialekt, sg.: Helchehäusche) besonders erwähnenswert. Dabei handelt es sich um kleinere, sandsteinerne, mehreckige Gebäude, die sich vom Baustil sehr ähneln, begehbar sind und die jeweils über ein schiefergedecktes Zeltdach verfügen. Auf der Dachspitze tragen sie ein Kreuz. Im schlichten Inneren befinden sich Heiligenstatuen. Beide Sakralbauten sind Unikate in der Umgebung von Amöneburg. Kirchenhistorisch ist noch anzumerken, dass im Jahr 1820 die Pfarrei Schröck aufgelöst wurde und bis 1884 als Filialgemeinde der Pfarrei Roßdorf zugeordnet wurde.

Juden sind seit Mitte des 17. Jahrhunderts in Roßdorf nachweisbar. 1885 lebten 13 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger im Dorf, was 2 % der Ortsbevölkerung entsprach. Sie gehörten zur jüdischen Gemeinde in Mardorf und gingen in die dortige Synagoge. Ihre Toten bestatteten sie auf dem jüdischen Friedhof Rauischholzhausen. 1933 lebte in Roßdorf noch eine jüdische Familie. Am 31. Mai 1942 wurden die vier Mitglieder der letzten noch in Roßdorf lebenden jüdischen Familie in der 2. Deportation vom Hauptbahnhof Marburg nach Kassel und von dort ins Vernichtungslager Sobibor verschleppt und ermordet. Zum Gedenken an diese Familie von Hermann Ehrlich wurden 2011 vor ihrem ehemaligen Wohnhaus vier Stolpersteine verlegt. Insgesamt sind während der NS-Zeit sieben jüdische Bewohnerinnen und Bewohner aus Roßdorf umgekommen.[6]

Die ehemalige Schule wurde 2005 zum Haus der Vereine umgebaut. Seit 2013 befindet sich im Obergeschoss das Dorf- und Trachtenmuseum Roßdorf. Die einzigartige Sammlung zeigt die örtliche katholische Tracht.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Roßdorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen als Ortsteil auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Amöneburg eingegliedert.[7][8] Für das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Roßdorf wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Roßdorf angehört(e):[2][10]

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Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Roßdorf 1233 Einwohner. Darunter waren 18 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 279 Einwohner unter 18 Jahren, 546 zwischen 18 und 49, 237 zwischen 50 und 64 und 168 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 486 Haushalten. Davon waren 114 Singlehaushalte, 111 Paare ohne Kinder und 198 Paare mit Kindern, sowie 51 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 354 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
 1580:90 Hausgesessene
 1664:62 Hausgesessene
 1838:Familien: 56 nutzungsberechtigte, 35 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 10 Beisassen.
 1847:285 Einwohner
Roßdorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
 
639
1840
 
656
1846
 
675
1852
 
620
1858
 
641
1864
 
611
1871
 
566
1875
 
573
1885
 
620
1895
 
660
1905
 
656
1910
 
679
1925
 
652
1939
 
730
1946
 
988
1950
 
984
1956
 
825
1961
 
828
1967
 
890
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.233
2022
 
1.186
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Zensus 2011[13]; Stadt Amöneburg[1]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
 1861:02 evangelisch-lutherische, 610 römisch-katholisch, 19 jüdische Einwohner
 1885:10 evangelische (= 1,61 %), 597 katholische (= 96,29 %) und 13 jüdische (= 2,10 %) Einwohner
 1961:34 evangelische (= 4,11 %), 788 römisch-katholische (= 95,17 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
 1838:Familien: 49 Ackerbau, 37 Gewerbe, 14 Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 193 Land- und Forstwirtschaft, 176 Produzierendes Gewerbe, 25 Handel und Verkehr, 29 Dienstleistungen und Sonstiges.
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Politik

Für Roßdorf besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Roßdorf) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[9] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 53,27 %. Dabei wurden gewählt: ein Mitglied der SPD, ein Mitglied der CDU und drei Mitglieder der „Freien Wählergemeinschaft Amöneburg“ (FWG).[14] Der Ortsbeirat wählte Andrea Rhiel-Luzius (FWG) zur Ortsvorsteherin.[15]

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Regelmäßige Veranstaltungen

Seit 2009 findet im September die erfolgreiche Wiederauflage der Kirmes statt. Besonders am Freitagabend tanzen mehrere Tausend Besucher zu Musik, die von DJs aufgelegt wird. Eine riesige Schneekanone sorgt hier für Abkühlung.[16]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der öffentliche Personennahverkehr wird durch die Buslinie MR-80 des Regionalen Nahverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf (RNM) und den Linienbusverkehr des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) sichergestellt. Durch den Ort führt die Landesstraße 3289, die sich nordwestlich von Roßdorf mit der Landesstraße 3048 trifft. Nach Marburg sind es ca. 20 Minuten, auf die Lahnberge ins Uniklinikum ca. 15 Minuten und nach Gießen ca. 30 Minuten.

Öffentliche Einrichtungen

Im Ort gibt es einen Kindergarten, eine Mehrzweckhalle.

Grundversorgung

Es gibt einen tegut-Markt, eine Metzgerei (mit eigener Schlachtung), ein Bäcker sowie ein Friseur und eine Bankfiliale.

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Persönlichkeiten

  • Wilhelm von Geyso (1800–1871), Kammerherr im Herzogtum Sachsen-Meiningen und Mitglied der kurhessischen Ständeversammlung
  • Franz von Geyso (1803–1870), Rittmeister in der Hessen-kasselschen Armee und Mitglied der Ersten Kammer der kurhessischen Ständeversammlung

Literatur

  • Klaus Lang, Heinrich Ried, Andreas Seim: Vergänglicher Lobpreis Gottes ...: Festschmuck des Fronleichnams im Amöneburger Becken. Jonas Verlag, 2005
  • Festschrift zum 80 jährigen Bestehen des RSV 1924 Roßdorf e. V. vom 10.07.2004 bis 18.07.2004. Hrsg.: RSV 1924 Roßdorf e. V.
  • Brunhilde Miehe: Der Tracht treu geblieben. Studien zu den letzten regionalen Kleidungsformen in Hessen. Zusammenfassung: Amöneburger Becken S. 204–211 und Katharina Hofmann S. 212–219. Verlag: Brunhilde Miehe Haunetal, Wehrda, 1995.
  • Rudolf Grenz: Chronik von Roßdorf. Nach Urkunden und Aufzeichnungen aus dem Dorf. Stadt Amöneburg (Copr.), 1990.
  • Wir armen, reichen Kinder. Erzählungen über gelebtes Brauchtum und Kindheitserlebnisse. Hrsg.: Renate Schütz (Hrsg.), Roßdorf 1989.
  • Alfred Schneider: Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Marien in Roßdorf. Festschrift zum 250 jährigen Bestehen der barocken Pfarrkirche im Jahre 1982. Hrsg.: Katholische Kirchengemeinde Roßdorf, Roßdorf 1982.
  • Literatur über Roßdorf nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
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Commons: Roßdorf – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

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