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Ronheide

Stadtteil von Aachen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Ronheide ist ein Ortsteil der Stadt Aachen und liegt im Aachener Süden zwischen den Stadtteilen Hanbruch im Westen und Steinebrück im Osten. Sein Name bezieht sich auf ein Gebiet, das am „Rand der Heide“ gelegen ist – womit die „Aachener Heide“ gemeint ist, eine ehemalige Grün- und Heidefläche im Vorfeld des Aachener Waldes.

Schnelle Fakten Stadt Aachen ...

Im Rahmen der Stadtbezirke Aachens wird Ronheide etwa hälftig in den Statistischen Bezirken Steinebrück (Nr. 46) und Hangeweiher (Nr. 48) im Stadtbezirk Aachen-Mitte erfasst.

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Ortscharakteristik

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Der Stadtteil ist geprägt von der umliegenden Heide- und Waldlandschaft mit den beiden Anhöhen dem Eberberg, dem Quellgebiet des Goldbaches, und dem Ronheider Berg auf der westlich gegenüberliegenden Seite mit dem Quellgebiet des Paubachs. Beide Bäche fließen außerhalb von Ronheide in die Aachener Wurm.

Etwa ab dem 17./18. Jahrhundert siedelten sich am Fuße dieser Anhöhen zunächst einige landwirtschaftliche Betriebe und Gutshöfe an, darunter Gut Steeg, Gut Weyern[1], Gut Martelenberg, Gut Höfchen und das Gut Alte Kuhscheid[2]. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden schließlich vermehrt Flächen als Bauland zur Verfügung gestellt, auf der finanzkräftige Bürger, meist Fabrikanten, Direktoren und hohe Beamte, ihre teils prunkvollen Villen mit prächtigen Parkanlagen erbauen ließen.[3] Eine davon war die von Robert Weatherford Grice (1818–1897), dem Direktor der Aachener Gasanstalt, nach Plänen von Wilhelm Wickop im Stil englischer Neugotik mit Rundturm an der Nordecke des Gebäudes erbaute und „Eberburg“ genannte Villa auf dem Eberberg (Eberburgweg 77), zu der ein rund 100 Hektar großes Gelände und zwei schon vorhandene Fischweiher gehörten. Dieses Anwesen kam 1890 in den Besitz von Robert Delius, dem Direktor der Tuchfabrik Delius. Er führte maßgebliche Änderungen durch und gab Erweiterungsbauten wie ein Pförtnerhaus (Eberburgweg 89) und ein Kutscherhaus mit Pferdeställen (Eberburgweg 17–19) in Auftrag.[4] In unmittelbarer Nachbarschaft entstand um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert am Eberburgweg 1 ein großräumiges schmuckes Villengebäude, das in den Anfangsjahren unter dem Namen „Kuhscheider Hof“ als Ausflugslokal diente. Dieses Haus wurde später vom Bistum Aachen übernommen und als Gäste- und Tagungsstätte eingerichtet sowie mit einer Kapelle ausgestattet. In diese Räume zog von 1946 bis 1956 vorübergehend die Katholische Hochschule für Kirchenmusik St. Gregorius ein, weil deren ursprüngliches Gebäude in der Eynattener Straße im Krieg zerstört worden war und die neuen Räume in der Weyhestraße erst 1956 bezogen werden konnten. Mittlerweile ist das Gebäude in Privatbesitz und wurde zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut. Lediglich ein großes Steinkreuz im Garten an der Westseite des Hauses erinnert an die ehemalige Nutzung durch das Bistum Aachen.[5]

Eine weitere repräsentative Villa ist das neobarocke „Landhaus Hammacher“ (Eberburgweg 4), das 1913 für den amtierenden Polizeipräsidenten Karl von Hammacher erbaut worden war.[6] Auch diese Villa war nach seinem Tod für längere Zeit in Besitz des Bistums Aachen, das die Räumlichkeiten dem Provinzialat der Patres von den heiligsten Herzen Jesu und Mariens zur Verfügung stellte.[7] An diese Zeit erinnert noch eine Herz-Jesu-Statue eines unbekannten Künstlers auf einem hohen Sockel im Vorgarten der Anlage, die mit einem Kreuz in der rechten Hand eine Segnungsgeste darstellt.

Um diese Einzelvillen und Gutshöfe herum entstanden vor allem im 20./21. Jahrhundert entlang der Achse Ronheider Weg, der in die Straße Ronheider Berg übergeht und die beide das Viertel von Nordost nach Südwest diagonal durchschneiden, weitere Siedlungsflächen[8], vor allem villenartige Ein- und Mehrfamilienhäuser gehobenen Standards[9][10][11], wodurch das Viertel allmählich zu einer der renommiertesten und teuersten Lagen Aachens heranwuchs mit Grundstückspreisen von rund 1000,- € pro Quadratmeter (Stand 2025).[12] Zugleich wurden die meisten Gutshöfe zu exklusiven Geschäfts- und Mehrfamilienhäusern umgebaut und größtenteils unter Denkmalschutz gestellt. Lediglich das Gut Weyern ist auch heute (2025) noch ein landwirtschaftlicher Hof, auf dem die Familie des bekannten und erfolgreichen deutschen Springreiters Willibald Mehlkopf[13] als Besitzer des Gutes einen Reit- und Springverein betreibt. Einzelne Straßennamen wie Martelenberger Weg, Höfchensweg, Eberburgweg (in früheren Zeiten „Kuhscheider Weg“), weisen noch auf die alten Gutshöfe und Villen hin.

Trotz der räumlich eingeschränkten und stilistisch regulierten Bebauungsmaßnahmen ist der Stadtteil ein Ort ohne wirklichen Ortskern, ohne großflächige Nahversorgung und bis auf den „Familiengartenverein Ronheider Weg e. V.“ ohne soziale Treffpunktmöglichkeiten geblieben. Für die Bedarfe des täglichen Lebens sowie für Kirchenbesuche müssen die Bewohner die Einrichtungen im benachbarten Stadtteil Steinebrück nutzen. Eine katholische Grundschule im 1925 erbauten ehemaligen Kinderheim „Gut Kuhscheid“ (Höfchensweg 44) befindet sich am nördlichen Rand von Ronheide, wo sich auch die Kinder aus Steinebrück einfinden. Die einzige Gaststätte am Ronheider Berg, die unweit des früheren, nach dem Krieg abgerissenen Ausflugslokals am Ronheider Bahnhof eingerichtet worden war, musste zwischenzeitlich ebenfalls schließen. Lediglich das beliebte Euregionale Jugendgästehaus in unmittelbarer Nachbarschaft am Colynshof und die in den Wiesenauen des Goldbaches gelegenen Sportstätten des Tennisklubs Blau-Weiss Aachen, dessen 1. Herrenmannschaft in den Jahren 2024 und 2025 in der Tennis-Bundesliga der Herren spielte und deren 1. Damenmannschaft im Jahr 2025 Deutscher Meister in der Tennis-Bundesliga der Damen wurde, sorgen für internationales Flair und sportliche Höhepunkte im Bereich der Siedlung.

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Verkehrsinfrastruktur

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Bahnhof Ronheide

In etwa parallel zu den Straßen Ronheide Weg/Ronheider Berg wurde in den 1830er-Jahren die Bahntrasse für die neue Bahnstrecke Liège–Aachen durch den Stadtteil gelegt, die im weiteren Verlauf die Anhöhe Ronheider Berg durch den 1838 erbauten Buschtunnel in Richtung Belgien durchsticht. Wegen den 55 Metern Höhenunterschied aus dem Aachener Talkessel heraus entstand die Strecke als Steilrampe mit einer Neigung von bis zu 26,8 ‰. Für diese auch Ronheider Rampe genannte Steilstrecke wurde eine Seilzuganlage mit einer stationären Dampfmaschine erbaut, deren Maschinenhaus in Ronheide entstand. Über ein Endlosseil wurden alle Züge von Aachen bis Ronheide bergwärts befördert, talwärts wurden die Züge ohne Seil abgelassen und über die eingestellten Bremswagen gesichert. Es zeigte sich jedoch bald, dass die Züge auch nur mit Lokomotiven über die Rampe befördert werden konnten, so dass ab 1854 auf den Seilzugbetrieb verzichtet wurde.[14]

Zunächst bestand in Ronheide ein reiner Betriebsbahnhof, bald wurde jedoch für den Personenverkehr eine Bedarfshaltestelle eingerichtet und mit einem repräsentativen Ausflugslokal für Tagestouristen und Feierlichkeiten auf dem Bahnhofsvorplatz ergänzt. Nach den Gebietsabtretungen an Belgien infolge des Versailler Vertrags plante die Deutsche Reichsbahn Anfang der 1920er Jahre den Bau eines neuen Grenzbahnhofs in Ronheide als Ersatz für den nunmehr in Belgien liegenden Bahnhof Herbesthal. Die Besatzungsbehörden stimmten den Planungen jedoch nicht zu, so dass letztlich der Aachener Hauptbahnhof trotz seiner beengten Lage Grenzbahnhof wurde. Der Bahnhof Ronheide wurde 1925 zwar noch in Aachen Süd umbenannt, der Personenverkehr jedoch bereits zwei Jahre später dauerhaft eingestellt – bedingt durch die komplizierten Abfertigungen im Grenzverkehr waren im Durchschnitt noch zwei Fahrgäste je Zug dort ein- oder ausgestiegen.[15] Aachen Süd blieb jedoch als Betriebsbahnhof für die dort endenden Einsätze der Schublokomotiven auf der Ronheider Rampe in Betrieb.[16] Heute (2025) sind anstelle des Bahnhofsgebäudes und des Ausflugslokals nur noch Restbauten und eine Brachfläche vorhanden, auf der eine alte Bahnhofsuhr an vergangene Zeiten erinnert.

Darüber hinaus war der Stadtteil zwischen 1910 und 1970 an das Netz der Aachener Straßenbahn angeschlossen. Die bis Ronheide führende Strecke verlief ab 1914 noch etwa einen Kilometer weit in den Eberburgweg hinein; der relativ schwach nachgefragte Abschnitt wurde jedoch bedingt durch den Materialmangel während des Ersten Weltkriegs bereits 1916 wieder abgebaut. Seit 1970 ist Ronheide im öffentlichen Personennahverkehr nur mit dem Bus zu erreichen. Mit Stand 2025 bedienen die Buslinie 2, 30 und 53 der ASEAG Ronheide, wobei einzig die Linie 2 unweit des ehemaligen Bahnhofs Ronheide den Stadtteil zentral erschließt, die beiden anderen Linien streifen den Stadtteil nur an seinem nördlichsten Rand.

Weitere Informationen Linie, Verlauf ...
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Commons: Ronheide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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