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Sinussatz

mathematischer Satz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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In der ebenen und sphärischen Trigonometrie stellt der Sinussatz eine Beziehung zwischen den Winkeln eines Dreiecks und den gegenüberliegenden Seiten her. Er quantifiziert den Ähnlichkeitssatz, wonach Dreiecke, die in den Winkeln übereinstimmen, ähnlich sind.[1]

Sinussatz für ebene Dreiecke

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Sinussatz

In der kürzesten Fassung besagt der Sinussatz: In jedem Dreieck verhalten sich die Längen der Seiten wie die Sinuswerte ihrer gegenüberliegenden Winkel:[2][3]

bzw. .

Manchmal wird der Sinussatz in einer erweiterten Fassung formuliert, die zusätzlich eine Beziehung zum Radius des Umkreises herstellt:[4][5]

.

Berechnungen im Dreieck mit dem Sinussatz

Die Kongruenzsätze WSW und SWW besagen, dass ein Dreieck durch die Vorgabe von zwei Winkeln und einer Seite vollständig bestimmt ist. Der Sinussatz erlaubt es in diesen Fällen, aus den drei gegebenen Stücken einen weiteren Winkel zu berechnen. Wenn man anschließend auch die übrigen Winkel und Seiten eines Dreiecks ermitteln möchte, kann man zunächst den letzten Winkel über die Winkelsumme von 180° berechnen und dann wahlweise nochmal den Sinussatz oder den Kosinussatz anwenden.

Der Kongruenzsatz SsW besagt, dass ein Dreieck durch die Vorgabe zweier Seiten und dem der größeren Seite gegenüberliegenden Winkel vollständig bestimmt ist. In diesem Fall kann man mithilfe des Sinussatz zunächst einen fehlenden Winkel und dann die fehlende Seite berechnen. Den letzten Winkel berechnet man wieder am zweckmäßigsten über die Winkelsumme im Dreieck. Ein Dreieck ist im Allgemeinen nicht eindeutig bestimmt, wenn zwei Seiten und der der kleineren Seite gegenüberliegende Winkel gegeben sind (sSW-Fall). Entsprechend führt die Anwendung des Sinussatz zu keinem eindeutigen Ergebnis; hierfür werden weitere Informationen über das Dreieck benötigt.

WSW- und SWW-Fall

Im SSW- und SWW-Fall kann die Verhältnisgleichung des Sinussatz direkt nach der fehlenden Seite aufgelöst werden. Sind z. B. die Seitenlänge sowie die Winkel und gegeben, so erhält man die Seite als

.

Über den Winkelsummensatz erhält man den fehlenden Winkel . Nun lässt sich der Sinussatz nochmals anwenden, um die letzte fehlende Seite zu bestimmen:

.

SsW-Fall

Im SsW-Fall löst man die Verhältnisgleichung des Sinussatz zunächst nach dem Kosinus des fehlenden Winkels auf, dessen gegenüberliegende Seite gegeben ist. Sind z. B. die Seitenlängen und sowie der Winkel gegeben (wobei ), so erhält man

.

Wegen gilt , und da die Winkelsumme im Dreieck 180° beträgt, muss sein. Somit gibt es genau einen Winkel, der diese Gleichung erfüllt. Diesen liefert der Arkussinus:

.

Mit dem Winkelsummensatz kann man nun den Winkel berechnen als . Die Seite erhält man schließlich z. B. durch erneute Anwendung des Sinussatz:

.

sSW-Fall

Sind zwei Seitenlängen und der Winkel gegenüber der kürzeren Seite gegeben, so gibt meistens zwei Dreiecke, die zu den gegebenen Stücken passen. Sind z. B. die Seitenlängen und mit gegeben sowie der Winkel , so folgt aus dem Sinussatz

.

Sowohl als auch erfüllen diese Gleichung, und im Gegensatz zum SsW-Fall lässt sich als Lösung im Allgemeinen nicht ausschließen.

Beweise

Beweis mithilfe von Höhen

Die Aussage über die Verhältnisse der Längen und Sinuswerte lässt sich mithilfe von Höhen beweisen. Dazu wird ein allgemeines Dreieck mit den typischen Bezeichnungen betrachtet. Durch die Höhe von auf werden rechtwinklige Dreiecke erzeugt. Es lassen sich drei Fälle unterscheiden, je nachdem, wo das Lot schneidet.[2]

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Spitzwinkliges Dreieck mit Höhe

Fall 1: Spitzwinkliges Dreieck

Bei einem spitzwinkligen Dreieck zerlegt die Höhe das Dreieck in zwei rechtwinklige Teildreiecke, in denen man den Sinus von und jeweils als Quotient von Gegenkathete und Hypotenuse ausdrücken kann:

und .

Auflösen nach und Gleichsetzen ergibt

.

Dividiert man nun durch , so erhält man

Die Gleichheit mit ergibt sich entsprechend durch Benutzung der Höhe oder .

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Rechtwinkliges Dreieck mit Höhe

Fall 2: Rechtwinkliges Dreieck

Bei einem rechtwinkligen Dreieck fällt der Lotfußpunkt von mit dem Eckpunkt zusammen. Es gilt

und .

Wegen lässt sich die rechte Gleichung auch schreiben als . Der restliche Beweis dieses Falls erfolgt analog zu Fall 1.

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Stumpfwinkliges Dreieck mit Höhe

Fall 3: Stumpfwinkliges Dreieck

Bei einem stumpfwinkligen Dreieck schneidet die Höhe die Gerade außerhalb des Dreiecks. Dann gilt (siehe Skizze)

und .

Durch Auflösen nach und Gleichstellen erhält man

.

Dividieren beider Seiten durch und ergibt

.

Da für stumpfe Winkel gilt, ergibt sich auch bei stumpfen Winkeln

.

Beweis mithilfe des Peripheriewinkelsatzes

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Die erweiterte Fassung des Sinussatzes lässt sich mithilfe des Peripheriewinkelsatzes beweisen:[6] Auf dem Umkreis des Dreiecks sei der Punkt, der zusammen mit dem Punkt einen Durchmesser bildet, sodass die Verbindung von und durch den Mittelpunkt des Umkreises verläuft (siehe Abbildung). Dann ist nach dem Satz des Thales ein rechtwinkliges Dreieck und es gilt

bzw.

Nach dem Umfangswinkelsatz sind die Umfangswinkel und über der Seite gleich groß, also gilt auch und somit

.

Auf analoge Weise zeigt man und , womit der Satz bewiesen ist.

Beweis mithilfe von Vektoren

Der Sinussatz lässt sich auch mithilfe der Vektorrechnung beweisen.[7] Dazu werden die Seiten des Dreiecks als Vektoren aufgefasst, so dass sich eine Seite als Vektorsumme der anderen Seiten schreiben lässt. Dann wird das Vektorprodukt angewendet. Mit den Rechenregeln für das Vektorprodukt und seiner geometrischen Interpretation erhält man dann den Sinussatz.

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Sinussatz für Kugeldreiecke

Zusammenfassung
Kontext

Für Kugeldreiecke gelten die Gleichungen[8]

.

Dabei sind , und die Seiten (Kreisbögen) des Kugeldreiecks und , und die gegenüberliegenden Winkel auf der Kugeloberfläche.

Beweis

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Der Radius der Einheitskugel ist gegeben durch

Der Punkt liegt auf dem Radius und der Punkt liegt auf dem Radius , sodass . Der Punkt liegt auf der Ebene , sodass gilt. Daraus folgt und . Weil die senkrechte Projektion von auf die Ebene ist, gilt . Nach Definition des Sinus gilt

,
.

Außerdem ist . Einsetzen ergibt

.

Entsprechend erhält man , also insgesamt

.

Herleitung aus dem Seiten-Kosinussatz

Der Sinussatz für Kugeldreiecke kann auch algebraisch und ohne geometrische Betrachtungen aus dem Seiten-Kosinussatz für Kugeldreiecke hergeleitet werden. Wegen (trigonometrischer Pythagoras) folgt daraus[9]

Division der Gleichung durch und anschließendes Ziehen der Quadratwurzel ergibt

Die rechte Seite der letzten Gleichung ist ebenfalls gleich und gleich , weil dort die Variablen , und zyklisch vertauscht werden können. Die Herleitung ist analog wie für . Daraus ergibt sich insgesamt

.
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Siehe auch

Literatur

  • Manfred Leppig (Hrsg.): Lernstufen Mathematik. 1. Auflage, 4. Druck. Girardet, Essen 1981, ISBN 3-7736-2005-5, S. 189–190.
  • H. S. M. Coxeter, S. L. Greitzer: Geometry Revisited. Mathematical Association of America, Washington, D.C. 1967, S. 1–3.
  • Alexander Witting: Einführung in die Trigonometrie (= Mathematisch-physikalische Bibliothek. Band 43). Springer, Wiesbaden 1921, S. 20–27.
  • Glen Van Brummelen: Trigonometry: A Very Short Introduction. Oxford University Press, 2020, S. 63–68.
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Commons: Sinussatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sinussatz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Der Sinussatz – Satz, Beweis, Illustrationen auf der Homepage von Arndt Brünner

Einzelnachweise

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