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Skandinavistik

philologische Wissenschaft der nordgermanischen Sprachen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Skandinavistik (auch Nordistik, Nordische/Nordgermanische/Skandinavische Philologie oder Nordeuropa-Studien) ist die Wissenschaft, die sich mit den skandinavischen Sprachen, den skandinavischen Literaturen und den skandinavischen Gesellschaften insgesamt beschäftigt. In den Nordischen Ländern ist der Begriff Nordistik oder Nordisk filologi üblich, weil der Begriff Skandinavien dort nur Dänemark, Norwegen und Schweden bezeichnet.

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Fachgeschichte

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Das Fach wie auch das Fachstudium sind im deutschsprachigen Raum heute in vier Fachteile aufgegliedert:

  • Die skandinavistische Mediävistik widmet sich der norrönen, d. h. altnordischen Literatur und Sprache bis etwa 1500, vor allem aus Island.
  • Die skandinavistische Literaturwissenschaft umfasst die neueren Literaturen seit der Reformation in historischer wie systematischer Perspektive.
  • Die skandinavistische Sprachwissenschaft hat als ihren Gegenstand die Sprachenlandschaft Skandinaviens.
  • Die skandinavistische Kulturwissenschaft fokussiert die Kulturen Skandinaviens in der Neuzeit.

Die Skandinavistik war fachgeschichtlich gesehen zumeist ein Spezialisierungsbereich der Germanistik, ist aber inzwischen eine eigenständige Disziplin, die an mehreren Standorten sogar nichtgermanische Kulturen und Sprachen Nordeuropas umfasst. Teilweise überschneidet sich die Skandinavistik deshalb mit der Fennistik, der Baltistik, der Frisistik und den Samischen Studien. Im Zuge einer regionalwissenschaftlichen Orientierung in den letzten zwanzig Jahren, die die Kultur Nordeuropas als Ganzes in den Blick nimmt, sind zudem die Grenzen zur Geschichts- und zur Politikwissenschaft, sofern sich diese mit Nordeuropa auseinandersetzen, immer durchlässiger geworden.

Als Begründer der deutschen Skandinavistik gelten Friedrich David Gräter (1768–1830) aus Schwäbisch Hall, Gottlieb Mohnike (1781–1841) aus Grimmen bei Stralsund sowie die Brüder Grimm. Mohnike übersetzte und vermittelte zahlreiche ältere und neuere skandinavische Texte, u. a. Werke von Esaias Tegnér und die altisländische Heimskringla. Gräter veröffentlichte ebenso wie Jacob und Wilhelm Grimm (1785–1863 und 1786–1859) sprachliche und literarische Arbeiten zur altnordischen Literatur und Sprache, insbesondere zur Edda, die in der Romantik das Interesse an Skandinavien weckte. Neben diesem philologischen Interesse vor allem an der älteren Literatur Skandinaviens trat indes seit dem späten 18. Jahrhundert auch ein wissenschaftliches Interesse an dem nordeuropäischen Raum, seiner politischen Verfasstheit und Landeskunde (damals Gegenstand der sogenannten Statistik) sowie seiner Geschichte, für das der Göttinger Universalhistoriker August Ludwig Schlözer (1735–1809) und sein Schüler, der Greifswalder Friedrich Rühs (1781–1820, seit 1811 Ordinarius an der neugegründeten Berliner Universität) stehen. Für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Norden waren Vertreter der nächsten Generation zentral: der Philologe Theodor Möbius (1821–1890) aus Leipzig, der Jurist Konrad Maurer (1823–1902) aus München, der mit beiden befreundete, zunächst in Kopenhagen, später in Oxford lehrende Guðbrandur Vigfússon (1827–1889), sowie der Germanist Bernhard Kahle (1861–1910) in Heidelberg.

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Übersicht über die deutschsprachigen Skandinavistik- und Nordistikinstitute/-seminare/-abteilungen

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In der deutschen Hochschulpolitik ist die Skandinavistik und die Nordistik als Kleines Fach eingestuft.[1]

Weitere Informationen Name des Instituts / des Seminars / der Abteilung, Studiengänge ...
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Fachzeitschriften

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Deutschsprachig

Im Bereich der deutschsprachigen Skandinavistik sind folgende Fachzeitschriften zu nennen:

  • European Journal of Scandinavian Studies (EJSS) ISSN 1536-7290 (Fortsetzung der Zeitschrift skandinavistik – Zeitschrift für Sprache, Literatur und Kultur der nordischen Länder ISSN 0342-8427, herausgegeben am (damaligen) Nordischen Institut in Kiel; begründet 1970, mit Jahrgang 2007 Erscheinen eingestellt[6]), herausgegeben an der Abteilung Skandinavistik in Kiel; seit 2010 (übergreifendes Heft 2008/2009/2010), seitdem 2 Hefte jährlich[6]
  • NORDEUROPAforum – Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur der nordischen Länder ISSN 1863-639X, frei im Netz abrufbar[7]
  • Norrøna – Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik der nordischen Länder ISSN 0932-2787, herausgegeben am Nordeuropa-Institut in Berlin[8]
  • Tijdschrift voor Skandinavistiek ISSN 0168-2148, gemeinsam herausgegeben an den Skandinavischen Instituten in Amsterdam, Groningen und Gent; teilweise mit deutschsprachigen Beiträgen[9]

Reihen:

  • Beiträge zur Nordischen Philologie (BNPh), herausgegeben von der Schweizerischen Gesellschaft für Skandinavische Studien (SGSS); begründet 1973;[10] außer den Neuerscheinungen sind alle Bände frei im Netz abrufbar[11]

Weitere

Seit 2005 wird die französischsprachige Revue d’histoire nordique herausgegeben.

Weitere Wissenschaftsforen

Seit 2003 vertritt in Deutschland ein Fachverband das Fach nach außen.[12] Seit 1974 findet alle zwei Jahre an wechselnden Orten die Arbeitstagung der Skandinavistik (ATDS) statt.

Vorkenntnisse für ein Skandinavistikstudium

Vorkenntnisse einer skandinavischen Sprache sind gewünscht, werden jedoch nicht gefordert. In den ersten Semestern müssen an den meisten Instituten/Seminaren/Abteilungen Kenntnisse im Altnordischen erworben werden. Das Studium der Skandinavistik erfordert an einigen Standorten das mittlere Latinum.

Im Studium muss meistens eine Hauptsprache und eine Nebensprache gewählt werden. Hierbei können die skandinavischen Sprachen frei miteinander kombiniert werden.

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Berufsaussichten

Die Berufsaussichten von Skandinavistinnen und Skandinavisten entsprechen jenen in vielen anderen Geisteswissenschaften: Es kommt auf das Engagement des und der Einzelnen an. Prinzipiell gibt es gerade heute einen großen Bedarf an Vermittlung zwischen Skandinavien und dem deutschsprachigen Raum, schließlich ist Skandinavien eine der erfolgreichsten Wirtschaftsregionen Europas. Entsprechende Stellen werden jedoch selten offen ausgeschrieben, sondern zumeist über informelle Netzwerke vergeben.

In Greifswald werden zudem Lehrkräfte für Dänisch, Norwegisch, Schwedisch (3. Fach im Lehramt an Gymnasien), in Kiel und Flensburg Lehrkräfte für Dänisch ausgebildet. Auch in Freiburg können die Sprachen Dänisch, Norwegisch und Schwedisch als Erweiterungsbeifächer im Lehramtsstudium studiert werden.

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Siehe auch

Einzelnachweise

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