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Solvay
internationaler Chemiekonzern Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Solvay ist ein börsennotierter belgischer Chemiekonzern, der 1863 gegründet wurde. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in Brüssel; der Konzern beschäftigt mehr als 9000 Mitarbeiter in 40 Ländern. Solvay ist an der Euronext in Brüssel notiert.
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Soda-Patente und erstes Werk 1863
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Das erste Werk wurde 1863 von den Brüdern Alfred und Ernest Solvay im belgischen Charleroi nahe Brüssel gegründet. Während Alfred mehr für die wirtschaftlichen Aspekte zuständig war, war Ernest eher Chemiker und Philanthrop. Er entwickelte das Solvay-Verfahren (auch Ammoniak-Soda-Verfahren), welches nach ihm benannt wurde und 1865 Patentreife erreicht hatte.
Das junge Unternehmen stand in den ersten Jahren ständig am Rande eines Konkurses, denn die Produktion war viel teurer als gedacht. Um sie gewinnbringend betreiben zu können, waren weitere Experimente nötig. Der chemische Prozess war 1872 perfektioniert, doch waren hohe Schulden aufgelaufen. Gegen das 1790 von Nicolas Leblanc entwickelte Verfahren zur Gewinnung von Natriumcarbonat konnte sich Solvay nicht durchsetzen. Der Vater machte sich Sorgen um seine Söhne, doch Ernest schrieb ihm: „Um die Zukunft zu sichern, muss ich heute Opfer bringen.“ Das Unternehmen scheiterte. Die Brüder nahmen jedoch in einem neuen Anlauf Gesellschafter und Kapital hinzu und konnten ihr Verfahren durchsetzen.
Als das Verfahren zu einer preiswerten Massenproduktion verfeinert war, vergaben die Brüder Lizenzen und errichteten ab 1880 weitere Anlagen in England, Frankreich (1873 in Dombasle-sur-Meurthe, 1896 in Salin-de-Giraud), den Vereinigten Staaten, Deutschland (1880 in Wyhlen, 1883 in Bernburg (Saale)) und Österreich (1883 in Ebensee am Traunsee)[4] sowie 1906 in Rheinberg/Ossenberg. 1921 erfolgte der Kauf der Schweizerischen Sodafabrik von der Vereinigten Schweizerische Rheinsalinen.[5] Um 1900 entfielen bereits 95 Prozent der globalen Soda-Produktion auf Solvay und heute gibt es weltweit etwa 70 Fabriken, die mit dem Verfahren arbeiten. Die Soda-Produktionsmethode der Brüder Solvay ist im Wesentlichen bis heute unverändert.
Durch Ernest Solvay wurden 1911 die berühmten Solvay-Konferenzen ins Leben gerufen. Mit Geldern der Firma Solvay wurde auch das „nationale Hilfskomitee“ unterstützt, das gegen Ende des Ersten Weltkrieges von belgischen Industriellen und Bankern gegründet worden war. Die ursprüngliche Firma unterstützte – vor allem in der Person von Ernest Solvay – zahlreiche Sozial- und Bildungsprojekte und führte als eine der ersten in Europa den Achtstundentag ein. Auch andere Wissenschaften wie Soziologie und physikalische Chemie wurden durch Institutsgründungen an der Universität Brüssel gefördert, wofür sich vor allem Ernest einsetzte. Ferner wurden aus den Einnahmen drei Forschungsinstitute in Brüssel finanziert, weil der Mäzen der Menschheit einen Teil seines Reichtums zurückgeben wollte.
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Gegenwart
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Die Soda-Produktionsmethode der Brüder Solvay ist im Wesentlichen bis heute unverändert. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich aber die Produktpalette auf andere Grundstoffe der Chemie erweitert, wobei das Wachstum eindeutig auf Alfred Solvay zurückgeht:
Im März 2006 wurde ein 50/50 Joint Venture namens SolviCore mit der belgischen Umicore vereinbart. Gegenstand des Unternehmens ist die Weiterentwicklung, Produktion und Vermarktung der Membran-Elektroden-Einheit (MEA), dem Hauptbestandteil der Brennstoffzelle. Unabhängig davon setzen beide Unternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich Brennstoffzellen weiterhin in ihren Spezialgebieten Membrane (Solvay) bzw. Edelmetallkatalysatoren (Umicore) getrennt fort. Die Europäische Kommission verhängte dem Unternehmen 2006 wegen Wettbewerbsabsprachen im Bereich von Bleichmittelprodukten eine Geldstrafe in Höhe von 167,1 Millionen Euro. Für 4,5 Milliarden Euro wurde 2009 das Pharmageschäft an Abbott Laboratories verkauft.[6] Der konsolidierte Jahresumsatz des Solvay-Konzerns betrug 2010 7,1 Milliarden Euro. Im September 2011 wurde der französische Konzern Rhodia für 3,4 Milliarden Euro übernommen. 2014 wurde das Polyvinylchlorid-Geschäft in ein neues Joint Venture mit Ineos zusammengelegt.[7] 2015 kaufte Solvay den amerikanischen Konzern Cytec für 5,5 Milliarden US-Dollar.[8]
Seit Ende 2023, nach der Spaltung und der Gründung der neuen Einheit Syensqo, hat sich Solvay auf Essentielle Chemikalien spezialisiert.[9] Diese bereits im Frühjahr 2022 angekündigte strategische Neuausrichtung gliederte die Bereiche Specialty Polymers, Composites und verschiedene Wachstumplattformen wie Batterietechnologien und grünen Wasserstoff bei Syensqo aus; diese Geschäftsfelder erwirtschafteten 2022 einen Nettoumsatz von rund 7,9 Milliarden Euro.[10][11] Das verbleibende Solvay-Portfolio konzentrierte sich seither auf Mono-Technologien basierende Basischemikalien wie Natriumkarbonat, Peroxide und Silica, die im selben Zeitraum einen Nettoumsatz von etwa 5,6 Milliarden Euro erzielten.[10]
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Aktionäre
Größter Einzelaktionär ist mit rund 30 % die Solvac S.A., die sich zu etwa 80 % in Händen von Mitgliedern der Solvay-Gründerfamilie befindet (Stand 2015).[12]
Umweltschäden
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2006 regte die sozialistische belgische Gewerkschaft Fédération générale du travail de Belgique (FGTB) weitergehende Untersuchungen an, nachdem im Laufe mehrerer Jahre 21 von 70 Arbeitern, die in der Elektrolyse des Solvay-Werkes in Jemeppe-sur-Sambre gearbeitet hatten und Quecksilber ausgesetzt waren, an Krebs erkrankten und in der Folge starben. Gleichwohl erwähnte der medizinische Berater der Gewerkschaft in seinem Bericht, dass „der Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Quecksilberdämpfen und dem Ausbruch von Krebs wissenschaftlich nicht belegt sei“.[13]
2022 stellten RTBF-Investigativjournalisten bei Arbeitern und Anwohnern des Werks in Spinetta Marengo eine deutlich erhöhte Exposition gegenüber PFAS sowie die Kontamination der Umgebung mit diesen Stoffen fest.[14][15] Die Androhung von rechtlichen Schritten gegenüber Wellington Laboratories, einem kanadischen Anbieter von Analysenstandards, falls dieser den Verkauf des PFAS-Standards C6O4 nicht einstellen sollte, löste 2021 ein großes Echo aus.[16][17][18] Im Juni 2021 lenkte Solvay partiell ein und erlaubte einem italienischen Unternehmen, unter gewissen Bedingungen analytische Standards anzubieten.[19]
Seit einer Neubewertung der Ewigkeitschemikalie TFA durch die Bundesstelle für Chemikalien und das Bundesinstitut für Risikobewertung als fortpflanzungsgefährdend im Jahr 2025 geriet das Solvay-Chemiewerk in Bad Wimpfen wegen behördlich genehmigter TFA-Einleitungen in den Neckar in die Kritik.[20] Im Dezember 2025 geriet dieselbe Solvay-Fabrik zusätzlich in die Kritik, „deutlich mehr klimaschädliches SF6 freizusetzen, als sie öffentlich angibt“: Forschende des Instituts für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität Frankfurt und Wissenschaftler der Universität Bristol schätzten, dass die tatsächlich emittierten Werte über 500-mal so hoch sein müssten, wie die von Solvay offiziell angegebenen.[21]
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Siehe auch
Weblinks
Commons: Solvay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Webpräsenz von Solvay in Deutschland
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur (archivierte Version)
- Deutsche Solvay-Werke. Kaliwerke Bernburg-Solvayhall, 1880–1979, Landesarchiv Sachsen-Anhalt
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Solvay in den Historischen Pressearchiven der ZBW
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Einzelnachweise
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