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Soriculus minor
Art der Gattung Soriculus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Soriculus minor ist eine Spitzmausart aus der Gattung Soriculus. Sie kommt im nördlichen Südasien sowie im südlichen Ostasien vor und bewohnt dort mittlere Gebirgslagen. Zur Lebensweise der Tiere liegen jedoch keine Informationen vor. Sie repräsentieren den kleinsten Vertreter der Gattung, der sich zudem durch eine deutlich dunklere, dunkelbraune Farbgebung und eine hellere Pigmentierung der Zähne auszeichnet. Die Art wurde im Jahr 1890 wissenschaftlich benannt, galt aber im Verlauf des 20. Jahrhunderts verschiedenen anderen Formen der Spitzmäuse als zugehörig. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stuften sie die meisten Forscher als östliche Unterart der Sikkim-Großklauenspitzmaus ein. Genetische Untersuchungen in den 2010er Jahren erbrachten dann allerdings eine deutliche Unterscheidung von dieser. Die Anerkennung als eigenständige Art erfolgte im Jahr 2023.
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Merkmale
Zusammenfassung
Kontext
Habitus
Soriculus minor ist der kleinste Vertreter der Gattung Soriculus. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 6,2 bis 7,7 cm, die Schwanzlänge 3,2 bis 4,3 cm. Damit macht der Schwanz rund 52 % der Länge des restlichen Körpers aus. Das Körpergewicht schwankt zwischen 7,7 und 12,1 g. Im generellen Erscheinungsbild gleichen die Tiere den anderen Angehörigen der Gattung. Neben dem spitzmausartigen Aussehen sind vor allem die vergrößerten Klauen der Vorderfüße hervorzuheben, die bei Soriculus minor gut 3,5 mm Länge aufweisen. Das Rückenfell besitzt eine dunkelbraune Färbung, die Bauchseite ist etwas heller getönt. Die Kolorierung wirkt dunkler als bei den meisten anderen Mitgliedern der Gattung, findet aber eine weitgehende Entsprechung in Soriculus beibengensis. Einzelne Haare werden rund 4,5 mm lang. Ebenso zeigt der weitgehend nackte Schwanz eine dunkelbraune Ober- und eine hellere Unterseite, beide Bereiche sind aber nicht scharf voneinander getrennt. Die Oberseiten der Füße sind fast nackt und dunkelgrau gefärbt. Die Hinterfußlänge variiert von 1,1 bis 1,4 cm, die Ohrlänge von 0,6 bis 1,0 cm.[1][2][3]
Schädel- und Gebissmerkmale

Die Schädellänge reicht von 19,2 bis 20,2 mm. Am Hirnschädel wird er 9,8 bis 10,7 mm breit und 5,9 bis 6,6 mm hoch. Das Rostrum ist am Ansatz 5,8 bis 6,1 mm weit. Insgesamt fällt der Schädel durch seine vergleichsweise geringe Größe auf. Am Hinterhaupt zeigt er sich deutlich gewinkelt und weniger gebaucht. Der Unterkiefer ist 10,5 bis 11,0 mm lang und am Kronenfortsatz 4,5 bis 4,9 mm hoch. Das Gebiss setzt sich typischerweise aus 30 Zähnen zusammen, die folgende Zahnformel bilden: . Die Spitzen der Zähne zeichnen sich durch eine orangefarbene Pigmentierung aus, die allerdings heller ist als bei anderen, nahe verwandten Arten. Der obere innere Schneidezahn besitzt zwei Spitzen, von denen die vordere und größere nach unten gerichtet ist. Darauf folgen gattungstypisch vier einspitzige Zähne in dichter Anordnung. Ihre Größe nimmt von vorn nach hinten ab. Die obere Zahnreihe erstreckt sich über 8,3 bis 8,9 mm Länge, die untere über 7,7 bis 8,1 mm.[2]
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Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet von Soriculus minor umfasst Teile des nördlichen Südasiens und des südlichen Ostasiens. Die Art kommt in Bhutan, im nordöstlichen Indien, im nördlichen Myanmar und im südwestlichen China vor. Für letzteres sind Nachweise im Süden des Autonomen Gebiets Tibet und im Westen der Provinz Yunnan westlich des Flusses Saluen verzeichnet.[4] Die Höhenverbreitung reicht von 1400 bis 2630 m über dem Meeresspiegel.[5][2]
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Lebensweise
Zur Lebensweise von Soriculus minor liegen keine Informationen vor.[2]
Systematik
Zusammenfassung
Kontext
Innere Systematik der Gattung Soriculus nach Zhang et al. 2025[6]
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Soriculus minor ist eine Art aus der Gattung Soriculus innerhalb der Familie der Spitzmäuse (Soricidae). Die Gattung Soriculus umfasst derzeit insgesamt sechs Arten, darunter ist die Sikkim-Großklauenspitzmaus (Soriculus nigrescens) als die bekannteste anzusehen, die zudem die zuvor einzig anerkannte war.[4][7] Molekulargenetische und morphologische Untersuchungen aus den 2020er Jahren deckten jedoch mehrere kryptische Arten auf, wodurch die Gattung nun wesentlich formenreicher ist. Das hauptsächliche Verbreitungsgebiet ihrer Angehörigen findet sich im Himalaya. Als markantes Kennzeichen können die vergrößerten Krallen der Vorderfüße hervorgehoben werden, die wahrscheinlich dem Graben im Untergrund dienen. Innerhalb der Spitzmäuse steht die Gattung Soriculus in der Unterfamilie der Soricinae, was unter anderem die orangefarbene Pigmentierung der vorderen Zähne unterstreicht. Zur näheren Verwandtschaft gehören Gattungen wie Chodsigoa und Episoriculus. Die einzelnen Linien hatten sich im Oberen Miozän vor rund 7 Millionen Jahren voneinander abgetrennt. Für Soriculus ist eine stärkere Diversifizierung mit Beginn des Pliozäns zu verzeichnen. Als Schwesterart von Soriculus minor tritt Soriculus beibengensis in Erscheinung. Beide spalteten sich vor rund 2 Millionen Jahren und somit im Unterpleistozän von der gemeinsamen Vorfahrenlinie ab.[3][2][6]
Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Soriculus minor erbrachte George Edward Dobson im Jahr 1890. Er tätigte dies im Rahmen seines mehrbändigen Werkes A Monograph of the Insectivora, Systematic and Anatomical, wo er im dritten Teil auf einer Tafel die neue Art angab. Als Holotyp wies Dobson ein ausgewachsenes männliches Individuum aus, von dem lediglich der Schädel ohne Haut und Fell vorliegt und der aus Manipur im indischen Bundesstaat Assam stammt. Das Gebiet gilt als Typusregion der Art.[8] In der Folgezeit blieb Soriculus minor die Anerkennung als eigenständige Art verwehrt. Vor allem im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde die Form teils unterschiedlichen Vertretern der Spitzmäuse als Synonym zugesprochen, so der Hodgsons-Braunzahn-Spitzmaus (Episoriculus caudatus) oder der Langschwänzigen Braunzahn-Spitzmaus (Episoriculus leucops), die beide damals noch mit der Gattung Soriculus in Verbindung standen.[9][10] In einer detaillierten Analyse des vorliegenden Fundmaterials konnte Masaharu Motokawa im Jahr 2003 jedoch aufzeigen, dass Soriculus minor tatsächlich der Sikkim-Großklauenspitzmaus näher steht.[5] Hierbei ergaben sich metrische Überschneidungen mit deren damals akzeptierten östlichen Unterart namens Soriculus nigrescens radulus. Diese hatte Oldfield Thomas im Jahr 1922 als eigenständige Art Soriculus radulus anhand eines ausgewachsenen Weibchens aus den Mishmi-Bergen im nordöstlichen Teil des indischen Bundesstaates Arunachal Pradesh eingeführt,[1] war später aber von einigen Forschern als die östliche und kleinere Variante oder Unterart der Sikkim-Großklauenspitzmaus eingestuft worden.[9][10] Motokawa setzte aufgrund seiner Ergebnisse Soriculus nigrescens radulus mit Soriculus minor gleich, was in folgenden Publikationen weitgehend übernommen wurde.[11][4][7] Einige Autoren wiesen jedoch darauf hin, dass bezüglich des merklichen Größenunterschieds zwischen dem nun als Unterart akzeptierten Soriculus nigrescens minor und der Nominatform der Sikkim-Großklauenspitzmaus Soriculus nigrescens nigrescens auch ein eigenständiger Artstatus von ersterem in Betracht zu ziehen wäre, was allerdings wesentlich mehr Belegmaterials bedurfte.[4][12]
Der monotypische Charakter der Gattung Soriculus mit lediglich der Sikkim-Großklauenspitzmaus als einzigem Mitglied blieb bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts bestehen. Verschiedentlich zeigten aber genetische Untersuchungen, dass innerhalb der anerkannten Art mehrere evolutionäre Linien bestanden, die auf eigenständige Taxa hinwiesen.[13][14] Im Rahmen mehrerer Expeditionen in das Gebiet des Himalaya und des Hengduan Shan sammelten chinesische Wissenschaftler Anfang der 2010er Jahre mehr als 60 Exemplare der Gattung Soriculus. Anschließende genetische Untersuchungen offenbarten unter diesen einzelne eigenständige Entwicklungslinien, die sich auch morphologisch unterschieden ließen. Daraufhin spalteten Chen Zhongzheng und Jiang Xuelong im Jahr 2023 die Gattung Soriculus auf und beschrieben einzelne Arten wie Soriculus medogensis und Soriculus nivatus neu. Für Soriculus nigrescens minor standen den Forschern für ihre Analysen insgesamt 21 Individuen aus Yunnan zur Verfügung. Ihre deutliche genetische und morphologische Abweichung von den übrigen Linien bewog sie, die Form auf Artniveau anzuheben.[2] Eine im gleichen Jahr veröffentlichte unabhängige genetische Studie, erkannte indes eine noch deutlichere Abtrennung von Soriculus nigrescens minor, dass deren Autoren eine Ausweisung in eine neue Gattung vorschlugen,[15] was allerdings nicht umgesetzt wurde. In den nachfolgenden Jahren konnten mit Soriculus beibengensis und Soriculus dexingensis noch weitere Angehörige der Gattung benannt werden.[3][6]
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Bedrohung und Schutz
Über die Gefährdung des Bestandes von Soriculus minor liegen keine Informationen vor, die Art wird von der IUCN gegenwärtig nicht erfasst. Allgemein gilt die Gattung als relativ häufig.[2]
Literatur
- Chen Zhongzheng, Pei Xiaoxin, Hu Jiangxiao, Song Wenyu, Laxman Khanal, Li Quan und Jiang Xuelong: Multilocus phylogeny and morphological analyses illuminate overlooked diversity of Soriculus (Mammalia: Eulipotyphla: Soricidae), with descriptions of two new endemic species from the eastern Himalayas. Zoological Journal of the Linnean Society 201 (2), 2024, S. 534–548, doi:10.1093/zoolinnean/zlad131
- Masaharu Motokawa: Soriculus minor Dobson, 1890, senior synonym of S. radulus Thomas, 1922 (Insectivora, Soricidae). Mammalian Biology 68, 2003, S. 178–180
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Einzelnachweise
Weblinks
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