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Spiegelbrücke

Straße in Magdeburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Spiegelbrücke war eine Straße in Magdeburg im heutigen Sachsen-Anhalt. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Straße aufgegeben.

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Blick auf das Eckhaus Spiegelbrücke 26 zwischen Spiegelhof (links) und Spiegelbrücke (rechts), vor 1886
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Blick von Westen durch den westlichen Teil der Spiegelbrücke mit den Häusern (von links) 21, 18, 17, 16 und 14/15, vor 1886

Lage und Verlauf

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Die Straße befand sich in der Magdeburger Altstadt. Sie begann ursprünglich nördlich des Magdeburger Rathauses, wo sie vom Platz Bei der Hauptwache nach Osten abging. Sie verlief von dort aus als eher schmale Gasse nach Osten. Nach Norden gingen zeitweise drei Sackgassen, darunter der Spiegelhof ab. Nach Süden bestand ein Durchgang zum Johanniskirchhof. Die Spiegelbrücke mündete nach etwa 200 Metern auf die Stephansbrücke, schräg gegenüber der Gasse Krummer Berg, ein.

Die Hausnummerierung verlief von der Nummer 1 an der nordöstlichen Ecke des Rathauses aus auf der Südseite nach Osten. Zwischen Nummer 1 und 2 verlief nach Süden der gewundene Durchgang zum Johanniskirchhof. Östliches Eckhaus zur Stephansbrücke auf der Südseite war die Nummer 12. Auf der Nordseite war das Eckhaus die Nummer 13. Die Nummerierung verlief auf der Nordseite dann zurück nach Westen. Zwischen den Häusern 15 und 17 befand sich zeitweilig eine nach Norden abgehende Sackgasse. Eine weitere Sackgasse ging zwischen den Häusern 18 und 21 ab. Die Hausnummern 19 und 20 lagen in dieser Sackgasse. Zwischen den Häusern 26 und 27 ging die Sackgasse Spiegelhof ab. Letzte Hausnummer am nordwestlichen Ende war die Nummer 28.

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Spiegelbrücke auf einem Stadtplan nach dem Durchbruch der Jakobstraße von 1886

1886 wurde mit dem Durchbruch der Jakobstraße der Verlauf der Spiegelbrücke neu geordnet. Sie war nun deutlich kürzer und schloss sich erst östlich der Jakobstraße an.

Heute befindet sich an der Stelle des Straßenverlaufs die Freifläche nördlich des Rathauses, die Verkehrsfläche der Jakobstraße, der nördliche Teil eines in der Zeit der DDR quer zum historischen Verlauf der Spiegelbrücke in Plattenbauweise errichteten Zehngeschossers sowie Freiflächen beiderseits dieses Hauses.

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Geschichte

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Der Bereich der Spiegelbrücke war bereits im 10. Jahrhundert besiedelt.[1] Der Name der Spiegelbrücke ist einer der ältesten belegten Straßennamen Magdeburgs. Er wird schon 1284 in lateinischer Sprache als pons speculorum erwähnt. Im Gegensatz zu vielen anderen Straßen war für die Spiegelbrücke auch nie ein anderer Name in Gebrauch. Zurückgehen soll er auf das an der ursprünglichen Hausnummer 1 befindliche Haus Zu den drei Spiegeln. Der sich am westlichen Ende der Straße zwischen dem Haus 27/28 im Norden und dem Rathaus im Süden befindliche Platz hieß in der Zeit um 1700 Heide. Andere Name hierfür waren, etwa um 1640, Fischmarkt oder Kohlmarkt. Die Verbindung zum Johanniskirchhof hieß um 1631 Faule Gasse.

1886 wurde die Jakobstraße von Norden nach Süden verlängert und dabei der westliche Teil der Spiegelbrücke abgerissen. Letztlich endete die Spiegelbrücke dann mit ihrer Hausnummer 16.

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Blick in den Schornsteinfegerwinkel

Die drei von der Nordseite abgehenden Sackgassen verschwanden nach und nach. Der Spiegelhof im westlichen Teil wurde im Rahmen der Umbauten 1886 abgerissen und als Straße aufgegeben. Die mittlere Sackgasse zwischen den Häusern 18 und 21 wurde um 1650 als Brackengäßchen bezeichnet, da die Familie Brake hier mehrere Häuser besaß. Im 19. Jahrhundert bestand auch der Name Schornsteinfegerwinkel. Sie wurde um das Jahr 1900 abgerissen. Im östlichen Teil befand sich zwischen den Nummer 15 und 17 eine weitere Sackgasse, für die jedoch kein Name überliefert ist. In einem Stadtplan von 1632 wurde sie noch als recht tief eingetragen, später jedoch verbaut. Ein 1829 noch vorhandener Rest verschwand zugunsten des Neubaus des Bankgebäudes von Zuckschwerdt und Beuchel.

In der Spiegelbrücke befanden sich auch die Häuser Zum blauen Schild, Zu den zwei Strahlen oder Pfeilen und Zu den heiligen drei Königen, deren genauer Standort jedoch nicht zugeordnet werden kann.[2] Als Haus Zu den zwei Pfeilen (bzw. Strahlen) wird jedoch das Gebäude Spiegelbrücke 22 vermutet.[3]

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Luftbild mit Blick in die Spiegelgasse, 1929

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Magdeburger Innenstadt und dabei auch der Bereich der Spiegelbrücke schwer zerstört. In den 1950er Jahren fanden archäologische Grabungen statt. 1952 wurden zunächst die in Trümmern liegende Grundstücke Nummer 1 bis 10 untersucht, wobei vor allem Keramik des 13. und 14. Jahrhunderts gefunden wurde.[4] 1959 fanden auf der Straße, insbesondere zwischen den Grundstücken 8/9 im Süden und 14/15 im Norden weitere Grabungen bis in etwa vier Meter tiefe statt. Es wurde dabei in etwa zwei Metern tiefe ein historisches Pflaster gefunden, das etwa auf das 13. Jahrhundert datiert wurde. In der Pflasterung fand man eine kleine Knochenplatte, die ursprünglich wohl zu einem Schrein gehörte. Auf der Platte war ein Harfenspieler mit ägyptischer oder assyrischer Flachbogenharfe abgebildet. Es wird vermutet, dass die Platte im Zug der Kreuzzüge nach Magdeburg gekommen sein könnte. Darunter befand sich ein weiteres, wohl aus dem 12. Jahrhundert stammendes Pflaster.[5] In einer Grube wurde unter anderem auch ein vergoldeter Bronzebeschlag gefunden. Er wird auf das 9. oder 10. Jahrhundert datiert und ist mit einem stilisierten Baum und zwei beidseits angeordneten Vögeln verziert.[6] Entdeckt wurde auch eine weitere Grube, aus der Zeit um das Jahr 1000. Letztlich fanden sich auch Scherben aus der jüngeren Bronzezeit.[7]

Noch bis in die 1960er Jahre blieb die Straße gewidmet. In der Zeit der DDR erfolgte ein Wiederaufbau der Innenstadt, der sich in weiten Teilen nicht an die historische Stadtstruktur hielt. Die Spiegelbrücke wurde dabei aufgegeben und Teil ausgedehnter Grün- und Verkehrsfläche bzw. durch veränderte Bebauung der Jakobstraße überbaut. 1962 wurde die Baugrube für den zehngeschossigen Plattenbau ausgehoben, mit dem der Ostteil der Straße überbaut wurde.

Ein 2024 gestellter Antrag der Ratsfraktion Grüne/future! auf Wiederbenennung des erhaltenen westlichsten Teils des Verlaufs der Straße als Spiegelbrücke[8] scheiterte am 13. Februar 2025 im Stadtrat. Es sollte stattdessen nur ein Zusatzschild auf die Historie der Gasse verweisen. Die Umsetzung des Beschlusses mit öffentlichen Mitteln wurde jedoch seitens der Stadtverwaltung abgelehnt.[9]

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Historische Häuser der Spiegelbrücke

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Die Straße hatte, basierend auf dem Verlauf bis 1886, folgende Grundstücke:

Weitere Informationen Hausnummer, Name ...
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Literatur

  • Günter Hammerschmidt, Häuser mit Hauszeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg, Magdeburg 2004, Seite 213.
  • Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 420 ff.
Commons: Spiegelbrücke – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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