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St. Michael (Lohr am Main)
Kirchengebäude in Lohr am Main Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche St. Michael ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Lohr am Main im Landkreis Main-Spessart (Bayern). Die Gemeinde gehört zum Dekanat Main-Spessart im Bistum Würzburg. Der Kirchturm prägt zusammen mit dem Bayersturm und dem Schloss das Stadtbild. Die Kirche befindet sich auf dem ehemaligen Burgareal der Grafen von Rieneck am Rand der Lohrer Innenstadt.[1]

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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Die heutige Stadtpfarrkirche ist exakt nach Osten ausgerichtet. Sie soll ursprünglich dem Patrozinium des H. Martin unterstellt gewesen sein. Außer den Filialen Sackenbach und Wombach gehörten zur Pfarrei auch die Dörfer Langenprozelten, Nantenbach, Rodenbach und Neuendorf, allerdings sind kaum Nachrichten dazu überliefert. Ein Pfarrverweser mit dem Namen swickerus plebanus in Lare wurde in Lohr 1295 erstmals urkundlich erwähnt.[2] Ein weiterer Pfarrer, Notar und Vorstand der Kirche, mit Namen Johann, wurde 1316 erwähnt.[3] Es ist anzunehmen, dass wegen des Patroziniums des Martin die Pfarrei weitaus älter ist, wofür es jedoch keine Beweise gibt. Zunächst fungierten die Herren von Rieneck als Patronatsherren. Alfons Ruf führte 1978 Grabungen durch und konnte mehrere Vorgängerkirchen belegen, die bis in das siebte oder achte Jahrhundert zurückreichen.[4] Möglicherweise ist ein nicht eindeutig belegbarer Vorgängerbau aus Holz, der wohl an der südöstlichen Ecke des heutigen Mittelschiffes stand, noch älter. Der Kirchenbau war zuerst eine Burgkapelle, sie diente auch der Siedlung rund um die Burg als Pfarrkirche und wurde mit dem Wachsen der Siedlung immer wieder erweitert.[5] Bei den Grabungen von Alfon Ruf wurden in der Nähe der Kanzel, also im Bereich der ältesten Kirche, Scherben aus der Zeit der Hallstatt-Latènezeit geborgen;[6] der Kirchenhügel war vermutlich schon in keltischer Zeit besiedelt. Im 10. und 11. Jahrhundert wurde das nunmehr langgestreckte Gebäude in Richtung Norden erweitert. Der Altarraum der so entstandenen einschiffigen Kirche war eingezogen, er schloss mit einer runden Apsis ab. Der Bau war wohl frühromanisch gehalten und in etwa so breit wie das heutige Gebäude, aber nur halb so lang. Etwas später wurde an der Westseite ein Turm angebaut; dessen Fundament wurde im Bereich des westlichen Joches ergraben. Die heutige Sakristei wurde im 12. Jahrhundert als Friedhofskapelle gebaut, sie war zur Nord- und Westseite hin freistehend und durch ein im Westen befindliches, heute vermauertes, Sandsteinportal in rundbogiger Ausführung erschlossen.
Um 1300 wurde, bedingt durch das Anwachsen der Bevölkerung, eine Erweiterung notwendig. An die Nord- und Südseite wurden Seitenschiffe angefügt und die ehemaligen Längswände wurden durch Rundbogenarkaden aufgelöst, die noch heute den Innenraum bestimmen. Es entstand eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika. Für den Bau des südlichen Seitenschiffes mussten Gebäude nördlich des ehemaligen Burgbezirks derer von Rieneck abgebrochen werden. In der Zeit von 1488 bis etwa 1500 wurden die letzten durchgreifenden Veränderungen durchgeführt. Der romanische Chor wurde abgebrochen und durch einen höheren spätgotischen Hallenchor mit spitzbogigen Maßwerkfenstern ersetzt. Dazu mussten die drei Schiffe erhöht werden. Die Seitenschiffe und die Obergadenzone erhielten dabei neue spitzbogige Fenster, dokumentiert durch die Jahreszahl 1488 im Gewände des östlichen Fensters des nördlichen Seitenschiffs. Das Langhaus wurde um zwei Spitzbogenjoche nach Westen hin verlängert und der gotische Westturm errichtet, dessen Baubeginn durch die Jahreszahl 1496 über dem Portal dokumentiert ist. In die Außenwand des nördlichen Seitenschiffes wurde ein spitzbogiges Portal eingefügt, das sogenannte Sackenbacher Tor.[7]
Im Jahr 1543 hielt die Reformation in Lohr Einzug und die Kirche wurde protestantisch. 1559, nach dem Tod Philipps III. von Rieneck, fiel Lohr an das Kurfürstentum Mainz. Wie in protestantischen Kirchen üblich, wurden 1596 auch in St. Michael Seitenemporen eingebaut. Erasmus Schraum aus Karlstadt verzierte sie mit Historienbildern. Die Gegenreformation begann 1603 unter Kurfürst Johann Adam von Bicken. Ein neuer Hochaltar wurde 1605 aufgestellt und 1627 von Erasmus Schraum repariert und neu gefasst. Mit einem von Sebastian Vogt aus Karlstadt gemalten Altarblatt und Statuen der Heiligen Michael, Rochus und Sebastian wurde 1671/72 ein neuer Hochaltar vom Bildhauer Lenhart Caspar aus Karlstadt angeschafft. Beim Einbau neuer Fenster wurden 1710 alle gotischen Maßwerke, mit Ausnahme des Chormittelfensters, ausgeschlagen. Ein Vierzehn-Nothelfer-Altar wurde 1714 vermutlich als rechter Seitenaltar aufgebaut und 1796 wieder entfernt. 1796 wurde der Hochaltar abgebrochen und durch einen klassizistischen ersetzt. Die Schnitzarbeiten an diesem Altar übernahm Georg Schäfer aus Karlstadt. Zwei Jahre später fertigte Schäfer zwei Seitenaltäre im selben Stil und 1804 die Kanzel. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden in der Sakristei und im Chor neue Gewölbe eingezogen. 1868/69 und 1889/90 wurden Renovierungen vorgenommen. Dabei wurde das Südportal vermauert, ein Oratorium über der Sakristei eingebaut, der baufällige Dachstuhl abgetragen und ein um mehr als drei Meter niedrigerer neu aufgebaut. Nach Entfernung der drei klassizistischen Altäre erhielt die Kirche Flügelaltäre im Stil der Neogotik, die zur heutigen Ausstattung gehören: 1890 den Hochaltar und 1905 die beiden Seitenaltäre.[8] Heinz Schiestl schuf 1916 für die Kirche den Kreuzweg.
Eine umfassendere Renovierung fand 1928/29 statt. Damals wurden die Seitenemporen aus der Reformationszeit entfernt. Stattdessen versah Oskar Martin-Amorbach die Hochwände des Mittelschiffs mit sechs Fresken. An der Nordwand gestaltete er die Motive Anbetung der Heiligen Drei Könige, Einzug Christi in Jerusalem und die Kreuzigung Jesu (von West nach Ost), an der Südwand die Auferstehung Jesu, die Aussendung des Heiligen Geistes und das Jüngste Gericht mit Maria und Johannes dem Täufer als Fürbittern (von Ost nach West). Das Fresko der Aussendung des Heiligen Geistes wurde bei der Renovierung von 1963 übertüncht,[9] alle anderen 2015 überstrichen. Die Empore an der Westseite wurde vergrößert und von einem Maler Angermeyer aus München ornamental bemalt. Seine Malerei wurde jedoch 1979 wieder entfernt. In den Chor wurde ein Rabitzgewölbe und in die Mittel- und Seitenschiffe wurden flache neoromanische Holzkassettendecken eingebaut.[10]
Weitere kleinere Renovierungen im Innenbereich wurden 1951, 1963, 1978 und 1980 vorgenommen, der Außenbau wurde 1966 renoviert. Hermann Amrhein fertigte 1964 einen Ambo mit der Darstellung der vier Evangelisten und ihrer Symbole, der 2015 in die Turmvorhalle versetzt wurde. 1980 wurde die Westempore verändert und eine neue Orgel aufgebaut.
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Baubeschreibung
Die Daten vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege: romanische Sakristei mit Rundapsis 12. Jh., im Kern spätromanisches Langhaus 13. Jh., spätgotischer Chor und Turm 2. Hälfte 15. Jh.
Ausstattung
Zusammenfassung
Kontext
Seit dem 16. Jahrhundert sind Belege über die Anschaffung von Gegenständen für die Innenausstattung erhalten. Von den zahlreichen Arbeiten der verschiedenen Künstler und Kunsthandwerker sind nicht mehr alle vorhanden, sie gingen im Laufe der Zeit verloren oder wurden dem Zeitgeschmack entsprechend ausgewechselt. Die heutige Ausstattung stammt überwiegend aus der Zeit um 1900.
Chor
Hochaltar
Der Hochaltar wurde 1890 von Franz Wilhelm Driesler aus Lohr in der Art der historisierenden Neugotik gebaut. Die notwendigen Schreinerarbeiten führte Josef Fleckenstein nach Anweisung Drieslers aus. Die Reliefs auf den Flügeln und im Mittelteil zeigen die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes. Von links nach rechts sind die Motive Christus am Ölberg, Geißelung, Dornenkrönung und Kreuztragung Christi angeordnet. Das fünfte Geheimnis, seine Kreuzigung, ist erhöht in der Mitte des Retabels über dem Tabernakel eingefügt und bleibt auch bei geschlossenen Flügeln sichtbar. In der Predella sind die vier Evangelisten sitzend mit ihren Symbolen dargestellt. Auf dem Antemensale sind das Opfer des Melchisedek, die Opferung Isaaks und die Erhöhung der ehernen Schlange zu sehen. Die Außenseiten der Flügel sind mit der Vertreibung aus dem Paradies und dem Kampf des Erzengels Michael mit dem Teufel bemalt. Der Mittelschrein wird flankiert von Figuren der Apostel Petrus und Paulus, die bei geöffneten Flügeln nicht zu sehen sind. Bekrönt wird der Altar von einem Gesprenge, das aus Maßwerk, Fialen und zwei Tragekonsolen mit je einer Engelskulptur besteht.[11]
Vor dem Hochaltar stehen unter dem Chorbogen der Zelebrationsaltar, ein Ambo und ein Priestersitz, die 2015 im Atelier Arnold und Eichler geschaffen wurden. Sie sind aus Bronze in Würfelform, innen hohl, mit offenen Seiten gestaltet. Die sichtbaren, strahlend-goldenen Innenflächen von Altar und Ambo sind mit Weinlaubmustern verziert. In der Mitte des Altarbodens steht ein kleiner pyramidenförmiger Bergkristall über der Stelle, an der sich Reliquien des hl. Martin, der hl. Barbara und des seligen Liborius Wagner befinden. Über dem Altar hängt am Scheitel des Chorbogens ein überlebensgroßes Kruzifix, das um 1550 entstanden ist. An den Seiten des Chorraums ist das frühbarocke Chorgestühl aufgestellt, das von Valentin Maher aus Lohr aus dem Jahr 1654 stammt.[12]
Bleiglasfenster
Die fünf farbigen Bleiglasfenster im Chor wurden von der Hofglasmalerei Zettler aus München zwischen 1899 und 1904 angefertigt. Sie zeigen die Geheimnisse des glorreichen Rosenkranzes: Auferstehung und Himmelfahrt Christi, die Aussendung des Heiligen Geistes, die Aufnahme Mariens in den Himmel und ihre Krönung.[13] Ein sechstes Fenster (von 1904) im nördlichen Seitenschiff neben dem Kreuzaltar hat die Christusvision der heiligen Margareta Maria Alacoque zum Inhalt.[14]
- Glasmalerei an den Chorfenstern
- Aussendung des Heiligen Geistes
- Mariä Himmelfahrt
- Krönung Mariens
- Christi Himmelfahrt
- Auferstehung Christi
Epitaphe
Der Chorraum des Kirchengebäudes diente ab Anfang des 15. Jahrhunderts den Grafen von Rieneck als Grablege. Die Grabmäler vom 15. und 16. Jahrhundert sind bedeutende Zeugnisse der Würzburger Plastik in spätgotischer Zeit.[15] Auf der nördlichen Seite des Chors steht links das Epitaph für den Grafen Ludwig von Rieneck; er starb 1408. Es ist in Sandstein gehauen und zeigt den Grafen, wie er in voller Rüstung auf einem Löwen steht, einem Symbol für Tapferkeit. Rechts daneben befindet sich der Grabstein für Elisabeth von Rieneck, geb. von Castell, die 1419 verstorben war. Es folgt eine 2,75 m hohe Inschrifttafel für Philipp III., den letzten Grafen von Rieneck in Lohr, dessen Leben 1559 endete. Peter Dell der Jüngere schuf diese Tafel. Das nächste Epitaph ist aus rotem Sandstein und zeigt Margaretha von Rieneck, geb. von Eppstein und Königstein, deren Todesjahr mit 1463 angegeben ist. Den Abschluss bildet eine schwarze Inschrifttafel von 1574, die an die Witwe Philipps III., Margarethe, geb. Gräfin von Erbach, erinnert.
An der südlichen Chorwand schließt sich an den Hochaltar das Epitaph des Grafen Johannes von Rieneck (1363–1401) an, der Pfarrer in Lohr war. Er ist in Chorkleidung dargestellt mit einem Hund zu seinen Füßen als Symbol der Treue zu Gott und Kirche. Sein Grabmal ist die Deckplatte einer Tumba. Das Grabmal neben ihm ist Thomas II. von Rieneck (1386–1431) gewidmet, dem Ehemann von Gräfin Elisabeth. Mit Lanze und Schwert steht die sehr plastische Figur auf einem Löwen. Die letzten Denkmäler dieser Reihe bilden die Epitaphe von Graf Reinhart von Rieneck (1497–1518) und seiner Gattin Agnes von Rieneck, geb. von Gleichen, gestorben 1519, die ebenfalls auf einem Löwen stehen. Diese beiden Grabmäler lassen schon den Übergang von der Gotik zur Renaissance erkennen.[16] An der Chorsüdwand ist über dem Chorgestühl ein reich ausgestattetes Alabasterepitaph für Georg Friedrich von Kerpen zu sehen, der 1629 im Alter von zehn Wochen verstorben ist. Im Mittelfeld wird eine von Säulen gerahmte Pietà von Johannes dem Täufer und Katharina flankiert. Die darüber stehende Figur des verstorbenen Kindes ist von den Allegorien von Glaube und Liebe umgeben. Geschaffen wurde es von Zacharias Juncker d. Ä., der 1626 in der Wallfahrtsbasilika in Walldürn das Retabel des Blutaltars aus Sandstein mit Alabasterreliefs geschaffen hatte. Am linken Chorbogenpfeiler erinnert eine Inschrift auf einer Schwarzmarmorplatte von 1738 an Eva Regina Barth, die Frau des kurmainzischen Verwaltungsbeamten Johann Jacob Barth in Lohr.[17]
Mittelschiff
Das Kirchengestühl mit seinen geschnitzten Verzierungen an den Wangen schuf 1711 Joseph von Denebroch.
Marienaltar
1905 schuf Driesler die beiden Seitenaltäre am Chorbogen. Die Schreinerarbeiten machte auch bei ihnen Josef Fleckenstein. Der Marienaltar als nördlicher Seitenaltar zeigt, von rechts nach links, die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes. Auf dem rechten Flügel werden Mariae Verkündigung und die Heimsuchung Mariens dargestellt, im Mittelteil Christi Geburt und auf dem linken Flügel die Darstellung Jesu im Tempel sowie das Wiederfinden des zwölfjährigen Jesus im Tempel (Lk 2,41–52 EU). In der Predella befindet sich ein bemerkenswertes Relief mit der Darstellung des Todes der Maria. Im Gesprenge ist die Heilige Familie thematisiert, die von zwei musizierenden Engeln begleitet wird. Auf den Rückseiten der Flügel ist Maria mit dem Jesuskind zu sehen, das dem heiligen Dominikus den Rosenkranz übergibt. An den Seiten des Schreins stehen, von den geöffneten Flügeln verdeckt, Figuren der Anna und des Joachim.[18]
Josefsaltar
Der südliche Seitenaltar trägt das Patrozinium des heiligen Josef. Das Relief im Mittelteil hat die Vermählung Josefs mit Maria vor dem Hohepriester zum Thema, auf den beiden Flügeln ist die Flucht nach Ägypten dargestellt, auf der Predella Josefs Tod. Im Gesprenge wird eine Statue von Christus als Salvator mundi von zwei Engeln mit gefalteten Händen flankiert. Die Außenseiten der Flügel zeigen die vierzehn Nothelfer vor einer Abbildung der Stadt Lohr. An den Seiten befinden sich Figuren der Heiligen Valentin und Aloysius, die nur sichtbar sind, wenn der Altar geschlossen ist.[19]
Kanzel

Die klassizistische Kanzel wurde 1804 von Georg Schäfer aus Karlstadt geschaffen. Der Schalldeckel wird von einer barocken Statue des heiligen Michael als Seelenwäger aus dem 17. Jahrhundert bekrönt. Er steht auf dem besiegten Teufel in Gestalt eines Drachen. Die Statue stammt von dem ehemaligen Hochaltar von 1672 und wurde 1963 auf dem Schalldeckel platziert. Auf der Unterseite des Schalldeckels symbolisiert eine Taube den Heiligen Geist. Am Kanzelkorb sind zwei Reliefs angebracht; vorne ist die Geburt Christi zu sehen, rechts davon das Gleichnis vom Sämann. Zwischen den beiden Reliefs ist an der Kanzelbrüstung ein Adler aus weißem Stuck platziert, rechts vom zweiten Relief ein geflügelter Mensch, beide mit einer Schreibfeder und einem Buch als Beigaben. Es sind die Symbole der Evangelisten Johannes und Matthäus. Am Wulst der Kanzel findet man, wesentlich kleiner dargestellt, Löwe und Stier, die Symbole von Markus und Lukas, als vergoldete Hochreliefs. Die Symbole von zwei der drei göttlichen Tugenden schmücken in Form von kleinen goldenen Flachreliefs die beiden Enden der Brüstung, links ein Anker für die Hoffnung, rechts ein Herz für die Liebe. Den Glauben symbolisiert eine Putte aus weißem Stuck mit Buch und Kreuz, die links neben dem Weihnachtsrelief auf dem Wulst sitzt.[20]
Taufbecken
Das Taufbecken aus rotem Sandstein steht seit 2015 im Mittelgang in Höhe des nördlichen Seiteneingangs auf einer runden Bronzeplinthe. Seine oktogonale Basis geht in einen mit Rundstäben verzierten quadratischen Fuß über, der ein massives, rundes Becken trägt. Dieses ist mit Spitzbogenblenden verziert, die mit rankenartigem gotischen Maßwerk gefüllt sind. Ein Bronzedeckel mit vier Griffen verschließt das Becken, in das die Jahreszahl 1488 eingemeißelt ist.[21]
Nördliches Seitenschiff
Hl.-Kreuz-Altar

Im Osten des nördlichen Seitenschiffs steht der Hl.-Kreuz-Altar, der 1756 von Andreas Herwith aus Karlstadt im Stil des Rokoko angefertigt und von Michael Seitz aus Lohr vergoldet wurde. Jeweils am Karfreitag wird sein Antemensale geöffnet. Das gibt den Blick frei auf eine dahinter liegende, fast lebensgroße Skulptur des Leichnams Jesu im Grab, die der Würzburger Bildhauer Josef Gerngras 1926 geschaffen hat. Das Altarbild, das vermutlich von einem früheren Altar stammt, ist an den Stil des Matthias Grünewald angelehnt und zeigt eine Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes sowie Maria Magdalena. Das Bild war 1890 verkauft worden, kehrte aber 1951 an seinen Platz im Hl.-Kreuz-Altar zurück. Das von Rocaillen umrahmte Altargemälde wird von zwei Engeln mit Leidenswerkzeugen flankiert. Der Altar wird von einem Baldachin bekrönt, unter dem sich das Lamm Gottes auf einem Buch befindet.[22]
Weitere Ausstattung
Links neben dem Hl.-Kreuz-Altar steht eine Holzfigur des heiligen Josef von Nazaret mit dem Jesuskind auf dem Arm, die der Bildhauer Martin Lossa aus Wuppertal 1950 geschaffen hat. Nicht weit entfernt ist an der Nordwand die Skulptur der Schmerzensreichen Madonna aus dem 17. Jahrhundert angebracht, gefolgt von vierzehn Holzrelieftafeln des Kreuzwegs von Heinz Schiestl aus dem Jahr 1916. Am westlichen Ende des Seitenschiffs sieht man am Pfeiler gegenüber einem Beichtstuhl eine Prozessionsfigur aus dem 18. Jahrhundert, die den heiligen Antonius von Padua darstellt.[23]
Südliches Seitenschiff

Im Osten des südlichen Seitenschiffs, in der ehemaligen Taufkapelle, ist das 4 m hohe Sandsteinepitaph von Zacharias Juncker d. Ä. für den Ratsherrn Johann Koler († 1635) platziert. In dem ädikulaartigen Aufbau ist die Grablegung Jesu zu sehen, flankiert von den Heiligen Johannes der Täufer und Barbara. Im Aufsatz darüber ist reliefartig in einem Medaillon Jesu Auferstehung dargestellt, bekrönt von einem Putto mit Sanduhr und Totenkopf. Links neben dem Grabmal ist eine Gedächtnistafel von Franz Wunderlich aus München aus dem Jahr 1928 für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs angebracht, die Oskar Martin-Amorbach mit einer Pietà-Malerei verzierte. An den rechten Chorbogen ist eine modern gehaltene Herz-Jesu-Statue angefügt. Sie wurde 1960 als Holzskulptur von dem Bildhauer Fidelis Bentele geschaffen. Die beiden Frauengestalten vor Jesus sollen Kirche und Welt verkörpern.
An der Südwand folgen die Epitaphe für Elisabeth von Lauter, geb. von Ussigheim († 1543), den Oberamtmann von Lohr Philipp von Dienheim († 1572) und für Christian Philipp Johann Alexander von Löwenstein-Wertheim (1719–1781).[24] Zwischen dem ersten und dem zweiten Epitaph ist die Statue des heiligen Martin aufgestellt, die Zacharias Juncker d. Ä. 1630 geschaffen hatte. Sie zeigt den Heiligen bei der Mantelteilung. Die beiden letzten Kunstwerke sind zwei Mariendarstellungen. Neben dem Gemälde der Madonna im Strahlenkranz mit dem Jesuskind im Arm steht die Statue der als Himmelskönigin gekrönten Maria aus dem Jahr 1652, ebenfalls mit dem Jesuskind auf einer Mondsichel und mit einem Zepter in der rechten Hand.
Turmvorhalle
Die Turmvorhalle wird von zwei Epitaphen dominiert, die beide aus der Werkstatt von Zacharias Juncker d. Ä. stammen. Südlich befindet sich das 1643 fertiggestellte Denkmal des Malteserritters Johann Walter von Kerpen, der 1627 ermordet worden war. Das Epitaph gegenüber wurde 1625 zur Erinnerung an Margaretha Magdalena Wentzel, geb. Wolzin († 1620), errichtet. Im Mittelfeld des ädikulaartigen Aufbaus, das von den Heiligen Johannes und Maria Magdalena flankiert wird, kniet die Stifterfamilie vor dem Gnadenstuhl. Als Bekrönung ist in einem Medaillon ein Relief mit der Auferstehung Christi zu sehen.[25]
Neben den Grabmälern sind Holzskulpturen der Schutzpatrone gegen die Pest Rochus und Sebastian platziert, die vermutlich von dem ehemaligen Hochaltar von 1672 stammen.[26] In der Mitte der Turmvorhalle steht seit 2015 der 1964 von Hermann Amrhein gefertigte Ambo mit der Darstellung der vier Evangelisten und ihrer Symbole.
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Orgel
Zusammenfassung
Kontext

Eine erste Orgel, ein tragbares Instrument, wurde 1585 urkundlich erwähnt. Das erste fest eingebaute Instrument ist seit 1652 belegt. Das Gehäuse steht heute, mit einem neuen Werk, in der Wallfahrtskirche Schönau. Von 1701 bis 1702 baute Johann Jost Schleich aus Lohr eine neue Orgel, sie wurde 1777 durch einen Blitzschlag schwer beschädigt. Der Orgelbaumeister Johann Hoffmann aus Würzburg baute um 1714 für die Abtei Oberzell in Zell am Main eine Orgel, die 1819 erworben und aufgestellt wurde. Das Instrument besaß zwei Manuale und zwei Subbässe, von denen einer aus Holz und einer aus Zinn gefertigt war. Diese Orgel wurde 1854 von dem Orgelbauer Balthasar Schlimbach aus Würzburg, unter Beibehaltung des Gehäuses, durch eine neue ersetzt und 1905 wieder an das Kloster in Oberzell zurückgegeben. Der Orgelbauer Steinmeyer aus Oettingen fertigte eine neue Orgel mit einem neugotischen Gehäuse an, es war mit einem Fernwerk ausgestattet. Über einer eigenen Windlade saßen einige Register des zweiten Manuals im Dach. Der Klang wurde durch ein vergittertes Loch in der Decke in den Innenraum geleitet. Diese Orgel war seit 1976 nicht mehr funktionstüchtig.
Die Orgelbau-Firma Sandtner aus Dillingen an der Donau erbaute ab 1978 eine neue Orgel die auf der Westempore aufgestellt und 1980 eingeweiht wurde. Die Schnitzereien am Gehäuse stammen von Julian Walter aus Vasbühl. Die Orgel hat Schleifladen mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur. 40 Register verteilen sich auf drei Manuale und Pedal.[27]
Eine weitere zweimanualige Orgel wurde 1980 von Norbert Krieger hinter dem Hochaltar aufgebaut. Sie besaß einen beweglichen Spieltisch, elf Register und eine elektrische Traktur. Das Instrument fand bei kleineren Gottesdiensten oder als Begleitinstrument bei Kirchenkonzerten Verwendung. Die Orgel wurde bei der Renovierung 2016 abgebaut.[28]
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- Koppeln: III/II, III/I, I/II, III/P, II/P, I/P
- Spielhilfen: Pleno, Pianopedal, 6 Setzerkombinationen
Das Register „Chorbächlein“ im Rückpositiv erinnert an den Lohrer Dekan und Stadtpfarrer Joachim Korbacher, der treibende Kraft des Orgelneubaues gewesen ist.
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Glocken
Das Geläut besteht aus sechs Glocken. Drei Glocken aus dem 15. und 17. Jahrhundert blieben erhalten. Die Verluste im Zweiten Weltkrieg wurden 1956 durch drei neue Glocken ersetzt.[29]
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Weihnachtskrippe
Anfang 2012 wurden von Gemeindemitgliedern Geldmittel für die Anschaffung ergänzender Krippenfiguren für die Weihnachtskrippe gespendet. Die Heilige Familie wurde 2011 aufgestellt und um einen Waldarbeiter und Ochs und Esel komplettiert. Die Figuren wurden in Lindenholz geschnitzt, die gesamte Szene der Geburt Christi wurde durch ein Landschaftsbild im Hintergrund aufgewertet.[30]
Literatur
- Adina Christine Rösch: St. Michael Lohr am Main. Schnell, Kunstführer Nr. 1078, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2016, ISBN 978-3-7954-4010-7.
- Pfarrführer St. Michael Lohr am Main. Lohr am Main o. J., ca. 1960.
- Hanswernfried Muth: St. Michael in Lohr am Main. Katholische Stadtpfarrkirche. Schnell, Kunstführer Nr. 1078, Verlag Schnell & Steiner, München und Zürich 1988.
- Die Pfarrkirche St. Michael in Lohr am Main. Illustrierter Kirchenführer durch St. Michael, Lohr am Main, mit knappen Erläuterungen und 12 Bildern. Lohr am Main 1964.
- Alfons Ruf: Die Pfarrkirche St. Michael in Lohr und ihre Baugeschichte mit den Ergebnissen der Grabung von 1978 und deren Auswertung für die Geschichte der Kirche und der Stadt Lohr a. Main. Lohr am Main 1983, ISBN 3-9800 281-1-9.
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Weblinks
Commons: St. Michael, Lohr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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