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Stadtarchiv Bozen
Archiv in Italien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Stadtarchiv Bozen (italienisch Archivio Storico della Città di Bolzano) ist die zentrale Verwahrungs- und Dokumentationsstelle der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Es ist im Alten Rathaus in den Lauben angesiedelt und verfügt über eine umfangreiche Archivaliensammlung, die in Teilen bis ins Mittelalter zurückgeht. Das Schrift-, Plan- und Dokumentationsgut spiegelt die historische Entwicklung Bozens und der Südtiroler Region wider. Die Bestände sind zu überwiegenden Teilen in deutscher Sprache verfasst, frühe Urkunden hingegen in Latein, Dokumente ab den 1920er Jahren auch auf Italienisch.


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Geschichte
Bereits aus dem späten 15. Jahrhundert sind Maßnahmen zur Aufbewahrung, Ordnung und Nutzung des kommunalen Schriftguts dokumentiert. Während der Amtszeit des Bürgermeisters Franz von Gumer beschloss der Stadtrat am 4. Jänner 1776 die zentrale Sammlung aller Archivalien im neuerrichteten Rathaus in den Lauben (das heutige Alte Rathaus). Im frühen 20. Jahrhundert erfolgte eine grundlegende Neuordnung und -aufstellung (darunter Einführung eines einheitlichen Inventars) des Archivs im Stadtmuseum Bozen, das als Aufbewahrungsort der älteren Bestände diente, während neuere Akten im neuen Rathaus verblieben. 2002 konnten alle Bestände im Alten Rathaus wieder zusammengeführt werden. Zu den herausragenden Leitern des Archivs zählen Rudolf Marsoner (1924–1928) und Hannes Obermair (2009–2017)[1][2].
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Bestände
Zusammenfassung
Kontext
Die Bestände des Stadtarchivs, die überwiegend kommunale Verwaltungstätigkeit dokumentieren, reichen bis ins 13. und 14. Jahrhundert zurück und umfassen Urkunden, Akten und Handschriften (Amtsbücher), wobei diese bis heute gültige Archivtektonik der Altbestände von Karl Klaar um 1910/11 geschaffen wurde.[3] Gelagert werden nicht nur Archivalien der Stadt Bozen, sondern auch der ehemaligen Gemeinden Gries und Zwölfmalgreien, der Landgemeinde Leifers, sowie Archive anderer örtlicher Körperschaften und Vereinigungen, darunter einer bürgerlichen Schützengilde, deren Jahresabrechnungen mit 1488 einsetzen.[4] Zu den wertvollsten Handschriften zählen das Bozner Stadtbuch aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert[5] sowie das im 16. Jahrhundert angelegte Bozner Bürgerbuch.[6]

Von besonderer Bedeutung ist das umfangreiche Archiv des ehemaligen Bozner Heilig-Geist-Spitals.[7] Die älteste Überlieferung des Stadtarchivs ist ein Fragment des 12. Jahrhunderts, das einen Ausschnitt eines Bibelkommentars von Beda Venerabilis enthält.[8] Die älteste Originalurkunde datiert vom 2. April 1223 und betrifft das Kirchlein St. Georg in Wangg im Bozner Leitach.[9] Auch das Fragment einer Christherre-Chronik aus dem 14. Jahrhundert findet sich unter den Beständen.[10][11]
Überregional interessant ist eine dichte frühe Überlieferung ab dem 13. Jahrhundert, deren Besonderheit im Nebeneinander von Notariatsinstrument und Siegelurkunde sowie dem damit verbundenen Sprachenpaar Lateinisch-Deutsch begründet ist.[12]
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Dienstleistungen
Das Stadtarchiv ist öffentlich zugänglich und kostenfrei benützbar. Es steht auch eine Präsenzbibliothek zur Verfügung. Über das Projekt «BOhisto: Bozen-Bolzano’s History Online» werden historische Ratsprotokolle digitalisiert und auf der Website des Stadtarchivs online gestellt. In dem den Lauben zugewandten Foyer wird zudem ein Exponat des Monats präsentiert, das Kurioses und Unbekanntes aus den Beständen einem breiteren Publikum bekannt machen soll.
Eine statistische Erhebung über die Zufriedenheit der Nutzerinnen und der Nutzer des Stadtarchivs von 2017 ergab überdurchschnittliche Werte.[13]
Literatur
- Emil von Ottenthal, Oswald Redlich: Das Bozner Stadtarchiv. In: Joseph Alexander von Helfert (Hrsg.): Archiv-Berichte aus Tirol. Band 4 (Mittheilungen der dritten (Archiv-)Section der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 7). Kubasta & Voigt, Wien/Leipzig 1912, S. 410–432 (PDF-Datei, 2,27 MB; Digitalisat).
- Hannes Obermair: Das Stadtarchiv Bozen. In: Der Schlern, Nr. 11, November 1994, S. 669–672 (PDF-Datei; 2,38 MB).
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1: Regesten der kommunalen Bestände 1210–1400. Stadt Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X (PDF-Datei; 5,70 MB).
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2: Regesten der kommunalen Bestände 1401–1500. Stadt Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8 (PDF-Datei; 9,63 MB).
- Georg Mair: Gedächtnis der Stadt. In: ff – Südtiroler Wochenmagazin, Nr. 10, 2008, S. 42–43 (Digitalisat).
- Hannes Obermair: The Use of Records in Medieval Towns: The Case of Bolzano, South Tyrol. In: Marco Mostert, Anna Adamska (Hrsg.): Writing and the Administration of Medieval Towns: Medieval Urban Literacy I (= Utrecht Studies in Medieval History. Band 27). Brepols, 2014, ISBN 978-2-503-54959-0, S. 49–68, doi:10.1484/M.USML-EB.1.101928 (englisch).
- Hannes Obermair: Multiple Vergangenheiten – Sammeln für die Stadt? Das Bozener Stadtarchiv 3.0. In: Philipp Tolloi (Hrsg.): Archive in Südtirol: Geschichte und Perspektiven / Archivi in Provincia di Bolzano: storia e prospettive (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Band 45). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7030-0992-1, S. 211–224.
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Weblinks
Commons: Stadtarchiv Bozen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Website von BOhisto
- Index der Bestände
- Schriftstück aus dem 12. Jahrhundert gefunden. In: science.ORF.at. 5. Januar 2009, abgerufen am 26. November 2021.
Einzelnachweise
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