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SESAME (Synchrotron)
multinationale Forschungseinrichtung und Synchrotronstrahlungsquelle in Jordanien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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SESAME (Synchrotron-light for Experimental Science and Applications in the Middle East, deutsch „Synchrotronstrahlung für experimentelle Wissenschaft und Anwendungen im Nahen Osten“) ist ein Synchrotron in Allan im Gouvernement al-Balqa in Jordanien, das unter anderem mit Teilen des ausgemusterten Speicherrings BESSY aufgebaut wurde. Es ist das erste Synchrotron im Nahen Osten und wurde am 16. Mai 2017 eröffnet.[1][2] Neben arabischen und anderen Staaten sind auch Israel und der Iran beteiligt.

Das SESAME-Projekt wurde Ende der 1990er initiiert, als feststand, dass der deutsche Speicherring BESSY I 1999 abgebaut werden sollte. Unter der Schirmherrschaft der UNESCO fanden sich mehrere Länder aus der Region Naher Osten und Mittelmeer zusammen, um den Speicherring nach einer technischen Aufrüstung (2,5 GeV Energie, 133 m Umfang) weiter zu betreiben. 2000 entschied man sich für Jordanien als Standort, 2002 wurde BESSY I dorthin verschifft. Das Gebäude wurde am 3. November 2008 eingeweiht[3]. Am 14. Juli 2009 wurde zum ersten Mal ein Elektronenstrahl mit dem Mikrotron erzeugt.[4] Das Mikrotron ist die letzte Beschleunigungsstufe vor dem Einschuss der Elektronen in das eigentliche Synchrotron. Der reguläre Betrieb der Anlage begann 2017.[1] Am 22. November 2017 wurde erstmals monochromatische Röntgenstrahlung beobachtet.[5]
Mitgliedsstaaten sind Ägypten, Iran, Israel, Jordanien, Pakistan, die Palästinensischen Autonomiegebiete, die Türkei und Zypern. Zudem haben eine Reihe anderer Länder und internationaler Organisationen Beobachterstatus, und zwar Brasilien, das CERN, die Volksrepublik China, Deutschland, die Europäische Union, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Kanada, Kuwait, Portugal, Russland, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten.[6][7]
2019 verlieh die American Association for the Advancement of Science (AAAS) fünf Wissenschaftlern, die in leitenden Positionen das Projekt SESAME vorangetrieben und maßgeblich zu seiner Verwirklichung beigetragen hatten, den AAAS Award for Science Diplomacy. Die Geehrten waren Christopher Llewellyn Smith, Eliezer Rabinovici, Zehra Sayers, Herwig Schopper und Khaled Toukan.[8]
SESAME ist die weltweit erste und bisher einzige Synchrotronstrahlungsquelle, deren Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt wird. Zu diesem Zweck dient ein eigens errichtetes Solarkraftwerk in etwa 30 km Entfernung von der Forschungseinrichtung.[9]
Das Jahresbudget für den Betrieb ist mit etwa 5,3 Millionen US-Dollar (Stand 2022) sehr viel niedriger als dasjenige der meisten Synchrotronstrahlungsquellen in anderen Ländern.[9] Ein Ende 2023 von allen SESAME-Mitgliedstaaten verabschiedeter Strategieplan für die folgenden fünf Jahre sah vor, das Budget von 13,2 Millionen USD für 2024 schrittweise bis auf 19,4 Millionen USD für 2028 (davon 7,9 Mio. für den Betrieb und 11,5 Mio. für Investitionen). Das Dokument hielt fest, dass zwar das Budget für die Betriebskosten stets habe aufgebracht werden können, die nötige Finanzierung von Investitionen aber stets schwierig gewesen sei. Die Europäische Kommission äußerte im Oktober 2024 Besorgnis über die Finanzierungssituation von SESAME.[10]
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Literatur
- Eva Lindner: Frau Kamel und der Teilchenbeschleuniger. "Sesame" soll die Wissenschaft im Nahen Osten beflügeln und Gegner befrieden. Kann das gelingen?, in: Zeit Wissen Nr. 2, 21. Februar 2017, S. 76–79.
Weblinks
- SESAME; Synchrotron-light for Experimental Science and Applications in the Middle East
- Ulrich Schmid: Eröffnung des «Cern des Nahen Ostens»: Wo Israeli und Iraner gemeinsam forschen (NZZ vom 16. Mai 2017)
Einzelnachweise
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