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Tjuneroy
ägyptischer Beamter unter Ramses II. Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Tjuneroy (auch Tjuloy) war ein hoher altägyptischer Beamter und Priester, welcher unter Ramses II. in der 19. Dynastie wirkte. Bekannt wurde er durch ein Grabrelief, auf dem die Königsliste von Sakkara abgebildet ist. Über seine Person hingegen ist wenig bekannt.[4]


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Name
Die Umschrift seines Namens ist in der ägyptologischen Literatur uneinheitlich. Die hieroglyphische Schreibung
ist „bei einer Anzahl von „syllabisch“ geschriebenen Worten und Eigennamen wohl als l zu deuten“.[5] Daher kommt es z. B. zur Lesung „Tjuloy“. Der Name „ist ägyptisch und gehört zu dem vermutlichen Lehnwort [ṯnr] „stark, tüchtig, tapfer“ ..., das als PN [Personenname] – auch mit der Endung -ja usw. – sehr häufig belegt ist“.[6][7]
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Amt und Titulaturen
Tjuneroy bekleidete hohe Ämter. So war er unter anderem:
- Rech-nesu: „Bekannter des Königs“
- Cheri-hebet-heri-tep: „Oberster Vorlesepriester“
- auch Cheri-habet-heri-tep (H̱rj-ḥ3bt-ḥrj-tp)[8]
- Sesch-nesu: „Schreiber des Königs“
- Imi-ra-kat-m-menu-neb(u)-en-nesu: „Vorsteher der Arbeiten in allen Denkmälern des Königs“
- Seschemu-heb-en-netjeru-nebu: „Leiter der Feste aller Götter“
- Uputi-nesu-[er-chasut-nebet]: „Königlicher Bote [zu allen Fremdländern]“
Als „Oberster Vorlesepriester“ war er Ritualmeister am Königshof und hatte Zugang zu alten Schriften. Als „Königlicher Bote zu allen Fremdländern“ hatte er auch Aufgaben in den ausländischen Provinzen, vielleicht sogar diplomatische Aufgaben, zu erbringen.[9]
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Familie
Tjuneroy stammt aus einer Familie hoher Beamter. Sein Vater war Paser I., mit ihm hatte Tjuneroy den Titel „Schreiber des Königs“ gemein. Paser I. trug den Titel Sab („Richter“ o. ä.) und war „Vorsteher des Hauses des Amun“. Tjuneroys Schwester hieß Iitneferti, sein Bruder Paser (II.). Letzterer war „Schreiber des Königs“ und „Vorsteher der Maurer des Herrn der Beiden Länder“. Tjuneroys Gemahlin war die „Dame des Hauses“ Naschait. Ein Teil der Familie erscheint auf einer Stele aus dem Grab von Paser II. Diese befindet sich heute im British Museum in London (Inventarnummer EA 165). Die sonstigen Verwandtschaftsverhältnisse können nach den Funden aus Tjuneroys Grab sowie aus dem Grab Pasers II. vervollständigt werden.[10] Aus Piramesse stammt eine steinerne Türfassung mit seinem Namen, die andeutet, dass er in dieser Stadt ein Haus bewohnte.[11]
Grab
Zusammenfassung
Kontext
Tjuneroys Grab liegt in Sakkara, wo es Ende 1858 entdeckt[12] und danach ausgegraben wurde. Es gilt seitdem als verschollen. Tatsächlich wurde es aber vom damaligen Bürgermeister von Sakkara zerstört, wie Auguste Mariette später berichtete.[13] Aus dem Grab stammen die Königsliste von Sakkara sowie zahlreiche Darstellungen des Tjuneroy vor Gottheiten betend. Auch ein Bruchstück einer Statue ist erhalten geblieben; ein knieender Tjuneroy hält eine Osirisfigur vor sich (Kairo, Ägyptisches Museum, Inventarnummer CG 1105).[14] Oberkörper und ein Teil der Fußplatte fehlen. Inschriften geben Name und Titel an. Aus seinem Grab stammen vier Kanopengefäße, die sich heute im Brooklyn Museum in New York City befinden (Inventarnummern: Charles Edwin Wilbour Fund 48.30.1a-b, 48.30.2a-b, 48.30.3a-b und 48.30.4a-b). Lange Zeit wurde ihm auch ein „Stelenfragment“ mit Texten aus dem Totenbuch zugewiesen (Kairo, Ägyptisches Museum, Inventarnummer JE 18924).[15] Nachdem diese Stele (vollständig, kein Fragment) inzwischen veröffentlicht wurde, ist klar, dass sie einem anderen Tjuneroy gehört, der den Titel Sesch-qedut „Zeichner, Umrisszeichner“ trägt. Aufgrund stilistischer Merkmale wird diese Stele in die Zeit von Amenophis III. / Thutmosis IV. (18. Dynastie) datiert.[16]
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Königsliste
Zusammenfassung
Kontext
Das Relief mit der Königsliste zeigt Tjuneroy mit runder Löckchenperücke und kurzem Kinnbart. Er hält in seiner linken Hand eine Papyrusrolle, die rechte Hand streckt er zur Königsliste hin aus. Die Liste enthielt dereinst 58 Königskartuschen, durch die Arbeiten am Wandrelief, während derer das Kunstwerk zerlegt und wegtransportiert werden sollte, wurden einige der Kartuschen beschädigt, sodass heute nur noch 50 Namen lesbar sind. Einer altägyptischen Tradition folgend, beginnt die Königsliste eigentlich oben rechts, in Zeile 1, mit Ramses II. und listet dessen Vorgänger chronologisch rückwärts auf, die originale, altägyptische Leserichtung ist also von rechts nach links. Die einzelnen Kartuschen selbst werden abwechselnd mit einer sitzenden Königsfigur mit roter Krone und mit weißer Krone eingeleitet und übereinstimmend mit Maa-cheru (zu deutsch „Wahr an Stimme“) abgeschlossen. Die Königsliste endet, gemäß traditioneller Lesung, unten links, in Zeile 2, mit König Anedjib (hier mit Meribiapen wiedergegeben), dem sechsten Regent der 1. Dynastie, dessen Nachfolger Semerchet wird hier unerklärlicherweise übersprungen. Auch ist unbekannt, warum sämtliche Könige der 1. Dynastie vor Anedjib fehlen. Bis König Qaa (mutmaßlich letzter Herrscher der 1. Dynastie, hier mit Qebehu-chentj wiedergegeben) deckt sich die Königsliste fast vollständig mit der Auflistung im Turiner Königspapyrus. Heute befindet sich das Wandrelief im Ägyptischen Museum in Kairo (Inventarnummer CG 34516).
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Siehe auch
Literatur
- Kenneth A. Kitchen: Ramesses II, his Contemporaries (= Ramesside Inscriptions: Historical and Biographical. Band 3). Blackwell, Oxford 1980, S. 479–489 (online auf Internetarchive).
- Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt (= Münchener Ägyptologische Studien. Band 17). Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1969, S. 34 & 35.
- Michael Rice: Who's who in ancient Egypt. Routledge, London / New York 1999, ISBN 0-415-15448-0, S. 209.
- Robert Morkot: The Egyptians: an introduction. Routledge, London / New York 2005, ISBN 0-415-27103-7, S. 74.
- Bertha Porter, Rosalind L. B. Moss, Ethel W. Burney: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. Band III: Memphis. Teil 2: Ṣaqqâra to Dahshûr. 2., von Jaromír Málek überarbeitete und erweiterte Auflage. Griffith Institute / Ashmolean Museum, Oxford 1981, ISBN 0-900416-23-8, S. 666–667 (Volltext als PDF; 34,7 MB); abgerufen über The Digital Topographical Bibliography.
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Weblinks
- British Museum: Stela EA 165 Auf: https://www.britishmuseum.org; abgerufen am 12. Oktober 2025.
- Brooklyn Museum: Canopic Jar and Cover of Tjuli, Charles Edwin Wilbour Fund, 48.30.1a-b. Auf: https://brooklynmuseum.org; abgerufen am 12. Oktober 2025.
- Brooklyn Museum: Canopic Jar and Cover of Tjuli, Charles Edwin Wilbour Fund, 48.30.2a-b. Auf: https://brooklynmuseum.org; abgerufen am 12. Oktober 2025.
- Brooklyn Museum: Canopic Jar and Cover of Tjuli, Charles Edwin Wilbour Fund, 48.30.3a-b. Auf: https://brooklynmuseum.org; abgerufen am 12. Oktober 2025.
- Brooklyn Museum: Canopic Jar and Cover of Tjuli, Charles Edwin Wilbour Fund, 48.30.4a-b. Auf: https://brooklynmuseum.org; abgerufen am 12. Oktober 2025.
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Anmerkungen und Einzelnachweise
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