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W88 (Kernwaffe)
thermonuklearer Gefechtskopf Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der W88 sowie der geänderte W88 Alt 370 sind thermonukleare Gefechtsköpfe der USA für die seebasierten Atomstreitkräfte der USA. Der W88 wurde in den 1980er Jahren (Kalter Krieg) entwickelt und produziert und ist bis heute zusammen mit den Varianten des W76-Kernsprengkopfs im Einsatz. Sie bilden die Grundlage für die nationale nukleare Abschreckung der USA.
Geschichte

Der W88 ist der jüngste Kernsprengkopf (englisch warhead (W)) im US-Atomarsenal. Er wurde für die Trident II D-5-SLBMs zur Stationierung auf Atom-U-Booten der Ohio-Klasse vom Los Alamos National Laboratory (LANL) und Sandia National Laboratories (SNL) entwickelt.
Die Aufgabe war die Entwicklung eines Kernsprengkopfs mit relativ hoher Sprengkraft, jedoch keine Megatonnen wie im Kalten Krieg, und hoher Zielgenauigkeit zum Bekämpfen von „harten“ Zielen wie beispielsweise Raketensilos. Der ebenfalls für die Trident-SLBM entwickelte W76-Kernsprengkopf war dazu nicht in der Lage. Das grundlegende Design stammt aus den 1970er Jahren und konnte noch vor dem Inkrafttreten des Threshold Test Ban Treaty (TTBT) 1976 mit voller Sprengkraft getestet werden.
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W88
Zusammenfassung
Kontext
Die konkreten Entwicklungsarbeiten am Kernsprengkopf W88 begannen im März 1984 in Los Alamos. Im März 1986 begannen die Entwicklungsarbeiten für das finale Produktionsdesign und die ersten Kernsprengköpfe wurden im März 1989 fertiggestellt. Die Massenproduktion begann im April 1989 mit 4000 bis 5000 geplanten Einheiten. Allerdings wurde die Anlage zur Herstellung der Plutoniumkerne in Rocky Flats im November 1989 nach einer Razzia durch das FBI wegen Umwelt- und Sicherheitsproblemen endgültig geschlossen.[1] Damit endete auch die Produktion des W88.
Admiral Raymond G. Jones Jr. erklärte, dass genügend W88-Kernsprengköpfe zum Ausrüsten von 4 U-Booten der Ohio-Klasse produziert seien, was bei 8 Kernsprengköpfe und 24 Raketen pro Boot etwa 800 Einheiten entspricht. Allerdings wird von den meisten Quellen eine Anzahl von 400 Sprengköpfen angegeben. Laut dem Nuclear Notebook des Bulletin of the Atomic Scientists befanden sich Ende 2008 384 W88 im aktiven Dienst mit weiteren 20 in Reserve.[2]
Durch die Schließung von Rocky Flats waren die USA bis zur Mitte des Jahres 2003 außerstande, Plutoniumkerne für Kernwaffen herzustellen. In jenem Jahr wurde an der TA-55-Einrichtung, einem Plutoniumlabor in Los Alamos, der erste neue zertifizierbare Plutoniumkern für einen W88-Kernsprengkopf seit 1989 hergestellt. Diese Anlage soll bis zu 10 Kerne pro Jahr für den W88 produzieren, die für Testzwecke zerstörte Kerne ersetzen sollen.
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Spionageverdachtsfall
1995 wurden der CIA geheime chinesische Dokumente zugespielt, die detaillierte Informationen über den W88, die Trident II D-5 und andere thermonukleare Sprengköpfe der USA enthielten. Im Zuge der Untersuchungen dieses Spionagefalles wurden allgemeinere Informationen über den Aufbau des W88 publik.
In diesem Fall wurde dem LANL-Wissenschaftler Wen Ho Lee aufgrund möglicher Unregelmäßigkeiten im Umgang mit sensiblen Daten zu Kernwaffen Spionage vorgeworfen.[3] Lee wurde umfassend untersucht, woraufhin seine Karriere bzw. seine Forschungsarbeiten am LANL zum Erliegen kamen. Er wurde wegen unsachgemäßer Handhabung von Informationen angeklagt, jedoch nicht wegen Spionage. Der Fall warf wichtige Fragen hinsichtlich des Fehlverhaltens der Regierung und der rassistischen Profilerstellung auf. Lee erhielt von der US-Bundesregierung und fünf Nachrichtenagenturen eine Entschädigung in Höhe von 1,6 Millionen Dollar wegen Verletzung seiner Privatsphäre.[4][5] Es gab zu diesem Fall mehrere Publikationen.[6][7]
W88 Alt 370
Im Oktober 2012 wurde das W88 Alteration 370-Programm zur Weiterentwicklung und Modernisierung gestartet. Unter anderem wurde der Zündmechanismus sowie die konventionellen Sprengstoffe modernisiert. Im Juli 2021 wurde der erste Gefechtskopf ausgeliefert, der letzte soll (Stand 2023) im Jahr 2025 ausgeliefert werden.[8][9]
Design

Der W88 ist eine nicht-sphärische, zweistufige Variante des Teller-Ulam-Designs mit einer Sprengkraft von 475 kt. Sein Aufbau stimmt weitgehend mit dem des vom Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) entworfenen W87-Kernsprengkopf überein. Die erste Stufe der Waffe besteht aus einer mit Deuterium-Tritium-Gas gefüllten Plutoniumkugel mit einem Neutronen-Reflektor aus Beryllium. Der chemische Sprengstoff, der den Kern zur Implosion bringt, ist PBX-9501 (Oktogen/Weichmacher), der an zwei Punkten gezündet wird. Der Fusionssprengstoff ist Lithiumdeuterid mit 95%igem 6Li. Die Fusionsstufe ist mit hochangereichertem Uran umgeben. Die Elektronik des Kernsprengkopfs ist gegen nukleare Effekte, z. B. elektromagnetische Pulse, gehärtet.[10]
Der W88 ist in einem Mk5-Wiedereintrittskopf (Hitzeschild) untergebracht. Dieser besteht aus mit Graphit-Epoxidharz-Verbundwerkstoff beschichtetem Aluminium und einer Spitze aus CFK. Der Mk5 ist weitgehend baugleich mit dem Mk21-Wiedereintrittskopf des W87.
Alle Angaben sind ohne Gewähr hinsichtlich ihrer Richtigkeit.
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Daten
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Siehe auch
Einzelnachweise
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