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Bahnstrecke Herborn–Montabaur
Bahnstrecke in Rheinland-Pfalz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Bahnstrecke Herborn–Montabaur, auch Westerwaldquerbahn genannt, ist eine Nebenbahn in Hessen und Rheinland-Pfalz. Sie führte ursprünglich von Herborn über Driedorf, Fehl-Ritzhausen und Westerburg nach Montabaur. Heute ist nur noch der Abschnitt zwischen Wallmerod und Montabaur für den Güterverkehr in Betrieb.
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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Pläne für die Westerwaldquerbahn kamen am Ende des 19. Jahrhunderts auf. Motivation war, wie für alle Bahnprojekte im Westerwald, die bessere Erschließung der insbesondere mineralischen Rohstoffquellen (vor allem Ton und verschiedene Gesteine, teils auch Eisenerz), die Anbindung der an diesen Abbaustellen entstandene Weiterverarbeitungsbetriebe, eine bessere Beförderung der zahlreichen Wanderarbeiter der Region zu den industriellen Zentren und allgemein die wirtschaftliche Aufwertung der ärmlichen Region. Die Westerwaldquerbahn sollte dabei als relativ spätes Eisenbahnprojekt in der Region den nordöstlichen, von den älteren Bahnstrecken abgelegenen Teil des Westerwalds besser an die bereits stärker industrialisierten Zonen des Siegerlands und an der Lahn anschließen, ebenso die Erreichbarkeit der Kurstadt Bad Marienberg via Bahnstrecke Erbach-Fehl-Ritzhausen ab dem Bahnhof Fehl-Ritzhausen. 1898 genehmigte der preußische Landtag den Bau einer Eisenbahnlinie von Herborn bis zu einem noch zu bestimmenden Einmündungspunkt in die Oberwesterwaldbahn und weiter westlich bis nach Montabaur oder Siershahn an der Unterwesterwaldbahn.
Es folgten politische Auseinandersetzungen über den genauen Streckenverlauf sowie mehrere Vorschläge für verschiedene Streckenverläufe, so dass es erst von 1906 an zu folgenden Streckeneröffnungen kam:
Weitere Westerwaldquerbahn-Entwürfe um 1900 herum, die nie verwirklicht wurden, waren die Strecken Burbach – Niederroßbach, Erbach – Selters, Montabaur – Vallendar und Montabaur – Lahn.
Ein Wallmeroder Bürger, Karl Hutter, stiftete dieser Bahn einen größeren Geldbetrag, so dass die schon anders geplante Eisenbahnlinie in weitem Bogen nach Südosten in Richtung seines Heimatdorfes umgeleitet wurde.[5]
Die Französische Besatzungsmacht ordnete nach dem Zweiten Weltkrieg alle Bahnstrecken im nördlichen Teil ihrer Besatzungszone der Eisenbahndirektion Mainz zu, so auch die Bahnstrecke Herborn–Montabaur zwischen Montabaur und Rehe.
Im Zuge des Baus der Krombachtalsperre von 1946 bis 1949 wurde die Strecke im Bereich der Talsperre nach Norden verlegt.
Mit der schrittweisen Auflösung der Bundesbahndirektion Mainz in den Jahren 1971/72 fiel die Zuständigkeit für den Abschnitt zwischen Fehl-Ritzhausen bis kurz vor Montabaur zum 1. Januar 1971 an die Bundesbahndirektion Frankfurt/M.[6]
Verkehrseinstellungen und Stilllegungen
Der Abschnitt Montabaur–Westerburg wurde zum 2. November 1954 auf vereinfachten Nebenbahnbetrieb umgestellt[7], der Abschnitt Westerburg–Fehl-Ritzhausen folgte zum 22. Mai 1955[8], was zum 1. Juni 1969 bis Rennerod ausgedehnt wurde.[9] Zudem wurde der Bahnhof Hergenroth 1959 zum Haltepunkt herabgestuft[10], der Bahnhof Kölbingen 1967.[11]
Zwischen Herborn und Rennerod sowie zwischen Westerburg und Wallmerod ist die Strecke abgebaut; auf dem letztgenannten Abschnitt wurde 1989 ein Bahntrassenradweg eröffnet.[14]
Aktueller Betrieb


Zwischen Wallmerod und Montabaur dient die Strecke als Teil der Infrastruktur von DB InfraGO bis heute dem Güterverkehr. DB Cargo befördert dort in Ganzzügen Ton aus den Tongruben rund um Wallmerod (u. a. Villeroy & Boch). Die Strecke wird im Zugleitbetrieb betrieben. Zugleiter ist der Fahrdienstleiter Montabaur.[3]
Zukunft
Die Interessengemeinschaft Westerwald-Querbahn (IWQ) e. V. hat im August 2013 die Strecke Westerburg–Rennerod von der DB Netz AG gepachtet und strebt eine abschnittweise Instandsetzung als Touristikbahn an.
Seit April 2014 finden auf dem sechs Kilometer langen und von der IG Westerwald-Querbahn e. V. (IWQ) betreuten Teilstück zwischen Fehl-Ritzhausen und Rennerod Fahrten mit Handhebeldraisinen statt. Eine Weiterführung ist für die kommenden Jahre geplant.
Unfall
Am 13. August 1973 kam es im Bahnhof Erdbach zu einem spektakulären Unfall: Durch den Eingriff Betriebsfremder im Streckenabschnitt Rehe–Mademühlen wurden die Handbremse von 16 auf der stillgelegten Strecke abgestellten Güterwagen gelöst, wodurch diese im Gefälle bergabwärts zu rollen begannen. Nach 15 Kilometern und Querung von 20 Bahnübergängen trafen sie auf den Prellbock des Spitzkehren-Bahnhofs Erdbach, überfuhren ihn und schlugen 50 Meter weiter in ein Wohnhaus ein, in dem eine Frau ums Leben kam.[15]
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Bauliche Besonderheiten

Mit der Spitzkehre in Erdbach, den beiden Tunneln bei Erdbach und Schönbach sowie den beiden unter Denkmalschutz stehenden Stahlträgerviadukten der Hülsbachtalbrücke in Westerburg und der Fischbauchträgerbrücke bei Fehl-Ritzhausen wies sie einige bauliche Besonderheiten auf.
Literatur
- Merzhäuser, Wenzel: Eisenbahnen im Westerwald. Eisenbahn-Kurier-Verlag, Freiburg 1996, ISBN 3-88255-579-3.
- Udo Kandler: Eisenbahnen im Westerwald. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe I/92, Hermann Merker Verlag, Fürstenfeldbruck 1992, ISSN 0720-051X.
- Udo Kandler: Hoch über den Westerwald. Streckenjubiläum 100 Jahre Westerwaldquerbahn. In: Eisenbahn-Journal. Band 5, 2006, S. 26–33.
- Ulrich Schoth, Michael Reeh, Manuel Zimmermann: 100 Jahre Eisenbahnstrecke Westerburg–Rennerod 1907–2007.
- Konrad Fuchs: Die Erschließung des Westerwaldes durch die Eisenbahn, in: Nassauische Annalen 72. Band, 1961. S. 143–159
Film
- SWR: Eisenbahn-Romantik – Westerwälder Visionen (Folge 786)[16]
Weblinks
Commons: Westerwaldquerbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Herborn–Westerburg auf westerwaelder-bahnen.net
- Westerburg–Montabaur auf westerwaelder-bahnen.net
- Fotostrecke der Bahnstrecke ( vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)
- Bilder der Tonverladungen ( vom 16. September 2011 im Internet Archive)
- IG Westerwald-Querbahn e. V.
- Meßtischblätter der Deutschen Fotothek:
- Meßtischblatt 3104 : Herborn, 1907 (Driedorf ↔ Uckersdorf)
- Meßtischblatt 3042 : Dillenburg, 1915 (Uckersdorf ↔ Burg)
- Meßtischblatt 3103 : Rennerod, 1907 (Fehl-Ritzhausen ↔ Mademühlen)
- Meßtischblatt 3102 : Marienberg, 1907
- Meßtischblatt 3102 : Marienberg, 1927
- Meßtischblatt 3161 : Westerburg, 1935 (Westerburg ↔ Herschbach)
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Einzelnachweise
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