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Wieger

Feuerwaffe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wieger
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Wieger sind militärische Handfeuerwaffen der Serie 9xx aus DDR-Produktion.

Schnelle Fakten Allgemeine Information, Ausstattung ...

Der Markenname „Wieger“ wurde speziell für den Export der Waffen des VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa (GWB) in das westliche Ausland kreiert. „Wieger“ ist eine Zusammenziehung (Kontraktion) der Wörter „Wiesa“ und „Germany“ für Exportzwecke oder „Wiesa“ und „Gerätebau“ für die Verwendung in der DDR.

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Modelle

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Die Kennziffern der verschiedenen Modelle sind systematisch aufgebaut: Die Zehnerziffern kennzeichnen das Kaliber (910/970: 7,62 × 39 mm, 920/950: 5,45 × 39 mm, 940: 5,56 × 45) und die Einerziffern die Modellvariante (9×1: Kolben, 9×2: Schulterstütze, 9×3: kurzer Lauf und Schulterstütze, 9×4: Leichtes MG 500-mm-Lauf und Zweibein, 9×5: Präzisionsgewehr 500-mm-Lauf mit ZF) innerhalb der Kalibergruppe.[1]

Weitere Informationen Modell, Bezeichnung ...
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Wieger 940

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Beim Waffensystem Wieger 940 handelt es sich um eine von der DDR auf der Basis der Reihe 920 (AK-74) in Eigenregie entwickelte Sturmgewehrfamilie. Sie war hauptsächlich für den Export bestimmt.

Beschreibung

Die Konstruktion der 920er Baureihe wurde modifiziert, auf das NATO-Kaliber 5,56 × 45 mm umgestellt und eine 3-Schuss-Automatik eingebaut. Neben der Verwendung eines anderen Kunststoffes für den neu entwickelten Handschutz und einem neuen Mündungsfeuerdämpfer prägen vor allem die DDR-typische Schulterstütze und ein transparentes Kurvenmagazin das Erscheinungsbild des Sturmgewehrs. Die Adaption des Kalibers 5,56 × 45 erfolgte im VEB ZFT Dresden unter der Codebezeichnung 956. Die STG-940-Serie umfasst fünf bekannte Modelle, die sowohl Sturmgewehre in unterschiedlichen Varianten, als auch ein leichtes Maschinengewehr und eine Scharfschützenwaffe beinhaltet. Den jeweiligen Waffentypen wurden dabei unterschiedliche Nummerierungen der Modellreihe 940 zugewiesen. Im Einzelnen sind dies:

Das STG-941 als Standardsturmgewehr mit Holz- oder Kunststoffkolben, STG-942 mit einklappbarer Metallschulterstütze (beide mit Lauflänge 415 mm), das STG-943 als Kompaktvariante mit verkürztem Lauf (Lauflänge 317 mm) und beiklappbarer Metallschulterstütze; vorgesehen waren das lMG-944 als leichtes Maschinengewehr mit Zweibein und Lauflänge 500 mm und das Präzisionsgewehr PG-945 mit Zweibein, verlängertem Lauf und Zielfernrohr. Eine Waffe mit der Nummerierung 940 existiert nicht; dies ist die Bezeichnung für die Grundausführung des Waffensystems.

Geschichte

Entwicklung

Bis Anfang der 1970er Jahre produzierte der GWB gemäß der Lizenzierung, begann dann jedoch eigene Verbesserungen in die Herstellungs- und Waffentechnologie sowie die Endprodukte einfließen zu lassen. Dies führte Mitte der 1980er Jahre zur vermehrten Umgehung der Restriktionen des Lizenzvertrages und 1985 zur Entwicklung der Wieger-Waffenfamilie. Die Entwicklung und Vorbereitung der Serienproduktion um das Jahr 1985 geht auf eine Initiative des Bereiches Kommerzielle Koordinierung (KoKo) des Ministeriums für Außenhandel (MAH) der DDR zurück. Erst Anfang 1986 wurde Günter Mittag durch Alexander Schalck-Golodkowski die Entwicklung eines Sturmgewehrs im Kaliber 5,56 × 45 mm NATO vorgeschlagen. Am 28. Juli 1986 wurde durch die der KoKo-Hauptabteilung II zugeordnete Firma IMES GmbH („Internationale Meßtechnik“ Import-Export-GmbH) an den VEB Kombinat Spezialtechnik Dresden offiziell ein Auftrag zur Entwicklung und Produktion eines Sturmgewehrs im Kaliber 5,56 × 45 mm NATO vergeben. Die Ausführung des Auftrags übernahm der GWB Wiesa. Der Leiter der MAH-Abteilung Handelspolitik, Klaus-Dieter Uhlig, war gleichzeitig Firmenleiter der IMES GmbH. Die „Abteilung Bewaffnung und Chemische Dienste“ (BCD) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war ebenfalls an diesem Projekt beteiligt. Der GWB mit einem Jahresausstoß von etwa 100.000 und einer angestrebten Produktionskapazität von 200.000 Stück Sturmgewehren des Systems Kalaschnikow im Jahr war neben dem Standort Suhl, an dem die einzelnen Waffenteile gefertigt wurden, alleiniger Schützenwaffenhersteller der DDR und für die Endmontage der Waffen verantwortlich.

Erprobung

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Wieger 941 im Militärhistorischen Museum Dresden

Ausführliche Tests der Waffen der Wieger-940-Serie wurden im September 1988 durch einen Oberleutnant und drei Unteroffiziere der NVA auf dem Gelände der Raketentechnischen Basis 2 in Brück durchgeführt. Getestet wurden 4 STG-941, 3 STG-942 und 3 STG-943. Innerhalb von drei Tagen wurden mit jeder Waffe rund 2000 Schuss abgefeuert. Den Waffen wurde eine zuverlässige Funktion, gute Treffsicherheit und keine wesentlichen Unterschiede zum vergleichbaren Kalaschnikow-System der Reihe 74 bescheinigt. Die Läufe zeigten keinen sichtbaren Verschleiß. Positiv hervorgehoben wurden im Testbericht die Resistenz gegen Schmutz beim üblichen taktischen Gebrauch in der Truppe, die hohe Treffsicherheit, sowie die Handhabung der Waffen. Negativ wurde der zu feste Sitz des Reinigungszeugs im Griffstück beurteilt, das „teilweise nur mit der Zange herausgezogen werden konnte“.

Produktion

Das STG 941/942 wurde mit einer Stückzahl von etwa 10.000 Stück produziert. Die Kompaktversion, das STG 943, wurde im Jahr 1989 in einer NVA-Einheit erprobt, wobei nur vier Waffen des Gerätes 943 zum Einsatz kamen. Darüber hinaus wurde das 943 nur in kleinen Stückzahlen zur Bemusterung für potentielle Kunden hergestellt.

Export

Im Jahr 1989 lagen zwei Exportverträge vor: Peru bestellte ein Kontingent der Sturmgewehrfamilie (58.000 Stück, Kaliber 7,62 × 39 mm) zur Ausrüstung seiner Polizeikräfte, und Indien ließ zusätzlich zu 35.000 Stück im Kaliber 5,45 × 39 mm bestellten Waffen eine Bestellung von über 10 Millionen Exemplare vormerken. Ebenso sollten 5000 Sturmgewehre im Kaliber 5,45 mm nach Uganda exportiert werden. Die Erfüllung der Verträge kam durch den Zusammenbruch der DDR nicht mehr zustande. Die Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin der DDR stornierte die bestehenden Bestellungen und zahlte an diese Länder entsprechende Konventionalstrafen. Im Jahr 1990 sollten insgesamt 15.000 Waffen des Typs 941/942 nach Ghana und Nigeria geliefert werden.[2]

Weiterer Verbleib

Die Konstruktionspläne der Wieger sollen laut dem damaligen Hauptbuchhalter des VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa in 50 Kisten verpackt im November 1993 einem Fregattenkapitän der Bundeswehr übergeben worden sein, der laut Übergabeprotokoll die Unterlagen einem Archiv zuführen wollte. Spätere Recherchen ergaben, dass dieses Archiv nicht existierte, an seiner Adresse residierte nur eine Dienststelle des Bundesnachrichtendienstes (BND). Der BND erklärte, dass er bei Fragen zum Verbleib der Unterlagen „fachlich unzuständig“ sei. Eine Anfrage beim Bundeskanzleramt dazu blieb unbeantwortet.[3]

Im Jahr 2016 wurden die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages (WD) beauftragt, den Verbleib der Wieger-Konstruktionspläne zu klären. Laut Information des Fachbereich Auswärtiges, Völkerrecht, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte und humanitäre Hilfe der WD wurden die Wieger Konstruktionspläne ab 1993 vom Amt für Militärkunde (legendierte Dienststelle des BND) zusammengetragen und später dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr zur Auswertung übergeben. Dort wurden sie zunächst archiviert und sollen im Jahr 2003 vernichtet worden sein. Es gibt auf dem Markt Waffen, welche der Wieger nachempfunden sind. Dies sind aus Sicht des Bundesverteidigungsministeriums jedoch Nachbauten, die nicht auf den originalen Konstruktionsplänen basieren sollen, sondern bspw. im Rahmen von Reverse Engineering entwickelt wurden.[4]

Versionen der Serie 94x

Weitere Informationen STG-941 Sturmgewehr (Standard), STG-942 Karabiner ...
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Dokumentationen

  • Mitteldeutscher Rundfunk: Honeckers Geheime Kriege, 27. Januar 2018 (ab etwa 33:00)
  • ZDF info: Die sieben Geheimnisse der NVA, 28. Februar 2020
  • MDR Umschau: Die Geschichte des geheimen DDR-Sturmgewehres „WIEGER“, 27. Oktober 2020

Literatur

  • Rigo Herold: Von der Kalaschnikow zur Wieger. Militärwaffenproduktion in der DDR, Begleitband zur gleichnamigen Sonderausstellung im Waffenmuseum Suhl, ISBN 978-3-940295-73-6
  • Wilfried Kopenhagen: DDR-Sturmgewehr WIEGER 940. In: Internationales Waffen-Magazin. Nr. 3, 1991, S. 136–138.
  • Heinz Fichtner: Wieger 940. Tagebuch über die Entwicklung eines Sturmgewehres. epubli.de, 1992, S. 150.
  • Mario Ulbrich: Sturmgewehre aus dem Erzgebirge. In: Freie Presse. Zwickau 27. November 2020, S. 3.
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Commons: Wieger STG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • WIEGER STG-940 ASSAULT WEAPONS SYSTEM. Archiviert vom Original am 4. März 2010; abgerufen am 14. November 2010 (englisch, Daten und Fotos zur Wieger-Familie).
  • Freie Presse Online: Heiße Spur zum DDR-Sturmgewehr endet in Säurebottich, abgerufen am 12. Februar 2011
  • Kurator des Waffenmuseum Suhl Prof. Dr. Rigo Herold: STG940 – von der Kalaschnikow zur WIEGER. Abgerufen am 18. Juli 2022.
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Einzelnachweise

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