Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

World Rally Car

Rallyefahrzeug, das nach einem von der FIA ausgeschriebenen Reglement aufgebaut ist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Remove ads

Als World Rally Car oder kurz WRC werden Rallyefahrzeuge bezeichnet, die nach einem von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) ausgeschriebenen Reglement aufgebaut sind. Das Reglement wurde 1997 für die Rallye-Weltmeisterschaft eingeführt. World Rally Cars sind seitdem die höchste Fahrzeugklasse im Rallyesport.

Technische Bestimmungen

Zusammenfassung
Kontext

Zwei verschiedene Reglements für World Rally Cars wurden in der Rallye-Weltmeisterschaft verwendet. Die erste Version, die mehr technische Freiheit erlaubte, bestand bis 2010. 2011 wurde ein neues, restriktiveres Reglement für World Rally Cars eingeführt.

1997 bis 2010

Beim 1997 eingeführten WRC-Reglement handelte es sich um eine Weiterentwicklung des alten Gruppe-A-Reglements. World Rally Cars mussten auf Serienfahrzeugen basieren, die in einer Stückzahl von mindestens 2500 hergestellt wurden. Im Gegensatz zum Gruppe-A-Reglement war zur Homologation der Rallyefahrzeuge aber keine Serienproduktion von Sondermodellen notwendig, welche die Eigenschaften der World Rally Cars besaßen. Somit entstanden auch einige World Rally Cars auf Basis von solchen Serienfahrzeugen, die nicht mit Turbomotoren und Allradantrieb erhältlich waren.

An den Fahrzeugen durften Modifikationen durchgeführt werden, um die technischen Bestimmungen des WRC-Reglements zu erfüllen. Diese beinhalteten einen maximalen Hubraum von 2 Litern, Turbolader mit Anti-Lag-System, Allradantrieb, ein sequentielles Getriebe mit Schaltwippen, Aerodynamik-Anbauteile, ein minimales Gewicht von 1230 Kilogramm und ein verstärktes Chassis für größere Steifigkeit.

Zur Begrenzung der Motorleistung wurden Luftmengenbegrenzer mit einem Durchmesser von 34 Millimetern vor den Turboladern der World Rally Cars platziert. Dadurch wurde der Luftdurchfluss auf 10 Kubikmeter pro Minute limitiert. Der Motor eines World Rally Cars leistete somit nur noch etwa 300 PS anstatt der ansonsten möglichen 330 bis 340 PS. Bei der Weiterentwicklung der Motoren konzentrierten sich die Hersteller daher weniger auf das Erzielen einer möglichst großen Motorleistung. Stattdessen wurde versucht, ein möglichst großes Drehmoment über ein weites Drehzahlband aufrechtzuhalten.

Seit 2011

Für die Saison 2011 wurde das WRC-Reglement überarbeitet. Die World Rally Cars basieren nun auf dem Super-2000-Reglement und unterscheiden sich von Super-2000-Fahrzeugen im Wesentlichen durch ihren Motor und ein Aerodynamik-Paket. Die World Rally Cars seit 2011 weisen technisch eine größere Nähe zu den Serienfahrzeugen auf als die früheren World Rally Cars. Da die Mindestlänge von 4 Metern aufgehoben wurde, werden als Basisfahrzeuge nun ausschließlich Kleinwagen verwendet. Als Antrieb sind 1,6-Liter-Turbomotoren mit Direkteinspritzung vorgeschrieben. Die Drehzahl dieser Motoren ist auf 8500/min begrenzt. Es müssen Luftmengenbegrenzer mit einem Durchmesser von 33 Millimetern eingebaut werden, und der Ladedruck ist auf 2,5 bar begrenzt. Letzteres soll das Drehmoment unter 400 Nm halten. Der Gangwechsel erfolgt jetzt mechanisch mittels Schaltknüppel, Schaltwippen wurden verboten. Es sind ausschließlich mechanische Differentiale zugelassen. Das Mindestgewicht beträgt 1200 Kilogramm beziehungsweise 1350 Kilogramm mit Fahrer und Beifahrer, in beiden Fällen mit einem Ersatzrad beladen. Die Verwendung von exotischen Materialien ist stark eingeschränkt. Elektronische Fahrhilfen sind verboten.

Rundgang um ein World Rally Car

Im Vergleich zum Serienfahrzeug fällt beim WRC vor allem die Fahrzeugbreite auf. Die zurzeit auf 1820 mm beschränkte und von den Herstellern voll ausgenutzte Breite des WRC unterscheidet sich vom Serienmodell um circa 10 cm und macht Kotflügelverbreiterungen erforderlich. Die nächst auffälligen Unterschiede sind die Spoiler, hauptsächlich auf dem Kofferraumdeckel montiert. Sie dienen der Verbesserung der Straßenlage des WRC, insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten, und bringen einen Unterschied von über 10 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit auf den schnellsten Wertungsprüfungen der Rallye-Weltmeisterschaft. Die durch 4 mm dickes Plexiglas ersetzte Seitenverglasung unterscheidet das WRC vom Serien- und S2000-Fahrzeug. Diese Änderung dient hauptsächlich der Gewichtseinsparung im oberen Fahrzeugbereich. Die Fenster lassen sich nicht öffnen, und es sind in ihnen kleine Schiebefenster eingebaut, um die fehlende Möglichkeit des „Runterkurbelns“ auszugleichen. In der vorderen Stoßstange und der Motorhaube befinden sich mehrere vergitterte Öffnungen, welche einen größeren Luftdurchlass als im Serienfahrzeug ermöglichen. Auf dem Dach, direkt hinter der Windschutzscheibe, befindet sich eine mittig angeordnete Lufthutze. Diese dient der regulierbaren Luftzufuhr im Insassenraum. Links von der Lufthutze, über dem Fahrer, befindet sich meist ein Kameragehäuse.

Im Regelwerk ist festgelegt, dass World Rally Cars MacPherson-Federbeine an Vorder- und Hinterachse einsetzen müssen. Abhängig vom zu befahrenden Untergrund sind WRCs mit einer im Unterschied zum Serienfahrzeug sehr hohen oder geringen Bodenfreiheit ausgestattet. Diese lässt sich durch das manuell rasch höhen- und härteverstellbare Fahrwerk beeinflussen. Auf Schotter wird teilweise auf erstaunlich schlechten Strecken gefahren. Wo ein erfahrener Geländewagenfahrer zur Schrittgeschwindigkeit raten würde, bewegen sich die World Rally Cars, teilweise mehr auf der verstärkten Bodenplatte rutschend, in – für den Laien nicht nachvollziehbaren – Geschwindigkeiten. Das erfordert eine sehr robuste Bauweise, besonders im Fahrwerks- und Unterbodenbereich.

Bei Schotter-Rallyes sind 6,5x15″- und 7x15″-Felgen erlaubt. Auf Asphalt werden verpflichtend 8x18″-Felgen mit einem vorgeschriebenen Mindestgewicht von 8,9 kg verwendet. Die Lauffläche der Reifen darf 9″ nicht überschreiten. Ab der Saison 2011 werden WRCs exklusiv mit Michelin-Reifen ausgerüstet. Jede Art von Run-Flat-Systemen ist seit 2008 verboten.

Bei Asphaltrallyes sind die WRCs häufig auf landestypischen Nebenstraßen, mit den zu erwartenden Unebenheiten und Belagsschäden, unterwegs. Es wird nicht selten die Fahrbahn im Kurveninnenbereich komplett verlassen, um zu cutten. Deshalb müssen Rallyefahrzeuge, selbst bei einer niederen Bodenfreiheit, noch einen effektiven Federweg aufweisen. Die elastische Unterlippe an der vorderen Stoßstange hat sehr häufig Bodenkontakt, verhindert aber, zu viel Luft unter das Fahrzeug zu lassen. Auf allen Untergründen ist es wichtig, dass das Team den besten Mittelweg beim Fahrzeugsetup findet. Welchen Belastungen ein WRC – selbst auf Asphalt – während einer Rallye ausgesetzt ist, zeigt beispielsweise die Tatsache, dass es bei der Rallye Deutschland 2011 zu 113 gebrochenen Felgen kam.[1] Um ein WRC auf den Asphalt-Wertungsprüfungen entsprechend verzögern zu können, werden innenbelüftete Scheibenbremsen mit einem Durchmesser von 355 mm an der Vorderachse und innenbelüftete 300-mm-Bremsscheiben an der Hinterachse eingesetzt. Die Vier-Kolben-Bremssättel an der Vorderachse sind wassergekühlt.[2]

Remove ads

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Mit dem Ziel, neue Hersteller zur Teilnahme an der Rallye-Weltmeisterschaft zu bewegen, führte die FIA 1997 das Reglement für World Rally Cars ein. Während Subaru und Ford direkt ein World Rally Car an den Start brachten – Toyota stieß erst im weiteren Saisonverlauf mit einem WRC hinzu –, vertraute Mitsubishi zunächst weiterhin auf ein Fahrzeug nach Gruppe-A-Reglement. Doch das WRC-Reglement brachte den gewünschten Effekt. Nachdem 1998 mit Seat ein fünfter Hersteller hinzugewonnen wurde, stießen 1999 mit Škoda und Peugeot zwei weitere Hersteller hinzu. In den folgenden Jahren beteiligten sich stets sieben Werke an der Weltmeisterschaft. Zwar zogen sich Toyota und Seat relativ schnell wieder zurück, dafür begannen aber Hyundai und Citroën ihr Engagement. Im Laufe der Saison 2001 wechselte auch Mitsubishi, der als letzter Hersteller mit einem Gruppe-A-Auto erfolgreich im Feld der WRCs mitmischte, auf ein World Rally Car. Zur Mitte des Jahrzehnts begann sich die Teilnehmerzahl allmählich zu reduzieren. Zunächst stieg nach der Saison 2003 Hyundai aus. Nach der Saison 2005 beendeten auch Mitsubishi, Peugeot und Škoda ihr Engagement. Von einst sieben Herstellern waren somit 2006 nur noch drei werksseitig in der Weltmeisterschaft vertreten. Zwar ergänzte Suzuki 2008 als erster Neueinsteiger seit sieben Jahren das Feld um eigene World Rally Cars, wegen der Weltwirtschaftskrise zog sich Suzuki Ende des Jahres zusammen mit Subaru aber wieder aus der Weltmeisterschaft zurück.

Da die Rallye-Weltmeisterschaft ab 2009 nur noch mit zwei Marken ausgetragen wurde, sah sich die FIA zum Handeln gezwungen. Sie führte 2011 ein neues Reglement ein, wonach nur noch kostengünstigere, seriennähere Fahrzeuge zugelassen waren. Die World Rally Cars basierten nun auf dem Super-2000-Reglement und waren mit kleineren 1,6-Liter-Turbomotoren ausgerüstet. Mit diesem Beschluss hatte die FIA Erfolg, denn 2011 bereicherte mit Mini eine neue Marke das Fahrzeugfeld, und Volkswagen kündigte den Einstieg in die Rallye-Weltmeisterschaft mit einem eigenen World Rally Car zur Saison 2013 an.[3] Im Oktober 2011 wurde in der Presse auf Indizien hingewiesen, dass sich auch Hyundai und Toyota mit der Entwicklung eigener World Rally Cars beschäftigten.[4]

Von den Werksteams ausgemusterte World Rally Cars landeten vielfach in den Händen von Privatfahrern, die mit ihnen zum Teil in der Weltmeisterschaft fuhren, zum Teil aber auch in den nationalen Rallye-Meisterschaften. Die FIA wollte World Rally Cars als die höchste Fahrzeugklasse im Rallyesport nur in der Rallye-Weltmeisterschaft sehen. Daher übte sie Druck auf die nationalen Motorsportverbände aus, diese Fahrzeuge in ihren Wettbewerben zu verbieten. So wurden 2009 World Rally Cars in der Deutschen Rallye-Meisterschaft verboten, nicht aber in einigen Meisterschaften anderer Länder. Auch ab 2011 sind die alten World Rally Cars der Generation bis 2010 in einigen nationalen Meisterschaften nach wie vor zugelassen und werden dort von Privatfahrern weiterhin eingesetzt.

Remove ads

Liste der World Rally Cars

Zusammenfassung
Kontext

1997 bis 2010

Weitere Informationen Werkseinsatz, Fahrzeug ...

Seit 2011

Weitere Informationen Werkseinsatz, Fahrzeug ...
Remove ads

Seit 2017

Zusammenfassung
Kontext

Der 1,6-l-Turbo-Motor wurde entsprechend den 2017 World Rally Car-Vorschriften beibehalten, der Durchmesser des Luftmengenbegrenzers (Restriktor) wurde jedoch von 33 mm auf 36 mm erhöht. Die Motorleistung stieg von 330 PS (242,7 kW) auf 380 PS (283,4 kW). Das Drehmoment liegt bei 450 Nm. Das zulässige minimale Fahrzeuggewicht wurde um 25 kg auf 1175 kg verringert. Die Maximalgeschwindigkeit liegt weiterhin bei ca. 200 km/h.

Den Herstellern wird auch mehr Freiheit gegeben, die aerodynamische Leistung zu maximieren, große Bremskühlkanäle in den Verkleidungen vergrößern die Radkästen, Diffusoren werden nun auch benutzt. Die Breite des Fahrwerks und damit auch die der Radkästen wuchs um 5,5 cm auf nun maximal 1.875 mm. Auch dürfen elektronisch gesteuerte aktive Mitteldifferenziale verwendet werden, während die vorderen und hinteren Differentiale mechanisch bleiben.[5]

VW verließ den WRC-Betrieb; dafür stieg Toyota wieder ein.

Seit 2017

Weitere Informationen Werkseinsatz, Fahrzeug ...
Remove ads
Commons: World Rally Car – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads