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Zimbrisch

germanische Sprache Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Zimbrisch
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Zimbrisch (Eigenbezeichnung Zimbrisch gaprècht, Zimbrische zunga, Zimbrisch, italienisch Cimbro genannt) ist die traditionelle oberdeutsche Sprache der Zimbern in Nordostitalien, die in drei Sprachinseln gesprochen wurde und bis Ende des 18. Jahrhunderts Kirchen- und Amtssprache in der ehemaligen Republik der Sieben Gemeinden war. Sprachwissenschaftlich handelt es sich um bairische Dialekte als Sprachformen, die allerdings wesentlich altertümlicher als das Fersentalerische sind.[1] Heute ist Zimbrisch nur noch in der Gemeinde Lusern im Trentino Alltagssprache und hat nicht mehr als 1000 Sprecher.[2]

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Die zimbrischen Sprachinseln in den 13 Gemeinden (Lessinia), Lusern (Luserna), Sieben Gemeinden (Sette Comuni) und Cansiglio (ausgestorben)
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Verbreitungsgebiet

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Zimbrische von etwa 20.000 Personen in den Dreizehn Gemeinden nördlich der Stadt Verona, in den Sieben Gemeinden (Italien) um die italienische Gemeinde Asiago (dt. Schlege, Schläge, Schlägen, zimb. Sleghe, Sleeghe) sowie in Teilen Welschtirols (Trentino) nordwestlich der Sieben Gemeinden gesprochen. Im 17. Jahrhundert gab es noch ein zusammenhängendes zimbrisches Sprachgebiet, das zusätzlich das Gebiet zwischen den drei späteren Sprachinseln umfasste, worauf Flurnamen deutschen Ursprungs verweisen.

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Mundarten

Das Zimbrische besteht aus drei Sprachinseln mit jeweils einer eigenen Mundart: die Sieben Gemeinden, die Dreizehn Gemeinden und das Zimbrische von Lusern, Lafraun und Vielgereut im Trentino. Von diesen Mundarten ist diejenige der Sieben Gemeinden die altertümlichste und die im Trentino die modernste.

Geschichte

Das Zimbrische geht vermutlich auf mehrere Siedlungswellen im 12. und 13. Jahrhundert aus dem bairischen Gebiet des Ammer- und Starnberger Sees zurück.[3] Die altertümlichste Form wurde in der Umgebung der italienischen Gemeinde Asiago gesprochen, wo die Verwendung als Schriftsprache die Konservierung alter Sprachmerkmale begünstigte.[4]

Mit der Aufhebung der Eigenständigkeit der Sieben Gemeinden unter Napoleon Bonaparte endete der Status des Zimbrischen als Amtssprache. Seitdem griff die Italianisierung auch auf dieses Gebiet über.

Dokumentation

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1602 ließ Bischof Marco Corner von Padua den Katechismus Christlike unt korze Dottrina, eine Übersetzung der italienischen Dottrina christiana breve von Kardinal Robert Bellarmin, als ältestes Buch in zimbrischer Sprache in Vicenza drucken. Um 1685/86 behandelte auch der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz die zimbrische Sprache. In der 6. Auflage des 2. Teils seiner Erdbeschreibung machte der deutsche Kosmograph Anton Friedrich Büsching 1769 die Zimbern im deutschen Sprachraum bekannt. In den Jahren 1813 und 1843 wurde der damalige italienische Katechismus Piccolo Catechismo ad uso del Regno d’Italia erneut ins Zimbrische übersetzt und unter dem Titel Dar Klóane Catechismo vor dez Béloseland gedruckt.

Mitte des 19. Jahrhunderts bereiste der bayerische Philologe und Linguist Johann Andreas Schmeller mehrfach die zimbrischen Sprachinseln und erkannte, dass das Zimbrische eine altertümliche deutsche Mundart bairisch-tirolerischer Ausprägung ist, die in den heutigen Sprachinseln seit dem Hochmittelalter gesprochen wird. Im Jahr 1855 wurde sein Cimbrisches Wörterbuch posthum herausgegeben.

Im 20. Jahrhundert befassten sich vor allem Bruno Schweizer (der die Langobardentheorie des Zimbrischen begründete) und der bayerische Forscher Hugo Resch aus Landshut mit der Mundart der Zimbern. Beiträge zur Erforschung und Dokumentation stammen auch von Anthony Rowley. Der Münchner Sprachwissenschaftler Hans Tyroller hat in erster Linie den Luserner Dialekt studiert und 1997 eine umfassende Grammatik vorgelegt.

In der Mundart der Sieben Gemeinden, in der seit 1602 kirchliche Texte erschienen sind, werden bis in die Gegenwart volkstümliche Erzählungen und Gedichte produziert. 1979 ist in Vicenza ein Messbuch[5] für das Zimbrische in Schlege erschienen, das bis heute verwendet wird, obwohl die Sprache nicht mehr als Muttersprache gelernt wird. Auch Gebäude- und Grabinschriften gibt es in dieser Sprache. In den Dreizehn Gemeinden und im Trentino gibt es dagegen keine zimbrische Literaturtradition.[4]

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Heutige soziolinguistische Situation

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Im Jahre 2008 wurde das Zimbrische der Sieben Gemeinden, welches als toitsches Gaprècht ‚deutsche Sprache‘ oder zimbrisch Gaprècht ‚zimbrische Sprache‘ bezeichnet wird, nur noch von weniger als fünfzig Menschen in der Gemeinde Roana (Robàan, deutsch Rain) gesprochen, von denen die meisten in der Fraktion Mezzaselva (Mittewald) leben. Der jüngste Sprecher war im selben Jahr etwa 50 Jahre alt, die meisten deutlich älter. In den anderen Gemeinden ist es ausgestorben, teilweise schon seit Ende des 19. Jahrhunderts.[6] Es gibt jedoch eine recht starke, wieder zunehmende Identifikation mit der zimbrischen Geschichte und der traditionellen zimbrischen Schriftsprache der Sieben Gemeinden, in der auch heute noch Texte produziert werden. Auch in der Heiligen Messe wird sie noch regelmäßig gebraucht, wobei das Messbuch von 1979 verwendet wird.[4]

Das Zimbrische der Dreizehn Gemeinden – Eigenbezeichnung Tautsch ‚Deutsch‘ oder tautschas Garëida ‚deutsches Gerede‘ – wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts nur noch in zwei Dörfern gesprochen, in Gliesen (Giazza) auch noch von Kindern, in Campo-Fontana jedoch nur noch von einigen Alten. Anfang des 21. Jahrhunderts ist Gliesen, wo etwa 300 Menschen leben, das letzte Dorf, in dem noch einige alte Menschen die Sprache beherrschen. Sie haben jedoch kaum noch Gelegenheit, sie im Alltag zu benutzen. In der Grundschule gibt es Unterricht zum Erlernen des Dialekts, den niemand mehr als Muttersprache lernt. In der Kirche wird hier das Zimbrische nicht gebraucht.[6]

Im Trentino ist das Zimbrische in Lafraun und Vielgereut Anfang des 20. Jahrhunderts ausgestorben, so dass Lusern das letzte Dorf ist, wo das Zimbrische noch lebendig ist und auch von Kindern gelernt wird. Im Trentino wird erst seit 2001 bei Volkszählungen die Muttersprache erhoben. Das Zimbrische ist im Trentino seit einigen Jahren neben dem Fersentalerischen und dem Ladinischen als Minderheitensprache anerkannt. Bei der Zählung 2001 gaben 267 von 297 Einwohnern in Lusern (89,9 %) Zimbrisch als Muttersprache an. In ganz Trentino waren es 882 von 477.017 (0,2 %).[7] Bei der Zählung 2011 zählten sich nur noch 238 von 284 Einwohnern in Lusern (83,8 %) zur zimbrischen Sprachgruppe, in ganz Trentino 1072 von 526.510 (0,2 %). Immerhin zählte sich aber auch eine beachtliche Anzahl von Personen in Folgaria (249 von 3151 oder 7,9 %) und Lavarone (85 von 1088 oder 7,8 %) zur zimbrischen Sprachgruppe.[8] In Lusern leben nur noch sehr wenige Kinder im Schulalter. 2006 wurde die Dorfschule geschlossen, die zuletzt nur drei Schüler hatte. Die Schüler besuchen die Grundschule von Lafraun, wo niemand mehr im Alltag Zimbrisch spricht. Der Unterricht ist auf Italienisch, es gibt aber eine Stunde in der Woche als Wahlfach Unterricht in Zimbrisch. Deutschunterricht gibt es nicht. Obwohl die Volkszählungsergebnisse für eine sehr hohe Identifikation mit der zimbrischen Sprache sprechen, wird von der jungen Generation auch in Lusern zunehmend Italienisch als Umgangssprache gebraucht. Im Gottesdienst wird kein Zimbrisch verwendet.[9]

Die UNESCO ordnet das Zimbrische als definitely endangered language, als ‚eindeutig gefährdete Sprache‘, ein.[10] Allerdings entspricht die Situation in den Sieben und den Dreizehn Gemeinden eher den Kriterien einer critically endangered language, einer ‚stark bedrohten Sprache‘, da das Zimbrische dort nur noch von Menschen höheren Alters verwendet und einzig und allein in Lusern auch von einigen Kindern gesprochen wird.[11]

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Lautlehre

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Das Zimbrische gehört zu den bairischen Mundarten.[12][3]

Betonte Vokale

Die Vokale des Zimbrischen zeigen zu großen Teilen die Entwicklung der bairischen Mundarten. So ist mittelhochdeutsches ei zu oa geworden: goas [ɡɔɐːs] ‚Geiß‘, hoatar [hɔɐːtɐr] ‚heiter‘. Aus althochdeutsch quëman ist wie in den anderen bairischen Mundarten khemmen geworden, während es anderswo bereits zu mittelhochdeutscher Zeit kommen geworden ist.

Die mittelhochdeutschen langen Vokale î, û und iu [yː] sind zu ai, au und diphthongiert: maus ‚Maus‘, sain ‚sein‘, haüte ‚heute‘.

Wie im Südbairischen sowie im Lechrainer Dialekt wird ê zu ea [ɛɐ] und ô zu oa [ɔɐ] gebrochen: groas [ɡrɔɐːs] ‚groß‘, hoach [hɔɐːx] ‚hoch‘, roat [rɔɐːt] ‚rot‘, khlea [kxlɛɐː] ‚Klee‘, snea [ʃnɛɐː] ‚Schnee‘, bea [bɛɐː] ‚weh‘.

Helles a bleibt ebenso wie mittelhochdeutsch æ erhalten und wird nicht wie sonst im Bairischen zu å bzw. a verdunkelt: bassar [basɐr] ‚Wasser‘, has(o) [haːʂ] ‚Hase‘, khes [kxɛːʂ] ‚Käse‘, spet [ʃpɛːt] ‚spät‘. Hierin unterscheidet sich das Zimbrische auch von anderen Sprachinselmundarten wie Pladen/Sappada, Zahre/Sauris, Tischlwang/Timau und Gottschee.

Mittelhochdeutsches ou wird zu langem offenem o und mittelhochdeutsches öu zu langem offenem ö monophthongiert und nicht wie sonst im Bairischen zu langem a: oge [ɔːge] ‚Auge‘ (mhd. ouɡe), lovan [lɔːvɐn] ‚laufen‘ (mhd. loufen), kröl [kxrœːl] ‚Kräuel‘ (mhd. kröul), pömle [pœːmle] ‚Bäumlein‘ (mhd. böumelîn).

Unbetonte Vokale

Im Zimbrischen der Sieben Gemeinden sind die Endvokale aus althochdeutscher Zeit erhalten (a, o, e), die anderswo bereits seit dem Mittelhochdeutschen zu e beziehungsweise Schwa [ə] abgeschwächt sind: sunna ‚Sonne‘, erda ‚Erde‘, mano ‚Mond‘, haso ‚Hase‘, faffe ‚Pfaffe, Priester‘. In den Dreizehn Gemeinden gibt es eine Abschwächung zu e (sunne, erde, mane, hase, faffe), während im Zimbrischen des Trentino die Endung ganz entfällt (sunn, erd, man, has, faff).

Konsonanten

Die Zweite Lautverschiebung ist in Gänze durchgeführt, so dass nicht nur b und d (aus germanisch *d), sondern auch g stimmlos geworden ist (p, t, k): prennen ‚brennen‘, prunn ‚Brunnen‘, kagl (aber gagel ‚Ziegen-/Schafkot‘), zakkl ‚Schwanz‘ (< mhd. zagel). Darüber hinaus wird in manchen Wörtern selbst d aus germanisch *th zu t: tach ‚Dach‘, tempfan ‚dämpfen‘, tondarn ‚donnern‘. Das k aus germanisch *k wird wie im Lechrainischen und vielen anderen oberdeutschen Mundarten angehaucht.

Das v [*f] des Mittelhochdeutschen – im Neuhochdeutschen anlautendes f oder v – wird stets stimmhaft wie Standarddeutsch w [v] gesprochen: vassan ‚fassen‘, vatar ‚Vater‘. Für mittelhochdeutsches w [*β] – und neuhochdeutsches w [v] – steht b: burza ‚Wurzel‘, boaze ‚Weizen‘. Diese Veränderungen von f/v und w treten auch in anderen bairischen Sprachinselmundarten auf, darunter Pladen (Sappada), Tischelwang (Timau) und Zahre (Sauris) im Friaul sowie Zarz (Sorica) und Gottschee in der Krain (Slowenien).

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Grammatik

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Deklination

Zimbrisch kennt wie das Standarddeutsch starke und schwache Substantive. An Kasus kennt es den Nominativ, den Dativ und den Akkusativ; der Genetiv ist wie in den meisten deutschen Dialekten durch Präpositionalkonstruktion mit von ersetzt worden.[13]

  • Starke Substantive können im Plural auf -e oder -ar ausgehen oder aber Nullendung zeigen; dazu kann Umlaut treten. Im Dativ Singular tritt bei Einsilbern die Endung -e auf, bei Feminina ist überdies Umlaut möglich.
  • Die schwachen Maskulina enden im Dativ und Akkusativ sowie im gesamten Plural auf -en; die schwachen Feminina und Neutra enden im Dativ sowie im gesamten Plural auf -en, im Akkusativ hingegen wie im Nominativ. Die Diminutiva auf -le sind durch Analogie von der starken zur schwachen Deklination übergetreten.

Beispiele für die Deklination männlicher Substantive

  • starkes Maskulinum ohne Umlaut:
dar tag ‚der Tag‘, me taaghe ‚dem Tag(e)‘, Plural: de taaghe ‚die Tage‘, in taaghen ‚den Tagen‘
  • starkes Maskulinum mit Umlaut:
dar zun ‚der Sohn‘, me zuune ‚dem Sohn(e)‘, Plural: de züune ‚die Söhne‘, in züunen ‚den Söhnen‘
  • starkes Maskulinum mit Nullendung im Nominativ Plural:
dar èrbatar ‚der Arbeiter‘, me èrbatar ‚dem Arbeiter‘, Plural: de èrbatar ‚die Arbeiter‘, in èrbatarn ‚den Arbeitern‘
  • schwaches Maskulinum:
dar stèkho ‚der Stecken‘, me stèkhen ‚dem Stecken‘, Plural: de stèkhen ‚die Stecken‘, in stèkhen ‚den Stecken‘

Beispiele für die Deklination weiblicher Substantive

  • starkes Femininum mit Umlaut:
de hant ‚die Hand‘, dar hénte ‚der Hand‘, Plural: de hénte ‚die Hände‘, in hénten ‚den Händen‘
  • schwaches Femininum:
de platta ‚die Steinplatte‘, me platten ‚der Steinplatte‘, Plural: de platten ‚die Steinplatten‘, in platten ‚den Steinplatten‘

Beispiele für die Deklination sächlicher Substantive

  • starkes Neutrum ohne Umlaut, aber mit Endung -ar:
s baip ‚das Weib‘, me baibe ‚dem Weib(e)‘, Plural: de baibar ‚die Weiber‘, in baibarn ‚den Weibern‘
  • starkes Neutrum mit Umlaut und Endung -ar:
s haus ‚das Haus‘, me hauze ‚dem Haus(e)‘, Plural: de hòizar ‚die Häuser‘, in hòizarn den Häusern
  • schwaches Neutrum:
s hòizle ‚das Häuslein‘, me hòizlen ‚dem Häuslein‘, Plural: de hòizlen ‚die Häuslein‘, in hòizlen ‚den Häuslein‘

Konjugation

Die Konjugation der Verben stimmt weitgehend mit derjenigen in den anderen bairischen Mundarten überein. So enden die Formen der 3. Person Plural im Zimbrischen der Sieben Gemeinden auf -nt. In Lusern sind sie allerdings wie im Standarddeutschen mit der 1. Person Plural, also auf -en, zusammengefallen. Im Präsens der starken Verben der 6. und 7. Klasse fehlt wie in allen oberdeutschen Dialekten die Umlautung: vallen – ear vallet ‚fallen‘ – ‚er fällt‘; in der 3., 4. und 5. Klasse tritt Umlaut /e/ > /i/ – ebenfalls wie überall im Oberdeutschen in allen drei Personen des Singulars: ezan ‚essen‘: ich izze, du izzest, ear izzet, biar ezzen, iar ezzet, seü ezzent (standarddeutsch hingegen mit Umlaut nur in der 2. und 3. Person Singular). Neben dem einfachen Infinitiv gibt es einen eigenen abhängigen Infinitiv (eine Art Gerundium) mit zu: vallen – zo valla ‚fallen‘ – ‚zu fallen‘.

Wie in den anderen oberdeutschen Mundarten ist das Präteritum verloren gegangen und wird durch das Perfekt ersetzt. Das Präfix ga- des Partizip Perfekt wird nicht reduziert. Starke Verben erhalten im Partizip Perfekt nach dem Vorbild der schwachen Verben sowie der italienischen Verbalendung meist die Endung -et statt der ererbten auf -en: trinkhan – gatrunkhet ‚trinken‘ – ‚getrunken‘.

Der Konjunktiv I unterscheidet sich in der 3. Person Singular und Plural vom Indikativ Präsens durch Fehlen des auslautenden t. Der Konjunktiv II wird durch die Endung -ete ausgedrückt, und zwar auch bei den meisten starken Verben.

Pronomina

Anders als in Bayern werden im Zimbrischen keine ursprünglichen Dualformen in der 2. Person Plural verwendet. So steht für die Pronomina ihr und euch nicht es/ös, enk, sondern iar/ear(t)/ar, eüch/aüch/as. Deshalb erhalten die entsprechenden Verbformen kein -s: iar machet ‚ihr macht‘ (vgl. in Bayern: es måchts).

Zahlen

Ordinalzahlen fehlen und werden durch Kardinalzahlen ausgedrückt.

Syntax

Die Syntax unterliegt starken italienischen Einflüssen. So gibt es beispielsweise nicht mehr die für das Deutsche zwingende Stellung des Verbs an zweiter Stelle im Aussagesatz als Hauptsatz.[14]

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Lexik

Wortschatz

Der Wortschatz ist überwiegend bairisch und enthält die typischen bairischen Kennwörter wie z. B. erta ‚Dienstag‘, finzta ‚Donnerstag‘, foat ‚Hemd‘ und khrånebitt (bair. Kranewitt, Wacholder). Es gibt einige altertümliche Wörter, die in anderen Gegenden schon lange ausgestorben sind, so z. B. lüsnen ‚zuhören‘ (von mittelhochdeutsch lüsenen; vgl. alemannisch lose, von althochdeutsch hlosēn, sowie englisch listen, von altenglisch hlysnan) und khödan ‚sagen‘ (althochdeutsch quëdan, vgl. mittelenglisch quethe[n]). Sehr zahlreich sind italienische Lehnwörter. Da es kaum Kontakt mit dem deutschsprachigen Raum gab, gibt es diese romanischen Ausdrücke auch dort, wo in anderen deutschen Mundarten schriftdeutsche Ausdrücke verwendet werden; Beispiele sind vinzern ‚siegen‘ (it. vincere), spusa ‚Braut‘ (it. sposa) und giust ‚richtig‘ (it. giusto).

Wortbildung

Bei der Ableitung von Adjektiven aus Substantiven zur Beschreibung von Eigenschaften verwendet das Zimbrische die bairische Endung -at: narrat ‚närrisch‘, deppat ‚dumm, blöd‘, quadratat ‚viereckig‘.

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Textbeispiele

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Vaterunser

Z Gapeet von Gotte me Hèeren (Das Vaterunser auf Zimbrisch), Sieben Gemeinden, aus dem Zimbrischen Katechismus von 1602 und dem Zimbrischen Katechismus von 1813[15]

Weitere Informationen Zimbrischer Katechismus von 1602 (S. 11f., deutsch vgl. Vaterunser), Zimbrischer Katechismus von 1813 (S. 23) ...

Eine neuere Übersetzung des Vaterunser steht im Messbuch von 1979:[5]

Weitere Informationen Wörtliche Übersetzung ...

Übersicht aus den anderen (teils historischen Sprachgebieten):

Weitere Informationen Slambròt (✝ Laimtal, 19. Jhd.), Lusern ...

Ave Maria

Weitere Informationen Zimbrischer Katechismus von 1602 (S. 17), Zimbrischer Katechismus von 1813 (S. 24) ...
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Einzelnachweise

Literatur

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