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preußischer Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall und Chef des Großen Generalstabes Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Alfred Graf von Schlieffen (* 28. Februar 1833 in Berlin; † 4. Januar 1913 ebenda)[1] war ein preußischer Generalfeldmarschall, Chef des Generalstabes und Autor des Schlieffen-Planes.
Alfred entstammte dem pommerschen Adelsgeschlecht von Schlieffen. Er war der Sohn des preußischen Majors und Rittergutsbesitzer Magnus Graf von Schlieffen (1796–1864) und dessen Ehefrau Auguste, geborene von Schönberg (1808–1890), einer Tochter des Oberpräsidenten Moritz Haubold von Schönberg.
Nach dem Gymnasium in Niesky und dem Abitur 1853 am Joachimsthalschen Gymnasium sah Schlieffen zwei Möglichkeiten, den Dienst als Offizier oder als Beamter, so immatrikulierte er sich an der Berliner Universität für ein Jurastudium und trat als Einjährig-Freiwilliger zugleich den Wehrdienst an, um ein Jahr Zeit zu haben, sich zu entscheiden. 1854 wurde er Sekondelieutenant (Leutnant) und blieb, vor allem nach Wunsch seines Vaters, aktiver Soldat. Doch war der spätere Generalfeldmarschall keineswegs von Anfang an Soldat aus Leidenschaft, bereits 1858 wollte er die eben erst begonnene Laufbahn abbrechen und wieder Jura studieren, da er wegen seiner angeborenen Kurzsichtigkeit keine Zukunft für sich sah und er fürchtete, in einer subalternen Stellung verbleiben zu müssen. Doch war er nun 25 Jahre alt, ein Wechsel der Karriere kam nicht mehr in Frage, so blieb Schlieffen Offizier und bemühte sich das Beste aus dem nun eingeschlagenen Lebensweg zu machen.[2]
1858 bis 1861 besuchte er die Allgemeine Kriegsschule, welche Voraussetzung für den Dienst im Generalstab war, er strengte sich bei dieser Gelegenheit richtig an, erreichte das Prädikat „Sehr gut“ und begann sich verstärkt militärwissenschaftlichen Themen zu widmen.[3] Nachdem er als Brigadeadjutant der 1. Kavallerie-Brigade eingesetzt worden war, erfolgte 1862 die Beförderung zum Premierlieutenant (Oberleutnant), 1863 bis 1866 wurde er in den Generalstab abkommandiert, dem er in der Topographischen Abteilung diente und Vermessungen in Ostpreußen vornahm. Trotz diesem Karrieresprung plante er, nach dem Tod des Vaters seinen Offizierssäbel an den Nagel zu hängen, um das väterliche Rittergut Groß-Krauschen zu bewirtschaften, doch verhinderten Verschuldung und eine große Anzahl an Erben dieses Ansinnen, Schlieffen blieb endgültig Soldat. Er nahm nun als Rittmeister 1866 im Stab des Kavalleriekorps am Deutschen Krieg teil, kämpfte bei Königgrätz, diente 1866–1868 an der preußischen Botschaft in Paris, um schließlich im Stab des X. Armee-Korps zu arbeiten. In diesem lernte er Alfred Graf von Waldersee kennen, welcher zum Förderer seines Namensvetters werden sollte.
Kurzzeitig (1869/70) kehrte Schlieffen in den Truppendienst zurück, er wurde Eskadronchef des 1. Brandenburgisches Dragoner-Regiments Nr. 2. Im Deutsch-Französischen Krieg war er wieder im Stabsdienst und diente als Major im XIII. Armee-Korps. Als Erster Generalstabsoffizier folgte der Dienst im XV. Armee-Korps (1871–1873), dann im Gardekorps (1873–1876). Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau widmete er sich nun ganz dem militärischen Dienst. Er beschäftigte sich mit militärtheoretischen Fragen, bildete sich weiter und wurde nun Soldat aus Überzeugung. Zunächst wurde er vom Chef des Großen Generalstabes Helmuth Graf von Moltke eher ungünstig bewertet, wohl wegen seiner Introvertiertheit nach dem Tod seiner Ehefrau, doch änderte sich das Bild in den folgenden Jahren. Schlieffen lernte unermüdlich, sein direkter Vorgesetzter und Mentor, Paul Bronsart von Schellendorf, beurteilte ihn wie folgt: „Major Graf von Schlieffen vom Generalstabe des Gardekorps ist ein sehr brauchbarer Generalstabsoffizier, ausgezeichnet durch große Arbeitskraft, Klarheit des Urteils, unbedingte Zuverlässigkeit und taktvolles Verhalten.“ Moltke urteilte schließlich ebenfalls positiv und bezog sich auf Schlieffens „klares Verständnis“ und „richtiges Urteil“ bei den Übungsreisen des Generalstabes, womit der Offizier endgültig zum anerkannten Generalstäbler wurde.[4] 1876–1884 erfolgte seine letzte Verwendung im Truppendienst, unter Beförderung zum Oberstleutnant wurde Schlieffen Kommandeur des 1. Garde-Ulanen-Regiments, 1881 wurde er Oberst.
Auch in dieser Dienststellung bewährte er sich. Sein alter Kamerad Alfred Graf von Waldersee erinnerte sich an ihn und holte ihn 1884 als Chef der 3. Abteilung in den Großen Generalstab zurück. Schlieffen oblag es hier, sich dem „westlichen Kriegstheater“ zuzuwenden, womit insbesondere Frankreich gemeint war, nahm teil an den Planungen eines möglichen Zweifrontenkrieges. 1886 wurde er Generalmajor. Nachdem Moltke 1888 in den Ruhestand getreten war, wurde Schlieffen Generalleutnant und einer von drei Oberquartiermeistern im Großen Generalstab, wobei er zum Operationschef des Generalstabschef Alfred Graf von Waldersee wurde, welcher den intelligenten und fleißigen Offizier sehr schätzte.[5]
Waldersee wurde bald darauf wegen Unstimmigkeiten mit Kaiser Wilhelm II. auf den Posten als Kommandierender General des IX. Armee-Korps versetzt, sein Nachfolger wurde Alfred Graf von Schlieffen, der von 1891 bis 1906 Chef der wichtigsten Militärbehörde des Kaiserreichs blieb.
1903 wurde er zum Generaloberst befördert. 1904 war er anlässlich des Aufstandes der Herero und Nama bei Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler Bernhard von Bülow ein Fürsprecher von Lothar von Trothas Völkermord, den er mit den Worten kommentierte: „Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch die Vernichtung einer Partei abzuschließen.“[6]
1905 präsentierte er den später als „Schlieffen-Plan“ bezeichneten strategischen Plan, mit dem vermieden werden sollte, dass das Deutsche Reich in einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland aufgerieben würde. Der Plan ging von einem schnellen Angriff auf Frankreich aus, der über den rechten Flügel durch das neutrale Belgien und Luxemburg geführt werden sollte, um dem erwarteten Angriff der Franzosen in Elsass-Lothringen in die Flanke zu fallen. Ziel war es, Frankreichs Armeen von Paris abzuschneiden und die französische Hauptstadt binnen 6 Wochen nach Kriegsbeginn einzunehmen, womit der Krieg gegen Frankreich beendet sein sollte. Gleichzeitig sollte nur eine Armee Ostpreußen verteidigen und hinhaltenden Widerstand leisten, bis die im Westen durch den Sieg über Frankreich freigewordenen Truppen zur Verfügung stünden. Der anschließende Angriff auf Russland, für den durch Eisenbahn-Transport an die Ostfront die gesamte Truppenstärke des deutschen Heeres zur Verfügung gestanden hätte, sollte den zweiten Gegner besiegen.
Kernpunkte des Plans waren dabei die massive Truppenkonzentration auf dem rechten deutschen Flügel gegen Frankreich (geplant war eine 7:1-Überlegenheit an Mannschaftsstärke gegenüber den Verteidigern), eine Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs sowie eine Entblößung der Ostfront, da man die russische Mobilmachung als sehr langsam verlaufend erwartete.
Um das Heer nach den Erfordernissen seines Plans umzugestalten, ließ Schlieffen die schwere Artillerie feldfähig machen, Transporttruppen aufstellen sowie die Nachschubstrukturen verbessern.
In der militärischen Realität ließ sich der Schlieffen-Plan jedoch während des Ersten Weltkrieges nicht umsetzen: Die angreifenden deutschen Streitkräfte kamen bereits an der Marne zum Stehen. Der geplante Bewegungskrieg wurde so über den Stellungskrieg schließlich zum Grabenkrieg. Unter Historikern wird jedoch kritisch diskutiert, ob der Schlieffen-Plan umgesetzt wurde: Schlieffens Nachfolger Moltke griff zwar mit starkem rechtem Flügel durch Belgien an, jedoch war das Verhältnis zu den Sicherungstruppen in Elsass-Lothringen nur 3:2, nicht wie von Schlieffen geplant 7:1. Außerdem beorderte Moltke aufgrund der Lage in Ostpreußen zwei Armeekorps vor der ersten Marne-Schlacht an die Ostfront, obwohl diese dort erst ankamen, nachdem die Entscheidung gefallen war.
Generaloberst Heinz Guderian urteilte später über Schlieffen: „Die Klarheit und die überzeugende Kraft seiner Gedanken beeindruckte seinen Nachfolger, den jüngeren Moltke, so stark, dass sein Feldzugsplan mit geringen Veränderungen auch nach seinem Tode bestehen blieb und 1914 unter anderen Voraussetzungen zur Ausführung kam. Das Scheitern des sogenannten Schlieffen-Planes kann ihm daher nicht zur Last gelegt werden, sondern nur den Epigonen. Es war ihm nicht vergönnt, sich im Felde zu bewähren.“[7]
Schlieffen selbst erlebte das Scheitern seiner Strategie nicht mehr. Er wurde 1906 zur Disposition gestellt und am 1. Januar 1911 zum Generalfeldmarschall befördert. Am 4. Januar 1913 starb Alfred Graf von Schlieffen in seiner Wohnung am Kurfürstendamm 210 in Charlottenburg.[1] Auf Befehl des Kaisers fand am 6. Januar 1913 die Trauerfeier in der Berliner Invalidenkirche mit anschließender Beisetzung auf dem Invalidenfriedhof statt.[8] Wilhelm II. ehrte sein Grab anschließend mit einem Kranz.
Nach 15 Jahren als Generalstabschef hatte Schlieffen die Militärführung des kaiserlichen Heeres, der Reichswehr und Wehrmacht maßgeblich mit seinen Lehren beeinflusst, dementsprechend groß war die Resonanz unter den Offizieren des Deutschen Reiches:
Er heiratete 1868 in Hannover Anna Gräfin von Schlieffen (1840–1872), eine Tochter des Grafen Albert von Schlieffen. Das Paar hatte zwei Töchter:
Schlieffen stand à la suite des Großen Generalstabs der Armee und des 1. Garde-Ulanen-Regiments. Er war Inhaber höchster Orden und Ehrenzeichen, z. B.:
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