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US-amerikanischer Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Henry Kuttner (geboren am 7. April 1915 in Los Angeles, Kalifornien; gestorben am 4. Februar 1958 in Santa Monica, Kalifornien) war ein amerikanischer Autor von Science-Fiction-, Fantasy- und Horror-Geschichten. Er publizierte unter verschiedenen Pseudonymen. Bekannt ist er vor allem durch die zahlreichen, in enger Zusammenarbeit mit seiner Frau C. L. Moore entstandenen Erzählungen.
Henry Kuttners jüdische Familie war deutscher, englischer, irischer und polnischer Herkunft. Einer der Großväter soll ein Rabbi gewesen sein. Sein gleichnamiger Vater Henry Kuttner war Buchhändler in San Francisco, wo Henry mit zwei älteren Brüdern aufwuchs. Der Vater starb, als Henry fünf Jahre alt war. Die Mutter Anne Kuttner, geborene Lewis, betrieb zeitweise eine Pension und hatte damit zu kämpfen, den Lebensunterhalt zu erwerben. Als Henry Kuttner auf die High School kam, zog die Familie wieder nach Los Angeles und nach seinem Abschluss arbeitete Kuttner zunächst in der Literaturagentur eines Verwandten.[1]
Kuttner war von Jugend an von Fantasy fasziniert, hatte die Geschichten von Edgar Rice Burroughs gelesen und mit 12 die Science-Fiction der Pulp-Magazine für sich entdeckt. Schon mit 16 Jahren, im August 1931 hatte er unter dem Pseudonym Bertram W. Williams eine Geschichte in Jungle Stories veröffentlicht, einem Magazin mit Dschungelgeschichten im Tarzan-Stil, das im Verlag von William Clayton erschien, der 1930 Astounding Stories of Super-Science gestartet hatte. Später wandte sich Kuttners Interesse der Weird Fiction zu und er wurde einer der zahlreichen Korrespondenten von H. P. Lovecraft. Seine erste Veröffentlichung im Bereich der Phantastik war das Gedicht Ballad of the Gods, das im Februar 1936 in Weird Tales erschien. Eine erste Horror-Erzählung, The Graveyard Rats, folgte im März ebenda. Diese wurde von einigen Lesern als ganz außergewöhnlich geschätzt und man traute sie einem Neuling des Genres nicht zu. Ironischerweise wurde deshalb ausgerechnet Kuttner, der in seiner Schriftstellerlaufbahn Pseudonyme in einem Ausmaß nutzte, dass daneben sein wirklicher Name vergleichsweise unbekannt blieb, mit seinem unter wirklichem Namen veröffentlichten Erstling für das Pseudonym eines bekannteren Autors gehalten. Als 1943 öffentlich wurde, dass Autorennamen wie „Lewis Padgett“ und „Lawrence O’Donnell“ Pseudonyme Kuttners waren, war das Erstaunen entsprechend groß. Doch Kuttner stand damals noch am Anfang und aus heutiger Sicht jedenfalls noch sehr im Schatten von Lovecraft, den er in seinen frühen Erzählungen wie The Devil Rides (1936) und The Secret of Kralitz (1936) hemmungslos imitierte – und im Fall von The Eater of Souls (1937) einen Lord Dunsany imitierenden Lovecraft.[2]
Kuttner trat aber bald schon aus diesem Schatten heraus, indem er 1936 dem Los Angeles Chapter der Science Fiction League beitrat und die Gefilde des übernatürlichen Schreckens Lovecraftscher Prägung verließ, indem er 1937 I, the Vampire in Weird Tales publizierte, wo ein Vampir als Sympathieträger erscheint. Es folgten mehrere Ausflüge in die Bereiche der humoristischen Science-Fiction (Hollywood on the Moon, 1938) und der heroischen Fantasy im Stil von Howards Conan der Cimmerier (Thunder in the Dawn, 1938, sowie drei weitere Geschichten um den Helden Elak von Atlantis).
In dieser Zeit begann Kuttner zunehmend Pseudonyme zu verwenden, zum einen wegen zweier Geschichten in Marvel Science Stories 1938, die – für heutige Verhältnisse harmlos – etwas sexualisierter waren und etwas Nacktheit enthielten, weshalb es zu erbosten Leserprotesten kam, zum anderen zufällig bzw. aus praktischen Gründen, so galt seinerzeit noch die Regel, dass ein Autor pro Magazinheft nur eine Geschichte beitragen konnte – um das zu umgehen entstand „Keith Hammond“. Als Gemeinschaftspseudonym für Kollaborationen mit Arthur K. Barnes entstand „Kelvin Kent“, und so weiter. „Lewis Padgett“ schließlich wurde von Kuttner angenommen, als nach Kriegsausbruch zahlreiche Autoren von John W. Campbells Astounding Kriegsdienst leisteten und Campbell sich um Reaktivierung in den Hintergrund getretener Autoren bemühte. Da der Name Kuttner wegen der erwähnten Sexgeschichten vermieden werden sollte, wählte Kuttner eine Zusammensetzung aus dem Mädchennamen seiner Mutter und dem der Großmutter seiner Frau. Insgesamt verwendete das Ehepaar Kuttner 19 verschiedene Pseudonyme.
Durch den Umkreis der Korrespondenten von Lovecraft war er 1936 in Kontakt mit C. L. Moore gekommen, einen Autor, den Kuttner sehr bewunderte. Umso überraschter war er, als sich herausstellte, dass die Person hinter den Initialen „C. L.“ eine Frau war, für die damalige Zeit nicht völlig ungewöhnlich, aber die allermeisten der SF schreibenden Frauen tarnten sich ähnlich wie Catherine Lucile Moore mit Initialen oder mit Pseudonymen. Die beiden begegneten sich erstmals 1938 und es entstand eine Freundschaft, die mit Briefen und gelegentlichen Treffen fortgeführt wurde – Moore lebte in Indianapolis und Kuttner damals in New York. Er verabscheute die Stadt zwar, aber die zahlreichen einschlägigen New Yorker Verlage hatten ihn veranlasst, sich an der Ostküste niederzulassen. Schon 1937 war es zu einer literarischen Begegnung in Form einer Kollaboration gekommen, Quest of the Star Stone, in der die beiden bekanntesten Protagonisten Moores, der Weltraumhaudegen Northwest Smith und die rothaarige Kriegerin Jirel von Joiry in einem Crossover einander begegnen. In dieser ansonsten nicht in jeder Beziehung gelungenen Geschichte singt Northwest Smith – mit „einem erstaunlich guten Bariton“ – das Lied „Die grünen Hügel der Erde“, das mit den Versen
endet. Der einprägsame Vers wurde zum Titel eines der bekanntesten Werke Robert A. Heinleins, der 1951 erschienenen Sammlung Die grünen Hügel der Erde mit der Titelgeschichte.
Am 7. Juni 1940 heirateten Moore und Kuttner in New York. Moore sagte zu ihrem physisch wenig beeindruckenden Ehemann rückblickend: „Northwest Smith wäre ein sehr langweiliger Gatte gewesen. Henry Kuttner, wie seine Arbeiten zeigen und seine Freunde bezeugen, war wunderbar findig, aufmerksam, originell in seinen Ansichten und sehr, sehr lustig.“[3]
Mit der Eheschließung begann die Zeit der intensiven und engen Zusammenarbeit – so eng, dass die beiden oft selbst nicht mehr sagen konnten, wer was geschrieben hatte. Es sind daher alle Werke aus den 1940er und 1950er Jahre als Gemeinschaftsarbeiten zu betrachten, der Autorenname, unter dem sie veröffentlicht wurden, kann nur ein Anhaltspunkt sein, insbesondere die Pseudonyme Lewis Padgett und Lawrence O’Donnell wurden gemeinschaftlich verwendet. Das Ehepaar ergänzte sich und einer kompensierte die Schwächen des anderen. So war Kuttner besser darin, einen Anfang zu machen, Moore konnte leichter ein Ende finden, Kuttner war besser im Entwickeln von Handlungsbögen, Moore schrieb einen besseren Stil, und so weiter.[4]
Die besondere Qualität und Intensität der Zusammenarbeit gilt als nahezu einzigartig. Damon Knight schrieb:
„[…] zwei scheinbar unvereinbare Talente verschmolzen. Kuttners frühere Arbeiten waren clever und etwas oberflächlich, gut konstruiert, aber ohne rechte Substanz; Moore hatte stimmungsstarke Fantasy geschrieben, suggestiv, aber etwas dünn […] zusammen schrieben sie Storys, in denen Kuttners handwerklich solide konstruierte Handlungsbögen Moores poetischen Bildreichtum trugen.“[5]
Und Barry Malzberg:
Das Ehepaar wohnte etwa ein Jahr in New York, dann zogen sie nach Laguna Beach in Kalifornien. In den Jahren um 1940 schrieb Kuttner auch eine Reihe von Skripts für Comics, insbesondere für den Superhelden Green Lantern.
Bei Ausbruch des Krieges war Kuttner aufgrund eines Herzgeräuschs nicht tauglich für Kampfeinsätze und wurde daher ab 1942 als Militärsanitäter in Fort Monmouth, New Jersey, stationiert, Catherine lebte derweil in der Nähe in Red Bank.
Nach dem Krieg zogen die Kuttners nach Hastings-on-Hudson im Staat New York, wo sie ein Haus kauften. Eine Herzerkrankung von Kuttner veranlasste das Ehepaar 1948 wieder in das mildere Klima Kaliforniens, nach Laguna Beach zu ziehen.
Kuttner konnte mit einem Stipendium aufgrund des G. I. Bill an der University of Southern California studieren, wo er 1957 den Bachelor machte und eine Ehrenmitgliedschaft bei Phi Beta Kappa erwarb; auch Moore nahm ein Studium auf. Bis auf seine Dissertation hatte er auch alle Voraussetzungen für einen Master geschaffen, als er 1958 im Alter von nur 42 Jahren im Schlaf vermutlich an einem Herzinfarkt starb.
In den Jahren nach 1955 war die belletristische Produktion Kuttners und Moores deutlich vermindert. Sie hatten zwar noch eine Reihe von Kriminalromanen mit dem Psychoanalytiker und Amateurdetektiv Michael Gray geschrieben. Angeblich sollen aber mindestens zwei der vier Romane die Arbeit von Ghostwritern sein. Barry Malzberg zufolge hatten Kuttner und Moore die Absicht, sich ganz aus dem Geschäft des Schreibens für Pulp-Magazine zu lösen und wollten in Zukunft als Psychotherapeuten arbeiten. All das ist nicht ganz klar und schlüssig, zum Beispiel gab es Verträge für Drehbücher, die nach Kuttners Tod noch von Moore erfüllt wurden. Außerdem strebte Kuttner zwar einen Master in Psychologie an, hatte aber auch Physikvorlesungen belegt, angeblich um seinen wissenschaftlichen Background als Science-Fiction-Autor zu verbessern.[7]
Sam Moskowitz resümierte:
„Wer war der wahre Henry Kuttner? Wir werden es nie wissen. Der Mann war diszipliniert, handwerklich glänzend, ungeheuer vielseitig und hochbegabt – zu seinem Schaden. Anpassungsfähig zur Anpassung verlockt, unter einem ausgeprägten Minderwertigkeitsgefühl leidend, war er nicht bereit, auf eigenen Beinen zu stehen, sondern meinte, sich auf andere stützen zu müssen: H. P. Lovecraft, Robert E. Howard, Stanley G. Weinbaum, A. Merritt, John Collier, A. E. van Vogt und – natürlich – C. L. Moore.“[8]
2004 erhielt Kuttner postum zusammen mit Moore den Cordwainer Smith Rediscovery Award für vergessene oder nicht mehr hinreichend gewürdigte Science-Fiction-Autoren.
Deutsche Zusammenstellungen:
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