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Aleph Alpha

deutsches Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Aleph Alpha (AA) ist ein deutsches Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz mit Sitz in Heidelberg. Es wurde 2019 gegründet und wird von bedeutenden deutschen Unternehmen finanziert, um Unabhängigkeit von US-amerikanischen Firmen zu erlangen und europäische Datenschutzbestimmungen einzuhalten.[3]

Schnelle Fakten
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Geschichte

Zusammenfassung
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Aleph Alpha wurde 2019 von Jonas Andrulis und Samuel Weinbach gegründet. Andrulis studierte Wirtschaftsingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie und arbeitete anschließend im Forschungsmanagement für Apple im Silicon Valley. Weinbach erwarb den Titel eines Master of Business Administration und arbeitete von 2010 bis 2018 für Deloitte.[4]

Andrulis und Weinbach entwickelten zusammen mit ihren Mitarbeitern den Chatbot Luminous. Die hierzu eingesetzten Server befinden sich in Bayern und unterstehen dementsprechend der europäischen Gesetzgebung hinsichtlich Datenschutz. In einer zweiten Finanzierungsrunde ermöglichten 2021 mehrere Wagniskapitalfirmen die Weiterentwicklung mit zusätzlichen 23 Millionen Euro.[5] In einer dritten Finanzierungsrunde im November 2023 beteiligten sich die Schwarz-Gruppe und die Dieter Schwarz Stiftung als größte Geldgeber,[6] wie auch SAP, Bosch, Burda und die Christ&Company Consulting sowie das US-amerikanische Hewlett Packard Enterprise mit insgesamt mehr als 500 Millionen US-Dollar.[3][7] Im November 2024 übernahm die Deutsche Bank Anteile als strategischer Investor.[8]

Der Chatbot Luminous basiert auf einem Large Language Model (LLM) und wurde in fünf Sprachen trainiert. Durch Verwendung der GPT-Technologie (Generative pre-trained transformers) kann das Grundmodell mittels kundenspezifischer Modifikationen und Feinabstimmung Kundenbedürfnissen angepasst werden.[9] Im Gegensatz zu GPT-4 verwendet Luminous bisher kein Reinforcement learning from human feedback (RLHF). Als ein Unterscheidungsmerkmal soll möglichst vollständige Transparenz bezüglich der für ein Resultat verwendeten Quellen dienen (Eigenschaft Explain).[10][11] Luminous ist primär für den Einsatz in Unternehmen und Verwaltungen vorgesehen, lässt sich jedoch vielseitig einsetzen.[12] Luminous wird bereits für das Bürgerinformationssystem Lumi der Stadt Heidelberg verwendet.[13][6] Im Dezember 2023 fiel das LLM durch diverse rassistische und anders diskriminierende Antworten auf.[14] Im August 2024 kündigte Aleph Alpha eine Weiterentwicklung der Unternehmensstrategie an. Das Unternehmen spezialisiert sich seitdem auf KI-Lösungen für Nutzer aus Wirtschaft und Verwaltung, während die Entwicklung von verbraucherorientierten Sprachmodellen zurückgefahren wird.[15][16]

2024 schloss die Bundesagentur für Arbeit einen Rahmenvertrag im Wert von bis zu 19 Millionen Euro mit Aleph Alpha, um mithilfe von KI-Lösungen Verwaltungsprozesse zu automatisieren und den prognostizierten Personalrückgang bis 2032 auszugleichen. Zudem wurde der von Aleph Alpha gemeinsam mit Partnern entwickelte KI-Assistent F13, der Funktionen wie Recherche, Übersetzung und Textgenerierung bietet, zunächst in der Verwaltung des Landes Baden-Württemberg eingesetzt und soll schrittweise bundesweit verfügbar gemacht werden.[17][18]

Aleph Alpha stellte Anfang 2025 gemeinsam mit AMD, SiloAI und Schwarz Digits eine tokenizerfreie KI-Architektur vor, die durch einen hierarchischen Aufbau auf Zeichen- und Wortebene eine effizientere Anpassung von Sprachmodellen an verschiedene Sprachen und Fachgebiete ermöglichen soll.[19] Im April 2025 übernahm das Unternehmen den Karlsruher KI-Spezialisten Thingsthinking, der auf semantische Sprachverarbeitung spezialisiert ist und die Plattform Semantha entwickelt hat.[20]

Nachdem Reto Spörri Mitte 2025 zunächst als Co-CEO von Aleph Alpha eingesetzt worden war, übernahmen er und Ilhan Scheer später die Unternehmensleitung von Andrulis.[21][22]

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Produkte

Zusammenfassung
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Aleph Alpha entwickelt ein Betriebssystem für Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz und bietet Prozessberatung im selben Bereich an.[15][16] Seit 2025 kann PhariaAI über die Cloud STACKIT von Schwarz Digits genutzt werden, die laut Anbieter den europäischen Datenschutzrichtlinien entspricht.[23]

Hewlett Packard Enterprise wird große Sprachmodelle (Large Language Models, LLM) per Supercomputer über seiner Plattform Greenlake offerieren und startet mit Aleph Alpha als erstem, nicht exklusivem Partner. Auch SAP als Investor und Partner hat Ähnliches vor.[11]

Aleph Alpha und PricewaterhouseCoopers kündigten im Juni 2024 an, das Gemeinschaftsunternehmen creance.ai zu gründen, um neue Technologie auf Basis künstlicher Intelligenz für Rechtsberatung und Compliance zu entwickeln.[24]

Die erste KI-Lösung von creance.ai fokussiert auf die EU-Verordnung Digital Operational Resilience Act (DORA) und wird Kunden bei der Umsetzung des Third-Party-Risk-Managements als Teil der DORA-Anforderungen unterstützen. Die von creance.ai entwickelte Lösung soll Unternehmen dabei unterstützen, die Komplexität der Einhaltung von Vorschriften zu bewältigen, und dient als zentrales Werkzeug zur effizienten Erfüllung von Compliance-Anforderungen.[25][26]

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Kritik

Das für 2023 intern vorgegebene Umsatzziel von 6 Millionen US-Dollar wurde nicht erreicht. Nach dem Jahresabschluss 2023 erzielte das Unternehmen weniger als eine Million Euro Umsatz und verzeichnete einen Verlust von 18,9 Millionen Euro.[27]

In einer Analyse des Stanford Center for Research vom Juni 2023 schnitt Aleph Alpha im Hinblick auf die Einhaltung der im Entwurf für das Gesetz über künstliche Intelligenz vorgesehenen Richtlinien zum damaligen Zeitpunkt vergleichsweise schlecht ab.[28]

Technologisch hinkt das Unternehmen führenden internationalen Anbietern hinterher – bei Leistungstests und durch fehlende öffentliche Zugänglichkeit seiner Modelle. Zusätzlich sorgen 2024 Turbulenzen im Management für Zweifel an der internen Stabilität innerhalb des Unternehmens.[29] Schließlich wurde die Weiterentwicklung großer Sprachmodelle eingestellt;[30] das Unternehmen konzentriert sich seither darauf, Open-Source Modelle als Grundlage für das KI-Betriebssystem PhariaAI nutzbar zu machen.[31]

Siehe auch

Dokumentationen

  • Dominik Bretsch, Maximilian Villwock, Mehran Djojan, Sebastian Weis, Ellen Xu: Schlaue neue Welt - Das KI-Wettrennen. Dokumentarfilm, 89 Min, Deutschland, 2024[32]
Commons: Aleph Alpha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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