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Apulum

Römisches Legionslager, Statthaltersitz und zwei Zivilstädte in Dakien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Apulum ist ein römischer, militärisch-ziviler Siedlungskomplex im Stadtgebiet des heutigen Alba Iulia (deutsch: Karlsburg oder Weißenburg, ungarisch: Gyulafehérvár; Kreis Alba) im Südwesten der rumänischen Region Siebenbürgen. Apulum besteht aus einem Legionslager und gleich zwei Zivilsiedlungen, der Colonia Aurelia Apulensis und dem Municipium Septimium Apulense. Dadurch entstand in der Antike eine blühende, urbane Agglomeration mit den entsprechenden Infrastrukturen. Administrativ gehörte es zunächst zur Provinz Dacia, dann zur Dacia superior und schließlich zur Dacia Apulensis, die nach der Stadt benannt war. Apulum war neben Potaissa eines von insgesamt nur zwei zeitgleich in den dakischen Provinzen existierenden Legionshauptquartieren und Sitz des Statthalters. Apulum ist eine der so genannten zentralen Anlagen des Dakischen Limes. Gemeinsam mit 276 weiteren Bodendenkmälern dieses Limes wurde es im Sommer 2024 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.

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Teilrekonstruierte
Porta principalis dextra
des Legionslagers (Außenseite 2012)
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Porta principalis dextra
(Innenseite 2012)
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Römische Befunde auf das moderne Kartenbild übertragen
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Übersichtskarte der
archäologischen Befunde
von Adalbert Cserni (1912)
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Lage, Etymologie und Quellen

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Die heutigen Bodendenkmale liegen am östlichen Ende eines Höhenrückens, der vom Trascău-Gebirge her kommend gegen den Fluss Mureș vorstößt. Apulum befindet sich im Tal dieses Flusses, das Alba Iulia mit Turda (antiker Name: Potaissa) verbindet und den westlichen Teil des Siebenbürgischen Beckens bildet. Die Agglomeration liegt an der Stelle, an der der kleine Fluss Ampoi in den Mureș einmündet. Das römische Siedlungsgebiet wird im Norden vom Tal des Ampoi, im Osten und Süden vom Mureș und im Westen vom Trascău-Gebirge und dem dahinter liegenden Siebenbürgischen Erzgebirge begrenzt.

Schon in prähistorischer Zeit war diese Gegend ein Handels- und Verkehrsknotenpunkt für das in großem Umfang in der Region gewonnene Steinsalz. Zudem gehören die östlich Apulums beginnenden Gebirgszüge zu den rohstoffreichsten Regionen Siebenbürgens, wo insbesondere Gold, Silber, Selen, Blei, Zinn und Quecksilber vorkommen.[1] Die Standortwahl dürfte daher wohl nicht nur aus strategischen Motiven heraus, sondern auch unter ökonomischen Aspekten erfolgt sein. Durch die Nutzung der alten Transportwege sowie durch die Anlage neuer Straßen entwickelte sich Apulum zum Zentrum eines Netzwerks mit direkten Verbindungen zu dem Kastell Războieni-Cetate sowie der Stadt und dem Legionslager Potaissa im Norden, den Kastellen Feldioara und Caput Stenarum im Osten, dem Kastell Orăștioara de Sus und der Ulpia Traiana Sarmizegetusa im Süden, sowie den Kastellen Cigmău, Vețel, Ighiu, Abrud und der Bergbaustadt Alburnus Maior im Westen.[2][3]

Der Name Apulum leitet sich wahrscheinlich ab von einer rund 17 km nordnordwestlich gelegenen dakischen Bergfestung namens Apoulon,[4] die in der Zeit vom 2. Jahrhundert v. u. Z. bis ins komplette 1. Jahrhundert u. Z. existierte und zu Beginn des 2. Jahrhunderts von den Römern zerstört wurde. Sie liegt auf der Piatra Craivii, einem 1078 m hohen Berg am südöstlichen Rand des Trascău-Gebirges. Auf dem Gebiet von Apulum selbst gab es keine dakische Vorläufersiedlung, wie es bei den Römern generell nicht üblich war, sich auf vormals dakischen Plätzen niederzulassen.[5]

Apoulon war schon in der Geographike Hyphegesis des Claudius Ptolemäus erwähnt,[6] Apulum als Apula auf der Tabula Peutingeriana verzeichnet worden.[7]

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Forschungsgeschichte

Zusammenfassung
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Zeichnung von János Megyericsei (Johannes Mezerzius) vor 1517[Epi 1]
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Zeichnung des sog. Silberbechers von Apulum (Karl Gooss, 1870)
FO: Apulum I
AO: verschollen[8]

Schon früh beschrieben und/oder sammelten Gelehrte des Renaissance-Humanismus die römischen Hinterlassenschaften Apulums.[9] Der Erste, der in diesem Zusammenhang genannt wird, ist der noch zur Zeit der Renaissance lebende Bischof von Siebenbürgen László Geréb (1452–1502). Ihm folgte, keine Generation später und derselben Epoche angehörend, der Dichter János Megyericsei, latinisiert Johannes Mezerzius (1470–1517), der als Erster römische Inschriften aus Siebenbürgen aufzeichnete und daher als frühester Epigraphiker Apulums anzusprechen ist. Seine Aufzeichnungen blieben erhalten und gingen später in Theodor Mommsens Werk ein.[10] Im 16. Jahrhundert beschrieb Antun Vrančić (1504–1573), der unter anderem Sekretär von Johann Zápolya war, die Funde und ihre Fundorte,[11] während Jacques Bongars (1554–1612) Zeichnungen römischer Inschriften anfertigte. Auch István Szamosközy (1565–1612), ein Humanist und Hofhistoriker von Stephan Bocskai, gehörte dieser Zeit an. Im 17. und 18. Jahrhundert waren es Martin Opitz (1597–1639) mit seiner unvollendeten und verloren gegangenen Schrift Dacia Antiqua[12] und der italienische Architekt der Zitadelle von Alba Iulia, Giuseppe Ariosti (1689–1766), der das Manuskript Epigrafi romane di Transilvania hinterließ, das erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts an der Universität Verona als Faksimile publiziert wurde.[13]

Die Beschäftigung mit den römischen Hinterlassenschaften Apulums blieb im 19. Jahrhundert lange deskriptiv. Ferdinand Neigebaur erwähnte es 1851 in seinem Dacien, Aus den Ueberresten des klassischen Alterthums, mit besonderer Rücksicht auf Siebenbürgen[14] und Karl Gooss in seiner 1876 erschienenen Chronik der archäologischen Funde Siebenbürgens.[15] Bezüglich der Inschriften hatte bereits 1873 Theodor Mommsen in seinem epigraphischen Monumentalwerk grundlegende Arbeit geleistet.[16] Mit Inschriften beschäftigte sich auch Károly Torma, der 1882 seine Inschriften aus Dacia, Moesia superior und Pannonia inferior vorlegte.[17]

Als Pionier der Feldforschung in Apulum schlechthin erwies sich schließlich der archäologische Seiteneinsteiger Adalbert Cserni (ungarisch: Béla Cserni).[18] Nachdem er sich die Grundlagen der Archäologie auf autodidaktischem Wege beigebracht hatte, nahm er Ende 1888 erste systematische Ausgrabungen im ehemaligen Statthalterpalast (Praetorium consularis) auf und grub kontinuierlich in der Stadt weiter bis Ende 1915, wenige Monate vor seinem Tode.

Nach Csernis Tod (1916) wurde die Archäologie in Alba Iulia eher stiefmütterlich behandelt. Zunächst hatte der Krieg Priorität und danach standen die Probleme des erst 1918 gegründeten rumänischen Staats im Vordergrund. Große Teile der Museumsbestände verschwanden in Ungarn, sie wurden erst 1922 zurückgegeben, wenn auch nicht vollständig. Zeitgleich wurden die römischen Relikte massiv bedroht, so durch eine fortschreitende Überbauung des südlichen Stadtteils Partoş. Erst ab 1938, unter dem neuen Museumsdirektor Ion Berciu besserten sich die Verhältnisse wieder ein wenig. Ausgerechnet in Europas dunkelster Zeit, kurz vor dem und dann im Zweiten Weltkrieg wurden wieder archäologischen Aktivitäten aufgenommen. In der Nachkriegszeit kam es unter der neuen Regierung noch einmal zu politischen Irritationen, in deren Verlauf Berciu 1949 für ein paar Jahre inhaftiert, aber schließlich 1955 rehabilitiert wurde. Ab 1958 war er wieder am Museum tätig. In den folgenden Jahrzehnten bis zu seinem Tode 1986 führte er das Museum und die Archäologie Alba Iulias zu internationalem Renommeé.[19][20]

Richtig Fahrt nahmen die archäologischen Untersuchungen in der Stadt aber erst wieder in den 1990er Jahren auf und gewannen dann im Kontext der Bewerbung zum UNESCO-Weltkulturerbe in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrtausends noch einmal an Dynamik. In Alba Iulia selbst trieb das seit 1992 auf den Namen Muzeul Național al Unirii (Nationalmuseum der Union) lautende Institut die Forschungen voran, aber auch die Universitatea „1 Decembrie 1918” (Universität des 1. Dezembers 1918) und die Direcția Județeană pentru Cultură Alba (Kulturdirektion des Kreises Alba) waren nicht untätig. Aus anderen rumänischen Städten beteiligten sich die Universitatea Babeș-Bolyai, das Muzeul Național de Istorie a Transilvaniei (Nationalmuseum der Geschichte Siebenbürgens) und das Institutul de Arheologie și Istoria Artei (Institut für Archäologie und Kunstgeschichte), alle drei aus Cluj-Napoca; aus Bukarest das Institutul de Arheologie „Vasile Pârvan” (Archäologisches Institut „Vasile Pârvan”) und aus Timișoara das Muzeul Național al Banatului (Nationalmuseum des Banats). International vertreten waren die Universität zu Köln, das Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, das Birkbeck, University of London, die Universität Pécs, die Universität Bergen, die University of Alberta und die University of British Columbia.[21] Namentlich zu nennen in diesem Zusammenhang sind insbesondere die Archäologen Mihai Blăjan, Ioana Bogdan-Cătăniciu, George V. Bounegru, Radu Ciobanu, Marius M. Ciută, Alexandru Diaconescu, Aurel Dragotă, Matei Drîmbărean, Constantin Inel, Vasile Moga, Gabriel Rustoiu, Viorica Rusu-Bolindeţ, Nicolae Rodean, Csaba Szabó, Radu Ota und in jüngerer Zeit vor allem Anca Timofan. Aber auch die Beteiligung der Deutschen Manuel Fiedler und Alfred Schäfer verdient Erwähnung.[21]

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Vorrömische Besiedlung

Das Gebiet um Apulum war aufgrund seiner naturräumlichen und verkehrsgeographischen Vorzüge seit alters her von den Menschen geschätzt. Die frühestens Funde weisen bis in die Zeit der jungsteinzeitlichen Vinča-Kultur (5400 bis 4600/4550 v. u. Z.) zurück. Aus der jüngeren Kupfersteinzeit und der Bronzezeit (4500 bis 800 v. u. Z.) sind Fundstellen der Cotofeni-Kultur (3500 bis 2500 v. u. Z.) und der Wietenberg-Kultur (2200 bis 1500 v. u. Z.), sowie spätbronzezeitliche Funde (1300 bis 800 v. u. Z.) bekannt. Insbesondere mittel- und spätbronzezeitliche Funde wurden vor allem im Süden der Stadt, im Stadtteil Partos gemacht. Daraus ragt ein Hortfund mit fünf goldenen Armbändern hervor, die sich heute im Ungarischen Nationalmuseum befinden. Insgesamt liegt Fundmaterial bis zur Hallstattzeit (800 bis 450 v. u. Z.) und der Latènezeit (450 v. u. Z. bis zur Zeitenwende) vor. Die spätlatènezeitliche dakische Bergfestung Apoulon wurde oben bereits erwähnt.

Römische Besiedlung

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Die römische Besiedlung begann in trajanischer Zeit, spätestens nach dem Ende der Dakerkriege. Ihre Komplexe setzen sich im Wesentlichen aus dem Legionslager, dem Stadthalterpalast, den Städten Municipium Septimium Apulense und Colonia Aurelia Apulensis sowie mehreren Nekropolen zusammen. In ihrer Blütezeit dürfte die Siedlung insgesamt über 100 Hektar Fläche in Anspruch genommen und bis zu 20.000 Menschen beherbergt haben.[Geo 1]

Legionslager

Schnelle Fakten Legionslager Apulum ...

Das Legionslager befindet sich auf einer der höchsten Terrassen des Mureș. Seine Untersuchungen waren nicht einfach, da das Gebiet in den auf die Römer folgenden Jahrhunderten immer wieder umgestaltet sowie überbaut wurde und es bis heute ist. Insbesondere die Errichtung der mächtigen Zitadelle Alba Carolina im Stil von Vauban zwischen 1715 und 1738, die bis heute das Aussehen der Innenstadt von Alba Iulia eindrücklich prägt, hat die römischen Reste des Legionslagers nachhaltig beeinträchtigt. Großflächige Grabungen waren kaum möglich, sondern die rumänischen Archäologen standen und stehen vor einem Flickwerk aus den Befunden kleinflächigerer Rettungsgrabungen und Sondierungen. Eine ähnliche Problematik liegt auch in manchen Bereichen der Zivilsiedlungen vor, sofern sie überbaut worden sind, was im 20. Jahrhundert noch massiv geschah.

Nach gegenwärtigem Forschungsstand wird von verschiedenen Bauphasen ausgegangen, worunter sich zwei frühe Holz-Erde-Lager befinden sollen. Der Umbau in ein Steinkastell wurde wohl schon unter Hadrian begonnen und anschließend unter Antoninus Pius vollendet. Danach erfolgten noch Reparaturphasen. Das Steinkastell hatte einen rechteckigen Grundriss und war mit seinen Seiten in die vier Himmelsrichtungen orientiert, wobei seine Prätorialfront nach Osten hin ausgerichtet war. Aufgrund der einzelnen Befunde können Abmessungen von rund 420 m mal 440 m angenommen werden, was einer bebauten Fläche von 18,5 Hektar entspricht.

Umwehrung

Die Umwehrung des Lagers konnte an folgenden Punkten nachgewiesen werden:

  • Nordmauer:[Geo 2]
    Ein rund vierzig Meter langer Abschnitt an der Nordseite des Palatul Apor (Apor-Palast) aus dem 17. Jahrhundert wurde identifiziert. Er ist teilweise erhalten aber durch spätere Bebauung stark modifiziert worden.
  • Westmauer:[Geo 3]
    Ein gut zwanzig Meter langer Abschnitt befindet sich in der Westmauer des Museikon, eines Ikonenmuseums, und ist teilweise erhalten und sichtbar. Ebenfalls an der Westmauer wurden zwei Zwischentürme identifiziert (nicht sichtbar), die in der Technik des Opus quadratum gestaltet waren.[23]
  • Südmauer:[Geo 4]
    Ein knapp achtzig Meter langer Abschnitt in der Südmauer des Palatul Principilor Transilvaniei (Palast der Prinzen von Siebenbürgen) aus dem 15. Jahrhundert (mehrfach umgebaut) ist teilweise erhalten und sichtbar.
  • Porta principalis dextra:[Geo 5]
    Das Südtor des Lagers wurde konserviert und teilrekonstruiert. Die Porta principalis dextra gehört zum Typus der Doppeltore mit Spina (mittlerer Trennpfeiler) und war von Seitentürmen mit rechteckigem Grundriss flankiert. Sie war in der Bauweise des Opus quadratum aus lokalem Kalkstein erbaut worden und stellt heute einen der touristischen Anziehungspunkte Alba Iulias dar.[24]

Ein Nachweis für die Ostmauer fehlt noch, ein das Kastell umlaufender Graben konnte bislang auch nicht identifiziert werden. Ebenfalls fehlen bisher noch die Nachweise für Ecktürme, während Zwischentürme nachgewiesen sind.

Innenbebauung

Im Inneren des Lagers gab es folgende Befunde:

  • Abschnitt der Via principalis:[Geo 6]
    Ein etwa vierzig Meter Langer Abschnitt wurde im Oberflächenbelag sichtbar gemacht. Östlich und westlich davon befinden sich die restaurierten Überreste der Mauern von Geschäftshäusern.[24]
  • Spuren von Mannschaftsbaracken:
    Mannschaftsbaracken konnten in drei Bereichen nachgewiesen werden. Einmal in der Praetentura sinistra (linker, vorderer Lagerteil), im Innenhof der ehemaligen Cazarma Pionierilor (Pionierkaserne). Dort wurden zwei Baracken mit den Kopfpbauten der Centurionen sowie ein Altar mit einer Weiheinschrift für IOM und den Genius centuriae (Schutzgeist der Zenturie) gefunden.[Geo 7] Weitere Mannschaftsbaracken wurden in der Retentura sinistra (linker, rückwärtiger Lagerteil), im Hofbereich des Häuserblocks zwischen Strada Gabriel Bethlen, Strada Mitropolit Andrei Şaguna, Strada Unirii und Strada Păcii gefunden.[Geo 8] Ein dritter Fundplatz schließlich, mit vermuteten Baracken und einem separaten Raum, in dem ein Altar und eine Statue der Nemesis sowie ein Relief des Mars gefunden wurden, befand sich in der Retenura dextra (rechter, rückwärtiger Lagerteil).[23] Alle drei Fundstellen sind nicht mehr sichtbar.
  • Horrea:
    Die Spuren zweier gegenüberliegender Horrea und einer dazwischen verlaufenden Straße wurden im Latus dextrum (rechte Lagerhälfte) gefunden.[23]
  • Mauern der Principia:
    Rund 2000 m² des zentralen Bereiches sind erhalten und wurden im 2015 eröffneten Muzeul Pricipia[Geo 9] überdacht und damit geschützt.[25] Dort befinden sich um die konservierten Mauern des Fahnenheiligtums (Aedes) und die eines hypokaustierten Raumes herum ausgestellte Artefakte und die Bronzestandbilder der fünf für Apulum wichtigen Herrscher Trajan, Hadrian, Mark Aurel, Septimius Severus und Caracalla. Zudem wurden im Freibereich auf der Piața Cetății (Burgplatz) neben einem Lapidarium mit Pflasterung und Inschriftensteinen die Grundrisse eines Teiles der Principia im Oberflächenbelag sichtbar gemacht.[Geo 10]

Belegung

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Ziegelstempel der Legio XIII Gemina
FO: Apulum
AO: Muzeul Național al Unirii

Stammeinheit des Lagers war die Legio XIII Gemina. Sie war bereits entweder 57 v. u. Z. von Gaius Iulius Caesar im Gallischen Krieg, oder aber spätestens von Octavian 40/41 v. u. Z. im Bürgerkrieg aufgestellt worden und nach vielen Einsätzen vor ihrer Dislozierung nach Dakien in Vindobona stationiert gewesen. Sie nahm dann an den Dakerkriegen Trajans teil. Anschließend wurde sie in Apulum stationiert, aber ihre Vexillationen sind auch an anderen dakischen Standorten nachgewiesen, sei es als militärisch aktive Einheiten, beispielsweise zur Bewachung der Goldbergwerke in der Region von Alburnus Maior oder als Bautrupps bei der Errichtung von Stützpunkten für andere Einheiten, wie die des Kastells Vețel oder des Kastells Bulci. Zudem wurden auch immer mal wieder Vexillationen zu Kampfeinsätzen an entfernten auswärtigen Kriegsschauplätzen abgezogen. Bereits unter Gallienus (260-268), nach einem letzten erfolgreichen Kampfeinsatz gegen die Karpen (um 257±1), begann ihr sukzessiver Abzug aus Apulum. Nach der Aufgabe der Gebiete nördlich der Donau unter Aurelian wurde sie in Ratiaria, in der neu gebildeten Provinz Dacia ripensis stationiert.

Inschriften und Datierung

Ihre epigraphischen Zeugnisse aus Apulum sind mehr als umfangreich. Die Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby listet aktuell für Apulum insgesamt 1474 Einträge auf, von denen sich 439 auf die Legio XIII beziehen (Stand Januar 2025). Sehr viele dieser Inschriften beinhalten die Namen der Legionäre, die nur dadurch die Jahrhunderte überdauert haben, ob sie nun Flavius Vitalis,[Epi 3] Claudius Heraclides,[Epi 4] Marcus Ulpius Respectus[Epi 5] hießen, oder einen anderen Namen trugen. Die Namensnennungen, zuweilen kombiniert mit der militärischen Funktion der Namensträger und weiteren biographischen Angaben, erlauben es der Wissenschaft unter anderem Herkunftsanalysen zu betreiben und so die personelle Zusammensetzung sowie die Struktur der Legion besser zu verstehen.[Epi 2][26][27]

Im Jahr 2009 wurden von Cristian Găzdac, Viorica Suciu und Ágnes Alföldy-Găzdac insgesamt 48 Fundmünzen aus dem Legionslager untersucht. Die Münzreihe verteilte sich wie folgt:[28]

Weitere Informationen SUMME ...

Praetorium consularis (Palast des Statthalters)

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Adalbert Cserni bei Ausgrabungen im Praetorium consularis
(Photo: Ödön Straubert, 1903)

Das Praetorium consularis war das erste Gebäude Apulums, das wissenschaftlich-archäologisch untersucht wurde. Adalbert Cserni grub hier von 1888 bis 1907, ohne zu seiner Lebenszeit noch in Erfahrung zu bringen, mit welchem Gebäudetypus er es zu tun hatte.[Geo 11] Er war immer davon ausgegangen, die Thermen der Stadt gefunden zu haben. Erst 1962 wurde das Gebäude von Ion Berciu und Alexandru Popa durch die gefundenen Inschriften und eine Kontrollgrabung als das identifiziert, was es ist.[29] Viorica Rusu-Bolindeţ vom Muzeul Național de Istorie a Transilvaniei nahm in den 1990er Jahren die Forschungen wieder auf. Bis heute sind die exakten Grenzen des gewaltigen Gebäudekomplexes nicht wirklich bekannt, da die Außenmauern bei den Ausgrabungen nicht überall erreicht wurden. Klar scheint zu sein, dass sie zwischen der Strada Munteniei im Norden, dem Bulevardul Ferdinand I im Osten, der Strada Drobogei im Süden und der Strada Octavian Goga im Westen verlaufen müssen, da jenseits davon Negativbefunde vorliegen. Klar ist ferner, dass der Statthalterpalast der größte geschlossene römische Gebäudekomplex Dakiens ist. Seine Größe wurde von Ioan Piso auf mindestens 40.000 bis 50.000 m² geschätzt, womit es einen Vergleich mit dem Praetorium der Colonia Claudia Ara Agrippinensium nicht zu scheuen bräuchte. Die Lage war optimal gewählt: der Palast liegt unmittelbar östlich der römischen Fernstraße, die von der Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa her kommend über Apulum weiter nach Potaissa, Napoca und schließlich nach Porolissum an der Nordgrenze der Provinz führt. Seine Entfernung zum Legionslager beträgt keine 300 Meter.

Wann genau Apulum zur Hauptstadt der Provinz und damit zum Sitz des Statthalters wurde, ist nicht ganz geklärt. Im ersten Jahrzehnt nach der Eroberung scheint noch Ulpia Traiana Sarmizegetusa diese Funktion ausgeübt zu haben, aber spätestens mit den hadrianischen Provinzreformen um 118 wurde die Residenz wohl nach Apulum verlegt. Ab diesem Zeitpunkt sind dort Pedites und Equites singulares (Gardefußsoldaten und -reiter) nachgewiesen, auf deren Schutz nur der Kaiser, seine Statthalter und Legionslegaten Anspruch hatten. Das Praetorium diente als offizieller Dienst- und Verwaltungssitz des Statthalters als höchstem Repräsentanten Roms in der Provinz und zugleich als dessen privates Wohnanwesen. Dort residierte zunächst der Legatus Augusti pro praetore trium Daciarum (Gesandter des Kaisers im Range eines Praetors für die drei dakischen Provinzen), der gleichzeitig auch militärischer Oberbefehlshaber der Truppen dieser Provinzen war. Erster Statthalter dieses Ranges war vermutlich von 119/120 bis 126/127 Gnaeus Minicius Faustinus Sextus Iulius Severus. Infolge der Markomannenkriege und der daraus ab 168 folgenden Verwaltungsreformen des Mark Aurel, verbunden mit der Stationierung einer weiteren Legion im nahen Potaissa, wurde der Statthalter in den konsularischen Rang befördert und als Consularis trium Daciarum bezeichnet. Zur Unterstützung (und Kontrolle) bekam er in jeder der drei Provinzen (Dacia inferior, Dacia Apulensis und Dacia Porolissensis) für Steuerangelegenheiten einen Finanzprokurator zur Seite gestellt und für militärische Belange unterstanden ihm die beiden Legionslegaten in Apulum und Potaissa als militärische Befehlshaber und seine Stellvertreter. Der Finanzprokurator für die Dacia Apulensis hatte seinen Dienstsitz jedoch nicht in Apulum, sondern in Sarmizegetusa.[30][31] Der Statthalter, unter dem dieser Übergang vollzogen wurde, war Marcus Claudius Fronto, der dieses Amt von 168 bis 170 ausübte.

Baustruktur

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Ältere Bauphase des Praetoriums
(Photo: Adalbert Cserni, vor 1908)

Bereits Adalbert Cserni hatte in seiner Zeit 13.000 m² des Praetoriums freigelegt und dabei 263 verschiedene Räume und sonstige Baubefunde wie Flure, Höfen, Wege, Heizungsanlagen und Abwasserkanäle ermittelt. Durch die späteren Grabungen sowie insbesondere durch die Auswertung der Altgrabungen konnten mindestens zwei Bauphasen differenziert, jedoch keine absolute Chronologie erstellt werden. Die ältere Bauphase I unterscheidet sich in ihrer Ausrichtung und ihren Strukturen deutlich von der späteren. So erscheint in ihr eine wuchtige, elliptisch verlaufende Mauer, die von Cserni noch als mögliches Amphitheater (siehe weiter unten) interpretiert worden war. Es erscheint fraglich, ob es sich bei der Bauphase I um ein direktes Vorgängergebäude des Praetoriums handelt. Alfred Schäfer ging vielmehr von einer fragmentierten und kleinteiligen Bebauung des Geländes aus, die anlässlich der Errichtung des Praetoriums großflächig niedergelegt worden sei. Sie könne aufgrund des verwendeten Baumaterials und der Funde auf jeden Fall als römerzeitlich angesprochen und in das frühe zweite Jahrhundert datiert werden. Die nachfolgende Bauphase II, deren Beginn als spättrajanisch/frühhadrianisch datiert wird, differenzierte Schäfer nicht weiter, da die Beschreibungen der von ihm ausgewerteten Altgrabungen zu summarisch seien. Eine künftige weitere Differenzierung auf der Grundlage neuer Befunde schloss er jedoch explizit nicht aus[32] und betont, dass die Heterogenität der Anlage den Eindruck vermittelten, diese könne zu verschiedenen Zeitpunkten aus einzelnen Baugruppen entstanden sein, die erst im Laufe der Zeit zusammengewachsen wären.[33] Viorica Rusu-Bolindeţ grub von 1992 bis 2003 und von 2007 bis 2018 in bislang archäologisch unberührten Bereichen, zuletzt jeweils rund 100 m südlich und südöstlich von Csernis und westlich von Bercius und Popas Grabungsflächen. Dabei legte sie rund 850 m² frei und identifizierte drei Bauphasen, die sie grob auf die Mitte des zweiten, das Ende des zweiten und die ersten drei Viertel des dritten Jahrhunderts datierte.[34]

Der auf den ersten Blick verwirrende Gebäudekomplex[35], den Cserni freilegte, weist auf den zweiten Blick durchaus eine gewisse Gliederung auf und ist bis auf den nördlichsten Gebäudeteil insgesamt streng in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Er scheint aus einem Guss errichtet worden zu sein, aber je nach der Bedeutung der einzelnen Baulichkeiten wurden unterschiedliche Qualitäten der Materialien und verschiedene Bautechniken verwendet. Beides könnte auf eine Mehrphasigkeit hinweisen, die aber im Nachhinein kaum noch geklärt werden kann. Gemeinsam ist den Mauerwerksbefunden die hauptsächliche Verwendung von regionalem Kalk- und Sandstein, während Ziegel nur relativ selten und nur in den höheren Bereichen des Aufgehenden benutzt wurden. Die Mächtigkeit des Mauerwerks variiert zwischen 35 cm und 75 cm.

Aufgrund der Uneinheitlichkeit der Raumnummerierungen Csernis nahm Schäfer eine vollständige Neuordnung vor und fasste die Räume örtlich in neun verschiedenen Baugruppen zusammen, die mit den Großbuchstaben A bis I gekennzeichnet sind.[36]

Baugruppe Beschreibung Grundriss
00000A Die Baugruppe A ist ein zweiflügeliger Komplex rechtwinklig zueinander verlaufender Raumfluchten in der südwestlichen Ecke des Praetoriums, der rund 30 Räume umfasst. Nach Osten hin ist er durch zwei Höfe von den Baugruppen B und D abgesetzt und im Süden durch eine mindestens 95 m lange Mauer abgeschlossen, die sich nach Osten hin fortsetzt und auch die südliche Begrenzung der Baugruppe D bildet. Die Abschlüsse nach Norden und Westen sind aufgrund der unvollständigen Freilegung nicht geklärt. Die Räume im Norden der Baugruppe (Raum 6 und Räume 101 bis 105) hatten Fußbodenbeläge in der Technik des Opus figlinum.[37] Der südlich anschließende 72 m² große Raum 7 besaß im Osten eine Apsis und war mit einem Hypokaustum versehen; in seiner westlichen Verlängerung (Raum 79) wurden Fragmente von rotem Wandverputz gefunden, sowie ein 286 Münzen umfassender Depotfund (siehe weiter unten). Die beiden Räume scheinen mit Ihrer Ost-West-Ausrichtung den Nordflügel unterteilt zu haben. Südlich davon wird die Innenaufteilung von 27 m lang gezogenen Korridoren (Räume 74 und 76) in Nord-Südausrichtung dominiert. Da im Korridor 76 ein der Göttin Epona geweihter Altar gefunden worden war,[Epi 6] käme auch eine Interpretation dieser Räumlichkeiten als Stallungen in Frage. Den Bereich zwischen den beiden Korridoren (Nummer 75) interpretierten Cserni und Schäfer als offenen Innenhof. Im Fußboden von Raum 67 wurde ein Depotfund aus 115 Silbermünzen entdeckt, dessen jüngste Prägungen sich auf Gallienus (260-268) datieren ließen. Der weiter südlich liegende Raum 69 diente vermutlich als Küche, dessen Einbauten 70 und 73 wohl eine Wasserstelle und einen Herd beinhalteten.[38] Thumb
00000B Baugruppe, die im Norden und Süden durch Höfe begrenzt wird und im Osten an die Baugruppen C und D anschließt, zu denen ein direkter Durchgang besteht. Nach Westen hin ist sie durch den südlichen Hof und einen weiteren Zwischenhof von der Baugruppe A abgesetzt. Lediglich die Nordwestecke ist nicht ganz klar, da dort bei den Grabungen die Gebäudegrenzen nicht erreicht wurden. Der Komplex besteht aus elf Räumen. Im Norden schließt er mit einer Raumflucht ab, die von dem hypokaustierten und mit Hohlziegelwänden beheizbaren, rechteckigen Raum 1 östlich in den mit einer Apsis versehenen Raum 25 übergeht. In beiden Räumen wiesen Fragmente von Gesimsen, Stuck und und bemaltem Wandputz auf eine aufwändige Gestaltung. Als Verbindung zu den südlichen Teilen der Baugruppe diente der oktogonale Raum 3, der ebenfalls mit einem Hypokaustum versehen und mit einem Bodenmosaik aus kleinen roten und schwarzen Ziegelplättchen ausgestattet war. Der sich südöstlich des Oktogons anschließende Bereich wurde nur zum Teil ausgegraben. Die quasi als gechlossener Block in Erscheinung tretenden Räume 4, 5, 11 und 12 waren allesamt mit Hypokausten und Bodenmosaiken ausgestattet. Ferner fanden sich dort Fragmente von Stuck und Freskomalereien, während der südöstliche Raum 28 nur mit einfachem Opus caementicium gestaltet war. Bei dem etwas abseits gelegenen Raum 10 scheint es sich um eine Küche gehandelt zu haben, wofür verschiedene Einbauten und Kanäle sowie Ascheschichten sprachen, aber auch die Funde von Gebrauchskeramik, Knochen und zweier Silberplatten.[39] Thumb
00000C Die Baugruppe C ist ein im Gesamtensemble zentral gelegener Baukomplex, der als Thermenbereich des Statthalterpalastes angesprochen wird. Zu den Baugruppen B und D, die mit C eine architektonische Einheit bilden, bestehen direkte Zugangsverbindungen, während die Baugruppen E, F und G, die ebenfalls an die Baugruppe C anschließen, nur indirekt angebunden und durch Höfe von diesem getrennt sind. Der Komplex gliedert sich in einen blockartig angeordneten Kernbereich mit einheitlichem Laufniveau, nahezu durchgängig hypokaustierten Räumen und massiveren Mauern (Räume 14-16, 19-21, 29, 41 und 43; die eigentlichen Thermen), sowie daran angegliederte weitere Räume mit unterschiedlichen Laufniveaus und teilweise dünnerem Mauerwerk (13, 18, 22-23, 30-36, 39, 44, 113-115, 221, 229, 232, 237-239). Davon enthielt Raum 33 einen 232 Münzen umfassenden Hortfund (siehe weiter unten). Im Kernbereich sind bis auf Raum 29 alle Räume mit Hypokausten ausgestattet, die Beheizung erfolgte vermutlich hauptsächlich vom Raum 21 aus, in dem sich zwei Praefurnia, ein Wasserkessel und weitere heiztechnische Installationen befanden. Unterschiedliche Formate der Ziegelpfeiler der Suspensura von Raum 19 weisen auf eine Reparaturphase hin. Die östlich an diesen Raum anschließenden, mit Ziegelplattenfußböden ausgestatteten, kleineren Räume 18 und 229 werden als Sudatoria gedeutet. Der Boden von Raum 16 war mit einem grünen und gelben Mosaik dekoriert, die südliche Apsis enthielt vermutlich ein Wasserbecken. Aus diesem Raum stammen etliche Luxus- und Schmuckartefakte sowie Fragmente von hochwertigem Wandputz. Östlich schließt sich der kreisrunde mit Marmor ausgestattete Raum 39 an, der als Laconium gedeutet wird und vermutlich von dem südlich angrenzenden Raum 44 aus beheizt wurde. Der 42 m² große Raum 29 ist die einzige nicht beheizte Räumlichkeit des zentralen Bereichs. Er dürfte als Frigidarium angesprochen werden, insbesondere auch, weil sich südlich die Kaltwasserbecken 41 und 43 anschlossen. Deren Brauchwasser wurde nach Südosten abgeleitete und diente zur Spülung der Latrine 109.[40] Thumb
00000D Die Baugruppe D schließt südlich an den Thermenkomplex an. Im Westen ist sie durch die Baugruppen B und A, im Osten durch einen großen Hof und im Süden durch die Südmauer des Praetoriumskomplexes eingegrenzt. Der Aufbau der Baugruppe wird durch den langen, beheizten Flur 55/26 vorgegeben, dessen Laufniveau 45 cm über dem der anschließenden Räume liegt. Östlich neben ihm verläuft der unbeheizte Korridor 36/88/87, der im Norden durch Raum 56 verschmälert wird. Beide Flure/Korridore sind nordsüdlich ausgerichtet. Östlich schließt sich ein Block mit zehn Zimmern an (27, 47, 49-52, 54 89-91), von denen die Hälfte mit Hypokausten ausgestattet ist (27, 50/51, 54 und 89). Längs der westlichen und südlichen Wand verläuft der Kanal 107 (nicht im Bild), der in einem Abwassersammler bei Baukomplex C mündet. In Raum 49 wurde ein Mauervorsprung identifiziert, der als Tisch gedient haben könnte. Raum 52 besitzt einen Ziegelfußboden und einen Durchgang zu dem nur teilweise ergrabenen Raum 53 (nicht im Bild). Aufwendig gestaltet ist der hypokaustierte Raum 54, der einen Mosaikfußboden besitzt und in dem sechseckige Formziegel und Bruchstücke von bemaltem Putz gefunden wurden. Am südlichen Rand des Bauklomplexes liegen die Räume 59, 92 und 93. Davon war Raum 59 beheizbar. In der Südwestecke des Raums 94 wurde ein Depot mit 255 silbernen Münzen entdeckt, die zwischen Septimius Severus (193-211) und Aurelian (270-275) geprägt worden waren. Östlich abseits und vom Grundriss her ein wenig auffälig liegt Raum 95, der über einen Boden aus Marmor verfügte und an dessen Enden jeweils ein Sockel aufgestellt war. Von Cserni wurde dieser Raum als Heiligtum interpretiert.[41] Thumb
00000E Im Osten der Thermen liegt, etwas vereinzelt und nicht direkt mit den anderen Baugruppen verbunden, die Baugruppe E, deren östliche Grenze bislang nicht erreicht werden konnte. Nach Norden, Süden und Westen ist sie durch Höfe und Gassen von den anderen Baugruppen abgegrenzt. Sie besteht aus zwei rechtwinklig angeordneten Flügeln, deren nördlicher ostwestlich und deren westlicher nordsüdlich verläuft. Der nördliche Flügel umfasst die Räume 246-250 und 252, der westliche die Zimmer 226, 228, 230-232, 248 und 266. Das gesamte Gebäude liegt etwas tiefer als die anderen Baugruppen, das Mauerwerk ist mit 20 cm bis 65 cm etwas dünner und mit rötlichem Mörtel verfugt. Der mit einem Hypokaustum versehene Bereich 246/247 wurde aufgrund seiner Form und der seitlichen Bänke 247 von Cserni als mögliches Mithraeum angesprochen, dessen Zugang von Osten her über den Vorraum 249 erfolgte, in dem sich eine stehende Bronzestatue befand, von der noch ein Calceus geborgen werden konnte. Ein weiterer Kultbezirk wurde im Westflügel vermutet, da im Raum 228 ein Minerva-Altar[Epi 7] und im Raum 232 ein Nemesis-Altar[Epi 8] gefunden wurden. In Raum 226 befanden sich zwei rot verputzte Wasserbecken, der hypokaustierte Raum 266 besitzt nach Osten hin eine Apsis. Nach Süden hin abgeschlossen wird der Komplex durch den 20,20 m² großen Raum 232, den größten des Westflügels.[42] Thumb
00F und G
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Baugruppe F
Die Baugruppe F (Räume 210-219, 223-225, 204, und 242-245) liegt nordöstlich der Thermen. Sie wird im Norden durch eine Gasse von Baugruppe H abgegrenzt, grenzt im Osten an die Baugruppe I und einen Hof, im Süden an Baugruppe E und einen Hof und im Westen an Baugruppe C, einen Hof und eine Gasse. Das Bauwerk erscheint in einem Guss und wurde aus großen Steinen konstruiert, die in höheren Bereichen mit Ziegeln durchmischt waren. Auf den einen Meter hohen und 60 cm bis 90 cm breiten Fundamenten ruht im Aufgehenden 50 cm bis 70 cm breites Mauerwerk. Aufgrund eines in Raum 214 gefundenen Inschriftensteins[Epi 9] kann der Komplex (zumindest teilweise) als Schola (Versammlungsort) der statthalterlichen Speculatores (hier i.S.V. Geheimpolizei) angesprochen werden.

Die Baugruppe G ist die kleinste Baugruppe des Statthalterpalastes. Sie wurde nicht vollständig ausgegraben, ihr westliches Ende wurde nicht erreicht. Von den restlichen Baukomplexen ist sie abgegrenzt. Lediglich mit ihrer Südostecke stößt sie an Baugruppe C an, von Baugruppe F ist sie durch eine Gasse getrennt. Sie umfasst die Räume 204-209 und 233/234. Unter einem Wasserbecken im Raum 204 begann der Kanal 202 (nicht im Bild), der den Gebäudeteil nach Norden hin entwässerte. Auch bei den Räumen 205 und 208 scheint es sich um Wasserbecken resp. Zisternen gehandelt zu haben.[43]

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Baugruppe G
00000H Die Baugruppe H (Räume 257 bis 263) unterscheidet sich durch eine leicht aber doch deutlich geänderte Ausrichtung der Mauern und eine sehr deutliche räumliche Trennung von den übrigen Baukomplexen. Ihre westliche, nördliche und östliche Begrenzungen wurden archäologisch nicht erfasst. Durch breite Gassen ist sie deutlich von den Baugruppen F, G und I abgesetzt und besitzt dadurch eine isolierte Lage. Der Zugang erfolgte von Süden her über eine Treppe durch die Ädikula 257 zu Raum 258, von dem aus es über eine weitere zweistufige Treppe in den schmalen Flur 259 weitergeht. Von diesem aus können östlich die hypokaustierten Räume 261 und 262, sowie die nicht beheizbaren Räumlichkeiten 260 und 263 erreicht werden. Raum 260 ist mit einer Grundfläche von 144 m² der größte dieser Baugruppe. Seine Mauern bestehen aus Natursteinen und sein Fußboden aus kleinen, knöchelförmigen Ziegeln. Unter dem Fußboden konnten Terra-Sigillata-Schüsseln, Glasgefäße, eine Öllampe und ein bronzener Zirkel geborgen werden. Der Baukomplex wurde nach Süden hin über die Kanäle 264 und 265 (nicht im Bild) in den Hauptkanal 201 (ebenfalls nicht im Bild) entwässert.[44] Thumb
00000I Die Baugruppe I (Räume 235/236, 241, 251 und 253 bis 256) grenzt östlich an die Baugruppe F an und wird im Norden durch eine breite Gasse von Baugruppe H und im Süden durch einen Hof und eine Gasse von Baugruppe E getrennt. Das vollständige nordöstliche Ende wurde bei den Ausgrabungen nicht erreicht. Beherrscht wird der Baukomplex von dem über 263 m² großen Raum 251, der nach Süden hin deutlich aus der Baugruppe herausragt. Da sein Abschluss im Süden mit säulenbesetzten Mauerverstärkungen versehen ist, interpretierte Cserni das Gebäude als Tempel. Nach jüngeren Untersuchungen könnte es sich aber eher um die Portikus einer repräsentativen Eingangshalle handeln, deren Zugang von der südlich verlaufenden Gasse aus gewährleistet gewesen wäre. Der Befund 235 in Raum 236 scheint ein großes Wasserbecken in Form eines Impluviums gewesen zu sein, das über einen nach Norden führenden Kanal (nicht im Bild) entwässert wurde.[45] Thumb

[36][34][46][47]

Datierung

Im Jahr 2009 wurden von Cristian Găzdac, Viorica Suciu und Ágnes Alföldy-Găzdac insgesamt 862 Fundmünzen aus dem Praetorium consularis untersucht. Davon stammen 286 bzw. 232 aus zwei Depotfunden und 344 sind Einzelfunde aus allen Bereichen des Bauwerks. Die Gesamtmenge entspricht 54 % aller untersuchten Münzen aus Apulum, denen ganze 46 Münzen aus dem Legionslager entgegenstehen, was 3 % der Münzfunde entspricht und von dem deutlichen Wohlstandsunterschied zwischen den Klassen der römischen Gesellschaft zeugt. Die Münzreihen verteilen sich wie folgt:[48]

344 Einzelmünzen aus allen Bereichen des Praetoriums consularis
Weitere Informationen Summe ...
Depotfund mit 286 Münzen aus Raum 7
Weitere Informationen SUMME ...
Hortfund mit 232 Münzen aus Raum 33
Weitere Informationen Summe ...

Zivilsiedlungen

Für Apulum gilt die Besonderheit, dass sich gleich zwei, räumlich und vielleicht auch von der Entstehung her zeitlich voneinander getrennte zivile Siedlungsbereiche entwickelten, das Municipium Septimium Apulense (auch Apulum II genannt) rund um das Legionslager und das zwischen ersterem und dem Fluss Mureș im Süden liegende Municipium Aurelium Apulense, das später zur Colonia Aurelia Apulensis erhoben wurde und auch Apulum I genannt wird. Das Municipium Septimium Apulense umfasste 25 bis 30 Hektar, die Colonia Aurelia Apulensis zu ihrer Blütezeit 75 Hektar.

Canabae legionis und Municipium Septimium Apulense (= Apulum II)

Rund um das Legionslager bildeten sich die Canabae legionis, die zivile Siedlung des Lagerkomplexes, in dem sich Teiles des Trosses, Angehörige der Soldaten und diverse Dienstleister, wie Händler, Handwerker, Gastwirte und Prostituierte niederließen. Diese Canabae umschlossen im Laufe der Zeit annähernd kreisförmig das gesamte Legionslager und entwickelten mehr und mehr einen urbanen Charakter. Zwischen 193 und 211 wurden der südliche Teil dieser Siedlung schließlich von Septimius Severus zum Municipium Septimium Apulense erhoben, während der östliche, nördliche und westliche Teil der Canabae weiterhin als solche bestehen blieben.[49][Geo 12][Epi 10][50][51][52] In diesem weitläufigen, auch als Apulum II bezeichneten, zivilen Bereich des Apulum-Komplexes gelangen zahlreiche archäologische Entdeckungen, die den großstädtischen Charakter belegen, den diese Siedlung im Laufe der Zeit angenommen hat.[53]

Befunde und Funde östlich des Legionslagers
  • Ein großes, komfortables und repräsentatives Gebäude liegt unmittelbar vor der Nordwestecke des Praetoriums und rund 300 m östlich des Legionslagers.[Geo 13] Es wurde 2021 von der Archäologin Anca Timofan vom Muzeul Național al Unirii auf dem Gelände der Wirtschaftshochschule „Dionisei Pop Marţian“ in der Strada Octavian Goga 11 ausgegraben. Dabei wurde ein Bauwerk freigelegt, dessen Räume um ein Atrium und einen offenen, mit Kies belegten Innenhof angeordnet waren. Einer der Räume verfügte über ein Hypokaustum mit daneben liegendem Praefurnium. Solche Häuser wurden in der Regel nur von wohlhabenden Familien oder hochrangigen Beamten der Militärverwaltung bewohnt. Die Fundamente und Teile des aufgehenden Mauerwerks sind noch weitgehend erhalten. Die Fundamente bestehen aus vermörtelten Kalk- und Sandsteinen, das Aufgehende aus Opus latericium (ziegelverkleidetes Gussmauerwerk). Zum Teil wurde zu dekorativen Zwecken Opus spicatum eingesetzt. Das Fundmaterial war umfangreich und hochwertig. Es bestand aus Keramik, verzierten Öllampen (darunter eine mit dem Stempel des COMES), Mortaria, Fibeln, Armbändern, Haarnadeln, Fragmenten von Glasgefäßen, Eisennägeln und anderen Metallartefakten, Knochen, den Fragementen eines Mahlsteins und Münzen (darunter eine der Faustina der Jüngeren aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts). Die Funde lassen darauf schließen, dass das Gebäude von der zweiten Hälfte des zweiten bis zur ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts genutzt wurde.[54]
    Ein weiteres Gebäude befindet sich auf Höhe der Strada Decebal 25, rund 250 m nördlich des Praetoriums und rund 200 m östlich des Legionslagers.[Geo 14] Es wurde 2005 im Rahmen einer Rettungsgrabung entdeckt und besteht aus mit Opus caementicium gebundenen Flusssteinen. Es umfasst mehrere Räume die hypokaustiert waren. Von der Suspensura konnten noch 77 Ziegelpfeiler identifiziert werden, ferner Teile des mit Opus signinum bedeckten Fußbodens sowie das Praefurnium des Bauwerks.[55][56]
  • Bei Präventivgrabungen im Jahr 2005 auf dem Grundstück der Strada Dimitrie Cantemir 3[Geo 15] wurde der Grundriss eines Gebäudes sowie das Teilstück einer römischen Straße entdeckt. Die Fundstelle befindet sich knapp 600 m südlich des Gouverneurspalastes und rund 250 m östlich der Südostecke des Legionslagers. Das römerzeitliche Stratum war stark gestört, da das Gebäude in der Neuzeit nahezu vollständig abgetragen und seine Steine vermutlich zum Bau der Zitadelle Alba Carolina verwendet worden waren. Die Straße wurde als möglicher Decumanus in Verbindung zu einem anzunehmenden Cardo zwischen dem Legionslager und der Colonia Aurelia Apulensis angesprochen.[57]
Befunde und Funde südlich des Legionslagers

Die römischen Befunde in diesem Bereich befinden sich stellenweise über bronzezeitlichen Siedlungsresten.

  • Unmittelbar südlich der Saint Stephani Bastion der neuzeitlichen Vauban-Festung Alba Carolina vorgelagert fand sich nördlich und südlich des Bulevardul Încoronării eine Fund- und Befundagglomeration um die Thermen bzw. um eine der Thermen Apulums.[Geo 16] Leider war der Erhaltungszustand der Befunde dort äußerst dürftig, da diese entweder in nachrömischer Zeit durch Bauarbeiten oder neuzeitlich durch landwirtschaftliche Aktivitäten massiv gestört worden waren. Zudem waren die Mauern aus Kalkstein- oder Sandsteinblöcken durch das feuchte Bodenklima im Laufe der Zeit äußerst brüchig geworden, so dass von Vielem nur noch die Grundrisse stratigraphisch nachgewiesen werden konnten. Nach der Klassifikation von Inge Nielsen handelt es sich bei den Thermen um den Typus der Thermalbäder mit parallel angeordneten Räumen (früher auch als Ringtypus bezeichnet), einen in den römischen Provinzen weit verbreiteten Thermentyp, der in der Regel bescheidene Ausmaße hatte und sich durch die Anordnung beheizter und unbeheizter Räume in zwei getrennten Reihen auszeichnet.[58] Einer der Räume, vermutlich ein mit einer Apsis versehenes Caldarium, war mit Wandmalereien und Stuck verziert, von denen einige Fragmente erhalten werden konnten. In Dakien sind solche Bädertypen unter anderem aus dem Vicus des Kastells Slăveni und aus Buridava bekannt.[59]
    Im selben Bereich zeigten die Untersuchungen einige interessante Aspekte des Straßennetzes der römischen Stadt. So wurde der Verlauf einer in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Straße identifiziert, vermutlich ein Cardo, der von Mauern gesäumt war, die zu Wohnhäusern an der Straßenseite gehörten. Ein römischer Brunnen und antike Schichten, die durch frühmittelalterliche Eingriffe beeinträchtigt worden waren, wurden 1995 im Garten des Hauses Strada Cetății 2 entdeckt.[Geo 17] Die römischen Siedlungsablagerungen waren dort 32 cm mächtig. Im unteren Bereich der darüber liegenden heutige Humusschicht fanden sich die römischen Funde (Felsbrocken, Ziegel, Eisennägel, Töpfe, Schüsseln, Teller, Becher, Schalen und Amphoren) teilweise mit frühmittelalterlicher Keramik des 10. Jahrhunderts vergesellschaftet. Unmittelbar südwestlich des Kreuzungsbereichs Bulevardul Încoronării/Strada Izvorului wurden bei Präventivgrabungen zwei Siedlungshorizonte des 2. bis 3. Jahrhunderts nachgewiesen.[Geo 18] Dabei wurde ein Grubenhaus entdeckt, über dem sich ein zweites, gemauertes römisches Haus befand. Ferner fanden sich zwei Vorratsgruben in Form von Kegelstümpfen, deren genaue Datierung derzeit noch schwierig ist. Die archäologischen Untersuchungen insgesamt belegen eine intensive römerzeitliche Besiedlung des südwestlich des Legionslagers gelegenen Plateaus sowie die Ausdehnung der frühmittelalterlichen Siedlung bis zum Gräberfeld Dealul Furcilor (siehe weiter unten).[60]
  • Römische Befunde wurden im Bereich des Ravelinul Sf. Francisc De Paola festgestellt.[Geo 19] Das Ravelin des Heiligen Franz von Paola befindet sich im Südosten der Vauban-Festung, zwischen den Bastionen des Eugeniu de Savoia (Eugen von Savoyen) und der mittelalterlichen Bastion des Heiligen Stephanus (auch Bastion des Generals Stephan von Steinville), 135 m südlich des rechten Haupteingangs des Lagers der Legion XIII Gemina, und umfasst eine Fläche von rund 8346 m². In den Profilen zeigte sich das Vorhandensein einiger Befunde aus römischer Zeit (Mauern, Pflasterreste, Gruben, bemalter Putz) sowie ein reichhaltiges archäologisches Inventar (Keramikfragmente, römisches Glas, Nadeln, Nägel, Knochen und Kleinbronzen). Dies weist darauf hin, dass das römische Siedlungsniveau des Ravelins erhalten geblieben und nicht von den neuzeitlichen Festungsbaumaßnahmen beeinträchtigt worden war. Der wichtigste Befund war ein römisches Gebäude mit mehreren Räumen, die verschiedene Bauphasen erkennen ließen. Das Mauerwerk bestand aus Opus mixtum: Auf die Basis aus Kalkstein- und grünlichen Sandsteinblöcken, die mit Mörtel verbunden waren, folgen Ziegelsteine. An einer der Mauern fanden sich Spuren von polychrom bemaltem Putz. Der Boden im angrenzenden Raum bestand aus weißen Marmorplatten, die in eine Schicht aus Opus signinum eingebettet waren. An der Außenseite des römischen Gebäudes wurden zwei Schichten von Pflasterungen aus großen grünlichen Sandsteinplatten entdeckt. Das Fundmaterial weist auf mehrere Siedlungsphasen, die Münzreihe reicht von einem Sesterz des Antoninus Pius (138–161), über Denare der Iulia Maesa (218–224), des Elagabal (222), der Sallustia Barbia Orbiana (225–227), des Severus Alexander (233–235), des Gordian III. (241–243), bis zu Antoninianen des Philippus Arabs (244–247) und der Cornelia Supera (253).[61]
  • Eine Halle mit Wandbemalung und Hypokaustum wurde 2003 am Bulevardul Încoronării identifiziert.[Geo 20] Die große Halle mit prächtigen Stuckmalereien und einer Hypokaustum-Anlage im Untergeschoss war kein Einzelfund, sondern Teil eines Ensembles aus verzierten Monumentalbauten, von denen heute jedoch nichts mehr erhalten ist. Die Halle wies mehrere Bauphasen auf und war vermutlich nach einem Einsturz aus ursprünglich zwei kleineren, nicht hypokaustierten Räumen zu einer großen Halle zusammengefasst worden. Die Böden bestanden aus Opus signinum, in den Ziegel in Form von Achten oder Rhomben gebettet waren. Polychrom mit Pflanzendekoration bemalter Wandputz war unter anderem mit Zinnoberrot und Ägyptisch Blau gestaltet, zwei Farben, die in der römischen Malerei selten und für Dakien sogar singulär sind.[60]
  • Im Bereich der Strada Daliei fanden sich bei den Untersuchungen 2003/2004 großflächig auf insgesamt über 8500 m² sehr komplexe Befundsituationen vor, deren Schichten bis in die frühe Bronzezeit zurückreichten. Auf diese folgten noch Befunde der mittleren Bronzezeit (Siedlung der Wietenberg-Kultur) sowie der frühen und mittleren Hallstattzeit (Siedlung der Bessarabien-Kultur). Die römischen Kulturschichten ließen sich dem 2. und 3. Jahrhundert zuordnen. Darin befand sich unter anderem der Weihestein des Freigelassenen SEPTIMIVS ASCLEPIVS HERMES für die TERRAE MATRI vom Beginn des dritten Jahrhunderts,[Epi 11] der einem ähnlichen Stein aus dem Norden der Colonia Aurelia Apulensis entspricht (siehe weiter unten, Abschnitt Befunde und Funde außerhalb der Stadtmauer).
    Insgesamt zeigten sich folgende Befunde:
    1. Ein Holzgebäude in der südöstlichen Ecke des Untersuchungsareals, das auf Grundlage des geborgenen Fundmaterials zwei zeitlich versetzte Siedlungsphasen vermuten lässt, die vom 2. Jahrhundert bis möglicherweise in die Regierungszeit des Decius reichen. Diese Datierungen stützen sich auf den Fund von vier Münzen, die mit Severus Alexander (222–235) beginnen, über Gordian III. (241–243) reichen und mit eben Decius enden.
    2. Im Westen des Areals befindet sich ein weiteres zerstörtes Gebäude, in dem sich neben grauer Provinzkeramik ein Porträt aus Kalkstein befand, dessen Stilmerkmale auf das 3. Jahrhundert verweisen.
    3. Ein weiterer, gut erhaltener Wohnkomplex, der aus zwei Bauphasen besteht und aus Ziegeln konstruiert war. Die erste Phase umfasst ein Gebäude mit mindestens zwei Räumen aus Ziegeln aus der Werkstatt des Publius Aelius Ter(tius?, erentianus?), die in Apulum von der hadrianischen Zeit bis zum Ende der römischen Okkupation belegt ist. In der zweiten Bauphase wurde eine Reduzierung auf einen einzigen Raum vorgenommen, dessen Wände aus sekundär verwendeten Ziegel- und Fliesenfragmenten der ersten Phase bestanden. Chronologisch wird eine gestaffelte Entwicklung vom 2. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts vermutet.
    4. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war das Municipium von einer Umfassungsmauer umgeben, die an der Nordseite des Areals in mehreren Sondierungsschnitten erhalten war und die aus mit Mörtel verbundenen Ziegel- und Steinfragmenten bestand.
    5. Gut erhaltener Töpferofen, der Rost- und Brennöffnung umfasst.[Geo 21][62]

Anhand des Keramikinventars lässt sich in den nachrömischen Schichten eine Siedlung des 4. bis 6. Jahrhunderts vermuten. Weitere Befunden deuten entweder auf eine Ausdehnung dieser Siedlung bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts hin oder, was wahrscheinlicher scheint, auf eine neue Siedlungsschicht, die ins 7./8. Jahrhundert datiert werden kann.

Befunde und Funde unmittelbar an der Strada Izvorului
  • Auf dem Grundstück des Hauses Strada Izvorului 1[Geo 22] fanden sich Spuren von mindestens drei Häusern und drei Hütten. Die Häuser waren allesamt römisch, von den Hütten waren zwei römisch und eine mittelalterlich. Auch zwei teilweise zerstörte römische Brandgräber wurden dort identifiziert. Die Wohnhäuser waren aus mörtelgebundenen Flusssteinen konstruiert. Auf Grundlage des geborgenen Fundmaterials lassen sie sich zwischen der Mitte des 2. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts datieren. Es gab keine geschlossene mittelalterlicher Kulturschicht, lediglich vereinzelte Siedlungsspuren, die auf das 10. bis 11. Jahrhundert datiert werden konnten.
    Auf dem gegenüberliegenden Grundstück Strada Izvorului 2a[Geo 23] befand sich eine durchgehende römische Schicht aus dem 2. und 3. Jahrhundert, jedoch keine Spuren von Bauwerken. Die vereinzelten Funde bestehen aus Keramik- und Ziegelfragmenten sowie Steinen.[63]
  • Auf dem Gelände des Hauses Strada Izvorului 9a[Geo 24] belegten die Untersuchungen das Vorhandensein archäologischer Schichten, die auf eine römische Besiedlung an diesem Ort hinweisen, die wahrscheinlich in zwei Phasen erfolgte. Dies wird durch die Entdeckung eines Grubenhauses gezeigt. In der Nähe befindet sich ein möglicher Brunnen. Die beiden Komplexe werden teilweise durch den Verlauf einer Mauer überlagert, von der nur noch ein kleiner Teil erhalten ist. Auch auf einer zweiten untersuchten Oberfläche in diesem Bereich wurden Spuren von Mauern, eines Grabens und zweier Gruben freigelegt. Das Fundmaterial stammt komplett aus römischer Zeit.[64]
  • Die römische Besiedlung auf dem Grundstück Strada Izvorului 19[Geo 25] wird durch ein Grubenhaus, ein weiteres Gebäude mit abgesenktem Boden, einem Brunnen und einer Abfallgrube präsentiert. Das Fundmaterial besteht aus römischen Keramikfragmenten und Knochen. Die Befunde wurden durch zwei frühmittelalterliche Gräber des 10. Jahrhunderts überlagert.
  • Auf dem Gelände des Hauses Strada Izvorului 23[Geo 26] befand sich eine römische Siedlungsschicht des 2. bis 3. Jahrhunderts, bestehend aus einem Grubenhaus, einem weiteren, kreisförmigen Komplex sowie Tegula-Fragmenten des Daches einer weiteren, oberirdischen Behausung.[65]
Befunde und Funde westlich des Legionslagers
  • Eine Villa suburbana (Vorstadtvilla) lag auf dem Grundstück der Strada 9 Mai 8.[Geo 27] Ihr Fundament und ein kleiner Teil des aus Flusssteinen und Mörtel konstruierten Aufgehenden sind noch erhalten. Die in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Mauern messen 5,9 m mal 9,5 m (= 56 m²) und sind zwischen 0,5 m und 0,6 m dick. Zum Fundmaterial gehört das Fragment einer Marmorstatue, die eine weibliche Gottheit darstellt, mehrere Bronze- und Silbermünzen, deren jüngste aus der Zeit des Balbinus (238) stammt, ein Bronzering, Glasperlen, sowie eine große Menge Keramik.
  • Ein von einer frühmittelalterlichen gepidischen Nekropole überlagertes römisches Haus befindet sich auf dem Grundstück der Strada 9 Mai 10.[Geo 28] Darin wurde auch der Weihestein des Aelius Proculus gefunden.[Epi 12]
  • Häuser und weitere Befunde aus der Zeit des 2. bis 3. Jahrhunderts wurden im Parcul Unirii (Unionspark) identifiziert.[Geo 29] Der Befundkomplex setzt sich aus vier oberirdische Wohnhäusern, drei Scheunen, 32 Vorrats- und Versorgungsgruben sowie neun Zisternen und Brunnen zusammen. Die archäologischen Untersuchungen bestätigten, dass sich die Befunde im Bereich der ehemaligen Canabae des Lagers der Legio XIII befanden und hier Personen lebten, die soziale oder wirtschaftliche Verbindungen zum Militärlager unterhielten.[66]
  • Römerzeitliche Befunde auf dem Geländes des Colegiul Național Horea, Cloșca și Crișan[Geo 30] waren zu Untersuchungsbeginn teilweise schon durch moderne Bauwerke (Gewächshaus, Abwasseranlage, Asphaltsportplatz) erheblich gestört. Die noch freigelegten archäologischen Komplexe bestanden aus römischen Wohnhäusern und Hütten, von denen einige mehrere Bauphasen aufwiesen und in der Technik des Opus incertum konstruiert waren.[67]
Befunde und Funde längs der Strada Aurel Vlaicu
  • Die bisherigen archäologischen Untersuchungen ergaben auf dem Grundstück Strada Aurel Vlaicu 6,[Geo 31] dass dort die Befunde aus römischer Zeit eher zu Gebäuden vom Vorstadtvillentypus gehören, deren Dichte deutlich geringer ist als die der Gebäude innerhalb der römischen Städte. So findet sich zwar eine Laufschicht aus römischer Zeit, jedoch ohne Artefakte.[68]
  • Ein römisches Gebäude auf dem Grundstück Strada Aurel Vlaicu 20[Geo 32] weist eine Holzbauphase und zwei Steinbauphasen auf.[69]
  • Östlich des Hotels Cetate entlang der Aurel-Vlaicu-Straße[Geo 33] wurden vier Gebäudesubstruktionen aus Flusssteinen freigelegt, eine mit Spuren eines Hypokaustums, sowie eine Versorgungsgrube, alle aus römischer Zeit. Unter dem Fundmaterial befindet sich ein Altar und mehrere andere Artefakte mit plastischen Verzierungen und Beschriftungen.[Epi 13][70]
Befunde und Funde nördlich des Legionslagers
  • Auf dem Grundstück Calea Moților 57[Geo 34] wurden 1999 unter einer bis zu 20 m dicken Brandschicht eine römische Fundschicht mit Keramik, Lampenfragmenten und Knochenfragmenten mit Bearbeitungsspuren gefunden. In diese Schicht eingetieft war ein Gebäude aus Ziegeln und Lehm, aus dessen Inneren Glasgefäße, Knochenwerkzeuge und Ziegel mit dem Stempel LEG XIII GEM gefunden wurden. An anderer Stelle befand eine römische Hütte mit mehreren übereinanderliegenden Wohnschichten, darin Knochen- und Metallfragmente, Lampen, Keramik und verzierte Glasscherben. In einer Grube schließlich wurde eine Münze des Marcus Aurelius (161–180) gefunden.
  • In dem auf der anderen Straßenseite gegenüber liegenden Grundstück Calea Moților 66a[Geo 35] wurden 2007 römische und frühmittelalterliche Gräber sowie eine römische Erdbehausung mit zwei Wohnebenen freigelegt, die mit einem Lehmofen ausgestattet war. Die erste Ebene ist charakteristisch für die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts, die zweite für das erste Viertel des 3. Jahrhunderts. Aus dem Komplex stammt umfangreiches Fundmaterial: Keramik, darunter Terra Sigillata, Denare des Hadrians (117–138) und des Elagabals (218–222), ein Sesterz des Commodus (180–192), ein Bronzespatel, eine Bronzestatuette des Fruchtbarkeitsgottes Priapus, der Sockel einer Terrakottastatuette der Venus, etliche Haar- und Nähnadeln sowie ein Ziegel mit dem Aufdruck AEL. Über dieser Behausung wurde ein neues Gebäude errichtet, das auf das zweite Viertel des 3. Jahrhunderts datiert wird.[71][72]
  • Südlich des Hauses Strada Septimius Severus 39[Geo 36] hatten Mihai Bărbulescu und Daniela Ciugudean schon 1982 ein Areal mit römischen Gebäuden des 2. und 3. Jahrhunderts freigelegt. Die Untersuchungen des Jahres 2004 wiesen zwar die Existenz einer römischen Kulturschicht nach, es fanden sich jedoch keinerlei Spuren von Bebauung, wenn mal einmal von dem massenhaften Vorkommen an losem Baumaterial (Ziegel und Dachpfannen) absieht. Das Fundmaterial war darüber hinaus sehr vielfältig und setzte sich aus Töpfen, Schüsseln, Tellern, Gläsern (rund 100 Fragmente), Deckeln, Fragmenten von Amphoren, Fragmenten von acht Öllampen, Mörsern und Luxuskeramik wie Terra Sigillata lokaler und importierter Provenienz zusammen. Daneben fanden sich große Mengen Knochen (darunter 23 Knochennadeln) von Rindern, Schafen, Schweinen und Vögeln.[73]
  • Befunde auf dem Grundstück des Hauses Strada 9 Mai 10:[Geo 37] Da in der Nähe bereits besonders reichhaltige römische Befunde und Funde entdeckt worden waren, war eine archäologische Voruntersuchung erforderlich, die in den Jahren 2005 und 2006 vorgenommen wurde. Es konnte eine Struktur aus graugrünen Sandsteinplatten freigelegt werden, die im Südwesten durch eine mit Mörtel verbundene Struktur aus Flusssteinen begrenzt wird. Die Befunde bestanden aus dem Boden und den Mauerfundamenten eines römischen Hauses, das durch Steinraub und moderne Überbauung stark gestört war.[74] Das Haus wurde als möglicher Teil einer Villa suburbana angesprochen. Die im Inneren des Hauses geborgenen Funde bestanden aus Keramik, Nägeln, Münzen, Glasperlen und Bronzeteilen. Hervor stach das Fragment des Kopfes einer Votivstatue aus Marmor, möglicherweise ein Abbild der Diana. Im Außenbereich des Hauses befanden sich Dachziegel, Bronze- und Silbermünzen, Teile militärischer Ausrüstung, eine Schwertscheide und ein Bronzering.[75]
Datierung

Im Jahr 2009 wurden von Cristian Găzdac, Viorica Suciu und Ágnes Alföldy-Găzdac insgesamt 374 Fundmünzen aus dem nördlichen Zivilbereich untersucht. Dabei wurde zwischen Canabae (228 Münzen) und Municipium (146 Münzen) differenziert. Die Münzreihen verteilen sich wie folgt:[76]

228 Münzen aus den Canabae legionis
Weitere Informationen Summe ...
146 Münzen aus dem Municipium Septimium Apulense
Weitere Informationen Summe ...

Municipium Aurelium Apulense / Colonia Aurelia Apulensis (= Apulum I)

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Nennung Chrysopolis (252)
FO: Colonia Apulensis, Forum
AO: Muzeul Național al Unirii
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Schematischer Grundriss Apulum I

Apulum I liegt im Stadtteil Partoș, im Süden der Stadt Alba Iulia. Während Apulum II sich spontan und unregelmäßig aus den Canabae legionis entwickelt hat, scheint Apulum I planmäßig angelegt und ummauert worden zu sein, wenngleich es sich wohl aus einem Pagus der Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa entwickelt hat, wie die Grabinschrift des Dekurionen Sentius Flaccinus zeigt.[Epi 14][77] Die Stadt erstreckte sich zwischen dem Gräberfeld Dealul Furcilor im Norden und dem Fluss Mureș im Süden und besaß eine Stadtmauer, die einen langrechteckigen Grundriss aufwies. Sie erstreckte sich mindestens über 400 m mal 1000 m, was einer geschlossenen Siedlungsfläche von 40 Hektar entspricht.[Geo 38][78] Nach 160 wurde sie unter Marcus Aurelius zum Municipium Aurelium Apulense ernannt[Epi 15] und zwischen 180 und 192 unter Commodus zur Colonia Aurelia Apulensis erhoben.[Epi 16] Im Jahr 252, unter Volusianus (251–253) trug sie laut einer Inschrift den Ehrennamen Chrysopolis (Goldstadt).[Epi 17]

“Imp(eratori) Caes(ari) C(aio) Vibio / Afinio Gallo Vel/dumniano Volu/siano P(io) F(elici) Aug(usto) pon/tif(ici) max(imo) trib(unicia) pot(estate) / II patr[i pa]triae / co(n)s(uli) II proco(n)s(uli) / ordo col(oniae) Aur(eliae) Ap(ulensis) Chr/ysop(olis) Numini eius / d(edicavit)”

„Dem Kaiser Gaius Vibius Afinius Gallus Veldumnianus Volusianus Pius Felix Augustus, oberster Priester, zum zweiten Mal im Besitz der tribuzinischen Gewalt, Vater des Vaterlands, zum zweiten Mal Konsul, Prokonsul, hat der Verwaltung der Colonia Aurelia Apulensis Chrysopolis (dies) in seinem Namen geweiht.“

AE 1989, 00628, datiert 252

Die antiken Ruinen von Apulum I wurden Jahrhunderte lang systematisch geplündert und zerstört und dienten vom Mittelalter bis in die Neuzeit als Baumaterial. Heute befinden sich die Reste der Ruinen unter den modernen Gebäuden oder auf den landwirtschaftlichen Flächen der Umgebung. Im Gelände selbst ist nichts mehr zu sehen.

Die Stadt respektive ihre Ummauerung weisen drei Bauphasen auf. Eine Holz-Erde-Mauer war die früheste Befestigungsanlage. Diese Anlage war 400 m breit und 1000 m lang, besaß also eine Grundfläche von 40 Hektar und beherbergte in ihrem Inneren 100 m lange Insulae. In einer zweiten Phase wurde eine Reorganisation des Stadtgebiets vorgenommen. Ein neuer Cardo wurde angelegt und halbe Insulae wurden hinzugefügt. Nun erstreckte sich die Stadt über 500 m mal 1500 m (= 75 Hektar) nach Süden zum Ufer des Flusses Mureș hin, wo es auch einen Hafen gab. Dies geschah vermutlich mit der Erhebung der Stadt zur Colonia. In einer dritten Phase wird auch diese Fläche von einer, diesmal steinernen Mauer umschlossen.[79] Die Stadtmauer konnte an zwei Stellen nachgewiesen werden:

  • Auf dem Eckgrundstück der Strada Gemenilor 68 zur Strada Gheorghe Magheru hin[Geo 39] konnte 2001 im Rahmen von Rettungsgrabungen der Agger des nördlichen Abschnittes der Stadtmauer festgestellt werden sowie ein wenig davon entfernt Reste der Mauer selbst und ein Teil des inneren Wehrgrabens. Auch der Unterbau des Intervallums wurden identifiziert. Der Agger bestand aus Caespites und wies eine Zerstörungsschicht durch Feuer auf, das vermutlich noch vor der Errichtung der Mauer selbst ausgebrochen war. Die Mauer bestand zumindest zum Teil aus Kalkstein und stand auf einem Kiesbett, über dem das Fundament aus mit Mörtel gebundenen Flusssteinen errichtet worden war.[80]
  • Im selben Jahr wurde bei einer weiteren Rettungsgrabung ein Stück des südlichen Abschnitts der Ummauerung auf dem Grundstück Strada Liliacului 118 identifiziert.[Geo 40] Dieser Befund stand im Zusammenhang mit römischen Häusern unmittelbar hinter der Stadtmauer, deren Terminus post quem durch den Fund eines in Rom unter Antoninus Pius zwischen 143 und 144 geprägten As datiert werden konnte. Das Fundmaterial war umfangreich und bestand aus Keramik (Gefäße, Amphoren, Töpfe, Teller, Schalen, Feinkeramik), eisernen Nägeln, Glas und Rinderknochen.[81]
Befunde und Funde außerhalb der Stadtmauer
  • Ein römisches Haus befindet sich im Bereich des südlichen Gräberfelds Izvorul Împăratului, unmittelbar südlich der Strada Brândușei.[Geo 41] Dort wurde in dem Gebäude aus dem 3. Jahrhunderts der Versturz einer Ziegelmauer festgestellt.
  • Ein römisches Haus mit einem Votivaltar lag in situ zwischen den Gräberfeldern Izvorul Împăratului und Dealul Furcilor im Garten des Grundstückes der Strada La Recea 21.[Geo 42] Der Altar trägt eine zehnzeilige Inschrift die besagt, dass Septimius Asclepius Hermes, ein Freigelassener Tempeldiener des Aesculāpius und Augustale der Colonia Aurelia Apulensis, Träger der Ornamenta decurionalia, die Göttin Terra Mater ehrt.[Epi 18] Der Altar stand ursprünglich auf einer kleinen Plattform aus Ziegeln und Flusssteinen und ließ sich auf das beginnende 3. Jahrhundert datieren. In diese Zeitstellung passten auch die Funde einiger zugehöriger Gruben, die aus Ziegeln, Keramik, Tierknochen, Eisen- und Bronzefragmenten, Glas und dem Bruchstück einer Fibel bestanden.
  • Unmittelbar nördlich der Stadtmauer, zwischen dieser und dem Gräberfeld Dealul Furcilor, knapp 100 m westlich des Bulevardul Ferdinand I[Geo 43] konnte eines der größten und reichhaltigsten Aesculapia der Provinz lokalisiert werden. Ein Aesculapium war ein Heiligtum des Heilgottes Aesculāpius, das zumeist auch einen Sanatoriumsbetrieb umfasste. Die Lokalisierung stützt sich jedoch ausschließlich auf die Einzelfunde zahlreicher Inschriften.[Epi 19] (Siehe auch weiter unten im Abschnitt Vielfältige Kulte und Kultplätze.)
  • Unmittelbar westlich des Aesculapiums wird rein auf der Grundlage geophysikalischer Vermessungen durch Kris Lockyear vom University College London in den Jahren 2001 bis 2003 ein Theater vermutet.[Geo 44]
  • Vor der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer, auf dem Gelände einer damaligen Ziegelei und heutigen Porzellanfabrik, westlich der Strada Rogozului[Geo 45] wurde ab 1847 ein Silvanusheiligtum lokalisiert. Die Lokalisierung stützt sich nicht auf archäologische Befunde, sondern auf drei dort gefundene Inschriftensteine.[Epi 20] (Siehe auch weiter unten im Abschnitt Vielfältige Kulte und Kultplätze.)
Befunde und Funde im nordwestlichen Viertel der Colonia
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Skizze der Befunde im Nordwestviertel der Colonia
(Adalbert Cserni, vor 1916)
  • Unmittelbar nordöstlich des Liber pater Heiligtums (siehe weiter unten)[Geo 46] wurde 2013 im Rahmen eines Erasmus-Programms mit Forschern und Studenten von vier Universitäten aus drei Ländern die Struktur eines Gebäudes untersucht, dessen Südwestecke bereits 2003 entdeckt worden war und das als mögliche Versammlungshalle angesprochen wurde. Damals war auch ein Inschriftenstein gefunden worden, auf dem Sol Invictus genannt ist. Bei den Untersuchungen von 2013 wurde ein Teil der nordwestlichen, ein größerer Abschnitt der südwestlichen und ein kurzes Stück der nordöstlichen Mauer freigelegt. Das Mauerwerk wies starke Zerstörungsspuren auf, was darauf hindeutet, dass das Aufgehenden möglicherweise zum Teil abgetragen worden ist. Eine weitere Mauer befindet sich im nördlichen Bereich des Untersuchungsgebietes und verläuft parallel zur nordwestlichen Mauer des erstgenannten Gebäudes. An ihrer Außenseite war ein Strebepfeiler angebracht. Die chronologische Relation zwischen den beiden Strukturen konnte noch nicht geklärt werden.
  • Töpferquartiere:
    Auf heute landwirtschaftlich genutzten Flächen im nordwestlichen Viertel von Apulum I, zwischen der modernen Bahntrasse und der römischen Stadtmauer an der Strada Rogozului wurden zwischen 2001 und 2003 sowie 2006 bei Prospektionen insgesamt 13 Töpferöfen entdeckt.[Geo 47] Bei den Untersuchungen wurde Luftbildarchäologie mit topografischen Vermessungen, Feldbegehungen und der Sammlung und Kartierung des Fundmaterials kombiniert. Abschließend wurde eine Fläche von 3900 m² magnetometrisch aufgenommen. Dabei wurden Bereiche mit römischen Keramikkonzentrationen und Brennofenresten, eine Anzahl von Gebäudenspuren entlang einer Straße und mindestens 13 in drei Kreisen angeordnete vollständige Brennöfen identifiziert. Dies spricht für die dortige Existenz eines größeren Töpfereibezirks. Knapp 400 m Luftlinie südlich davon[Geo 48] hatte bereits Béla Cserni eine Anzahl von Töpferöfen festgestellt.[62]
  • Im Rahmen des Baus der Eisenbahntrasse im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Inschriften gefunden, aber nur relativ wenige Befunde analysiert. Bemerkenswert ist die Lokaliserung eines möglichen Schreins oder einer Versammlungshalle des Bussumarius-Kultes[Geo 49] durch Adalbert Cserni im Jahre 1896.[Epi 21] Ebenfalls in diesem Zusammenhang steht die Lokalisierung eines Iupiter-Tempels (siehe auch weiter unten im Abschnitt Vielfältige Kulte und Kultplätze.).
  • Befunde und Funde westlich der Strada Regimentul V Vânători:
    Darunter befinden sich Befunde und Artefakte auf den Grundstücken der Strada Regimentul V Vânători 4, 8, 20 und 30. Im Garten der Strada Regimentul V Vânători 4[Geo 50] hatte schon Béla Cserni zu Beginn des 20. Jahrhunderts römische Strukturen entdeckt.[82] Auf demselben Gelände, nur rund 30 m weiter östlich, fand sich ein dem IOM gewidmeter Votivstein.[Epi 22] Auf dem Grundstück Strada Regimentul V Vânători 8[Geo 51] wurde das größte römische Haus der Colonia Aurelia Apulensis identifiziert, zusammen mit umfangreichen Kleinfunden (Kopf einer Marmorstatue, große Mengen an Glas, Terra Sigillata, Lampen, bearbeitete Knochen, Eisen- und Bronzefunde sowie 800 weitere Objekte). Es wurde vermutet, dass sich in diesem Bereich eine Werkstatt befand, die verschiedenen Siedlungsphasen durchlebte. Auf dem Gelände der Strada Regimentul V Vânători 20[Geo 52] wurden insgesamt vier Statuetten gefunden, eine des Sol invictus, eine der Artemis Ephesia und – beieinander liegend – je eine der Venus und des Pan.[83] Im Garten der Strada Regimentul V Vânători 30 schließlich[Geo 53] gelang Cserni schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Sichtung und Bergung spektakulärer Befunde und Funde, darunter ein Mühlstein, ein Inschriftenfragment, ein Löwenkopf, Keramikscherben, Lampen, Säulenfragmente und ein Keller mit vollständig erhaltener Decke.[84] (Zu einem weiteren Fund Csernis im Garten der Strada Regimentul V Vânători 24 siehe weiter unten im Abschnitt Mithraskult und Mithraeen.)
Befunde und Funde im nordöstlichen Viertel der Colonia

Alle Befunde und Funde im nordöstlichen Quadranten befinden/befanden sich längs der Strada Geminilor (an deren nördlichem, in NS-Richtung verlaufenden Abschnitt).

  • Auf dem großen, langgestreckten Grundstück Strada Geminilor 13 wurde ein Votivaltar entdeckt,[Geo 54] der den Dis Deabusque Imortalibus (deutsch: Göttern und Göttinnen der Unsterblichkeit) gewidmet ist.[85]
  • An der Strada Geminilor 52[Geo 55] wurde im Jahr 2005 die Substruktion der Fundamente eines römischen Hauses gefunden, bei dem sich stratigrafisch mehrere Bauphasen identifizieren ließen. Eine Holzbauphase zeigte sich durch zwei Brandschichten. Darauf folgte eine zweiperiodige Steinbauphase. Das geborgene Fundmaterial besteht aus Ziegeln, Dachziegeln, Knochen, Keramikscherben, Eisennägeln und -spitzen und weist darauf hin, dass das Gebäude zu Wohnzwecken diente. In nachrömischer Zeit wurden durch Steinraub die Mauern und Fundamente des Gebäudes abgetragen, so dass nur noch das Kiesbett der Fundamente erhalten blieb.[86]
  • Auf dem Gelände der Strada Geminilor 46[Geo 56] wurden 1999 umfangreich Befunde festgestellt: Eine mehrräumige Villa urbana mit insgesamt vier Bauphasen, die an einen Decumanus grenzte. Der Boden der Villa ist in der Technik des Opus signinum ausgeführt, das mit Ziegeln konstruierte aufgehende Mauerwerk ist bis zu einer Höhe von 0,6 m erhalten. Das Fundmaterial besteht aus Keramik provinzieller Provenienz, Metallteilen der Gebäudekonstruktion und Baumaterialien. In nachrömischer Zeit fielen große Teile des Aufgehenen dem Steinraub zum Opfer, der dabei gefundene Marmor wurde in einem Brennofen recycelt.[87]
  • Auf den Grundstücken Strada Geminilor 36[Geo 57] und 32[Geo 58] traten ebenfalls 1999 erhebliche Mengen an Baumaterial (Ziegel, Mörtel, Steine) zu Tage, das zu römischen Gebäuden gehörte, die in nachrömischer Zeit aufgegeben worden waren.[87]
  • Spektakuläre Befunde gab es auf dem Grundstück der Strada Geminilor 28a.[Geo 59] Dort wurde 1950 ein prachtvolles Mosaik entdeckt, aber nach der Dokumentation wieder zugedeckt. Bei späteren Ausgrabungen wurden in diesem Areal aufwändig gestaltete Wohnhäuser und Stadtvillen freigelegt und ein der Personifikation der soldatischen Tapferkeit (virtutibus) gewidmeter Votivaltar geborgen.[Epi 23]
  • Auf dem Grundstück der Strada Geminilor 28[Geo 60] wurde 1963 eine Kalksteintafel mit einer Namensliste gefunden,[Epi 24] möglicherweise die Mitgliederliste eines Collegiums.
  • An der Strada Geminilor 26[Geo 61] wurde im Jahr 2004 ein römisches Gebäude identifiziert. Es wies eine Holz- und eine Steinbauphase auf. Von der Steinbauphase war nur noch das Kiesbett unterhalb des Fundamentes erhalten. Der Rest war durch nachrömischen Steinraub stark gestört. Das Fundinventar besteht aus Keramik- und Ziegelfragmenten sowie Rinderknochen.[88]
  • Auf dem Areal der Strada Geminilor 28 fanden sich 2006 die Spuren einer zweiphasigen (Holzbauphase, Steinbauphase), römischen Bebauung.[Geo 62] Bedingt durch nachrömerzeitlichen Steinraub war nur noch die Substruktion der ehemaligen Fundamente vorhanden, die aus einer etwa 65 cm dicken Kiesschicht bestand.
Befunde und Funde im Stadtzentrum
  • Bereits 1994 war das Zentrum von Apulum I, zur Erforschung des dortigen Straßennetzes und der Siedlungsstruktur zwischen dem bereits 1989/1990 teilweise ergrabenen Cardo maximus und der Stadtmauer untersucht werden, wobei festgestellt werden musste das die Befunde in diesem Bereich durch nachrömischen Steinraub zum Teil erheblich gestört waren. Zum Fundinventar gehörte Gebrauchskeramik, Fragmente von Terra Sigillata, Fibeln, Bronze- und Bleigegenstände, vollständige oder fragmentierte Öllampen, medizinische Instrumente sowie eine Bronzemünze aus der Zeit Trajans.[89]
  • Der zentrale Punkt der Colonia Aurelia Apulensis respektive des Municipiums Aurelium Apulense, das Forum, wurde auf dem Gelände der Strada Regimentul V Vânători 33 lokalisiert.[Geo 63] Diese Bestimmung basiert auf großen Statuensockeln und monumentalen architektonischen Strukturen in der unmittelbaren Umgebung, sowie auf den Spuren des westlich davon gefundenen Decumanus maximus dextra.
  • Der Befund des Decumanus maximus dextra wurde 2005 entdeckt und befindet sich auf dem Grundstück der Strada Dacilor 50.[Geo 64] Er konnte auf einer Länge von neun Metern verfolgt werden, besteht aus acht bis zehn Zentimetern Steinpflaster in einem zehn Zentimeter dicken Sandbett und wird auf beiden Seiten von Wohnhäusern flankiert. Sowohl der Decumanus als auch die Gebäude weisen drei Bauphasen auf:
    1. In der ersten Phase bestand die Straße aus einer gestampften Sand-Erde-Schicht und die Häuser waren in Holzbauweise ausgeführt.
    2. In der zweiten Phase erhielt die Straße ihre Steinplattierung und die Gebäude wurden aus Backsteinen errichtet.
    3. Zuletzt wurden die Häuser renoviert und die Straße repariert.
  • Aus dem Bereich zwischen Forum und Decumanus dextra, vom Grundstück der Strada Dacilor 53[Geo 65] stammt der Fund einer Statue vom Typ Herkules Farnese.[90] Sie könnte zur Ausstattung eines größeren und repräsentativen öffentlichen Gebäudes oder einer Therme gehört haben.
  • Nördlich des beschriebenen Zentralbereich gab es weitere Spuren römischer Bebauung. Auf einem Brachgrundstück der Strada Regimentul V Vânători 42[Geo 66] wurden 2003 im Rahmen einer Notgrabung die Strukturen eines monumentalen, zwei bis drei Stockwerke hohen, vielräumigen und repräsentativen Gebäudes freigelegt. Das Haus wies mehrere Bauphasen auf und verfügte über ein Hypokaustum, von dem mehrere Reihen quadratischer Ziegelsäulen der Suspensura, sowie in den Verfüllungsschichten Tegulae mammatae[91] und Bipedales[92] identifiziert werden konnten. Der Fußboden des Gebäudes war in der Technik des Opus signinum ausgeführt, der Boden des Kellers bestand aus Steinplatten und Ziegeln. Die Mauerstärken variieren: das Fundament mit einer Gründungstiefe von 2,50 m hat eine Mächtigkeit von 0,80 m und ist in der Technik des Opus incertum aus Flusskieseln und Sandsteinplatten konstruiert. Das aufgehende Mauerwerk ist 0,60 m bis 0,70 m stark und war noch bis zu einer Höhe 0,45 m erhalten. Vor der Errichtung des Steingebäudes gab es eine Holzbauphase und nach der Errichtung gab es noch Umbauphasen in Form angebauter Räume. Das Fundmaterial wies auf eine Nutzung des Gebäudes als Wohnhaus im 2. und 3. Jahrhundert.[93]
    Nördlich dieses Monumentalbaus hatte schon Adalbert Cserni im Garten des Grundstücks Strada Regimentul V Vânători 38 die Spuren weiterer römischer Gebäude entdeckt,[Geo 67] ebenso wurde 2001 ein solches auf dem Gelände Strada Regimentul V Vânători 23 registriert.[Geo 68]
  • Im östlichen/südöstlichen Bereich des Zentrums wurde längs des südlichen Abschnitts der Strada Geminilor eine hohe Dichte römischer Bebauung[94] festgestellt.
    Im Garten des Grundstücks Strada Geminilor 16 befand sich ein stark beschädigtes römisches Gebäude.[Geo 69] Das Haus wies eine Holz- und eine Steinbauphase auf und hatte mehrere Räume. Von dem Bauwerk war in situ nur noch die 0,45 m bis 0,70 m mächtige Kiesstickung der Fundamente erhalten. Auf dem selben Grundstück waren bereits in den 1920er Jahren zwei Inschriftensteine geborgen worden.[Epi 25]
    Im Garten der Strada Geminilor 10[Geo 70] konnten zwei römische Gebäude identifiziert und Münzen des Septimius Severus (192–211) geborgen werden.
    Auf dem Grundstück Strada Geminilor 6 konnten 2008 im Rahmen einer Präventivgrabung 100 m² von der zu bebauenden Fläche von 146 m² archäologisch untersucht werden.[Geo 71] Dabei wurde ein großes römisches Gebäude freigelegt, das Spuren einer ersten Besiedlungsphase des 2. Jahrhunderts aufwies aber vor allem ein großes, mit Säulen (von denen fünf gesichert sind) versehenes Gebäude aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts war, das vermutlich als Lagerhaus diente, wofür der Fund von zahlreichen Amphorenfragmenten und von neun intakten Krügen gleichen Typs sprechen. Die Fundmente bestanden aus Ziegel- und Sandsteinen, das Aufgehende aus Backsteinen und Laterit. Die Fundamente ruhten auf einem Sand-Kies-Bett. Das Fundmaterial umfasst römische Keramik (darunter zahlreiche Amphoren und Krüge, sowohl fragmentarisch als auch vollständig), Glas, einen Dupondius des Caracalla aus dem Jahr 215, eine Fibel aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, Fragmente bemalten Putzes und Eisennägel.[95]
    Im Grundstück der Strada Gemenilor 2a wurde ein römisches Haus identifiziert,[Geo 72] das eine Holzbauphase und eine Steinbauphase aufwies. Dabei wurde der Boden eines Raumes, das Fundament einer Mauer und die Mauer selbst freigelegt. Das Fundament bestand aus Flusssteinen und Kies, das aufgehende Mauerwerk aus mit Mörtel verbundenen Backsteinen. In der nachrömischen Zeit wurde die Mauer durch Steinraub zerstört und die Materialien sekundär für mittelalterliche oder neuzeitliche Bauten wiederverwendet.[96]
    Das Grundstück der Strada Geminilor 1a wurde 2006 im Rahmen einer Präventivgrabung untersucht.[Geo 73] Es enthielt zwei Mauern eines römischen Gebäudes, dessen Fundamente aus mit Mörtel verbundenen Steinplatten gebaut waren. Da Aufgehende bestand aus mit Mörtel verbundenen Ziegelsteinen die in der Technik des Opus incertum verbaut waren. Das Fundinventar wies in die Zeit des späten 2. bis 3. Jahrhunderts.[97]
Befunde und Funde im südwestlichen Viertel der Colonia
  • Befunde und Funde längs der Strada Dacilor:
    Auf dem Grundstück Strada Dacilor 41 wurden 2004 zwei römische Gruben identifiziert.[Geo 74] Das Fundmaterial besteht hauptsächlich aus Keramik, darunter gewöhnliche Töpfe, Schalen, Teller, Amphoren und Deckel, sowie Terra Nigra. Die Keramik ermöglicht eine chronologische Einordnung der Anlagen in den Zeitraum Mitte des 2. bis Anfang des 3. Jahrhunderts.[98][99]
    Nur unweit südlich, auf dem Gelände der Strada Dacilor 39 waren bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts römische Gruben gefunden und später durch den Bau der Eisenbahntrasse zerstört worden.[Geo 75] Jüngere Untersuchungen auf demselben Grundstück führten zur Freilegung eines römischen Hauses mit einigen Töpferöfen und einer weiteren Grube.[Geo 76] Die Gruben waren möglicherweise ursprünglicherweise zur Entnahme von Ton angelegt und später zur Beseitigung von Abfall genutzt worden. Das Haus bestand aus mehreren Räumen, jedoch konnten nur noch die 50 cm mächtigen Kiesstickungen der Fundamente freigelegt werden. Das keramische Fundmaterial umfasst hauptsächlich gewöhnliche graue Ware sowie Terra Nigra (Töpfe, Schüsseln, Platten, Amphoren und Deckel) und lässt die Befunde auf den Zeitraum von der Mittes des 2. bis zum ersten Viertel des 3. Jahrhunderts datieren.
    Auf dem Grundstück Strada Dacilor 35 wurden im Jahr 2004 insgesamt fünf Mauern eines römischen Gebäudes freigelegt.[Geo 77] Das Bauwerk war mehrräumig und mindestens zweiphasig. Auf eine Holzbauphase, die sich stratigraphisch fassen ließ, folgte ein Steingebäude, dass auf das Ende des 2. Jahrhunderts datiert werden konnte, nachdem die Stadt den Status einer Colonia erhalten hatte. Das Fundmaterial bestand im Wesentlichen aus Keramik, Knochen, Ziegeln und Eisenobjekten.
    Umfangreiche Befunde gab es auf dem Gelände der Strada Dacilor 34,[Geo 78] auf dem 2001 präventive Ausgrabungen vorgenommen werden mussten, da das Gebiet von fortschreitenden Bebauungsprojekten bedroht war. Die Ausgrabungen erstreckten sich über eine Fläche von 140² m und brachten ein repräsentatives Wohngebäude im Stil einer Villa suburbana zum Vorschein. Die Mauern des Gebäudes waren aus mit Mörtel gebundenen Flusssteinen errichtet worden und durchschnittlich 0,70 m dick. Bei den Mauern wurde eine große Menge Wandverputzes entdeckt, der mit Pompejanisch-Rot, Orange, Dunkelgrün, intensivem Blau, Braun und Schwarz bemalt war. Die gefundenen Fragmente deuten auf eine geometrische Dekoration hin, waren jedoch so zerstört, dass die Wandmalereien nicht mehr rekonstruiert werden können. Westlich der Nord-Süd verlaufenden Mauer wurde ein Pflaster aus großen gelbgrünen Sandsteinplatten entdeckt, das mehrere Bau- oder Reparaturphasen aufweist. Es ist unklar, ob es zu einem Innenhof oder zu einem Hauptgang des Gebäudes gehörte. Da der Sandstein sehr schnell verfiel, wurde es in der letzten Phase durch eine 0,16 cm dicke Mörtelschicht ersetzt, in die ein Pflaster aus Keramikscherben eingelegt wurde. Auch wenn keine nachrömische Siedlungsschicht nachgewiesen werden konnte, konnten einige einzelne Fundstücke auf das 4. Jahrhundert datiert werden und ein Denar scheint in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts geprägt worden zu sein.[80]
    Auf dem Gelände der nahe gelegenen Strada Dacilor 22 waren bereits 1924 bei einer undokumentierten Grabung zwei Inschriftensteine geborgen worden.[Geo 79][Epi 26] 1950 folgte ein der Isis geweihter Votivaltar.[Epi 27] Im Jahre 2003 schließlich wurden im Rahmen einer Rettungsgrabung dort Bebauungsspuren aufgedeckt.[Geo 80] Das dortige Bauwerk war mehrräumig und wies eine Holz- und eine Steinbauphase sowie eine Reparaturphase auf. Das Mauerwerk war in der Technik des Opus incertum konstruiert und mit einer Ziegelfassade verblendet. Die Ziegelfassade fiel in nachrömischer Zeit dem Steinraub zum Opfer. Das Fundinventar bestand aus Ziegel, Kacheln, Metallobjekten und Keramik und wies auf eine Nutzung als Wohnhaus im zweiten und dritten Jahrhundert.[100]
    Am südlichen Ende der Strada Dacilor wurden zwei Inschriftensteine geborgen, auf den Grundstücken der Hausnummern 4[Geo 81][Epi 28] und 8.[Geo 82]
  • Befunde und Funde längs der Strada Regimentul V Vânători:
    Im Jahr 2004 wurden auf dem Gelände der Strada Regimentul V Vânători 176[Geo 83] Baustrukturen entdeckt. Die Bebauung war zweiphasig (Holz- und Steinbauphase) und stammte ausweislich des Fundmaterials aus dem zweiten und dritten Jahrhundert. Zur Schicht der Holzbauphase gehörten auch die Spuren einiger Kremationen. Das Fundinventar der Steinbauphase setzte sich aus Ziegeln und Keramikfragmenten zusammen.
    Zwischen den modernen Gebäuden der Strada Regimentul V Vânători 102 und 104[Geo 84] wurden 2006 die Mauerzüge eines römischen Hauses entdeckt, die durch Baumaßnahmen im 18. und 19. Jahrhundert stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Die zugehörigen Funde setzten sich im Wesentlichen aus Keramik- und Ziegelbruchstücken zusammen.[101]
    2007 wurden auf dem Grundstück der Strada Regimentul V Vânători 104a[Geo 85] die Mauern von insgesamt drei römischen Häusern entdeckt. Das älteste stammt aus der frühen Phase des Pagus (Anfang bis Mitte des 2. Jahrhunderts), ein weiteres aus der Zeit des Municipiums Aurelium Apulense (nach 160) und das dritte schließlich aus der Zeit der Colonia (ab 180/192).[102]
    An der Strada Regimentul V Vânători 88 wurden 2004 Präventivgrabungen durchgeführt, bei denen Ziegel- und Keramikfragmente aus der Steinbauphase vom Ende des 2. Jahrhunderts geborgen, sowie eine Brandspur der Holzbauphase identifiziert wurde.[103]
    Die dichte Bebauung in diesem Bereich insgesamt wurde auf die Nähe zum Cardo maximus zurückgeführt, der annähernd parallel zur heutigen Strada Regimentul V Vânători verlief.
Befunde und Funde im südöstlichen Viertel der Colonia
  • In den Gärten der Strada Ana Ipătescu, zwischen dieser und dem heutigen Friedhof,[Geo 86] wurden zwischen 1830 und 1846 einige Inschriftensteine entdeckt.[Epi 29][Epi 30][Epi 31][Epi 32][Epi 33] Die hohe Inschriftenkonzentration und die relative Nähe zum Forum weisen auf einen möglichen Kultplatz.
  • Funde und Befunde in der Strada Lupa Capitolina:
    Auf dem Gelände der Strada Lupa Capitolina 8[Geo 87] war 1950 ein Inschriftenstein gefunden worden.[Epi 34]
    Zwischen den Grundstücken der Strada Lupa Capitolina 14 und 16[Geo 88] wurden 2004 die Spuren römischer Bebauung registriert. Die Bebauung wies eine Holz- und zwei Steinbauphasen auf und war bereits erheblich gestört. Begleitet wurde sie von einer mächtigen römischen Kulturschicht.
    Ein weiteres Gebäude befand sich auf dem Gelände der Strada Lupa Capitolina 18.[Geo 89] Es wurde im Jahr 2005 entdeckt. Auch wenn die Befunde durch nachrömerzeitlichen Steinraub stark gestört waren, konnten noch eine Holzbauphase und eine Steinbauphase differenziert werden. Die Begleitfunde bestanden aus Keramik und Knochen.
  • Auf dem Gelände der Strada Digului 13[Geo 90] wurde 2008 bei Präventivgrabungen ein römisches Gebäude identifiziert.[104]
Datierung

Im Jahr 2009 wurden von Cristian Găzdac, Viorica Suciu und Ágnes Alföldy-Găzdac insgesamt 133 Fundmünzen aus dem Bereich des/der Municipium Aurelium Apulense/Colonia Aurelia Apulensis analysiert. Die Münzreihe verteilt sich wie folgt:[105]

133 Münzen aus Municipium Aurelium Apulense/Colonia Aurelia Apulensis
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Gräberfelder

In der römischen Kultur wurden die Gräber sichtbar entlang der Ausfallstraßen außerhalb der Siedlungsbereiche resp. Stadtmauern angelegt, da schon das Zwölftafelgesetz aus dem 5. Jahrhundert v. u. Z. es untersagte, Tote innerhalb der Stadtgrenzen zu bestatten oder zu verbrennen. Wie bei der komplexen Siedlungsstruktur und der Größe Apulums zu erwarten, konnten mehrere verschiedene Gräberfelder rund um die Siedlungsbereiche identifiziert werden: ein nördliches, zu Apulum II gehörendes und drei, räumlich voneinander getrennte, zu Apulum I gehörende, südliche Gräberfelder.

Nördliches Gräberfeld

Das Nördliche Gräberfeld befindet sich nordwestlich der Canabae[Geo 91] Insgesamt sind dort inzwischen 1076 Gräber bekannt, wovon alleine 161 zwischen 1981 und 1985 von George V. Bounegru entdeckt wurden.[106] Teilweise sind die römischen Gräber von mittelalterlichen Bestattungen des 8. bis 11. Jahrhunderts überlagert. Zusammen mit diesen umfasst das Gräberfeld über 1700 Begräbnisplätze.

2002 wurden an der Kreuzung Bulevardul Victoriei/Strada Calea Moţilor unter Aurel Dragotă im Rahmen einer Rettungsgrabung 212 Gräber freigelegt. Körperbestattungen, Brandbestattungen, Doppel- oder Dreifachgräber für rituelle Bestattungen und Kenotaphgräber konnten dabei differenziert werden. Bei den Körpergräbern ließen sich Gräber mit römischen Ziegelsarkophagen, Gräber mit einfachen, rechteckigen oder ovalen Gruben, Gräber mit Holzsärgen und Schädelbestattungen unterscheiden. Die Grabbeigaben setzen sich aus Bronzemünzen, Perlen, Fibeln, beinernen Würfeln, Öllampen, Gürtelapplikationen, Glasfragmenten, einem bleigefassten Glasspiegel, einer Gürtelschnalle, einem Ring mit Edelstein, einem Ziegel mit dem Stempel LEG XIII GEM, einem Dolch und zahlreichen Keramikgefäßen (Teller, Schalen, Krüge mit Henkeln) zusammen und konnten auf das 2. und 3. Jahrhundert datiert werden.[107]

An einer Stelle des Gräberfeldes, unweit des heutigen Olympischen Schwimmstadions, wurden unvollendete Grabsteine geborgen.[Geo 92] Dort hatte sich die Werkstatt eines Steinmetzen befunden.[Epi 35] Unter den Grabbeigaben befanden sich (Stand 1985) insgesamt 90 Münzen, wovon alleine 44 von Bounegru geborgen wurden. 2009 analysierten Cristian Găzdac, Viorica Suciu und Ágnes Alföldy-Găzdac ebenfalls die Münzen.[108] Die Münzreihe, die von Caligula (37–41) bis Philippus Arabs (244–249) reicht, setzt sich wie folgt zusammen:

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[109]

Südliche Gräberfelder

Die südlichen Gräberfelder befinden sich zwischen den beiden Städten Apulum I und Apulum II.

Gräberfeld Dealul Furcilor

Die Hauptnekropole im Süden ist das Gräberfeld Dealul Furcilor.[Geo 93] Es liegt zwischen Apulum I und Apulum II und wird zum Teil von römischer Bebauung überschnitten. Insgesamt sind dort bislang 1243 Gräber bekannt geworden. Die ersten Untersuchungen fanden 1956 bis 1958 und 1970/1971 unter der Leitung von Dumitru Protase statt.[110][111][112][113]

Im Jahr 2009 wurden von Cristian Găzdac, Viorica Suciu und Ágnes Alföldy-Găzdac 13 Fundmünzen aus dem Bereich Dealul Furcilor analysiert. Die Münzreihen verteilen sich wie folgt:[114]

26 Münzen aus dem Gräberfeld Dealul Furcilor
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Mittelalterliches Gräberfeld Izvorul Împăratului

Das Gräberfeld Izvorul Împăratului befindet sich ein wenig westlich des Gräberfelds Dealul Furcilor.[Geo 94] Die nur sehr wenigen römischen Brandbestattungen dort werden in großen Teilen von früh- und hochmittelalterlichen Körpergräbern überschnitten, so dass das Gräberfeld als mittelalterliches anzusprechen ist. Mihai Blăjan legte dort zwischen 2001 und 2008 insgesamt 211 Körpergräber frei. 2014 wurden die Untersuchungen von Aurel Dragotă fortgesetzt, der weitere 24 Gräber entdeckte.[115]

Gräberfeld auf dem Gelände der Stația de Epurare Alba Iulia

Auf dem Gelände der Kläranlage von Alba Iulia (Stația de Epurare Alba Iulia), an der Strada Rogozului, westlich der Colonia Aurelia Apulensis wurde 2013 ein weiteres, kleines Gräberfeld entdeckt, dessen Bestattungen durchgängig römisch sind.[Geo 95] Bislang wurden dort elf Steinkistengräber geborgen.[116]

Vielfältige Kulte und Kultplätze

Die bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts sehr tolerante römische Religionspolitik spiegelte sich in der Besatzungszeit auch in Dakien und damit in Apulum wider.[117] Vielfältige Kulte wurden von Militär- wie Zivilpersonen ausgeübt und zahlreiche Kultstätten errichtet. Über 600 Votivsteine konnten auf dem Gebiet der Stadt geborgen werden, von denen viele sekundär verwendet worden waren. Daher sind die ursprünglichen Plätze für Religionsausübung, magische Praktiken, Prozessionen und religiöse Festivitäten zum Teil nur schwer nachzuvollziehen. Im Statthalterpalast wurden fünf Stätten lokalisiert, an denen möglicherweise die Kapitolinische Trias, Mithras, Nemesis, Epona und Serapis verehrt wurden. Darüber hinaus fanden sich dort einzelne Funde, die Fortuna, Mercurius, Apollon, Diana, Sol Invictus und dem Thrakischen Reiter zugeschrieben werden konnten. Im Fahnenheiligtum der Principia konnten ein Serapisaltar und eine Votivsäule für Iupiter geborgen werden, ferner Weiheinschriften für Iulia Domna und Caracalla, was für die Ausübung des Kaiserkults spricht.[118][119][120][121]

Mithraskult und Mithraeen

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Tauroktonie (2. oder 3. Jh.)[Epi 36]
AO: Muzeul Național al Unirii

In der trajanischen Zeit war der Kult des Mithras bereits bei den Legionen sehr beliebt und verbreitete sich mit diesen insbesondere in den Rhein- und Donauprovinzen. Aus Dakien sind rund 180 Mithras-Reliefs bekannt. Vier Mithraeen wurden in der Provinz ausgegraben, die Existenz von 15 weiteren wird vermutet. In Apulum (sowohl im Municipium Septimium Apulense als auch in der Colonia Aurelia Apulensis), wo insgesamt mindestens 50 Mithras-Monumente (plus 20 weitere Funde, die möglicherweise der Mithrasverehrung zugeschrieben werden können) gefunden worden sind, war der Mithras-Kult einer der beliebtesten Kulte. Die Mithras-Gemeinschaft von Apulum war in Dakien die zweitstärkste nach der von Sarmizegetusa.[122][123]

  • Das nach dem Grundstücksbesitzer Mithraeum Oancea (auch Mithraeum I) genannte Heiligtum wird auf dem Grundstück Bulevardul Încoronării 10 im Südwesten der Canabae legionis vermutet.[Geo 96] Dort waren zahlreiche Inschriften auf Altären und Statuen gefunden worden.[Epi 37][Epi 38][Epi 39][Epi 40][Epi 41][Epi 42][Epi 43] Systematische Ausgrabungen wurden jedoch nicht vorgenommen, eine Dokumentation wurde nicht erstellt. Csaba Szabó kritisierte die chaotische Vorgehensweise bei den Grabungen und stellte fest, dass ohne systematische Ausgrabung und topographische Identifizierung die Existenz eines Heiligtums hypothetisch bleiben müsse.[119]
  • Das Mithraeum (2008), auch Mithraeum III genannt, liegt im Südwesten der Canabae legionis, in den Gärten zwischen dem Bulevardul 1 Decembrie 1918, Höhe Haus Nr. 16 und der Strada Strada Crișan, Höhe Haus Nr. 9.[Geo 97] Es wurde 2008 entdeckt und zwischen 2013 und 2016 im Rahmen eines internationalen Projektes des Muzeul Național al Unirii (Alba Iulia) zusammen mit der Princeton University (New Jersey), der Babeș-Bolyai-Universität Cluj (Cluj-Napoca), der University of British Columbia (Vancouver) und dem Institutul de Arheologie și Istoria Artei din Cluj-Napoca systematisch ausgegraben. Im Südosten befand sich ein Pronaos, im Nordosten ein Naos mit zwei Bänken und ein zusätzlicher Raum. Das Gebäude besaß eine Ziegelfassade, der untere Teil war mit kleineren Steinen konstruiert. Außerdem konnte eine Grube unter dem Pronaos identifiziert werden.[119][124][125]
  • Das Mithraeum Pap wurde 1852 im Garten des Schiffskapitäns Károly Pap lokalisiert. Das Grundstück liegt am südwestlichen Rand von Apulum I an der Strada Dacilor 35.[Geo 98] Hier wurden zwei Altäre[Epi 44] und ein inzwischen verschollenes Relief entdeckt. Zu den Befunden liegen keine Aufzeichnungen vor.
  • Das Mithraeum Kaftal konnte 1867 während des Baus der Eisenbahntrasse in den Gärten der Strada Regimentul V Vânători, zwischen dieser und der Bahntrasse, im nordwestlichen Viertel von Apulum I lokalisiert werden.[Geo 99] Mehrere Mithras-Monumente wurden dort geborgen,[Epi 45] die sicher zu einem Mithraeum gehörten. Ob dies auch für eine in der Nähe gefundene Tauroktonie[126], einen ebenfalls benachbart entdeckten Altar[Epi 46] und andere Funde aus Apulum I gilt, die im Kontext des Mithras stehen, ist unsicher.

Tempel des Liber Pater

Im nordwestlichen Bereich der Colonia Aurelia Apulensis konnte ein großer Kultbezirk des Liber pater lokalisiert werden.[Geo 100] Liber pater war der römische Gott der vegetativen und der animalischen Befruchtung, der auch als Gott des Weines verehrt wurde und von daher dem Bacchus gleichgesetzt war. Alljährlich am 17. März wurden ihm zu Ehren die Liberalia gefeiert. Zu diesem Anlass wurde den älteren Jünglingen als Zeichen der Volljährigkeit erstmals die Toga virilis (Männertoga) angelegt. Der Tempel in Apulum war ein vielräumiger, rechteckiges, 20 m mal 43 m (= 860 m²) messendes Gebäude. Das Zentrum bildete eine ungefähr 23,5 m mal 8,5 m (≈ 174 m²) messende Halle. Aus dem Bereich dieser Halle stammt auch der bemerkenswerteste Fund der Grabungen, eine Statuengruppe, die Bacchus/Dionysos mit einem Panther und Pan/Faunus darstellt. Sie befindet sich heute im Muzeul Național al Unirii.[127][128] Der gesamte Tempelbezirk war von einer Mauer umschlossen. Zahlreiche Votivsteine des Liber pater konnten im Raum Alba Iulia geborgen werden, davon einige im Bereich des Tempels oder zumindest in relativer Nähe im Stadtteil Partoş,[Epi 47] viele andere haben eine nicht mehr bestimmbare Herkunft oder stammen aus anderen Bereichen des Stadtgebiets.[Epi 48] Auf dem Gelände des Heiligtums, zum größten Teil unter der Halle, wurden auch insgesamt fünf Kultgruben (favissae) identifiziert (vier davon unter der Halle), deren Inhalte auf die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts datiert werden konnten. Die Gruben dienten offenbar zwei verschiedenen Zwecken. Zum einen wurden in den Gruben Opfer niedergelegt, zum anderen wurden dort große Mengen fehlerhaften oder zerbrochenen Geschirrs entsorgt. Typisch ist eine absichtliche, rituelle Zerstörung der Gefäße. Die unterschiedlichen Konzentrationen der Keramikfunde deuten auf zwei verschiedene Opfervorgänge, einige Opfer scheinen von einzelnen Personen, andere von größeren Gruppen dargebracht worden zu sein. Ferner fand sich Keramik, die von Kultfeiern, die im Liber Pater-Heiligtum stattgefunden hatten, übergeblieben zu sein schien.[129][130] Über einzelne Aspekte des Liber Pater Tempels wurde zwar schon viel publiziert, aber nach wie vor wäre eine Gesamtdarstellung ein Desiderat.[119][131]

Im Jahr 2009 wurden von Cristian Găzdac, Viorica Suciu und Ágnes Alföldy-Găzdac insgesamt 87 Fundmünzen aus dem Liber Pater Heiligtum untersucht. Die Münzreihe verteilte sich wie folgt:[132]

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Aesculapium/Asklepieion

Zwischen der nördlichen Stadtmauer und dem Gräberfeld Dealul Furcilor, knapp 100 m westlich des Bulevardul Ferdinand I[Geo 101] konnte eines der größten und reichhaltigsten Aesculapia der Provinz lokalisiert werden. Ein Aesculapium war ein Heiligtum des Heilgottes Aesculāpius, das zumeist auch einen Sanatoriumsbetrieb umfasste. Die Lokalisierung stützt sich ausschließlich auf die Einzelfunde zahlreicher Inschriften, aufgrund derer jedoch die Struktur des Tempelbezirks halbswegs rekonstruiert werden konnte. Er setzte sich vermutlich aus dem Aesculapius-Tempel selbst mit Portiken und drei Cellae, der vielleicht drei Bauphasen aufwies, sowie einem Tempel des Apollo Salutaris, einem Schrein der Diana[Epi 49] mit Brunnen sowie aus einer Brücke, die den Bezirk mit der nach Apulum II führenden Hauptstraße verband, zusammen. Möglich erscheint auch ein Schrein des Libers und der Liberia, mit Portikus und Krypta. Die meisten Inschriften aus dem Tempelbezirk beziehen sich auf Aesculapius und Hygieia, darüber hinaus wurden aber auch Votivaltäre gefunden, die Iupiter Conservator[Epi 50], Iupiter Dolichenus, Venus, Nemesis und Silvanus gewidmet waren. Der gesamte Komplex war von einer Mauer umgeben.[119][Epi 51]

Ungesicherte Heiligtümer

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Statue des IOM
AO: Piața Cetății (Zitadellenplatz)

Unsicher ist die Existenz der folgenden Kultstätten, die nur aufgrund einzelner Inschriften vermutet, aber nicht sicher lokalisiert oder befundmäßig nicht zureichend dokumentiert werden konnten/worden sind.

Capitolinum oder Iupitertempel
  • Noch aufrecht stehende Säulenstümpfe eines Tempels, Iupiteraltäre, eine Iupiterstatue und ein Brunnen wurden in Apulum I schon 1867 während des Baus der Eisenbahntrasse von Karl Goos entdeckt, aber nicht publiziert.[Epi 52][133]
  • Ein weiterer Tempel wird im Bereich des Forums vermutet, wo mehrere Inschriften für den höchsten Gott gefunden wurden.[119][134] Dort wurden auch noch die epigraphischen Zeugnisse anderer Gottheiten geborgen.[119]
  • Im Municipium Septimium Apulense (Apulum II) stand möglicherweise ein Iupitertempel auf dem Gelände der heutigen Casa de Cultura a Sindicatelor (deutsch: Gewerkschaftskulturhaus) an der Strade Mihai Viteazul 31.[Geo 102] Hier kamen beim Bau des Kulturhauses allein fünf Iupiterstatuen ans Tageslich. Eine wissenschaftliche Begleitung der Erdarbeiten fand nicht statt, eine Dokumentation wurde nicht erstellt.[119]
Exedra des Bussumarius

Der IOM Bussumarius war eine ursprünglich keltische Gottheit, die in von den Römern mit IOM oder Sol gleichgesetzt wurde. Für den Kult liegen drei epigraphische Zeugnisse vor,[Epi 53] von denen eins explizit das architektonische Merkmal einer Exedra nennt. Die Lage der Exedra und des Heiligtums, zu dem sie gehört, ist nicht bekannt.[119]

Cimistenus Heiligtum

Der IOM Cimistenus findet sich epigraphisch zwei mal.[Epi 54] Es soll sich möglicherweise nahe dem Mithraeum Oancea auf dem Bulevardul Încoronării 10 befinden oder aber im Bereich des Bulevardul 1 Decembrie 1918, was aber beides archäologisch nicht gesichert ist.[119]

Dolichenum

Das Dolichenum wird aufgrund eines Inschriftenfundes nur vermutet.[Epi 55] Auf diesem Inschriftenstein, der sekundär verwendet worden war, wird beschrieben, wie ein Prister des Kultes, der Veteran Aelius Valentinus den Tempel auf eigene Kosten wiederherstellen ließ. Der Stein ist auf die Zeit zwischen 231 und 270 datiert. Die Lokalität des Tempels wird irgendwo am westlichen Rand von Apulum II und dem Legionslager vermutet, vielleicht im Bereich des Bulevardul 1 Decembrie 1918.[119]

Sol Invictus Heiligtum

Die Stelle des Heiligtums wird in erster Linie auf Grund eines Inschriftensteins, der schon im frühen 18. gefunden worden war, vermutet.[Epi 56] Darauf wird beschrieben wie C. Caerellius Sabinus, ein Legat der Legio XIII Gemina, die Aedes (deutsch etwa: Kapelle) wiederherstellen ließ. Die Lokalität ist ungeklärt, ihre Existenz wird aber durch drei weitere epigraphische Zeugnisse erhärtet[Epi 57] und ist vermutlich ebenfalls westlich von Apulum II und des Legionslager zu suchen. Der Architekt der Zitadelle Alba Carolina, Giuseppe Ariosti, will dort zwischen 1715 und 1722 noch stehende Ruinen eines Tempels gesehen haben, aus dem die erstgenannte Inschrift stammen soll.[119]

Deus Aeternus Heiligtum

Es gibt in Apulum etliche Inschriftensteine, die den Deus Aeternus nennen.[Epi 58] Dieser scheint eine synkretistische Figur gewesen zu sein, bei der die höchste Gottheit einen Anteil hatte. Die Funde verteilen sich über das Gebiet der ganzen Stadt, aber die höchste Konzentration findet sich in einer Lăbuţ genannten Flur,[Geo 103] unmittelbar vor dem östlichen Rand von Apulum I, wo in einem Fundkontext zwei Votivsäulen und über 200 Öllampen gefunden wurden.[119]

Nemesistempel

Es werden insgesamt drei Nemesistempel vermutet, sie können aber nicht lokasiert werden und wurden auch nicht ausgegraben. Die Fundmenge von insgesamt rund 40 Inschriften und einigen Statuetten/Statuenlässt aber auf mindestens drei Fundbereiche schließen. Die Vermutungen stützen sich auf unterschiedlich Fundkonzentrationen, die sich im Legionslager, im Statthalterpalast und im Norden der Colonia (Apulum I) zeigen. Mindestens eine dieser Stellen (die in der Colonia) sollte sich dort befinden, wo sich auch das vermutete und bis in die Gegenwart nicht lokalisierte Amphitheater befunden hat.[Epi 59][119]

Iseum

Der altägyptische Isiskulte fand schon im Hellenismus des 4. Jahrhunderts v. u. Z. Eingang in die antike Welt, und gelangte so auch ins Imperium Romanum. In Apulum war er vielfach vertreten,[135] ist aber in diesem Kontext nur durch eine Quelle bedeutsam.[Epi 60] Ein Tempel ist archäologisch nicht ganz sicher fassbar, vermutet wird er in Ufernähe des südlichen Bereichs der Colonia, wo auch 1958 der Inschriftenstein im Fundkontext mit Gebäudestrukturen, Ziegelsteinen, Mörtel, Keramik, und zwei hadrianischen (117–138) Münzen geborgen wurde.[119]

Magna Mater Heiligtum

Die Magna Mater ist phrygischen Ursprugs und gelangte Ende des 3. Jahrhunderts v. u. Z. in den religiösen römischen Kosmos, wo sie mit der Kybele des Kybele- und Attiskults assoziiert wurde. In Apulum ist sie mehrfach epigraphisch belegt,[Epi 61] aber nur zwei der Steine können sicher Apulum I zugewiesen werden. Vage vermutet wird der Standort am nördlichen Rand der Colonia oder am südlichen Rand der Canabae, aber nichts ist davon archäologisch gesichert.[119]

Fanum Dominae

Bei dem Fanum Dominae handelt es sich um eine Art Schrein oder kleineres Heiligtum mit kleinem Garten oder einer natürlichen Umgebung, in dem keltische oder gallo-romanische Gottheiten verehrt wurden. Die Inschrift des Fanums wurde schon im 16. Jahrhundert erwähnt, es ist damit eine der frühesten Entdeckungen in Apulum. Es ist nur durch diese eine Quelle epigraphisch bezeugt,[Epi 62] seine Lage wurde nie lokalisiert.[119]

Sabasius Heiligtum

Sabasius war ein Gott des Ackerbaus und der Geburtshilfe. Er war kleinasiatischen oder phönizischen Ursprungs. Die Römer hatten ihn adaptiert und mit Zagreus kombiniert, der getötet und als Bacchus wiedergeboren wird. Sabazius wird auf einer Inschriftentafel genannt, auf der das Wort fecit (deutsch: er hat gemacht) auf ein denkbares Bauwerk deutet.[Epi 63] Eine Lokalität dieses Gebäudes konnte nie ermittelt werden.[119]

Yarhibol Heiligtum

Der Yarhibol kommt ursprünglich aus Syrien, genauer gesagt aus Palmyra. Er galt dort als Schutzgott der Wasserquelle. In Apulum ist er epigrafisch zwei mal bezeugt, wobei ein Inschriftenfund schon im 16. Jahrhundert bekannt war.[Epi 64] Über die Lokalisierung eines möglichen Heiligtums kann nur spekuliert werden kann nur spekuliert werden.[119]

Quadruviae Heiligtum

Die Quadruviae waren vier Göttinnen des Weges mit keltischem Ursprungs. Die Vermutung eines Heiligtums der Quadruviae basiert auf dem Fund von insgesamt drei Inschriftensteinen,[Epi 65] von denen zwei gesichert aus der Colonia stammen, aber heute nicht mehr lokalisiert werden können.[119]

Silvanus Heiligtum

Silvanus ist eine Gottheit originär römischer Herkunft. Er galt als Gott der Hirten und der Wälder. In Apulum ist er durch zahlreiche Inschriften belegt.[Epi 66] Sein Heiligtum konnte jedoch bislang nicht lokalisiert werden. Mit einigem Recht wird es im Bereich der früheren Ziegelei und heutigen Porzellanfabrik vermutet,[Geo 104] was aber archäologisch nicht bestätigt ist, da die 1847 beschriebenen Befunde längst durch die Fabrik überbaut sind.[119]

Heiligtum des Bonus Puer/Azisos

Der Bonus Puer, der möglicherweise mit Azisos identisch ist (was aber umstritten ist) und auch schon mal als Phosphorus benannt wird, ist eine arabische Gottheit aus Edessa in Mesopotamien. Dort galt er als Gott des der Sonne vorausgehenden Morgensterns. In Apulum gibt es zahlreiche epigraphische Zeugnisse von ihm.[Epi 67] Die hohe Anzahl der Votivsteine deutet auf ein Heiligtum hin. Da die meisten Steine beim Bau der römisch-katholischen Michaelskathedrale sekundär verwendet wurden kann man mit Vorsicht darauf schließen, dass sich der Standort des Tempels in der Nähe befunden hat. Archäologische Beweise stehen jedoch aus.[120]

Auf der Suche nach dem Amphitheater

Ungewöhnlich ist der Umstand, dass bislang in Apulum kein Amphitheater sicher identifiziert werden konnte. Amphitheater gehörten bei Legionslagern und größeren Städten des Imperiums quasi zur „Grundausstattung“. Sie waren so unverzichtbar wie Wein, Weizen, Wasserleitungen und Thermen.

Es gibt einige Hinweise, die seine Existenz auch in Apulum sehr wahrscheinlich machen. Das älteste Indiz ist eine merkwürdige kreisförmige Markierung auf einer Zeichnung von Luigi Ferdinando Marsigli aus dem frühen 18. Jahrhundert. Sodann gibt es die Karikatur eines Retiarius namens Herculanus,[Epi 68][136] die vor dem Brennen in einen frisch gestrichenen Ziegel gekritzelt worden war,[137] sowie das Relief mit der Inschrift eines Aurelius Martianus, der Gladiatorentrainer gewesen sein könnte.[Epi 69] Einen letzten Hinweis schließlich stellt der Fund einer Statuette der Göttin Nemesis dar,[138] die als Schutzpatronin der Gladiatoren galt und deren Heiligtümer bei vielen Amphitheatern gefunden worden sind.[139]

Inzwischen wird das gesuchte Amphitheater mit hoher Wahrscheinlichkeit außerhalb der Stadtmauern, im nördlichen Bereich des Municipiums Apurelium Apulense vermutet, eine genauere Lokalisierung oder gar ein greifbarer Befund stehen aber nach wie vor aus.[140][141][142]

Wasserversorgung / Wasserentsorgung

Zwei Inschriften verweisen auf die Wasserversorgung. Die erste stammt aus dem Jahr 158 und lautet:

“I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / et Consessui deo/rum dearumque / pro salute imperii / Romani et virtute leg(ionis) XIII G(eminae) sub M(arco) Statio / Prisco consule de/signato demonstr(antibus) / ipsis aquas aperien/das per L(ucium) Aurelium / Trophimum po/nente[m] signum Io/vis et aram p(ecunia) s(ua) f(ecit)”

„An Jupiter den Besten und Größten und an die Versammlung der Götter und Göttinnen, zum Heil des Römischen Reiches und zur Tugend der 13. Legion Gemina, unter Marcus Statius Priscus als designiertem Konsul. [Die Götter] selbst zeigten, dass die Wasser geöffnet werden [müssen], von Lucius Aurelius Trophimus, der das Symbol des Jupiter aufstellte und mit seinem eigenen Geld diesen Altar erbaute.“

Lucius Aurelius Trophimus (158)[Epi 70]

Die zweite Inschrift entstand in der Zeit des Gordian III.:

“Ex iussu dei / Apollinis fon/tem Aeterni Ulp(ius) / Proculinus / speculator leg(ionis) XIII G(eminae) Gordia/nae a solo resti/tuit”

„Unter dem Schutz des Gottes Apollo errichtete Ulpius Proculinus, Speculator der 13. Legion Gemina, der Gordianischen, den Brunnen des Deus Aeternus neu.“

Ulpius Proculinus (238/244)[Epi 71]

Das Trink- und Brauchwasser zur Versorgung von Apulum, bestehend aus einer militärischen Großanlage, zwei Zivilstädten und einer großen Verwaltungseinheit, mit einer Bevölkerung von immerhin bis zu 20.000 Menschen, kam vermutlich von verschiedenen Quellen an den Hängen des Dealul Mamut (Mammutberg, 773 m) im östlichsten Ausläufer des Trascău-Gebirges. Vereinzelte Funde von Rohrstücken lassen zwar auf ihrer Existenz schließen, sind aber so vereinzelt und verstreut, dass die Rekonstruktion des Verlaufs eines Aquäduktes (oder mehrerer Aquädukte wie im benachbarten Potaissa) nicht möglich ist.

Dasselbe gilt auch für die Wasserverteilungs- und Entwässerungssyteme innerhalb der einzelnen Komplexe. Wir wissen zwar, dass es sie gegeben hat; Thermen sind nachgewiesen und einzelne Funde von Ziegel-, Ton- und Bleirohren, Kanälen mit Sickergruben und Überlaufvorrichtungen sind vorhanden, aber derartig selten, dass keine signifikanten Aussagen über ihre Strukturen getroffen werden können.

Zur Klärung dieser archäologisch unbefriedigenden Situation können nur künftige Untersuchungen beitragen.[143]

Ökonomische Basis und Geldzirkulation

Bedingt durch seine Position an einem alten Handels- und Verkehrsknotenpunkt und seine relativ nahe Lage zu den Salz- und Edelmetallvorkommen rund um die Bergbaustadt Alburnus Maior besaß Apulum alle Vorteile zur Entwicklung eines blühenden, auch im großen Stil produzierenden Handwerks. (siehe auch weiter oben unter Lage, Etymologie und Quellen). So wurden die im Raum Alburnus Maior gewonnenen Erze in der Stadt weiterverarbeitet.[144] Aber auch eine blühende Keramikproduktion siedelte sich dort an.[145][146] Die Lage an einem Gabelungspunkt römischer Fernstraßen kombiniert mit einem schiffbaren Fluss bot Händlern alle denkbaren Standortvorteile, zumal von zahlreichen Villae rusticae nördlich der Siedlung auch noch viele landwirtschaftliche Produkte Apulum erreichten.[147] Und auch der Sklavenhandel mit Alburnus Maior spielte eine nicht unbedeutende Rolle, wie die dort gefundenen Wachstafeln zeigen. So gelangte viel Geld in die Stadt und dort in Fluss.

2009 publizierte Cristian Găzdac ihm zu diesem Zeitpunkt vorliegende rund 2100 Münzen aus Apulum, von denen 1582 in eine detailliertere Auswertung eingingen. Auffällig war unter anderem, dass davon nur rund 3 % aus dem Legionslager stammten. Auf die Canabae legionis und das Municipium Septimium Apulense entfielen 18 %, auf die Colonia Aurelia Apulensis 25 %; im Bereich des Statthalterpalastes fanden sich einschließlich zweier Hortfunde 54 %. Sofern sich die Münzfunde eindeutig bestimmten Bereichen (Legionslager, Canabae, Praetorium etc. zuordnen ließen, sind ihre Münzreihen bereits in den jeweiligen Abschnitten oben dargestellt. Alle anderen 551 Münzen (285 Streufunde, 252 aus Schenkungen und 14 aus einer Sammlung) seien jetzt hier zusammengefasst:[148]

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Nachrömische Entwicklung

Die nachrömische Entwicklung Apulums ist weitgehend ungeklärt, obschon das Gebiet der Colonia wohl nur langsam verlassen worden ist und dort Spuren städtischen Lebens auch noch im frühen 4. Jahrhundert nachweisbar sind. Wie bei den weiter oben genannten Einzelbefunden skizziert, brachen die Siedlungsaktivitäten wohl nicht vollständig ab. Dies zeigen gepidische Gräber und awarische Befunde der Völkerwanderungszeit des 4. bis 6. Jahrhunderts sowie frühmittelalterliche Siedlungsschichten des 7./8. Jahrhunderts. Eine kontinuierliche mittelalterliche Bebauung setzte aber erst wieder ab dem 10. Jahrhundert ein und manifestierte sich unter anderem in dem Bau der ersten christlichen Kirche.[149]

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Fundverbleib, Präsentation und Denkmalschutz

Zusammenfassung
Kontext

Das bedeutendste Museum für die römische Vergangenheit Alba Iulias ist das Muzeul Național al Unirii.[Geo 105][150] Daneben gibt es noch das Muzeul Principia.[151] Zahlreiche römische Relikte wurden konserviert und restauriert und sind so im Stadtbild erhalten. Seit 2013 findet jährlich im Sommer das mehrtägige Festivalul Roman Apulum statt.[152]

Die römischen Anlagen von Alba Iulia sind nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmale unter Schutz gestellt. Die Bodendenkmäler sind mit verschiedenen LMI-Codes und RAN-Codes in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[153][154] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst und die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten. 2024 wurde Apulum zusätzlich in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Die bedeutendsten geschützten Anlagen sind:

  • RAN 1026.01 = LMI AB-I-m-A-00001.01: Legionslager
  • RAN 1026.02 = LMI AB-I-s-A-00002: Apulum I
  • RAN 1026.03 = LMI AB-I-s-B-00003 und RAN 1026.22: Südliches Gräberfeld
  • RAN 1026.04 = AB-I-m-A-00001.02: Apulum II
  • RAN 1026.10: Gräberfeld Izvorul Împăratului
  • RAN 1026.12 = AB-I-m-A-00001.02: Statthalterpalast
  • RAN 1026.13 = LMI AB-I-s-A-00002: Tempel des Liber Pater
  • RAN 1026.20: Nördliches Gräberfeld
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Siehe auch

Literatur

  • Doina Benea: Atelierele de cărămidărie din canabele de la Apulum. In: Banatica, Band 28, 2018, S. 191–202 (Digitalisat).
  • Ioana Bogdan-Cătăniciu: Teritoire civil et militaire à Apulum. In: Horatiu Ciugudean und Vasile Moga (Hrsg.): Army and Urban Development in the Danubian Provinces of the Roman Empire. (= Bibliotheca Musei Apulensis, 15), S. 109–139 (Digitalisat).
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