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Blue Funnel Line

britische Reederei Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Blue Funnel Line
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Die Blue Funnel Line (BFL) (dt.: Blauer-Schornstein-Linie) war eine britische Reederei mit Sitz in Liverpool. Sie betrieb hauptsächlich Liniendienste nach Ostasien, aber auch nach Australien, Neuseeland, Kanada und den Vereinigten Staaten. Die Reederei gehörte zeitweise zu den größten der Welt.

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Die Menestheus der Blue Funnel Line

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

1865 gründete Alfred Holt die Firma Alfred Holt & Co., um einen Liniendienst mit Schraubendampfern zur Beförderung von Fracht und Passagieren nach Ostasien einzurichten. Schon kurze Zeit später wurden diese Aktivitäten in der Reederei Ocean Steamship Company Ltd. zusammengefasst. Die Schornsteine der Schiffe waren blau mit einer schwarzen Kappe, daher auch die Bezeichnung Blue Funnel Line, und im deutschen Sprachgebrauch bürgerte sich die Bezeichnung Holt-Linie ein. Da Alfred Holt ein großer Bewunderer von Homers Ilias und Odyssee war, wurden alle Schiffe der Reederei nach Figuren aus diesen Epen benannt.

Unter Alfred Holts Tatkraft entwickelte sich die Reederei glänzend. Es war noch die Zeit der großen Klipper, als Holts Dampfer die Meere zu befahren begannen. Doch Holt erkannte richtig, dass die Zeit für die Segelschiffe abgelaufen war und die Zukunft dem Dampfschiff gehörte, und auch da entschied sich Holt zukunftsorientiert richtig für den Schraubenantrieb. Die Route nach Ostasien verlief zu Beginn von Liverpool über Kapstadt, Penang, Singapur, Hongkong und Shanghai nach Yokohama. Mit Eröffnung des Sueskanals 1869 entfiel die Umrundung von Südafrika und die Schiffe fuhren nun durch das Mittelmeer über den Sueskanal nach Ostasien.

Die ersten Schiffe der Reederei waren die drei Schwestern Agamemnon (I), Ajax (I) und Achilles (I). Es waren die ersten Linienfrachtschiffe moderner Prägung;[1] sie waren mit einer Verbunddampfmaschine ausgestattet und für den Liniendienst mit Stückgut und 40 Passagieren zwischen Europa und China ausgelegt. Die Schiffe wurden von der Werft Scotts Shipbuilding and Engineering Company in Greenock gebaut, die in der Folgezeit, neben Hawthorn, Leslie & Co. aus Newcastle, die meisten Schiffe für die Linie baute. Bis zum Jahr 1914 wurden kontinuierlich ganze Serien von Schiffen ohne Unterbrechung, hauptsächlich für den Frachttransport, in Dienst gestellt. Die Größe der Schiffe stieg dabei langsam von 2200 BRT bis auf über 10.000 BRT an. Die Blue Funnel Line wurde so zu einer der größten Reedereien der Welt.

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1923 'NSMO' Liniendienst

1891 kaufte Holt die Nederlandsche Stoomvaart Maatschappij „Oceaan“ (NSMO), mit Sitz in Amsterdam, auf und führte sie fortan als direkte Blue Funnel-Tochterreederei weiter. 1896 gründete Holt die East India Ocean Steamship Company mit Sitz in Singapur, die aber bereits 1899 an den Norddeutschen Lloyd verkauft wurde. 1902 erwarb Holt die in Glasgow beheimatete China Mutual Steam Navigation Company und führte sie wie die NSMO als direkte Blue Funnel-Tochter weiter. 1910 stellte die Reederei ihre ersten Passagierschiffe in Dienst, die Schwestern Aeneas (I), Ascanius (II) und Anchises (III), die mit je 10.049 BRT vermessen waren, gefolgt von den beiden 14.000-Tonnern Nestor (III) und Ulysses (IV).

Unterdessen war das Liniennetz weiter ausgebaut worden. 1896 richtete die Reederei einen Dienst von Singapur über Batavia nach Fremantle (Australien) ein. 1901 folgte der Dienst von Europa nach Australien, diese Route verlief von Glasgow über Liverpool, Kapstadt nach Fremantle, Adelaide, Melbourne und Sydney. 1902 kam der Transpazifik-Dienst hinzu von Ostasien zur Westküste von Nordamerika (Vancouver, San Francisco usw.). 1915 wurde der neueröffnete Panamakanal in das Liniennetz eingefügt und eine Direktverbindung von New York nach Ostasien eingerichtet.

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges bestand die Flotte der Blue Funnel Line aus 69 Schiffen mit 470.000 BRT, dazu wurden 1914 noch die Reedereien Indra Line und Knight Line aufgekauft. Der bald einbrechende Krieg bedeutete für die Reederei schwere Verluste, hauptsächlich durch deutsche U-Boote.

Nach dem Krieg begann sofort der Wiederaufbau der Flotte und bis zu Beginn der 1930er Jahre wurden 28 neue Schiffe in Dienst gestellt. Darunter befanden sich weitere Passagierschiffe, das von 1923 bis 1924 in Dienst gestellte Quartett - Sarpedon (IV), Patroclus (III), Hector (IV) und Antenor (III) - mit je 11.446 BRT vermessen für den Ostasien-Dienst. Die Masse waren aber Frachtschiffe, um die Kriegsverluste auszugleichen, darunter die ersten Schiffe mit Dieselantrieb.

1933 erwarb die Blue Funnel Line aus dem Fundus der 1931 in Konkurs gegangenen Royal-Mail-Gruppe die Reedereien Glen Line und Shire Line ganz und den Royal Mail-Anteil an der bedeutenden britischen Reederei Elder Dempster & Company. Mit diesen Aufkäufen hielt die Reederei einen der vorderen Plätze unter den Schifffahrtsunternehmen, hatte aber zur gleichen Zeit mit dem Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise von 1929 zu kämpfen.

Mitte der 1930er Jahre begann sich die Situation langsam zu bessern, doch der 1939 einbrechende Zweite Weltkrieg unterbrach diese positive Entwicklung und brachte erneut schwere Schiffsverluste: neben zahlreichen Frachtern ging auch ein Großteil der Passagierschiff-Tonnage verloren und mit ihr wiederum viele hunderte Menschenleben.

Nachkriegsentwicklung

Erneut musste die Reederei ihre Flotte von Grund auf neu aufbauen. Die Schiffsverluste wurden zunächst durch den Ankauf einer Reihe von Standardfrachtern der Liberty, Victory und Empire Typen ausgeglichen. Im Laufe der 1950er und 1960er Jahre kamen dann nochmals große Serien von Frachtschiffen in Dienst. Die Basis des Wiederaufbaus bildete die 27 Schiffe umfassende A-Klasse. Von 1949 bis 1951 brachte die Reederei auch nochmals je vier Schiffe der P-Klasse und H-Klasse für den gemischten Fracht- und Passagierdienst nach Fernost und Australien in Fahrt - alle hatten um die 10.000 BRT und boten 35 Passagieren einen Platz, der Frachttransport spielte aber auch bei diesen Einheiten die größere Bedeutung.

Die Situation auf dem Weltmarkt veränderte sich im Laufe der 1960er Jahre. Neben dem Flugzeug, das dem Passagierschiff das Leben schwer machte, brachte die beginnende Containerisierung große Veränderungen mit sich. Da die vorhandenen Schiffe nur sehr bedingt für den Transport von Containern geeignet waren, gab die Reederei in Zusammenarbeit mit der Glen Line sieben Semicontainerschiffe der Priam-Klasse in Auftrag, was große finanzielle Anstrengungen notwendig machte. Dies war auch für die Blue Funnel Line nicht alleine zu bewältigen, weshalb ein Partner gefunden werden musste. 1967 fusionierte die Ocean Steamship Company mit der Elder, Dempster Line zur Ocean Transport & Trading Co. (OT&T). Die Holt-Familie stieg 1966 nach über 100 Jahren aus dem Unternehmen aus, George Palmer Holt war ihr letzter Vertreter im Management des Unternehmens. Doch auch unter OT&T-Regie blieben die alten Farben der Reederei erhalten. Letztes Schiff, das unter der Holt-Ägide geplant war und in Dienst ging, war die Centaur (III) aus dem Jahr 1964, ausgerüstet für den Frachttransport, aber auch für 190 Passagiere, die sogar einen großen Swimming-Pool zur Verfügung hatten.

Weitere Informationen Zeitleiste BFL Nachkriegs-Frachtschiffsklassen 1945–1989 (Auswahl) ...

Niedergang

Ab Ende der 1960er Jahre wurden über die Beteiligung an der Gemeinschaftsreederei Overseas Containers Limited (OCL) große Serien von Containerschiffen, wie die Encounter-Bay-Klasse oder Liverpool-Bay-Klasse in Dienst gestellt und ab Mitte der 1970er Jahre kamen eigene Blue-Funnel-Containerschiffserien hinzu. Darüber hinaus diversifizierte Blue Funnel seine Flotte mit dem Kauf von Schüttgutfrachtern („Bulk Carrier“), Erdöltankern („Crude Oil Carrier“) sowie mit der fünften Nestor einem Flüssiggastanker („LNG-Carrier“), der für seine Zeit allerdings noch überdimensioniert war. Die Umsätze gingen jedoch vor allem in den 1980er Jahren immer mehr zurück, und 1989 wurden alle Schiffe verkauft, ebenso die Tochterreedereien Elder, Dempster und Glen Line. OT&T widmete sich danach anderen Geschäftsfeldern, in denen das Unternehmen noch heute aktiv ist.

Heute

Von der Blue Funnel Line und der Holt-Familie sind heute nicht vielmehr als die Namen geblieben und die Erinnerung an ein großes, weltbekanntes und sehr erfolgreiches britisches Schifffahrtsunternehmen, das zu den bedeutendsten der Welt zählte.[2]

In Southampton existiert eine kleine Schifffahrtsgesellschaft, die den alten Namen führt.[3]

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Schiffe (Auswahl)

Passagierschiffe

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Frachtschiffe

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Containerschiffe

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Schüttgutfrachter (Bulk Carrier)

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Tanker (Crude Oil Carrier)

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Flüssiggastanker (LNG/LPG-Carrier)

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Einzelnachweise

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