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Charles Aznavour

armenisch-französischer Chansonnier Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Charles Aznavour
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Charles Aznavour (anhören/?; geboren als Shahnourh Vaghinag Aznavourian, armenisch Շահնուր Վաղինակ Ազնաւուրեան Šahnowr Vałinak Aznavowryan, * 22. Mai 1924 in Paris; † 1. Oktober 2018[1] in Mouriès[2]) war ein armenisch-französischer Chansonnier, Liedtexter, Komponist und Filmschauspieler. Daneben war er armenischer Botschafter in der Schweiz und ständiger Vertreter Armeniens bei den Vereinten Nationen in Genf.[3][4][5] Der Sänger hat fast 200 Millionen Platten weltweit verkauft.[6][7][8][9]

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Charles Aznavour (Juni 2014)
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Leben

Zusammenfassung
Kontext

Charles Aznavourian kam 1924 im Pariser Studentenviertel Quartier Latin in armen Verhältnissen zur Welt. Sein Vater war aus Achalziche in Georgien eingewandert, seine Mutter war 1915 vor dem türkischen Völkermord an den Armeniern aus Smyrna geflohen.[10] Charles’ Schwester Aïda (später A. Aznavour-Garvarentz) war 1923 in Saloniki geboren worden.[11] Die Familie wurde 1947 nach 19-jähriger Wartezeit in Frankreich eingebürgert. Charles Aznavourian änderte seinen Familiennamen offiziell im Jahre 1982 in Aznavour.

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Charles Aznavour, 1963

Charles Aznavour gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten des französischen Chansons. Der Durchbruch gelang ihm 1946, als Édith Piaf auf ihn aufmerksam wurde und ihn auf eine Tournee durch Frankreich und die Vereinigten Staaten mitnahm. Aznavour hat über tausend Chansons geschrieben und sie in fünf Sprachen interpretiert (darunter auch Deutsch, in der Übertragung von Ernst Bader, Walter Brandin, Michael Kunze und Jacky Dreksler). Die deutsch gesungene CD Das Beste auf Deutsch erschien 2004.[12] Im Laufe der Jahre sind über hundert Schallplatten entstanden. Er gilt als einer der international bekanntesten französischen Sänger.

Die Texte seiner Lieder behandeln oft die Liebe. Einige seiner bekanntesten Chansons sind La Bohème, La Mamma, Hier encore, Que c’est triste Venise, She, Mourir d’aimer, Paris au mois d’août, Je m’voyais déjà, Les Comédiens, Tu t’laisses aller (deutsch: Du läßt dich geh’n), Emmenez-moi, Comme ils disent, Pour faire une jam.

„[M]it diesem Timbre von Sand und Rost, wie es ein Zeitgenosse beschrieb, sang er Texte, wie es sie zuvor im Genre des französischen Chansons nicht gegeben hatte: über die Symptome der Liebe (‚J’en déduis que je t’aime‘) und ihre körperlichen Freuden (‚Après l’amour‘), über Frauen, die sich gehen lassen (‚Tu t’laisses aller‘), und einsame Transvestiten (‚Comme ils disent‘), über die Kriegskinder (‚Les enfants de la guerre‘) und die Lebenskünstler (‚La Bohème‘).“

Thomas Steiner: Badische Zeitung[13]

Als Schauspieler wirkte Aznavour in über 70 Filmen mit, unter anderem 1979 in der Oscar-prämierten Verfilmung Die Blechtrommel von Volker Schlöndorff und 2002 in Atom Egoyans Reflexion über Künstlertum, Erinnerung und armenische Geschichte, Ararat. 2006 war er in seiner letzten Rolle zu sehen: The Colonel.[14]

Am 20. Februar 2006 endete Aznavours internationale Abschiedstournee in Essen. Das dortige Konzert galt als sein letztes öffentliches Konzert. Aznavour hatte schon mehrfach Abschiedskonzerte gegeben, auch das in Essen blieb nicht sein letztes. Im September 2006 startete er eine Nordamerika-Tournee, im November 2007 trat er im Pariser Palais des Congrès auf. Im Frühjahr 2008 gab er in Montreal (Kanada) ein weiteres Konzert. Auf der Bühne konnte er bis zuletzt mit körperlicher Fitness und seiner Stimme vor stets ausverkauften Häusern überzeugen, wobei er ohne Teleprompter oder andere Hilfsmittel auftrat und häufig in mehreren Sprachen sang. 2009 arbeitete er mit dem Arrangeur John Clayton zusammen, der seine Chansons neu arrangierte und zusammen mit Aznavour und seiner Clayton/Hamilton-Big-Band neu aufnahm.

Am 30. September 2006 trat Aznavour vor 50.000 Zuschauern auf dem Platz der Republik in der armenischen Hauptstadt Jerewan auf und wandte sich auch auf Armenisch an sein Publikum. Anlass war der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten (Jacques Chirac) in der nun unabhängigen Republik Armenien.

Aznavour zählte zu den prominentesten Armeniern der Welt und setzte sich vor allem seit dem verheerenden Erdbeben von Spitak 1988 immer wieder für das Land ein. Im Dezember 2008 wurde Aznavour, der auch Vertreter Armeniens bei der UNICEF war, die armenische Staatsbürgerschaft verliehen.[15] Von Juni 2009 an war er in Genf armenischer Botschafter in der Schweiz. Zudem vertrat er sein Land an der Genfer Niederlassung der Vereinten Nationen. Am 7. Oktober 2011 wurde in Jerewan in seiner sowie der Gegenwart des französischen und des armenischen Präsidenten ein nach ihm benanntes Kulturzentrum eröffnet.[16]

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Charles Aznavour mit sei­ner Tochter Katia im Juni 2014 in Warschau auf der Bühne

Im Jahr 2013 gab er im Rahmen einer erneuten Welttournee Konzerte in Amsterdam, Tel Aviv und London sowie 2014 in Jerewan, Frankfurt/Main, Tel Aviv, Los Angeles, Rom, Barcelona, Warschau, Moskau, Montreal und New York. Am 22. Mai 2014, seinem 90. Geburtstag, trat er nach mehr als einem Jahrzehnt erstmals wieder in Deutschland (O2 World Berlin) auf.[17] 2014 und 2015 setzte er seine Welttournee u. a. mit Konzerten in Frankfurt/Main, Antwerpen, Genf, St. Petersburg, Moskau, Jerewan, Madrid, Amsterdam, Brüssel und London fort.

Anfang Mai 2015 erschien sein inzwischen 46. Album, Encores, das zwölf neue Chansons enthielt. Als 91-Jähriger stand er im September 2015 nach vier Jahren auch wieder in Paris auf der Konzertbühne: in sechs ausverkauften Konzerten im Pariser Palais des Sports. Hierzu erschien Ende 2015 eine Konzert-DVD mit dem kompletten Konzert und vielen Eindrücken „hinter den Kulissen“.

Für 2016 standen erneut Auftritte in den USA (New York, Boston, Miami, Los Angeles), Japan (Tokio und Osaka), Kanada (Montreal) sowie Dubai und Bukarest auf dem Programm. Es folgten Marbella, Monaco, Verona, Lissabon, Barcelona, Prag, Amsterdam und Antwerpen. Im April 2016 nahm Charles Aznavour gemeinsam mit George Clooney in Jerewan an der Gedenkfeier zum 101. Jahrestag des Beginns des Völkermords an den Armeniern teil.[18] Im Dezember 2016 folgten noch einmal drei Konzerte im Palais des Sports in Paris.

2017 und 2018 wurde die internationale Tournee mit (ausverkauften) Konzerten in Paris, Madrid, Buenos Aires, Santiago de Chile, Amsterdam, Prag, St. Petersburg, São Paulo, Rio de Janeiro, Moskau, Rom, Mailand, Monaco, London, Tokyo, Osaka, Wien, Perth, Sydney und Melbourne sowie einer Tournee durch sieben französische Städte fortgesetzt. Im August 2017 wurde Aznavour mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame verewigt.[19][20] Sein letztes Konzert fand am 19. September 2018 in Osaka statt, kaum zwei Wochen vor seinem Tod.[21]

Privatleben

Aznavour war dreimal verheiratet. 1946 ehelichte er Micheline Rugel, ein Jahr später wurde ihre gemeinsame Tochter Seda geboren, die ihm als Sängerin ins Showgeschäft folgte.[22] 1952 kam Aznavours Sohn Charles zur Welt. Nach einer Affäre mit der Cabarettänzerin Arlette Bordais wurde 1951 ein weiterer Sohn Aznavours, Patrick Bordais, geboren, den er neun Jahre später als solchen anerkannte und der 1976 unter tragischen Umständen starb.[23]

Im Jahr 1955 heiratete Aznavour Evelyne Plessis. Die Ehe hielt bis 1960 und blieb kinderlos.

1966 lernte Aznavour die Schwedin Ulla Ingegerd Thorsell kennen.[24] Am 11. Januar 1967 heirateten sie in Las Vegas, USA.[25] Am 12. Januar 1968 wurden sie vom armenischen Erzbischof in der armenischen Kathedrale St. Johannes der Täufer in Paris kirchlich getraut.[26][23] Der Verbindung entstammen drei Kinder: Katia (* 1969), Misha Lev (* 1971) und Nicolas (* 1977).[27]

Charles Aznavour starb am 1. Oktober 2018 im Alter von 94 Jahren infolge eines Herzstillstandes. Er wurde in der Familiengruft auf dem Cimetière communal von Montfort-l’Amaury beigesetzt.[28][29]

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Diskografie

Charles Aznavour hat über 1000 Lieder (Chansons) aufgenommen, darunter 800 selbst geschriebene.

Alben

Weitere Informationen Jahr, Titel ...

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Filmografie (Auswahl)

Filmmusik

Darsteller

Schriften

  • Mit leiser Stimme: Mein Leben – ein Chanson (Originaltitel: A voix basse). Übersetzt von Sabine Schwenk. Graf, München 2010, ISBN 978-3-86220-008-5. Autobiografie.
  • Le temps des avants. Der einzige Zufall in meinem Leben bin ich (Originaltitel: Le temps des avants). Übersetzt von Alexander Drechsel und Henrike Rohrlack. Militzke, Leipzig 2005, ISBN 978-3-86189-731-6. Autobiografie.
  • Aznavour über Aznavour – Erinnerungen. (Originaltitel: Aznavour par Aznavour.) Übersetzt von Karin von Zabiensky. DVA, Stuttgart 1971, ISBN 3-421-01576-7.
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Filme

Dokumentarfilme

  • Aznavour in Amerika, USA/Deutschland 1984, 82 Min., Buch und Regie: Christian Blackwood.[31]
  • Aznavour, Dokumentarfilm, Frankreich 2013, 59 Min., Buch: Marie Drucker, Regie: Marie Drucker und Damien Vercaemer, Produktion: Ah! Production, Melodium Music, France Télévisions, arte France, deutsche Sprecherin: Eva Mattes, Erstsendung: 30. November 2014 bei arte, Inhaltsangabe von arte, Besprechung.[32]
  • Le Regard de Charles (Aznavour by Charles), Frankreich 2019, 83 Min., Regie: Marc di Domenico, Charles Aznavour.[33][34]

Spielfilm

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Auszeichnungen und Ehrungen

Orden

Frankreich
Armenien
  • 2004: Nationalheld Armeniens[38]
Belgien
Kanada

Medaillen

Ehrenbürgerschaften

Preise

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Commons: Charles Aznavour – Sammlung von Bildern und Audiodateien
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Einzelnachweise

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