Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Decorah-Posten
Norwegischsprachige Zeitung in Decorah, Iowa Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Decorah-Posten, später Decorah-Posten Og Ved Arnen (deutsch: Decorah-Post und Am Kaminfeuer), war um 1920 die größte norwegischsprachige Zeitung in den USA. Sie begann 1874 als Lokalblatt für die Kleinstadt Decorah in Iowa, wo sich zahlreiche Einwanderer aus Norwegen niedergelassen hatten. Ihr Gründer Brynild Anundsen war ein hartnäckiger und einfallsreicher Unternehmer, der in politischen und religiösen Themen strikte Neutralität hielt. Lokale Berichte aus der norwegischen Community und aus der alten Heimat sowie umfangreiche Leserbriefspalten erregten das Interesse der Norweger in der ganzen USA und führten zu hohen Abonnentenzahlen.
In den ersten Jahren, als die Lage der Zeitung noch prekär war, wurde sie mehr als einmal durch einen populären Fortsetzungsroman gerettet. 1903 wurde der literarische Teil der Decorah-Posten unter dem Namen Ved Arnen ausgelagert und erschien ab nun als herausnehmbare Zeitung in der Zeitung. 1918–1935 erschienen exklusiv in Decorah-Posten mehr als 700 Cartoons über Han Ola og han Per, zwei norwegische Einwanderer, deren (noch) unzureichendes Englisch und hinterwäldlerische Gewohnheiten selbstironisch aufs Korn genommen werden.
Altmodisch war auch die Decorah-Posten selbst: Die im Mutterland durchgeführten Rechtschreibreformen wurden mit Jahrzehnten Verzögerung übernommen und als Schriftsatz wurde bis 1952 Fraktur verwendet. Ab den 1960er Jahren verlor die Zeitung den Anschluss an die jüngeren Generationen und stellte Ende 1972 ihr Erscheinen ein.
Remove ads
Vorgeschichte
Zusammenfassung
Kontext

Brynild Anundsen (* 28. Dezember 1844; † 25. März 1913), geboren in Skien (Telemark) als Sohn armer Eltern, arbeitete in jungen Jahren im Druckereigewerbe und als Seemann, bevor er 1864 nach Amerika emigrierte und im letzten Jahr des Sezessionskriegs als Soldat in der Unionsarmee kämpfte. 1865 ließ er sich in La Crosse (Wisconsin) nieder und heiratete die gebürtige Schwedin Mathilde Hoffstrom (1838–1889).[1] Er fand Arbeit als Schriftsetzer für die neu gegründete örtliche Zeitung Fædrelandet (Das Vaterland).[2]
Ved Arnen
Im Fædrelandet kündigte er im Juni 1866 ein monatliches Literaturmagazin an, 32 Seiten im großen Oktavformat, zweispaltig gesetzt, für 12 Cents das Stück bzw. 1 $ pro Jahr.[3] Es trug den Namen Ved Arnen: Et Tidsskrift for Skjønliteratur (Am Kaminfeuer. Eine Zeitschrift für Schöne Literatur) und war das erste amerikanische Literaturmagazin in norwegischer Sprache.[2] „This was the seed of which Decorah-Posten is the fruit“ resumierte Anundsen 1897,[3] als er das 30-jährige Jubiläum von Decorah-Posten mit dem Jahr 1867 beginnen ließ (und nicht mit 1874).[4]
Anundsens Geschäftspartner, ein E. Svendsen, war bereits gegen eine Abfindung von 7,65 $ ausgeschieden, bevor die erste Ausgabe von Ved Arnen erschien. Die ersten sechs Nummern entstanden nach der Arbeit und in der Offizin von Fædrelandet. Anundsen setzte und druckte, seine Frau faltete, heftete und verschickte die Broschüren. Der Kauf einer eigenen Presse erleichterte die Arbeit. Die Presse war so klein, dass gleichzeitig nur zwei Seiten (jeweils 4 x 7 Inch bzw. 10 × 18 cm groß) gedruckt werden konnten. „Meine Druckerei befand sich in einer Dachkammer über unserer Wohnung, und der Teil des Daches, unter dem ich aufrecht stehen konnte, war nicht mehr als zwei Fuß breit und fiel von dort abwärts ab.“[3]
Am Ende des ersten Jahres hatte die Zeitschrift 700 Abonnenten, aber die Einnahmen waren äußerst gering. Zudem hatte Anundsen seinen Job bei Fædrelandet vernachlässigt und in Konsequenz verloren. Mit Strickarbeiten hielt seine Frau die Familie über Wasser. Ende 1867 war absehbar, dass es bald nicht mehr möglich sein würde, das Papier für die nächste Ausgabe zu bezahlen.[3]
Kirkelig Maanedstidende

Da erhielt Anundsen ein Angebot von der Norwegischen Synode, einer norwegischstämmigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Nordamerika, ihr offizielles Organ, die Kirkelig Maanedstidende (Kirchliche Monatszeitung) zu drucken. Die Zeitung sollte durch das Luther College in Decorah (Iowa) herausgegeben werden, würde aber einen Drucker nicht voll auslasten. Anundsen nahm das Angebot an, und nach einer zweitägigen Reise mit zwei Pferdewagen kam er am 15. Dezember 1867 in Decorah an. „The wagons contained Ved Arnen’s type and equipment, the family and household effects and one printer besides myself.“[3] Zur Familie gehörte zu dieser Zeit bereits ein Kind, und Mathilde war mit ihrem zweiten im achten Monat schwanger.[1]
Anundsen druckte in Decorah außer der Kirchenzeitung und Ved Arnen die Jahresberichte des Gouverneurs von Iowa (in norwegischer Übersetzung) und andere norwegische Bücher und Broschüren.[1] 1869 begann er mit Fra Fjærnt og Nær (Von nah und fern), zunächst als Beilage zu Ved Arnen und später als eigenständige Zeitung. Sie erreichte nie mehr als 75 Abonnenten und überlebte nur ein Jahr.[2] Im Herbst 1870 musste Anundsen auch Ved Arnen aufgeben. Das Magazin hatte zwar 1.400 Abonnenten, von denen aber zu viele mit der Zahlung säumig waren. Als Dozenten am Luther College die Zeitschrift For Hjemmet (Für das Heim) gründeten, wurde Anundsen im Januar 1871 mit dem Druck beauftragt.[3]
Remove ads
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Gründung

1874 unternahm Anundsen einen neuen Anlauf und am 18. September erschien die erste Ausgabe der Decorah-Posten. Sie war mit 5. September datiert, aber Anundsen selbst nennt unmissverständlich den 18. als Tag der Veröffentlichung, und im nächsten Satz beteuert er, dass Decorah-Posten ohne den Vorgänger Ved Arnen nie erschienen wäre.[3] Nr. 1 von Decorah-Posten beginnt mit einem Aufruf „To the Businessmen of Decorah and Vicinity“, in dem die Blattlinie angekündigt wird:
„The paper will contain NO POLITICS, but local and other news from the new and the old world besides Novels and other interesting reading matter, and a Song-Book of 416 pages than can be cut out and bound, containing several hundred of the most popular norwegian, danish, swedish and american songs. This book alone will be worth more than the subscriptionsprice. It must not be forgotten that in order to draw attention there will be anecdotes between every advertisement.“
– B. Anundsen[5]
Die restliche Zeitung war in norwegischer Sprache gedruckt. Sie umfasste vier Seiten und war in fünf Spalten gesetzt; das Jahresabonnement kostete nur 50 Cents. Zunächst erschien sie jeden Samstag, ab 1875 am Donnerstag, ab 1877 am Mittwoch, ab 1891 am Dienstag. Das „Song-Book“ mit dem Namen Luren befand sich an der unteren Ecke der Zeitung: Ausgeschnitten und gefaltet ergaben sich 8 Seiten im Miniaturformat, wodurch nach 52 Wochen die genannten 416 Seiten erreicht wurden. Das erste abgedruckte Lied war Ja, vi elsker dette landet, die noch junge, von Bjørnstjerne Bjørnson verfasste, norwegische Nationalhymne.
Anundsen druckte eine Auflage von 1.000 Stück und verschenkte die nicht verkauften Exemplare, bis er (nach weniger als drei Monaten) 1.000 Abonnenten gewonnen hatte. Im Winneshiek County, zu dem Decorah gehörte, stellten Norweger ein Drittel der Bevölkerung (1870: 8.302 von insgesamt 23.570). Die Hoffnung, als norwegische Zeitung reüssieren zu können, war daher realistisch.[2]
Krise und Konsolidierung

Zu Beginn des zweiten Jahrgangs, am 2. September 1875, änderte Decorah-Posten ihr Erscheinungsbild. Sie wurde auf größerem Papier gedruckt, war in sieben Spalten gesetzt und von einem eleganteren Kopf gekrönt. Gleichzeitig wurde der jährliche Preis auf 1,10 $ erhöht.[6]
Die Abonnentenzahl stieg kontinuierlich und bereits 1875 hatte Decorah-Posten seine beiden örtlichen englischsprachigen Konkurrenten, den Decorah Republican und das Decorah Journal in der Auflage überflügelt und wurde das offizielle Nachrichtenblatt im County.[2] Anundsen redigierte die Zeitung nicht mehr selbst; Bernt Askevold, ein ehemaliger Lehrer aus Bergen, war der erste einer Reihe hervorragender Redakteure, die nahezu alle aus Norwegen oder Dänemark eingewandert waren.[1]
1877 beschloß die Norwegische Synode, ihre Monatszeitung und anderen Publikationen durch einen eigenen Verlag drucken zu lassen, wodurch Anundsens Druckerei einen großen Teil ihrer Einnahmen verlor. In diesem Jahr machte sein Geschäft einen Verlust von 465 $. Decorah-Posten erwirtschaftete noch keinen Gewinn; die Lage schien hoffnungslos. „I figured and figured and at last reached the conclusion that Decorah-Posten would have to be enlarged and improved again. Two weeks later this improvement was manifested. The bluff went. People concluded at last that Posten had come to stay and that year it paid for itself and supplied us with food and some clothes. From that year until 1884 about the only variety I experienced was the quantity of hard luck I met. Some days I met less and some days more and every time I saw a constable or a lawyer coming in my direction I thought the jig was up.“[3]
Zu den laufenden „improvements“, die Überleben und Wachstum der Decorah-Posten sicherten, gehörten die Romane, Kurzgeschichten und Gedichte, die in der Zeitung in Fortsetzungen erschienen. Am 3. Dezember 1884 erschien die erste Folge einer Novelle von Hans Andersen Foss (1851–1929), Husmandsgutten: En fortælling fra Sigdal (Der Häuslersohn: Eine Geschichte aus Sigdal). Die Geschichte über einen armen norwegischen Jungen, der in Amerika reich wird und nach seiner Rückkehr in die Heimat seine alte Jugendliebe heiratet, die ihm einst wegen seiner Armut unerreichbar war, wurde enorm beliebt (tremendously popular).[1] Im Winter 1884/85 gewann die Zeitung 6.000 neue Abonnenten und im folgenden Sommer überschritt die Gesamtzahl 20.000. Von nun sicherte Decorah-Posten ihren Eigentümern und Angestellten ein gutes Auskommen.[2]
Marketing

Zwei für Anundsens publizistisches Geschick typische Marketingaktionen fallen ebenfalls in das Jahr 1884. Ab November konnten die Leser einen großformatigen Farbdruck mit dem Text des Vaterunsers und der Zehn Gebote (und dazu passenden Illustrationen) bestellen, der sich gut als Weihnachtsgeschenk eignen würde. 30.000 Stück dieser „handsome pictures“ wurden ausgeliefert. – Im selben Jahr verkaufte die Zeitung 2.300 Uhren der Marke Waterbury. Die Uhren waren günstig, haltbar und zeigten die Zeit genau an, aber die Krone zum Aufzug war schwierig zu bedienen (ohne Kronenwinder, der in den Leserhaushalten kaum vorhanden war).[3]
In den 1890er-Jahren hatte Decorah-Posten einen Vertrag mit dem Hersteller der Nähmaschine Husvennen (Der Hausfreund). Wer die Zeitung für ein Jahr abonnierte, konnte für den Sonderpreis von nur 22,25 $ ein Exemplar bestellen. Diese Aktion lief über viele Jahre und bezog auch Nadeln und anderes Zubehör ein. Die zufriedenen Leserinnen bezeichneten das Gerät bald als the Decorah-Posten sewing machine. „This was likely one of the most original offers ever made by a newspaper.“[2]
Ved Arnens Rückkehr

Am 18. Oktober 1882 entstand die Literaturzeitschrift Ved Arnen neu. An diesem Tag wurde sie im Decorah-Posten als monatlich erscheinende Beilage angekündigt, im Umfang von 32 Seiten und ohne Mehrkosten für die Abonnenten.[7] Zuvor waren zwei Ausgaben der Posten ausgefallen, wahrscheinlich wegen dieser Umstellung, die Anundsen in seinen Erinnerungen irrtümlich auf 1885 datiert. Später wurde Ved Arnen eine achtseitige wöchentliche Beilage, die noch später auf sechzehn Seiten erweitert wurde.[3]
Allmählich machte die Beilage sich lauter bemerkbar. Am 28. September 1887 erschien erstmals links und rechts neben dem Titel Decorah-Posten eine Vignette mit dem Schriftzug Ved Arnen, hinterlegt mit einem Rankenornament.[8] Am 18. August 1903 erschien Decorah-Posten erstmals mit dem Untertitel Decorah-Posten og Ved Arnen.[9] Und ab der Ausgabe vom 10. November 1903 wurde dieser Untertitel zum Haupttitel der Zeitung. Die bisher verwendeten, grafisch unterschiedlich gestalteten Schriftzüge wurden – unter Beifügung einer Girlande – zu einem gemeinsamen Logo kombiniert (das nach einigen Jahren etwas vereinfacht wurde).
Ved Arnen präsentierte hauptsächlich Novellen und Kurzgeschichten, aber auch Gedichte, in großer Vielfalt: Norwegische Literatur, auch von Emigranten in den USA, sowie Übersetzungen von Weltliteratur, z. B. Werke von Charles Dickens, Robert Louis Stevenson und Anatole France. Es fehlten auch nicht populäre Werke wie die Kriminalromane von William Wilkie Collins, die Westernromanzen von Zane Grey oder The Scarlet Pimpernel von Emma Orczy. Viele Erzählungen waren sehr sentimental. „Undoubtedly, the publication of these writings filled a real need among the immigrants for entertaining reading material. A delay in printing Ved Arnen in late 1889 - while a new press was being installed - produced a storm of outcries from disappointed readers eager for the next installment.“ Einige kündigten ihr Abonnement, andere hielten ihre Zahlung zurück.[2]

Ab 1888 konzentrierte sich die Zeitschrift auf Norwegische Literatur, beginnend mit dem Abdruck der Grindal-Saga von John Lie, einem Autor, der sich bei den norwegischen Immigranten besondere Wertschätzung erwarb. Auch die Heimatdichter der Neuromantik der 1890er-Jahre Bernt Lie, Jacob Breda Bull und Hans Aanrud wurden vorgestellt. Johan Falkberget schrieb über die Älpler und Bergleute von Røros, Trygve Gulbranssens Helden aus dem einfachen Volk wurden berühmt (und im Nachkriegsdeutschland erfolgreich verfilmt). Bjørnsons idealisierten Bauerngeschichten waren ein regelmäßiger Bestandteil der Zeitschrift. „The nostalgic and the sentimental had an apparent attraction for immigrant readers.“[2]
Investitionen

1887 kaufte Brynild Anundsen das Gebäude in der Washington Street 108, das Firmensitz bleiben sollte bis zur Auflösung der Druckerei in den 2020er Jahren. Das Ziegelgebäude war damals schon mindestens 17 Jahre alt (es erscheint auf einer Abbildung der Stadt von 1870); Erbauer und Erbauungsjahr sind nicht mehr feststellbar. Die Fassade war markant in vier vertikale Abschnitte gegliedert und bestand in dieser Form bis 1957. Auch das Innere war stilvoll eingerichtet: „High decorative pressed tin ceiling, wallpaper borders, electric lights and ceiling fan, outfitted with the expected wooden desks, chairs and manual typewriters.“[10]
1889 erwarb das Unternehmen eine moderne Rotationsdruckmaschine, als erste skandinavische Zeitung in den USA.[1][2] Sie wurde schnell zu langsam, um die gestiegene Auflagenzahl zu bewältigen, und 1895 durch eine stärkere Maschine, eine Scott Perfecting Press, ersetzt. „The press which was superceded by this last machine is set up in another part of town, ready to run at a moment’s notice, so that the advent of disaster to the main establishment, such as fire etc., would in no way defer the prompt appearance of Decorah-Posten.“ (so Anundsen, 1897).[3]
Ab 4. Dezember 1894 erschien Decorah-Posten zwei mal wöchentlich, am Dienstag und Freitag, und dies blieb so bis zum 29. Oktober 1942. Ab diesem Tag erschien sie wieder wöchentlich, am Donnerstag.
1910 wurde die B. Anundsen Publishing Company gegründet. Sie wurde der offizielle Herausgeber der Decorah-Posten und fast ein halbes Jahrhundert lang von Robert B. Bergeson geleitet. Brynild Anundsen starb 1913; sein Sohn B. B. Anundsen übernahm 1947 für mehrere Jahrzehnte die Firmenleitung.[2] Zur Zeit der Auflösung des Unternehmens um 2020 wurde es vom Urenkel Erik Anundsen geführt.[10]
Erfolgsfaktor Leserkontakt

Anundsen hatte 1874 „news from the new and the old world“[5] angekündigt und die Zeitung löste das Versprechen voll und ganz ein. Vor 1900 waren die Verbreitungsgebiete der großstädtischen Zeitungen noch auf ihre unmittelbaren Umgebungen beschränkt, und die ländliche Bevölkerung hatte oft als einzige Informationsquelle die Decorah-Posten. Die Nachrichten erschienen unter regelmäßigen Rubriken, wie „Bauernhof“, „Haus und Garten“, „Kinderseite“. Diese Einteilungen, „one of the most typical aspects of Decorah-Posten“ (Odd S. Lovoll), wurden im Laufe der Jahre mehr, und 1930 gab es 18 davon, darunter „Neuigkeiten aus Amerika“, „Neuigkeiten aus Norwegen“, „Aus Stadt und Land in Norwegen“, „Aus Land und Stadt in Dänemark“, „Kirche und Schule“ und „Fragen und Antworten“. „The paper’s major appeal lay in its predictability; a reader could always rely on finding what he looked for. There were no glaring headlines to disturb him or unexpected editorial opinions to dismay him. A perusal of the paper was rewarding because of its familiarity.“[2]
1901 gab der neue Chefredakteur Johannes B. Wist der ersten Seite der Zeitung ihre endgültige Form. Durch die Verlagerung der Werbung auf die Innenseiten wurde der Schwerpunkt stärker auf die Nachrichten gelegt. Decorah-Posten profitierte von der Masseneinwanderung von Norwegern ab den 1880er-Jahren. Um 1900 hatte sie 37.000 Abonnenten und Mitte der 1920er Jahre, als andere Zeitungen einen Rückgang verzeichneten, wurde der Höhepunkt mit 45.000 zahlenden Lesern erreicht. Im Vergleich dazu hatte sich die Auflage des zweimal wöchentlich erscheinenden Skandinaven von 50.000 Exemplaren im Jahr 1910 bis 1925 halbiert.
Die Leser von Decorah-Posten, obwohl mehrheitlich im nördlichen Mittleren Westen beheimatet, verteilten sich über die ganze USA. Die Zeitung hatte etwa 1000 ausländische Abonnenten, hauptsächlich in Norwegen, und mehrere tausend dänische Leser in Amerika. Die Beziehung der Leser zu ihrer Zeitung war sehr intensiv: sie schrieben ihr Briefe, schilderten persönliche Erlebnisse, baten umn Rat und äußerten zu vielen Themen ihre Meinung. „These letters constitute significant social documents, despite their simplicity in language and content.“[2]
1924 hatte die Zeitung 26 Korrespondenten in Norwegen, einige davon schon seit dreißig Jahren. Diese lokale Berichterstattung war so ausführlich, dass angeblich viele Leute in Norwegen die Decorah-Posten abonnierten, um Neuigkeiten aus ihrer Heimat zu erfahren.[11] Jedenfalls konnten sie sich aus erster Hand über die Lage ihrer Landsleute in Amerika informieren.
Neutralität

In politischen und religiösen Angelegenheiten bewahrte Decorah-Posten Neutralität, ganz im Gegensatz zu den anderen amerikanischen „partisan papers“, auch den norwegischsprachigen.[6][1] Dies machte es der Zeitung leichter, Anzeigen zu verkaufen und Leser aus allen politischen Lagern anzusprechen.[11] Diese Blattlinie wurde auch gelegentlich explizit ausgesprochen, so z. B. von Redakteur Einar Lund in den 1920er Jahren: „Posten has always sought to inform rather than direct its readers.“ (zitiert bei:[2])
Die Redakteure des Posten waren mit wenigen Ausnahmen selbst Immigranten und schon in ihrer Heimat demokratisch geprägt worden. Politisch liberal gesinnt, mit freigeistiger, oft romantischer Gesinnung und Sympathie für die Volkskultur, vertraten sie die Ansprüche der eben erst entstehenden norwegischen Nation und waren nicht frei von insgeheim gehegten Ressentiments gegen das „Establishment“. Es nimmt daher nicht Wunder, dass die Zeitung – vor allem zwischen 1895 und 1915 – der progressiven Politik wohlwollend gegenüberstand. Sie war gegen die Machtfülle der Trusts und befürwortete liberale Gesetzgebung. „Its clearly progressive Republican sympathies reflected the sentiments of the vast majority of subscribers in the Middle West; therefore an advocacy of these views did not involve a financial risk.“[2]
Decorah Posten war aber niemals Bestandteil einer politischen Kampagne. Die Neutralität in inner- und zwischenkirchlichen Auseinandersetzungen war noch stärker ausgeprägt. Dies obwohl Anundsen und viele seiner Redakteure berufliche Beziehungen zu dem Luther College hatten und selbst Mitglieder der Norwegischen Synode waren, die ihren Hauptsitz übrigens in Decorah hatte. Als die Synode im Juni 1903 ihr 50-jähriges Jubiläum feierte und 9.000 Gäste nach Decorah strömten, erschien Decorah Posten eine Woche lang als Tageszeitung (inklusive einer Sonntagsausgabe, die einzige die jemals erschien).
Für Sport und Wirtschaft war in der Decorah Posten kein Platz vorgesehen; diese Themen wurden durch die englischsprachige Presse gut abgedeckt und von den Lesern offensichtlich nicht vermisst.[1]
Ein exklusiver Cartoon

Am 19. Februar 1918 erschien zum ersten Mal in Decorah-Posten ein Cartoon mit dem Namen Han Ola og Han Per, gezeichnet von Peter Julius Rosendahl (1878–1942), Sohn eines norwegischen Immigranten, und aufgewachsen auf einem Bauernhof in Spring Grove (der ältesten Norwegersiedlung in Minnesota). Rosendahl hatte wenig Schulbildung, aber sich selbst zahlreiche Fähigkeiten beigebracht, auch das Zeichnen.[12] Die Leser waren sofort begeistert, und Rosendahl lieferte daraufhin bis 1935 mehr als 700 Cartoons exklusiv für Decorah-Posten. Danach wurden die alten Folgen immer wieder nachgedruckt, bis die Zeitung ihr Erscheinen einstellte.[13][4]
Die Figuren im Cartoon sprechen verschiedene norwegische Dialekte und ihre Assimilation in die amerikanische Kultur ist unterschiedlich weit fortgeschritten. Auch Unterschiede in der sozialen Stellung sind an der Sprache ablesbar. Im Cartoon ist die Sprache der 1920er Jahre konserviert, was ihn zum Gegenstand mehrerer linguistischer Forschungsarbeiten gemacht hat.[12]
Ola ist ein kleiner, barhäuptiger Mann aus Hallingdal im kargen norwegischen Hochland mit konservativer Sprache und Sitten. Er ist mit einem Overall bekleidet und trägt eine Heugabel; er ist umgänglich und hilfsbereit, lacht und singt gern und fragt Per häufig um Rat.
Per ist ein großer Mann mit Bart aus Hadeland, einer fruchtbaren Landschaft unweit Oslo. Er trägt eine Prinz-Albert-Weste, eine Melone und eine Rohrzange. Per hat Familie: Frau, Tochter und Schwiegermutter und den leicht verrückten Bruder Lars, der einen Zylinderhut trägt. (Er hat ein Universitätsstudium in Oslo und Berlin hinter sich, das auf der Farm von geringem Nutzen ist.)[12]

Rosendahls Zeichnungen kommentieren des entbehrungsreiche Leben der Norweger in ländlicher oder kleinstädtischer Umgebung. Han und Per lösen auftretende Schwierigkeiten durch harte Arbeit, aber auch mit Innovation und Genialität, wobei ihre Anstrengungen oft im Desaster enden. „The popularity of the artist’s illustrations of the human condition, and his poking fun at familiar immigrant experiences show us that by 1918 Norwegian Americans constituted an ethnic group with established traditions and culture. They were secure enough in their identity to take delight in their own eccentric qualities.“[2]
Sprachlicher Konservatismus
Seit ihrer Gründung war die Sprache von Decorah-Posten das dänisch-norwegische Riksmål; sie blieb ein halbes Jahrhundert beim Sprachzustand des Gründungsjahres 1874. Diese traditionelle, von der Entwicklung des Norwegischen im Mutterland abgekoppelte Schreibung, verziert mit einigen englischen Tupfern, gab der Zeitung einen einzigartigen Charakter.
Erst 1939 übernahm der Posten die Regeln der norwegischen Rechtschreibreform von 1907. Die wesentlich umfangreicheren Reformen von 1917 und 1938 wurden ignoriert. Decorah-Posten schrieb bis 1961 weiterhin Substantive groß, verwendete fast bis zu ihrem Ende dänisch klingende Konsonanten nach den Vokalen und wurde bis 1952 in Fraktur gesetzt. Erst Erling Innvik, Chefredakteur 1962–1970, modernisierte Rechtschreibung und Syntax der Zeitung wesentlich. Der Versuch, den Anschluss an die jüngere Generation wiederzufinden, war nicht erfolgreich.[2]
Langsamer Abschied

Seit Mitte der 1920er Jahre war die Auflagenzahl rückläufig; 1950 lag sie bei 30.000, 1959 bei 25.000 Exemplaren. Aber noch 1959 war Decorah-Posten die mit Abstand größte norwegische Zeitung in den USA. (Am 2. Platz lag Brooklyn’s Nordisk Tidende mit nur 9.000 Abonnenten.)[6] Sie konnte ihre Position auch durch die Übernahme konkurrierender Zeitungen und deren Abonnenten halten. 1935 wurde Minneapolis Tidende übernommen (1895 gegründet) und 1941 Skandinaven (1866 in Chicago gegründet): Damit waren die drei großen norwegischen Zeitungen des Mittleren Westens zu einer geworden.
Als im Dezember 1972 Decorah-Posten in Western Viking aus Seattle aufging, hatte sie 4.263 Abonnenten und war immer noch ein profitables Unternehmen. Ein Rückgang der Auflage um 7 Prozent und Schwierigkeiten bei der Besetzung der Redaktion veranlassten den Geschäftsführer B. B. Anundsen, die Zeitung sterben zu lassen.[2] Die Anundsen Publishing Company wurde als Druck- und Verlagshaus noch bis ungefähr 2022 weitergeführt.[14]
Western Viking wurde 2006 zu The Norwegian American,[15] eine englischsprachige Monatszeitschrift mit zwei bis drei Seiten in norwegischer Sprache.[16] Das geräuschlose Ende der Norwegisch-Amerikanischen Presse markiert den erfolgreichen Abschluss der Assimilation der norwegischen Immigranten in die Nordamerikanische Gesellschaft.
Remove ads
Übersichten
Erscheinungsweise

a
Laut Brynild Anundsen wurde die erste Ausgabe erst am 18. September 1874 ausgeliefert.[3]
b
Nach dem Ausfall von zwei Ausgaben erschien erstmals am 18. Oktober 1882 auf der Titelseite ein Hinweis auf Ved Arnen als einmal monatlich erscheinende literarische Beilage.[7]
c
Während der 50-Jahr-Feier der Norwegischen Synode, die 9.000 Besucher nach Decorah anlockte. Am 21. Juni erschien sogar eine Sonntagsausgabe.[2]
Übernommene Konkurrenten
Abonnentenzahlen

c
Ved Arnen
d
Zum Zeitpunkt der Einstellung
Chefredakteure
Business Manager

Remove ads
Ausgaben
- Decorah-Posten bei Newspapers.com Stand 11. Oktober 2025: Jahrgänge 1874 bis 1924 verfügbar
- Decorah-posten. Suche in NasjonalbiblioteketStand 11. Oktober 2025: 1.369 frei zugängliche Treffer, Ausgaben 22. August 1905 bis 13. Juli 1934, lückenhaft.
Literatur
- Leola Nelson Bergmann: The Press. In: The Palimpsest. 40. Jahrgang, 1959, Heft 8, Seiten 352–359. (Archiviert bei core.ac.uk vom Original)
- Odd S. Lovoll: Decorah-Posten: The Story of an Immigrant Newspaper. In: Norwegian-American Studies and Records. Volume 27, 1977, Seite 77 ff. (Digitale Version archiviert am 3. März 2016 vom Original).
- Ivar Kleiven: Brev til Decorah-posten. Dølaringen boklag, Lillehammer 1994, ISBN 82-90072-50-3.
- Kristian Prestgard: I Decorah-Postens tjeneste. in: Veien jeg gikk. Fra Heidal til Decorah. Snøhetta forlag, Lesja 1996, ISBN 82-91375-06-2.
- Charlie Langton: An Informal Chat About Decorah Posten. in: Vesterheim. Vol. 7, No. 1, 2009, Seite 18 bis 23 (Digitale Version).
- Odd S. Lovoll: Norwegian Newspapers in America. Connecting Norway and the New Land. Minnesota Historical Society, 2010.
- Norwegische Übersetzung: Norske aviser i Amerika. Übersetzt von Astrid Skår. Scandinavian Academic Press, Oslo 2012, ISBN 978-82-304-0083-8.
- Nina Helene Aagård Neset: Immigration through the lens of Newspapers. Norwegian-American Newspapers and the immigrant communities, from 1903 to 1907. Master’s thesis, NTNU (Norwegian University of Science and Technology), November 2022 (Digitale Version (PDF)).
Remove ads
Weblinks
Commons: Decorah-Posten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Decorah-Posten Suche in BIBSYS
- John Robert Christianson: Anundsen, Brynild. bei The Biographical Dictionary of Iowa, The University of Iowa.
- Ola og Per bei Hadeland Lag of America
- D. D. Degg: Wayback Whensday - Han Ola og han Per. 5. Juni 2024. Einige Ola & Per Cartoons.
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads