Längenmaßeinheit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Zoll[1] (von mittelhochdeutsch zol für ‚abgeschnittenes Stück Holz‘), auch (das) Daumbreit[2] oder (die) Daumenbreite[3][4][5][6] bezeichnet eine Vielzahl von alten Maßeinheiten im Bereich von zwei bis drei Zentimetern. Meist ist er der zwölfte Teil eines Fußes. Der Zoll selbst wurde in zwölf Linien unterteilt, aber auch die dezimale Teilung zu zehn Linien pro Zoll kam vor. Daneben sind Teilangaben wie z. B. 1⁄2, 1⁄4, 1⁄8, 1⁄16, aber auch 3⁄8, 5⁄16, 9⁄32 Zoll etc. geläufig. Solche Unterteilungen in Brüche durch 2er-Potenzen reichen in der Metallbearbeitung hinunter bis 1⁄128 (= 2−7) Zoll.
Physikalische Einheit | |
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Einheitenname | Zoll |
Einheitenzeichen | |
Physikalische Größe | Länge |
Formelzeichen | |
Dimension | |
System | Angloamerikanisches Maßsystem |
In SI-Einheiten |
Als übliches Längenmaß im alltäglichen Umgang wird der Zoll heute noch vor allem in den USA verwendet, in geringerem Umfang auch im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland und weiteren Ländern des ehemaligen britischen Weltreichs. Weiterhin basieren einige Standardgrößen in Handel und Technik auf den Maßeinheiten des angloamerikanischen Maßsystems.
Im englischen Sprachraum wird er inch genannt.
In England findet sich der inch (von lateinisch uncia ‚Zwölftel‘, hier das Zwölftel eines Fußes) erstmals in den auf das frühe 7. Jahrhundert zu datierenden Gesetzen von König Æthelberht von Kent. König Eduard II. definierte den Inch mit der Länge dreier hintereinander gelegter Gerstenkörner.[7]
Im deutschsprachigen Raum hieß der Zwölftel des Fußes ursprünglich Daumen. Ausgehend vom oberdeutschen Sprachraum, wurde diese Bezeichnung ab 1500 von Zoll abgelöst. Das Wort geht von althochdeutsch zollo ‚Kreisel‘, mittelhochdeutsch zol ‚zylinderförmiges Stück, Knebel, Klotz, Zapfen‘ aus.[8]
In vielen anderen Sprachen referiert die Längeneinheit Zoll immer noch auf den Daumen, so etwa im Niederländischen (duim), in den skandinavischen Sprachen (tomme, tum), in den romanischen Sprachen (pouce, pollice oder auch pollicaria, pulgada), im Tschechischen, Slowakischen (palec) und Ungarischen (hüvelyk). Typologisch ähnliche Maßeinheiten sind die Fingerbreit, die Handbreit, die Spanne (eine gespreizte Hand breit), die Elle (vom Ellenbogen bis zur Spitze des Mittelfingers), der Fuß (einen Fuß lang), der Schritt (einen Schritt lang) und das Klafter (das Maß zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes).
Mit Einführung des metrischen Systems geriet der Zoll weitgehend außer Gebrauch. Im englischen Sprachraum (angloamerikanisches Maßsystem) sowie in diversen technischen Bereichen, etwa beim nichtmetrischen Zollgewinde, hält sich der Zoll noch.
Der britische und der amerikanische Zoll wichen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts leicht voneinander ab, bis ein Kompromiss gefunden wurde und die Einheit 1959 als internationaler Zoll auf exakt 25,4 mm festgelegt wurde.[Anm. 1][Anm. 2]
Das Einheitenzeichen für den Zoll ist die Buchstabenfolge in (Inch, gemäß ISO 31-1 Annex A) bzw. ″, das Zollzeichen mit einem Doppelprime, das auch als Sekundenzeichen verwendet wird.
Das entsprechende Flächenmaß ist der Quadratzoll (engl. square inch = 6,4516 cm²) und analog Kubikzoll (engl. cubic inch = 16,387 064 cm³) das Volumenmaß.
Der internationale Zoll wird als übliches Längenmaß vor allem noch in den USA verwendet sowie für festgelegte Größenangaben in der Technik.
Im Flugzeugbau ist der Zoll das bestimmende Maß für Maße von Komponenten, Gewinden und Werkzeugen. Diese Einheit ist aus dem angloamerikanischen Raum auch in die europäische Flugzeugindustrie übernommen worden. Dieses verringert die Kosten der Luftfahrttechnischen Betriebe unter anderem in Bezug auf die Werkzeughaltung, aber auch Ersatzteilbevorratung bei Standardbauteilen.
Rohre und passende Gewinde weichen von der obigen Definition erheblich ab, sie werden nach Whitworth-Gewinde definiert. Die in der Heizungs- und Sanitärtechnik (für Nennweite der Rohrdurchmesser, Whitworth-Gewinde) angegebenen Größenangaben in Zoll entsprechen heute allerdings weder dem effektiven Innen- noch Außendurchmesser der Rohre. Anfang des 19. Jahrhunderts bezogen sie sich auf den Innendurchmesser, der sich jedoch im Laufe der Zeit mit sinkender Wanddicke vergrößerte. Da bei Rohren der Innendurchmesser der relevante Wert ist, hatte ein 1″-Rohr eine lichte Weite von 25,4 mm, wodurch sich mit der damaligen Stahlqualität ein Außendurchmesser von etwa 33 mm ergab. Dazu wurden auch die Formstücke und Werkzeug hergestellt. Später, als die Stahlqualität verbessert wurde, konnten auch die Rohrwandungen dünner werden. Weil aber die Fittings und Gewindewerkzeuge nach dem Außendurchmesser hergestellt waren, wurden die Innendurchmesser größer, wodurch ein „zölliges“ Rohr inzwischen einen Innendurchmesser hat, der größer als ein Zoll ist. Dennoch bezeichnet man auch heute noch ein Rohr mit dem Außendurchmesser von 33 mm als ein „1-Zoll-Rohr“. „Zöllige“ Rohrmaße sind heute durch die DIN EN ISO 228-1 und damit metrisch definiert. Diese Norm legt auch die Gewindekennung fest. Der Rohrinnendurchmesser ist in der Norm nicht beschrieben, auch lässt sich hier nichts von Inch in Millimeter umrechnen.
Der in Deutschland vielfach im Elektronikhandel geübte Brauch, Größen von Bildschirmen allein in Zoll anzugeben, ist umstritten. Gegner sehen hier formal eine Ordnungswidrigkeit. Es handle sich um einen Verstoß gegen §§ 1 Abs. 1, 2, 3 des Einheiten- und Zeitgesetzes in Verbindung mit § 1 der Ausführungsverordnung zum Einheiten- und Zeitgesetz. Danach sind Größenangaben in anderen als metrischen Einheiten nur zulässig, wenn die Angaben der gesetzlichen Einheit (oft als Zentimeter) hervorgehoben sind.[13] Befürworter sehen die Bezeichnungen nicht als Maßangaben, sondern als Produktklassen, womit das Gesetz nicht zum Tragen käme.
Darüber hinaus gibt es einige Anwendungen, in denen zwar offiziell meterbasierte Einheiten verwendet werden, viele Standardwerte aber einen zölligen Ursprung haben, so entstammen die Kaliber vieler Schusswaffen Zollmaßen, wie 7,62 mm (H&K G3) exakt 0,3″ (entsprechend Winchester .308), üblicherweise Zahlenangaben in hundertstel Zoll (im genannten Fall Kaliber .30). Eine andere Anwendung ist das Anschlussraster von elektronischen Bauelementen von 2,54 mm, das 1⁄10″ entspricht, oder Teilen davon. Es gibt Beispiele, bei denen der meterbasierte Wert abgerundet wird, um sich umständliche Kommawerte zu ersparen. Tatsächlich handelt es sich aber um zollbasierte Größen, so ist das übliche Format eines Fotopapiers 10 cm × 15 cm tatsächlich 10,16 cm × 15,24 cm groß, was 4″ × 6″ entspricht.
Für internationale Austauschbarkeit technischer Teile ist es äußerst hinderlich, dass es Metallgewindeschrauben und Muttern für alle Zwecke in mm- und in Zollmaßen gibt, mit unterschiedlichen Gewinden und sogar in Querkombination (zöllige Durchmesser mit metrischer Steigung oder umgekehrt, sowie metrische Gewinde mit zölligem Innensechskantkopf). Die Unterschiede sind dabei mitunter so gering, dass sie mit bloßem Auge nicht ohne weiteres erkennbar sind, bei der Montage jedoch zur Beschädigung des Gewindes führen. 4 mm weichen jedoch nur um +0,78 % von 5⁄32″ ab. Vielfache sind: 8 mm = ca. 5⁄16″, 16 mm = ca. 5⁄8″, 32 mm = ca. 1 1⁄4″.
Alle anderen Zollmaße sind außer Gebrauch.
Name | Land | Jahr | cm | Umrechnung (exakt) |
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imperial inch | Vereinigtes Königreich | 1819 | 2.5400438 | 10.000⁄393.694 m |
imperial inch | Vereinigtes Königreich | 1895 | 2.5399978 | |
imperial inch | Vereinigtes Königreich | 1922 | 2.5399956 | |
imperial inch | Vereinigtes Königreich | 1932 | 2.5399950 | |
imperial inch | Vereinigtes Königreich | 1947 | 2.5399931 | |
inch | USA | 1866 | 2.5400051 | 100⁄3937 m |
Internationales Inch | weltweit | 1959 | 2.54 | 254⁄10000 m |
pouce | Frankreich | 2.7069949 | 375⁄13853 m | |
Zoll | Baden | 1810 | 3 | 3⁄100 m |
Zoll | Schweiz | 1835 | 3 | 3⁄100 m |
Zoll | Hessen | 1817/21 | 2,5 | 1⁄40 m |
Zoll | Pfalz | 1810er Jahre | 3.3333333 | 1⁄30 m |
Zoll | Bayern | 1869 | 2.43216005 | 10⁄12 Bayr. Dezimalzoll |
Dezimalzoll | Bayern | 1869 | 2.91859206 | 291.859.206⁄10.000.000.000 m |
Duodezimalzoll (Werkmaß) | Preußen | 1755 | 2.6154456 | |
Dezimalzoll (Feldmaß) | Preußen | 1816 | 3.7662418 | |
Wiener Zoll | Österreich | 2.6340053 | 7.902.016⁄300.000.000 m | |
Zoll | Sachsen | 1869 | 2.3599167 | 28.319⁄1.200.000 m |
Zoll | Württemberg | 1806 | 2.8649 | |
(Verk)Tum | Schweden | 1737 | 2.474 | |
Decimaltum | Schweden | 1863 | 2.969 | |
pulgada | Spanien | 2.32166 | ||
pulgada | Mexiko | 2.3278 | ||
polegada | Portugal | 2.75 | 11⁄400 m | |
cun | China | 3.3333333 | 1⁄30 m | |
sun | Japan | 3.0303030 | 1⁄33 m |
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