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Demografie Spaniens

Entwicklung der Bevölkerung Spaniens Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Demografie Spaniens
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Spanien hat eine Einwohnerzahl von 46,53 Millionen im Jahre 2017, was eine Steigerung von 0,19 % gegenüber dem Vorjahr darstellt.[1] Die Bevölkerungsdichte beträgt ca. 90 Einwohner pro Quadratkilometer, ein Wert, der unter den meisten Ländern in Westeuropa liegt. Das größte Bevölkerungszentrum in Spanien ist Madrid, dessen Metropolregion eine Bevölkerung von über 6 Millionen Einwohnern aufweist. Ansonsten konzentriert sich die Bevölkerung des Landes vor allem an den Küstengebieten. Gleichzeitig gibt es viele Regionen im Zentrum Spaniens, die nahezu menschenleer sind und weitere Abwanderung verzeichnen. Die Urbanisierung des Landes erfolgte mit der Industrialisierung Spaniens nach dem Spanischen Bürgerkrieg. 2018 lebten 80,3 % der Spanier in Städten.[2]

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Evolution der spanischen Bevölkerung 1950 bis 2014

Die Bevölkerung Spaniens erlebte im Laufe des 20. Jahrhunderts eine konstante Expansion, die von einem hohen Geburtenüberschuss verursacht wurde. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts sanken die Geburtenraten jedoch dramatisch. Inzwischen hat das Land eine der niedrigsten Geburtenraten weltweit, die 2017 bei ca. 1,3 Kindern pro Frau und damit weit unter dem Niveau liegt, das zur Bestandserhaltung der Bevölkerung notwendig ist.[3] Da gleichzeitig die Lebenserwartung sehr hoch ist, befindet sich die Bevölkerung in einem schnell fortschreitenden Alterungsprozess.[4] Spanien hat seit den 1990er Jahren eine steigende Migration aus dem Ausland zu verzeichnen.

Für das Jahr 2050 wird mit einer Stabilisierung der Bevölkerung auf ca. 47 Millionen Einwohner gerechnet, was der Einwanderung zu verdanken ist, da das Land inzwischen mehr Todesfälle als Geburten verzeichnet.[5] Gleichzeitig wird sich eine Änderung der Bevölkerungsstruktur hin zu einem höheren Anteil an Minderheiten und an älteren Personen ergeben. Im Mittel könnte das Alter der Bevölkerung 2050 bei über 53 Jahren liegen, womit Spanien eine der ältesten Gesellschaften der Welt wäre.[6]

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Historische Entwicklung

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In der römischen Ära wird die Bevölkerung des heutigen Spaniens auf ca. 4,5 Millionen Einwohner um das Jahr 0 geschätzt. Im Jahr 1000 lag sie bei ca. 4 Millionen. Ab ca. 1500 begannen sich Kastilier in der Neuen Welt niederzulassen. Zuwanderung nach Spanien kam über Jahrhunderte vor allem aus dem benachbarten Frankreich.[7] Insgesamt wuchs die Bevölkerung zwischen 1500 und 1700 von 6,8 auf 8,8 Millionen an und lag 1850 bei 14,9 Millionen.[8] Um 1820 konnten ca. 20 % der Bevölkerung lesen und schreiben.[9] Trotz sehr hoher Menschenverluste im Ersten Karlistenkrieg und in weiteren Kriegen, häufigen Seuchen und zunehmender Auswanderung begann sich das natürliche Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert zu beschleunigen. Anders als im restlichen Europa hielt sich die Kindersterblichkeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allerdings noch auf sehr hohem Niveau und sank erst ab den 1920er Jahren merklich.[10] Für den Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Lebenserwartung auf ca. 35 Jahre geschätzt.[11] Zwischen 1846 und 1932 verließen fast fünf Millionen Menschen das Land und zogen hauptsächlich nach Lateinamerika, womit die Auswanderung ihren Höhepunkt erreicht.[12]

Der Modernisierungsprozess setzte sich im 20. Jahrhundert fort. Der Spanische Bürgerkrieg kostete geschätzt zwischen 200.000 und 500.000 Menschen das Leben.[13] Nach dem Sieg der Faschisten 1939 setzten sich 200.000 Oppositionelle ins Ausland ab.[14] Erst in den 1960er Jahren begann in Spanien ein umfassender wirtschaftlicher und demografischer Transformationsprozess, in dem sich die Lebensverhältnisse allmählich dem Standard Westeuropas anglichen. Das von den Faschisten unter Francisco Franco propagierte konservative Familienbild ist dem Bevölkerungswachstum zuträglich. Mit der Demokratisierung des Landes in den 1970er Jahren begann die Geburtenrate zu sinken. In Spanien wurde die Verhütung 1977 und die Abtreibung 1985 legalisiert. Die Bevölkerung Spaniens hat sich im 20. Jahrhundert insgesamt von 18,7 auf über 40 Millionen verdoppelt, aber das Wachstumsmuster war aufgrund der starken Binnenmigration aus ländlichen Gegenden in die Industriestädte äußerst ungleichmäßig.

Eine neue Welle des demografischen Wachstums erlebte das Land im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, in dem die Bevölkerung von ca. 40 auf über 46 Millionen anstieg. Dieser Anstieg wurde vor allem von Einwanderung aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Osteuropa verursacht. Damit ist Spanien heute ein bedeutendes Einwanderungsland. Allein im Jahr 2005 wuchs die spanische Einwandererbevölkerung um 700.000 Menschen. Aufgrund der stark gesunkenen Geburtenraten liefert das natürliche Wachstum nur einen minimalen Beitrag zur Bevölkerungsentwicklung. Von der Finanzkrise ab 2007 und der darauffolgenden Eurokrise wurde Spanien hart getroffen, was auch Auswirkungen auf die Demografie hat, da viele Migranten in ihre Heimatländer zurückkehrten. Die Bevölkerungszahl sank deshalb für mehrere Jahre in Folge und die Auswanderung nahm aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit zu. Ab ca. 2016 war wieder eine Erholung zu verzeichnen.[1]

Weitere Informationen Jahr, Einwohnerzahl in Mio. ...
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Bevölkerungszentren

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Bevölkerungsdichte nach Gemeinde (2018)

Die Bevölkerung Spaniens konzentriert sich an der Küste und in der zentral gelegenen Hauptstadt Madrid. Die autonome Gemeinschaft mit der größten Bevölkerung ist 2018 Andalusien (8,3 Millionen Einwohner), gefolgt von Katalonien (7,6 Millionen) und Madrid (6,5 Millionen).

Folgende Tabelle listet die größten Metropolregionen in Spanien:[16]

Weitere Informationen Rang, Metropolregion ...
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Sprache

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Sprachen in Spanien:
nur Kastilisch
Katalanisch
Baskisch
Galicisch
Asturleonesisch
Aragonesisch
Aranesisch

In Spanien gibt es eine Vielzahl an regionalen Sprachen und Dialekten. Das Spanische (auch Kastilisch) ist die Mehrheitssprache in Spanien. Im Land wird Spanisch von 74 %, Katalanisch von 17 %, Galicisch von 7 % und Baskisch von 2 % aller Einwohner als Muttersprache gesprochen. Okzitanisch wird nur in der Region Val d’Aran gesprochen. Weitere Sprachen sind Asturleonesisch, Aragonesisch und Aranesisch, die jedoch keinen offiziellen Status besitzen. Das Spanische wird von weit über 90 % der einheimischen Bevölkerung verstanden.[17] Alle Amtssprachen in Spanien sind romanische Sprachen, die eng miteinander verwandt sind. Die Ausnahme bildet das Baskische, welches eine eigene Sprachfamilie darstellt und eine isolierte Sprache bildet. Durch das Spanische Weltreich ist Spanisch heute die Sprache mit den weltweit zweitmeisten Muttersprachlern hinter Mandarin.

Sprachen, die durch Einwanderung in Spanien verbreitet wurden, sind Rumänisch, Arabisch, Englisch, Deutsch und Chinesisch. Durch Einwanderer aus Lateinamerika steigt der Gebrauch von Spanisch mit lateinamerikanischen Dialekten.

Religion

Die spanische Verfassung von 1978 hat die Stellung der römisch-katholischen Kirche als Staatskirche abgeschafft, gleichzeitig aber ihre besondere Rolle in der spanischen Gesellschaft anerkannt. Ab 2018 definierten sich 68,5 % der Bevölkerung als katholisch, 26,4 % als Nichtgläubige oder Atheisten und 2,6 % als Angehörige andere Religionen.[18] Unter den gläubigen Christen geben 16,3 % an, regelmäßig in die Kirche zu gehen. Wiewohl der Katholizismus traditionell eine wichtige Rolle für die spanische Kultur und Gesellschaft spielte, setzte in den letzten Jahrzehnten ein Bedeutungsverlust ein und das Land erlebt eine zunehmende Säkularisierung.

Durch Einwanderung wächst auch die muslimische Bevölkerung. 2016 machten Muslime 2,6 % der Bevölkerung aus. Dieser Anteil könnte durch Einwanderung auf ca. 7 % bis Mitte des Jahrhunderts steigen.[19]

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Migration

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Immigranten in Spanien nach Herkunftsland (2008)

Spanien war bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus ein klassisches Auswanderungsland. Zwischen 1846 und 1932 wanderten schätzungsweise 5 Millionen Spanier nach Amerika aus, hauptsächlich nach Argentinien, Brasilien und Kuba.[20][21]

2018 lebten in Spanien etwas mehr als 5 Millionen Ausländer.[22] Davon waren rund 2 Millionen EU-Bürger, hauptsächlich rumänische (575.000), britische (229.000) und italienische Staatsbürger (127.000). Die größte Gruppe der in Spanien lebenden Nicht-EU-Ausländer bilden die über 1,1 Millionen Hispanoamerikaner, zu denen noch 1,4 Millionen Spanier mit lateinamerikanischen Wurzeln oder mehrfacher Staatsangehörigkeit hinzukommen. Von den etwa 1,2 Millionen Einwohnern afrikanischer Herkunft sind allein 660.000 Marokkaner und 214.000 Spanier marokkanischer Herkunft; andere afrikanische Herkunftsstaaten von Bedeutung sind Algerien, der Senegal und die frühere spanische Kolonie Äquatorialguinea. Etwa 410.000 Ausländer kommen aus asiatischen Ländern, davon 179.000 aus China, 81.000 aus Pakistan und 45.000 aus Indien. Bedeutende Kontingente bilden auch die über 100.000 Ukrainer und fast 77.000 Russen. Ende 2018 lebten in Spanien 96.300 Deutsche, 12.500 Schweizer und fast 6.000 Österreicher. Dazu kommen etwa 80.000 Deutschspanier, 48.000 Spanier mit Schweizer Hintergrund und rund 6.800 Spanier mit Verbindung nach Österreich (Geburt oder Doppelstaatsangehörigkeit); bei diesen Gruppen handelt es sich vielfach um zurückgekehrte spanische Migranten.

1998 hatten Einwanderer einen Anteil von lediglich 1,6 % an der Bevölkerung, bis 2009 stieg dieser Anteil auf mehr als 12 %. Bis 2014 gingen die Zahlen infolge der Wirtschaftskrise seit 2008 zurück, seitdem hat die Zuwanderung nach Spanien jedoch wieder zugenommen. 2018 gab es in Spanien mehr als 5.947.106 im Ausland geborene Menschen, das sind 12,8 % der Gesamtbevölkerung.[23] Das Land zieht vorwiegend Einwanderer aus Lateinamerika und Osteuropa an. Auch viele Briten und Deutsche haben Spanien seit den 1970er Jahren als Altersruhesitz gewählt.

2018 wurden 293.118 (79,4 %) Kinder von Müttern mit spanischer Staatsangehörigkeit geboren, 27.528 (7,4 %) von Müttern mit afrikanischer Staatsangehörigkeit (einschließlich Nordafrika), 22.504 (6,1 %) von Müttern mit Staatsangehörigkeiten anderer europäischer (EU und Nicht-EU-)Staaten, 19.309 (5,2 %) Mütter mit Staatsangehörigkeit aus Staaten Nord- und Südamerikas und 6.717 (1,8 %) Mütter mit asiatischer Staatsangehörigkeit.[24]

Folgende Tabelle gibt Überblick über die größten Einwanderergruppen nach Herkunftsstaat:[25]

Weitere Informationen Rang, Staat ...
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Soziale Lage

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Lebenserwartung in Spanien nach Provinz (2023)

In Spanien wurde seit den 1970er Jahren ein mit dem restlichen Europa vergleichbarer Sozialstaat aufgebaut. Bildung und grundlegende medizinische Versorgung sind garantiert. Als großes soziales Problem in Spanien gilt die im europäischen Vergleich hohe Arbeitslosigkeit besonders unter Jugendlichen. Die Jugendarbeitslosigkeit sank in den letzten Jahren, lag 2018 aber immer noch bei 33,5 %. In Teilen von Andalusien und der Extremadura lag sie bei über 50 %.[26] In Spanien ist soziale Ungleichheit ausgeprägt und liegt über dem Durchschnitt der entwickelten Länder. Es gibt ca. 617.000 Haushalte ohne Einkommen und 2,6 Millionen Kinder leben in Armut.[27] Im Land gibt es außerdem erhebliche regionale Ungleichheiten. So erreichen die Autonome Gemeinschaft Baskenland, Katalonien und Madrid den höchsten Lebensstandard und liegen deutlich vor dem Rest des Landes. Extremadura und Andalusien liegen dagegen unterhalb des Durchschnitts.[28]

Spanien verfügt über ein leistungsfähiges Gesundheitssystem, welches laut der Weltgesundheitsorganisation zu den besten der Welt gehört. Insgesamt werden ca. 9 % der Wirtschaftsleistung für Gesundheit aufgewendet. Die Spanier haben die höchste Lebenserwartung innerhalb der Europäischen Union und eine der höchsten weltweit. 2017 lag sie bei 83,3 Jahren, Frauen wurden 86,3 und Männer 80,5 Jahre alt.[29] Neben dem Gesundheitssystem scheint auch eine der hohen Lebenserwartung zuträglichen Lebensweise eine Rolle zu spielen. Trotz der hohen Lebenserwartung ist der Anteil an Rauchern und der Alkoholkonsum pro Kopf relativ hoch.[30] Spanien hat eine der niedrigsten Kindersterblichkeitsraten der Welt. 0,4 % der Bevölkerung sind mit HIV infiziert. Die Rate der stark übergewichtigen Personen liegt 2016 bei 23,8 %.[31]

In Spanien war bis ins 20. Jahrhundert hinein Analphabetismus weit verbreitet, besonders unter der Landbevölkerung. Durch den Aufbau eines allgemeinen Schulsystems konnte dieser allerdings erfolgreich bekämpft werden. 2016 konnten 98,3 % der Bevölkerung lesen und schreiben. Bei den Jugendlichen waren es über 99 %. Das spanische Bildungssystem ist seit 1978 für alle Kinder zwischen 6 und 16 Jahren verpflichtend und kostenlos. Spanien gibt heute 4,3 % (2015) der Wirtschaftsleistung für die Bildung aus und liegt damit im europäischen Durchschnitt.[31] Im PISA-Ranking von 2015 erreichen Spaniens Schüler Platz 32 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 28 in Naturwissenschaften und Platz 25 beim Leseverständnis. Spanien liegt damit leicht unter dem Mittel der OECD-Staaten.[32]

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Statistik

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Geburten und Todesfälle seit 1900

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Spanische Familie im 19. Jahrhundert
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Spanien Geburtenrate nach Region (2014)
  • 1.5–1.7
  • 1.4–1.5
  • 1.3–1.4
  • < 1.3
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    Geburten- und Todesrate von 1950 bis 2012

    Jährliche Entwicklung der Geburten und Todesfällen:

    Weitere Informationen Durchschnittliche Bevölkerung, Geburten ...

    Lebenserwartung von 1882 bis 2015

    Quellen: Our World In Data und die Vereinten Nationen.

    1882–1950

    Weitere Informationen Jahr ...
    Weitere Informationen Jahr ...
    Weitere Informationen Jahr ...
    Weitere Informationen Jahr ...

    1950–2015

    Weitere Informationen Zeitraum, Lebenserwartung in Jahren ...

    Quelle: UN World Population Prospects[36]

    Altersstruktur von 1960 bis 2018

    Weitere Informationen Jahr ...

    Quelle: Weltbank[37][38][39]

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    Einzelnachweise

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