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Esch an der Alzette

Stadt in Luxemburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Esch an der Alzette (deutsch früher auch: Esch an der Elze[2]), international Esch-sur-Alzette (französisch) oder Esch/Alzette, luxemburgisch Esch-Uelzecht, ist eine Stadt und eine Gemeinde im Großherzogtum Luxemburg und gehört zum Kanton Esch. Sie ist nach der Hauptstadt Luxemburg die zweitgrößte Stadt des Landes.

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Bergsicht auf Esch an der Alzette
Schnelle Fakten Wappen, Karte ...
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Geschichte

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Der Luxemburger Historiker Wampach hat es in seiner 1930 erschienenen „Geschichte der Grundherrschaft Echternach ...“ nicht gewagt, den Besitz dieses Klosters in Esch zu datieren (Regnum Francorum online Echternach Nr. 071). Die Urkunden davor (Nr. 070) und danach (Nr. 072) konnten auf die Jahre 773/775 datiert werden. Eine urkundliche Ersterwähnung von Esch in diesem Zeitraum ist wahrscheinlich, aber nicht sicher. Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 927, in dem das Kloster Stavelot Besitz hier in Asko erhielt (Regnum Francorum online Stavelot Nr. 057). Eine weitere urkundliche Erwähnung unter dem Namen Asch in einer Schrift von Papst Honorius II. wird auf das Jahr 1128 datiert. 1328 verlieh Johann der Blinde als Graf von Luxemburg Esch den Titel „Freie Stadt“.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Esch immer wieder von fremden Truppen überfallen und oft schwer zerstört. 1677 mussten auf Anordnung von Louis XIV. die Stadtmauern geschleift werden. Im Juli 1841 wurde Esch durch ein großherzogliches Dekret zum Hauptort des Kantons Esch ernannt.

Mit der Entdeckung von Eisenerzvorkommen und der damit einhergehenden Eisen- und Stahlindustrie begann für Esch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der industrielle Aufschwung. Anfangs im Tagebau, später in Bergwerken, wurde die Minette abgebaut und in Hütten verarbeitet. Insbesondere der deutsche Montanindustrielle Adolph Kirdorf investierte ab 1892 verstärkt in den Bau und die Übernahme mehrerer Hochofenwerke und Zechenbetriebe. Zusammen mit seinem Bruder Emil Kirdorf begann er im Jahr 1910 noch, die nach ihnen benannte „Adolf-Emil-Hütte“ zu errichten. Diese 1912 fertiggestellte Hütte galt als eine der modernsten Anlagen ihrer Zeit. Damit gehörte Adolph Kirdorfs Unternehmen, der „Aachener Hütten-Aktien-Verein Rothe Erde“ mit mittlerweile elf Hochöfen neben der einheimischen Arbed mit 15 Hochöfen und der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-AG des Ruhrindustriellen Hugo Stinnes mit neun Hochöfen nunmehr auch zu den bedeutendsten Unternehmen der Schwerindustrie in Luxemburg. Mit den neu entstandenen Arbeitsplätzen stieg die Einwohnerzahl von Esch rasch an. Anfangs kamen die Arbeiter aus Luxemburg und vor allem aus dem Ösling, doch bereits nach kurzer Zeit musste man auf Arbeitskräfte aus dem Ausland zurückgreifen. Diese kamen zu Beginn aus den Nachbarländern, später vor allem aus Polen und Italien.

Anfang 20. Jahrhundert

Am 29. Mai 1906 ernannte Großherzog Wilhelm IV. Esch zum zweiten Mal zur Stadt. Damals zählte Esch bereits 13.000 Einwohner.

Von 1910 an wurde das Brill-Viertel urbanisiert. Viele italienische Einwanderer fanden dort ein neues Zuhause. Der Fluss Alzette (luxemburgisch: Uelzecht; deutsch: Alzig) wurde überdeckt und die darüber angelegte Uelzechtstrooss mit ihren Nebenstraßen zum neuen Stadtkern.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs schlug der deutsche Kronprinz Wilhelm sein Hauptquartier in Esch auf. Die Stadt wurde ein großes Kriegslazarett. Die Hütten produzierten zu dieser Zeit nicht oder nur sehr wenig. Viele ausländische Arbeiter gingen zudem zurück in ihre Heimatländer.

Zwischen den Weltkriegen

1920 kam es durch das neu eingeführte allgemeine Wahlrecht zur ersten sozialistischen Mehrheit in der Gemeinde. Die Gemeinde, aber auch die ARBED sowie die Société Métallurgique des Terres Rouges begannen zudem mit dem Bau neuer Arbeitersiedlungen. Zwischen 1926, dem Ende der deutschen Wirtschaftskrise, und der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 erlebte Esch einen weiteren Bauboom. 1930 hatte Esch 29.745 Einwohner. Von 1937 bis 1954 bestand der Flughafen Esch-sur-Alzette.

Deutsche Besetzung 1940–1944

Luxemburg wurde am 10. Mai 1940, dem ersten Tag des Westfeldzuges, von der Wehrmacht besetzt. Wie überall in Luxemburg wurden auch in Esch die Verwaltungsstrukturen der deutschen Besatzer eingeführt. Die Escher Synagoge wurde wie auch die in Luxemburg Stadt zerstört.

Zwangsarbeiter, die vor allem aus der Sowjetunion kamen, mussten in den Bergwerken arbeiten. Junge luxemburgische Zwangsrekrutierte versteckten sich vor den Nazis in den Gängen der Bergwerke; einige von ihnen harrten dort bis zur Befreiung durch US-amerikanische Truppen am 10. September 1944 aus.

Nachkriegszeit 1945–1975

Nach dem Krieg breitete sich die Stadt immer weiter aus. In den 1950er Jahren entstanden vor allem in Lallingen, Bruch und Raemerech neue Viertel. In den 1960er und 1970er Jahren wurde besonders das Viertel Wobrécken bebaut.

Stahlkrise 1975–1985

Esch wurde wie die anderen Städte in der Minette-Region von der Stahlkrise besonders hart getroffen. Die Einnahmen gingen zurück, und die Bergwerke sowie die meisten Hütten mussten geschlossen werden. Die Instandsetzung des maroden Stadtkerns konnte erst Mitte der 1980er Jahre in Angriff genommen werden.

Seit den 1960er Jahren ging die Bevölkerung von fast 30.000 im Jahre 1960 auf 25.000 im Jahre 1985 zurück. Viele Einwohner zogen in die Vororte der Stadt. Erst in den 1990er Jahren konnte dieser Trend gestoppt werden, sodass die Stadt Esch inzwischen wieder mehr als 30.000 Einwohner zählt.

Einwohnerentwicklung

Esch an der Alzette: Einwohnerzahlen von 1821 bis 2024
Jahr  Einwohner
1821
 
810
1871
 
3.946
1910
 
16.461
1922
 
20.437
1935
 
27.517
1947
 
26.851
1960
 
27.954
1970
 
27.574
1981
 
25.144
1991
 
24.018
2001
 
27.146
2011
 
30.630
2021
 
36.228
2024
 
37.455
Quelle(n): Institut national de la statistique et des études économiques (STATEC)
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Politik

Gemeinderat

Die Gemeinde Esch/Alzette wird von einer Dreierkoalition aus der christlich-konservativen CSV, der liberalen DP und der grünen Partei déi gréng regiert.

Zur Kommunalwahl im Juni 2023 kandidierten acht Parteilisten, von denen sieben den Einzug in den Gemeinderat schafften.

Gemeinderatswahl Esch an der Alzette 2023[3]
 %
30
20
10
0
29,6 %
29,6 %
10,8 %
9,2 %
7,9 %
5,6 %
5,3 %
2,1 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2017
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
+1,7 %p
−1,3 %p
+1,7 %p
−4,3 %p
−1,6 %p
+2,3 %p
+3,6 %p
−2,0 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang
Sitzverteilung im Gemeinderat Esch an der Alzette seit 2023
       
Insgesamt 19 Sitze
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Kultur

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Filmproduktionen

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Kulisse des Venedig-Filmsets in Esch (2001)

Eine Luxemburger Filmproduktionsfirma ließ 2001 für den Spielfilm „Secret Passage“ mit John Turturro auf dem Areal Terre Rouge eines ehemaligen Stahlwerks eine 40.000 m2 große und 15 Meter hohe Kulisse errichten, die mit einem 600 Meter umfassenden Kanalsystem und 118 Hausfassaden das Venedig des 16. Jahrhunderts darstellte. Das für rund 5 Millionen € erbaute „Venise-sur-Alzette“ war eines der größten Open-Air-Filmsets der europäischen Filmgeschichte.[4][5][6][7][8][9][10][11][12]

In der Folge nutzten weitere Filmproduktionen die Kulisse. Unter anderem wurden die Spielfilme Der Kaufmann von Venedig mit Al Pacino und Das Mädchen mit dem Perlenohrring mit Scarlett Johansson in Esch gedreht.[13] Im Sommer 2007 wurde das Filmset abgerissen, da die Witterung den Bauten zusetzte.[14]

Kulturhauptstadt Europas 2022

2017 wurde Esch vom Europäischen Rat als Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2022 ausgewählt. Die Stadt teilte sich diesen Titel mit der litauischen Stadt Kaunas und der serbischen Stadt Novi Sad.[15] An den Veranstaltungen beteiligten sich neben den übrigen zehn Gemeinden des Syndikats PROSUD auch die Kommunen des jenseits der Grenze in Frankreich gelegenen Gemeindeverbandes Pays Haut Val d’Alzette.[16]

Sport

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Technoport Schlassgoart

Im Rahmen der 100-Jahr-Feiern der Stadt Esch war die Stadt 2006 Ziel- und Startort zweier Etappen der Tour de France.

Die Fußballvereine Jeunesse Esch und CS Fola Esch spielen in der BGL Ligue. Das „Stade de la Frontière“ ist mit 4.000 Plätzen das größte Stadion der Stadt.[17]

Stadtentwicklung

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Im Haushaltsplan 2010 der Stadt Esch bilden Wohnen, Schulen und Ganztagsbetreuung, Stadtentwicklung und Infrastrukturen sowie der Ausbau des Wirtschafts- und Universitätsstandorts die Schwerpunkte für Investitionen.[18] Das Projekt „Nonnewiesen“ ist begonnen worden, um neuen Wohnraum zu schaffen.[19] Die Ronn Bréck wurde 2017 abgerissen.

Esch Belval

Das Gelände Belval breitet sich aus in einer Länge von zwei Kilometer von Beles in Richtung Raemerich und über eine Breite von 800 m von der Escher Straße in Beles in Richtung Belval Usines. Die Minen und die Hüttenwerke sind bis auf das heute noch produzierende Walzwerk[20] geschlossen worden. Für die Erhaltung der Zeitzeugen der Industriekultur engagiert sich der Hochöfen-Freundeskreis Amicale des Hauts Fourneaux PAB. Siehe auch: Hochöfen von Belval.

Mit dem Rückgang der Stahlindustrie in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begann ein tiefgreifender Strukturwandel. Die Schließung vieler Stahlwerke führte zu wirtschaftlichen Herausforderungen und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. In dieser Zeit wurde jedoch auch die Notwendigkeit erkannt, die Region neu zu gestalten und zukunftsfähige Perspektiven zu schaffen.

Der entscheidende Wendepunkt kam mit der Entscheidung, Esch-Belval als Standort für Bildung und Forschung zu entwickeln. In den frühen 2000er Jahren startete ein umfassendes städtebauliches Projekt, das darauf abzielte, die ehemaligen Industrieflächen in ein modernes Stadtviertel umzuwandeln. Ein zentraler Bestandteil dieses Wandels war die Gründung der „Université du Luxembourg“, die 2003 eröffnet wurde und heute eine bedeutende Bildungseinrichtung ist.

Die Umgestaltung des Gebiets umfasste nicht nur den Bau neuer Universitätsgebäude, sondern auch die Schaffung von Wohnraum, Freizeitmöglichkeiten und Infrastruktur, um eine lebendige Gemeinschaft zu fördern. Das ehemalige Industrieareal wurde (und wird immer noch) revitalisiert und bietet nun Platz für kulturelle Veranstaltungen, Büroräume sowie Einzelhandelsgeschäfte[21].

Als erstes Gebäude auf dem Konversionsgelände Belval wurde 2005 die Rockhal[22] eingeweiht. Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 6500 Plätzen dient sie als Stätte für Großveranstaltungen wie die Konzerte internationaler Künstler.

In Kooperation mit der Stadt Trier und gefördert von der EU, sollte ein grenzüberschreitender Wissenschaftspark namens TriLux entstehen.[23] Am 12. November 2009 stellten die Escher Bürgermeisterin Lydia Mutsch und der Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen die Mitarbeiter und die Organisationsstruktur des Wissenschaftsparks der Öffentlichkeit vor.[24] Die Kooperation wurde 2012 beendet[25].

Demographie

Über 50 Prozent der Einwohner Eschs sind Ausländer, von denen über 90 Prozent aus EU-Ländern stammen. Portugiesen allein machen 32,7 % (Stand: 2018)[26] der Bevölkerung aus. 15 Prozent der Bevölkerung Eschs sind Senioren.

Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Weitere Informationen Anzahl Einwohner seit Anfang des 20. Jahrhunderts, Jahr ...
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Verkehr

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Bahnhof Belval-Université

Seit der Einweihung des neuen Busbahnhofs am 9. November 2009 verkehren die TICE-Busse im 15-Minuten-Takt. Der neue Bahnhof Belval-Université wurde im Jahre 2010 offiziell eröffnet. Bis 2020 werden dort täglich 32.000 Reisende erwartet; damit wird dieser Bahnhof der zweitgrößte in Luxemburg sein.[30]

Am 14. Dezember 2009 wurde die Direktverbindung Linie 80 Thionville – Esch Belval – Longwy eröffnet, wobei ein TER Métrolor mit 340 Plätzen viermal täglich eingesetzt wird. Damit wird insbesondere der Zugang für Grenzgänger aus Lothringen zu ihren Arbeitsplätzen auf Esch Belval verbessert.[31][32] Auskunft über alle Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr sind wie überall im Lande über die Mobilitätszentrale[33] abrufbar.

Die Autobahn A4, auch als Escher Autobunn bekannt, verbindet Esch an der Alzette mit der Hauptstadt Luxemburg. Die A13 führt in die Nachbarländer.

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Söhne und Töchter der Stadt

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Rundblick auf den Escher Süden
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Städtepartnerschaften

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Literatur

  • Martin Zeiller: Esch. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Circuli Burgundici (= Topographia Germaniae. Band 16). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 230 (Volltext [Wikisource]).
  • Esch-sur-Alzette, Katholische Pfarrkirche St. Heinrich, Schnell, Kunstführer Nr. 2486, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, ISBN 3-7954-6388-2
  • Denis Scuto: Industrialisation et urbanisation: l’exemple d’Esch-sur-Alzette. online
  • Norbert Ketter: Esch-sur-Alzette. editions claude diderich, 1970 (deutschsprachiger Text)
Wiktionary: Esch an der Alzette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Esch an der Alzette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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