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Flegessen

Ortsteil der Stadt Bad Münder Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Flegessen
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Flegessen ist einer von 16 Ortsteilen der Stadt Bad Münder am Deister (Landkreis Hameln-Pyrmont, Niedersachsen).

Schnelle Fakten Stadt Bad Münder am Deister ...
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Geografie

Flegessen liegt im Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln. Der Ort liegt etwas abseits der Kreuzung der L 423 mit der Bundesstraße 217 zwischen Springe und Hameln. Nordöstlich liegt das Naturschutzgebiet Saupark Springe. Im Norden liegt der Deister und im Westen nahe dem Ort der Süntel.

Geschichte

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Blick vom Süntelhang auf das Gut Flegessen, im Hintergrund der Ith

Frühmittelalter

Nach der Siedlungsforschung wurden Orte mit den Endungen „-hausen“ und „-husen“ (abgeschliffen zu „-sen“), wie Flegessen, in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends am Süntel in zweitrangiger Siedlungslage angelegt.[2] Frühe Ortsnamen waren „Flascereshusen“ und „Vlekedessen“.[3][4] Das Historische Kirchengemeindelexikon der Landeskirche Hannovers (HKLH) vermutet die Gründung des Dorfes und des Gutes Flegessen ebenfalls in der Zeitstellung des Frühmittelalters. Dorf und Gut gehörten nach Auffassung des HKLH sowie des Ev.-luth. Kirchenkreises Hameln-Pyrmont[5] in der karolingischen Okkupationszeit wahrscheinlich dem Bonifatiusstift Hameln.[6] Diese Vermutung ist jedoch nicht belegt. Dies gilt auch für die Frage, wann die erste Kirche im Ort gebaut wurde.

Der römisch-deutsche König Otto III. aus dem Haus der Ottonen, der 996 n. Chr. in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, schenkte der bischöflichen Kirche zu Minden u. a. den östlich (rechts) der Weser liegenden Teil des Süntelwaldes, in dem Flegessen liegt. Im Frühmittelalter zählten noch das ganze Wesergebirge und die Wiehengebirgskette links der Weser sowie der Deister zum historischen „Sundal“/„Suntel“.[7] In der Urkunde König Ottos III. vom 9. September 991 heißt es: „In nomine sancte et individue trinitatis. Otto divina [...] episcope et ecclesiac Mindensi forestos nostros Huculinhago et Stioringeuuald [...] dedimus silvam Suntel vocatam quantum ex occidentali prte fluminis quod Uuisera [...] Brandenburg 991, September 9 [...] Signum domni Ottonis gloriossimi regis [...]“[8]

Ursprünglich gehörte das Gebiet, in dem Flegessen liegt, zum Gogerichtsbezirk und Untergau Goe auf der Hamel im altsächsisch-engernschen Tilithigau des altsächsischen Stammesherzogtums Sachsen,[9] sowie kirchlich zum historischen, um 800 vom römisch-deutschen Kaiser Karl der Große gegründeten und 1821 endgültig aufgehobenen Bistum Minden.

Spätmittelalter und Frühe Neuzeit

1259 gelangten Dorf und Gut Flegessen angeblich in das Obereigentum des Bischofs von Minden, der das Dorf und das Gut angeblich um 1275 an das Kloster Barsinghausen übertrug. Jedoch erwies sich eine entsprechende Urkunde von 1288 als eine Fälschung aus dem 15. Jahrhundert.[10][11]

Die erste sichere urkundliche Erwähnung des Dorfes datiert auf das Jahr 1294;[12] ältere Zuschreibungen im Urkundenbuch des Klosters Fulda und in den Corveyer Traditionen sind zweifelhaft. Die Entwicklung des Dorfes Flegessen verlief parallel mit der des Gutes Flegessen.

Nachdem der letzte Besitz der Reichsgrafen von Hallermund um Springe 1411 durch Verkauf an das welfische Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gefallen war, gehörte Flegessen von 1411 bis 1885 zum Amt Springe, mit Ausnahme der Zeit von 1537 bis 1586, in der der Ort zur Großvogtei Calenberg gehörte.[13] Das Amt Springe gehörte im 15. und 16. Jahrhundert zum Fürstentum Calenberg, das aus dem welfischen Herzogtum Braunschweig-Lüneburg entstanden war. 1692 gehörte Flegessen zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, 1814 zum Königreich Hannover und 1866 zur preußischen Provinz Hannover.[14]

Um 1400 waren die von Halle,[15] die von Rumschöttel[16][17] und die von Elze[18][19] Grundherren im Ort.[20] Anfang des 14. Jahrhunderts hatten die Grafen von Spiegelberg Lehen in Flegessen.[21] Später besaßen die Grafen von Lenthe aus dem Landadel der Grafschaft Wunstorf die Güter Flegessen und Hasperde. 1413 bis 1416 hielten Bruno und Dietrich von Eddingerode den Ort[22] und besaßen hier die Vogtei, das Kirchenpatronat und die Gerichtshoheit. Sie kauften 1415 die Güter Flegessen und Hasperde von den Grafen von Lenthe. Flegessen gelangte 1425/1427 in das Eigentum des Klosters Wittenburg.[23] Mönche und Laienbrüder des Klosters Wittenburg bewirtschafteten die Ländereien des Gutes Flegessen, für das sich daher der Begriff Mönchshof herausbildete. 1462 wurde eine Flurbereinigung vorgenommen.

Neuere Geschichte

1543/1546 wurde die Reformation unter der Herzogin Elisabeth von Calenberg in Flegessen eingeführt. Theodorus Anholt war 1547 der erste lutherische Geistliche in Flegessen. Mindestens seit Mitte des 17. Jahrhunderts bestand eine Schule in Flegessen: „Der Lehrer Caspar Sielschott erscheint 1653 im Flegesser Kirchenbuch.“[24]

Das Eigentum des Klosters Wittenburg wurde 1580 durch Herzog Heinrich Julius von Braunschweig und Lüneburg im Zuge der Säkularisierung eingezogen.[25] Er schenkte das Gut seiner Ehefrau Elisabeth von Dänemark, die es 1608 an den Kammerherrn und Juristen Lorenz Berkelmann verlieh und es ihm 1615 verkaufte.[26] 1633 kam das Dorf an die von Eddingerode.[27] Von 1675 bis 1805 gehörte es den (1638 geadelten) Calenberger Freiherren von Kipe und den aus einem Uradelsgeschlecht des Hochstifts Hildesheim (stiftisches Junkertum) stammenden Herren von Steinberg.[28] Ab 1869 gehörte es den aus einem altsächsischen Uradelsgeschlecht stammenden Freiherren von Hake.[29] Nach der Familie von Hake kam noch eine weitere Familie in den Besitz des Gutes, das heute verpachtet ist und als Landwirtschaftsbetrieb und Hofcafé genutzt wird.[30] Von 1885 bis 1974 gehörte die Gemeinde Flegessen zum Kreis Springe/ab 1. Januar 1939 Landkreis Springe.

Am 29. November 1843 erfolgte im Rahmen einer Generalteilung die Teilung der Ostermark,[31] zu der u. a. die Forsten am Süntel, im Wiesblock und am Schweineberg gehörten. Nach der Teilung bildete sich u. a. die Forstgenossenschaft Flegessen.[32] Von 1856 bis 1860 fand in Flegessen eine Flurbereinigung im Rahmen einer Agrarreform, mit Ablösung der Grunddienstbarkeiten, die noch im Lehnswesen wurzelten (Generalteilung/Gemeinheitsteilung sowie Spezialteilung) statt.

Der örtliche Pastor Julius Hermann Theodor Schramm (amtierte bis 1936) war Mitglied der Bekennenden Kirche und stand dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber.[33]

Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten französische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter auf Bauernhöfen in Flegessen.[34] Auf dem Gemeindefriedhof von Flegessen ruhen sechs Tote des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Es handelt sich um drei Gräber von serbischen Zwangsarbeitern[35] sowie um drei Gräber von deutschen Soldaten, die am 5. April 1945 während eines alliierten Tieffliegerangriffs in der Nähe von Flegessen von deutschem Flakfeuer auf der Bundesstraße 217 getötet und hier beigesetzt wurden.[36][37][38] Ein deutscher Flakhelfer starb gegen Ende des Krieges durch einen Fliegerangriff bei Flegessen.[39]

Neueste Geschichte

Das Dorf Flegessen wurde durch die Gebietsreform am 1. Januar 1973 als einer von 16 Ortsteilen in die Stadt Bad Münder eingemeindet.[40][41][42] Am 1. März 1974 kam die Stadt Bad Münder am Deister und damit auch der Ortsteil Flegessen aus dem aufgelösten Landkreis Springe in den Landkreis Hameln-Pyrmont.[43]

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Einwohnerentwicklung

Weitere Informationen Jahr ...

Politik

Ortsbürgermeister ist Cordt-Hinrich Piephoh (CDU).[46]

Flegessen hat einen gemeinsamen Ortsrat mit den Nachbarorten Hasperde und Klein Süntel. Die Dorfgemeinschaft der drei Dörfer wird durch 5 (von 53) Ratsherren und -frauen im Rat der Stadt Bad Münder vertreten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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St.-Petri-Kirche
  • Unter der St.-Petri-Kirche von 1892 im neuromanischen Stil liegen noch Überreste der Vorgängerkirche aus der romanischen Zeitstellung, die angeblich aus dem 9. Jahrhundert stammt, gesichert aber Ende des 13. Jahrhunderts belegt ist.[47][5] Sie enthält ein Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert und ein Grabmal der Patronatsfamilie von Eddingerode von ca. 1600.[48][5] Ein erster Dorffriedhof existierte bis 1849 auf dem Kirchhof. Ein zweiter Friedhof befand sich im Dorf beim früheren Armenhaus und wurde 1883 aufgelassen. Ein dritter Friedhof wurde 1883 im Kirchfelde, vor dem Dorf in Richtung Hasperde, angelegt. 1950 wurde dort eine Friedhofskapelle gebaut.
  • Nach 1592 wurde das gegenüber der St.-Petri-Kirche liegende alte Pfarrhaus gebaut. Es wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und 1649 erneuert. Das neue Pfarr- und Gemeindehaus wurde 1892 gebaut.[49] Es steht unter Denkmalschutz, wurde 2018/2019 an die „Neues Leben in alten Mauern UG“ verkauft und wird seither als Mehrgenerationenhaus genutzt. Aus den Kirchenbüchern sind folgende Einträge erhalten geblieben und digitalisiert worden: Taufen und Trauungen ab 1651, Kommunikanten ab 1756 (Lücken 1805–1816, 1861–1875), Konfirmationen ab 1757 (Lücken 1762–1837), Begräbnisse ab 1651 (Lücken Mai 1749-August 1757).
  • Ebenfalls im alten Ortskern befindet sich die 1970 und 2012 umfassend renovierte, unter Denkmalschutz stehende ehemalige Klosterschänke des Ortes. Es ist das älteste Fachwerkhaus der Region aus dem Jahr 1597.
  • In Flegessen gibt es eine Dorfhochschule, ein Dorfkino und die Dorfzeitung „Süntelblatt“.
  • Die Wassertretstelle an einem Panoramaweg am Eingang zum Süntel wurde vom ortsansässigen Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) im Jahr 1989 gebaut und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer im Süntel.
  • Im unmittelbar nördlich von Flegessen angrenzenden Nachbardorf Klein Süntel gibt es eine Grabungsstätte „Alte Glashütte“.
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Wirtschaft und Infrastruktur

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Gut Flegessen, mit Eingang zum Hofcafé

In einer Dörfergemeinschaft mit den Nachbarorten Hasperde und Klein Süntel ist Flegessen in den letzten Jahren wiederholt für die Vielzahl an dörflichen Aktivitäten und das hohe ehrenamtliche Engagement seiner Einwohner ausgezeichnet worden. 2013 wurde die von Bürgern aus Flegessen, Hasperde und Klein Süntel gegründete „Ideenwerkstatt Dorfzukunft“ beim Bundeswettbewerb „Neue Nachbarschaft“ von der „Montag Stiftung Urbane Räume“ für die „vielen engagierten, kreativen Projekte“[50] als ein „Beispiel für mehr Lebensfreude auf dem Land statt Landflucht“[50] ausgezeichnet. Ebenso gewann die Gemeinschaft der drei Dörfer 2013 den „Deutschen Bürgerpreis“ der Sparkassenstiftung Weserbergland und gehörte 2015 zu den Preisträgern des Wettbewerbs „Kerniges Dorf“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.[51]

Trotz seiner geringen Größe hat Flegessen eine besondere wirtschaftliche und soziale Infrastruktur mit einer Vielzahl an Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen (Bäckerei, Lebensmittelunternehmen, Architekturbüro, IT- und Elektronikfachgeschäft, Elektrofachgeschäft, Heizungs- und Sanitärbetrieb, Baugeschäft, Fassadenbaugeschäft, Glaserei, Zimmerei, drei Tischlereien, zwei Kosmetikstudios und Reinigungsunternehmen).

Flegessen hat seit 2006 ein Hofcafé und eine Imkerei, mit eigenem Laden direkt unterhalb des Hofcafés.

Der 2015 eröffnete Regio-/Bio-Dorfladen „Süntellädchen“ mit angegliederter Kulturscheune wird ehrenamtlich in einem ohne öffentliche Fördergelder finanzierten und in Eigenregie erbauten Strohballen-Lehm-Haus geleistet. Er zieht regelmäßig die Presse und Besuchergruppen von nah und fern an.[52]

In Flegessen gibt es einen Integrativen Kindergarten, der bis zu 38 Kinder betreut. Flegessen hat eine Verlässliche Grundschule für die Münderaner Ortsteile Brullsen, Flegessen, Hachmühlen, Hasperde und Klein Süntel mit bis zu 90 Schülern. Seit dem Schuljahr 2015/2016 ist sie eine offene Ganztagsschule.

In den Nachbardörfern Hasperde und Klein Süntel gibt es zwei Seniorendomizile.

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Freiwillige Feuerwehr und Vereine

Freiwillige Feuerwehr Flegessen

  • Die Freiwillige Feuerwehr Flegessen wurde 1892 gegründet.[53][54] Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Flegessen wurde 1896 gegründet und hat ca. 20 aktive Musiker. Die Jugendfeuerwehr wurde 1972 gegründet. Die Kinderfeuerwehr „Feuerflöhe Flegessen“ wurde am 23. April 2016 gegründet.
  • Der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Flegessen wurde am 14. April 2014 gegründet.

Vereine

  • Der DRK-Ortsverein Flegessen/Hasperde/Klein Süntel wurde 1942 gegründet und hat 82 Mitglieder.[55]
  • Der Sportverein „FC Flegessen/Hasperde von 1919 e. V.“ ist mit ca. 620 Mitgliedern größter Verein im Dorf.[56] Er bietet die Sparten Fußball, Tischtennis, Judo, Turnen/Gymnastik und Tanzen. Für Kinder gibt es Angebote in den Sparten Fußball, Tischtennis, Judo und Turnen. Anfang der 2000er Jahre wurde eine Sporthalle in Flegessen gebaut. Es gibt einen sehr gut gepflegten Rasen-Sportplatz. Die erste Damenmannschaft der Sparte Tischtennis des Vereins hat 2025 den Aufstieg in die Bezirksklasse geschafft.
  • Der „Schützenverein Klein Süntel von 1952 e. V.“ bietet die Schießsportarten Bogenschießen, Kleinkaliberschießen sowie Schießen mit Luftpistole, Lichtpunktgewehr und Luftgewehr. Daneben gibt es die Angebote Blasrohrschießen, Shuffleboard und das Boulespiel (und in Zukunft auch Dart). Ein barrierefreies Schützenhaus mit Grillhütte und Boulefeld ist das Domizil des Vereins, der ca. 100 Mitglieder hat.[57]
  • Der Bürgerverein „Alte Wache Hasperde e. V.“ für Flegessen, Klein Süntel und Hasperde wurde im Jahr 2019 gegründet, nachdem die Freiwillige Feuerwehr Hasperde aufgelöst wurde. Er hat sein Domizil im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus („Alte Wache“) am Ortsausgang von Hasperde, Richtung Hohnsen.[58] Der Bürgerverein hat ca. 60 Mitglieder.
  • Der „Verein für Heimatpflege, Verkehrs- und Verschönerungsverein“ (VVV) wurde 1959 gegründet und hat knapp 200 Mitglieder.[59]
  • Der Chor „Süntelklang“ wurde 2019 gegründet und hat ca. 40 bis 50 Aktive.[60]
  • Es gibt einen Eltern- und Förderverein für die Grundschule Flegessen.[61]
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Persönlichkeiten

Literatur

  • Heinrich Niclas: Chronik von Flegessen, Flegessen, 1958.
Commons: Flegessen – Sammlung von Bildern
  • Flegessen auf der Website der Stadt Bad Münder

Einzelnachweise

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