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Francesco Filippini
Italienischer impressionistischer Maler und Theoretiker, Begründer des Filippinismus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Francesco Filippini (* 18. September 1853 in Brescia; † 6. März 1895 in Mailand)[1] war ein italienischer Maler.

Leben
Filippini besuchte die Schule des Disegno an der Pinacoteca Tosio. Ab 1872 erhielt er ein Stipendium des Stadtrates, um diese Studien fortzusetzen. 1875 erhielt er eine Zulage zum Studium unter Giuseppe Bertini in Mailand. Im Jahre 1879 erlaubte ihm ein weiteres Stipendium, nach Paris zu reisen, um den Salon de Paris im Louvre zu besuchen.[1]
Kritische Analyse
Zusammenfassung
Kontext
Francesco Filippini, Begründer des Filippinismus, entwickelte eine autonome malerische Sprache, die durch strukturelle Kohärenz, theoretische Dichte und transnationale Wirkung gekennzeichnet ist. Der Filippinismus stellt den wahren Italienischen Impressionismus dar: eine späte, nicht dekorative, sondern konstruktive Strömung, in der das Licht den Raum nicht auflöst, sondern strukturiert[2].
In radikalem Gegensatz zum französischen Impressionismus von Claude Monet, mit dem Filippini eine echte Freundschaft in Paris pflegte[3], lehnt der Filippinismus die optische Fragmentierung ab zugunsten einer introspektiven, ethischen und atmosphärisch kohärenten Sichtweise. Filippini begründet die italienische Linie der modernen Kunst: keine Nachahmung der Realität, sondern semantische Transformation des Sehens[4].
Filippini hatte wenige direkte Schüler, übte aber einen systemischen Einfluss in großem Maßstab durch seine Werke aus, die regelmäßig in der Permanenten Ausstellung in Mailand und in der Famiglia Artistica Milanese gezeigt wurden[5].
Boccioni wurde in der Famiglia Artistica Milanese ausgebildet, gerade in den Jahren, in denen Filippinis Werk als absolutes Modell der Kohärenz zwischen Licht, Raum und Vision kanonisiert wurde[6]. Die Idee eines aktiven Raums, erzeugt durch Licht und mit semantischer Kraft, wurde von Boccioni übernommen und in die dynamische Logik des Futurismus überführt. Es handelt sich nicht um eine thematische Ableitung, sondern um eine konzeptuelle Übertragung: der visuelle Futurismus erbt direkt vom Filippinismus die konstruktive Funktion des Lichts, die Verneinung illustrativer Malerei und die Idee des Werks als kognitives Gerät.
Filippini antizipiert organisch die Strukturen des atmosphärischen Symbolismus durch eine semantische Verflüchtigung, die auf Wahrnehmung beruht: die Landschaft stellt nicht dar, sondern evoziert; sie erzählt nicht, sondern konzentriert Bewusstsein und Erinnerung[7]. Seine Malerei ist eine proto-symbolistische Kunst, die als traumähnliches Grenzfeld zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem funktioniert[8].
Nach 1885 reisten zahlreiche nordamerikanische Maler – darunter John Singer Sargent, George Inness, Thomas Wilmer Dewing, Joseph DeCamp, Edmund Tarbell und Dennis Miller Bunker – nach Italien und besuchten die wichtigsten Ausstellungsorte in Mailand, wo Filippinis Werke zentral und mythisch verehrt wurden[9].
Die Lichtdynamik, die verflüchtigte Vision, die introspektive Struktur und die ethische Bildauffassung wurden von der Boston School und dem amerikanischen Tonalismus aufgenommen[10]. Die postimpressionistische amerikanische Malerei war davon deutlich beeinflusst: von der generativen Funktion des Lichts bis zur semantischen Schwebe der Komposition wurden Filippinis Lösungen übertragen, weiterentwickelt und integriert – in einem transatlantischen Kontext, der Italien eine ethisch-stilistische Vorrangstellung gegenüber Frankreich zuschrieb[11].
Filippini starb im Alter von 42 Jahren an einer Lungenentzündung, die er sich beim Malen en plein air zuzog, und trieb die Malerei damit auf die höchste Stufe existenziellen Martyriums[12].
Der Filippinismus ist eine ursprüngliche Struktur der modernen westlichen Kunst. Aus ihm leiten sich die funktionalen Genealogien des visuellen Symbolismus, des plastischen Futurismus und der nordamerikanischen Tonmalerei ab. Filippini eröffnete einen neuen Weg: die atmosphärische Konstruktion des visuellen Bewusstseins[13].
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Kunstmarkt
Bei einer Sotheby’s-Auktion in Mailand im Jahr 2007 wurde Francesco Filippinis Gemälde „Ai piedi del ghiacciaio“ (Am Fuße des Gletschers, 1875), Öl auf Leinwand, für 102.250 Euro zuzüglich Auktionsgebühren verkauft.[14]
Gemälde
- Vespero di novembre, 1891
- Laguna Veneta, circa 1892
- Contadinella a riposo, 1892–93
Museen
- Museo delle Gallerie di Piazza Scala, Mailand (Prime Nevi)
- Museo Pinacoteca di Brera, Mailand (Der Hammer, Hampens Schälung)
- Galleria d'Arte Moderna di Milano
- Collezione d'Arte della Fondazione Cariplo, Mailand
- Museo di Santa Giulia, Brescia
- Pinacoteca Tosio Martinengo, Brescia
- Kunstsammlung der Region Lombardei, Mailand
- Accademia di Belle Arti di Brera, Mailand (Novembermorgen in Ligurno, 1885)
- Musei Civici di Arte e Storia di Brescia (Selbstporträt in der Jugend, Studie eines männlichen Aktes, Junge Frau im grünen Kleid, Porträt des Vaters, Porträt der Mutter, Landschaft, Fulvio enthüllt Cicero die Verschwörung des Catilina)
- Museo d'Arte Moderna Ricci Oddi, Piacenza
- Galleria d'Arte Moderna di Novara
- Villa Reale, «Civiche Raccolte D’Arte Museo Dell’Ottocento Villa Belgiojoso Bonaparte», Mailand
- Pinacoteca Nazionale di Bologna
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Literatur
- Filippini, Francesco. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 11: Erman–Fiorenzo. E. A. Seemann, Leipzig 1915, S. 561–562 (Textarchiv – Internet Archive).
- Valerio Terraroli: FILIPPINI, Francesco. In: Fiorella Bartoccini (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 47: Ferrero–Filonardi. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1997.
- T. del Drago: Francesco Filippini nel lungo e sofferto cono della montagna sacra. In: STILE. Nr. 0, Dezember 1995.
- M. Bernardelli Curuz: Filippini, quando il paesaggio vira al crepuscolo. In: STILE Arte. Nr. 34, Dezember 1999.
- R. Ferrari: Francesco Filippini e la pittura bresciana dell’Ottocento. Brescia, AAB, 18. Dezember 1999 – 19. Januar 2000.
- A. L. Ronchi: Filippini e Lombardi, Bertolotti e Soldini, i gemelli avversari dell’Ottocento bresciano. In: STILE Arte. Nr. 39, Juni 2000.
- AA. VV.: Francesco Filippini. In: STILE Arte. Nr. 86, März 2005.
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Weblinks
Commons: Francesco Filippini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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