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Friedrich Wilhelm Winzer

deutscher Orgelbaumeister Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Friedrich Wilhelm Winzer (* 8. März 1811 in Mellenbach; † 2. März 1886 in Wismar) war ein deutscher Orgelbaumeister.

Leben

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Friedrich Wilhelm Winzer wurde in Mellenbach geboren. Seine Eltern waren der Zimmermann Johann Michael Winzer, seine Mutter war Catharine Margarethe Winzer, geb. Francke. Winzer erhielt seine Ausbildung bei Johann Friedrich Schulze in Paulinzella und war auch mehrere Jahre dessen Mitarbeiter. Weitere Firmen, in denen Winzer tätig war, sind nicht bekannt. So arbeitete er auch an den Orgeln in Halberstadt und Wismar. Nach dem Bau der Orgel in der Wismarer Marienkirche ließ er sich 1840 nieder und baute sich dort eine Werkstatt auf. Am 19. Juli 1841 wird Winzer Bürger der Stadt Wismar. Er orientierte sich an den damals fortschrittlichen Prinzipien des Orgelbautheoretikers Johann Gottlob Töpfer, eines Freundes von Franz Liszt.[1]

In Wismar heiratete er am 23. August 1846 in der Marienkirche seine Frau Louise Elisa Sophie Winzer, geb. Reinke.[2] Sie wurde am 14. Mai 1828 in Mittel Wendorf (Gemeinde Proseken) geboren.[3] Die beiden bekamen einen Sohn, Louis Friedrich Winzer. Dieser wurde am 7. November 1847 in Wismar geboren.[4] Kurz nach der Geburt des Kindes, am 16. November 1847, verstarb Winzers Frau Louise im Alter von 19 Jahren.[5] Louis Winzer verließ am 1. September 1866 Mecklenburg in Richtung New York. Mit dem Schiff „Palmerson“ fuhr er von Hamburg nach Amerika (New York). Als Beruf wird Commis (von frz. commis = Gehilfe) angegeben. Dies ist eine veraltete Bezeichnung für einen Kontoristen, Handlungsgehilfen oder kaufmännischen Angestellten. Weitere Daten über ihn sind bisher unbekannt.[6]

Am 25. Oktober 1850 heiratete Winzer die Schwester seiner verstorbenen Frau.[7] Wilhelmine Marie Henriette Winzer, geb. Reinke, wurde am 7. Mai 1831 in Mittel Wendorf (Gemeinde Proseken) geboren.[8] Die beiden bekamen einen Sohn. Richard Carl Friedrich Winzer wurde am 13. Januar 1863 in Wismar geboren.[9] Nach der Konfirmation und dem Abitur studierte er Mathematik in Tübingen, Rostock und Leipzig.[10] 1886 veröffentlichte er seine Dissertation mit dem Titel: „Zur Transformation der elliptischen Funktionen, insbesondere der Transformation dritten und neunten Grades.“ (Rostock, Adler 1886). Prof. Dr. Richard Winzer wirkte später als Lehrer in Teterow und Hamburg-Harburg.[11] Dort starb er am 5. Januar 1942.[12]

Winzers zweite Ehefrau Wilhelmine verstarb am 22. Januar 1871 im Alter von 40 Jahren an der Schwindsucht.[13] Winzer setzt sich nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau zur Ruhe. Er verkaufte seine Werkstatt im Frühjahr 1873 an den Stralsunder Orgelbauer Friedrich Albert Mehmel. Dieser betrieb dort eine Filiale seines Geschäfts. Am 2. März 1886 verstarb Winzer in Wismar kurz vor seinem 75. Geburtstag.[14]

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Schüler (Auswahl)

Der Orgelbauer Edmund Bruder (1845–1911) wirkte spätestens ab 1869 in der winzerschen Werkstatt mit. Bei der mecklenburgischen Volkszählung 1867 ist sein Name noch nicht zu finden. Auch nach der Übernahme der winzerschen Werkstatt durch Friedrich Albert Mehmel 1873 blieb er dort tätig. 1877 machte sich Edmund Bruder in Wismar selbstständig, als zweiter Orgelbauer neben Mehmels Werkstatt.

Der Orgelbauer Carl Börger (1846–1917) lernte ebenfalls bei Winzer. 1867 wird er als Holz-Arbeiter geführt und absolvierte wohl eine Lehre beim Vater, der Tischler war. Nach seiner Lehrer bei Winzer richtete er sich 1873 eine eigene Werkstatt in Toitenwinkel ein und verlegte diese später nach Gehlsdorf. 1900 erwarb er das Geschäft von Julius Schwarz aus Rostock und fusionierte es mit seinem.

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Neubauten (Auswahl)

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Von Friedrich Wilhelm Winzer hat sich kein Werkverzeichnis erhalten. Nach derzeitigem Kenntnisstand hat er 40 Orgeln erbaut, von denen 29 bis heute erhalten sind, 11 Instrumente sind entweder im Zweiten Weltkrieg zerstört worden oder wurden im Laufe der Zeit durch neue Instrumente ersetzt. Ein Großteil seiner Instrumente wurde in den vergangenen Jahren restauriert. Nur noch die sieben Orgeln in Damshagen, Kröpelin, Passee, Schorrentin, Kavelstorf, Serrahn und Herzfeld warten auf eine Restaurierung. Die kursiv gedruckten Instrumente sind zerstört oder so stark umgebaut, dass sie nicht mehr als Winzer-Orgel gelten können.

Weitere Informationen Opus, Jahr ...
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Reparaturen und Umbauten

Die Daten stammen aus der unten genannten Literatur und vom Orgelsachverständigen des Kirchenkreises Mecklenburg Friedrich Drese.

1840 Dreveskirchen, Dorfkirche 1755 Schmidt Umbau
1842 Rostock, Marienkirche 1793 Marx Reparatur
1847 Lübeck, Dom 1696 Arp Schnitger Reparatur
1846/47 Güstrow, Pfarrkirche 1764 Schmidt Reparatur
1849 Neukirchen, Dorfkirche[60] 1768 Schmidt Umbau
1851 Wustrow, Dorfkirche[61] 1833 Friese I Umbau
1852 Bad Sülze, Stadtkirche 1775 Kersten Umbau
1852 Rostock, Marienkirche 1793 Marx Reparatur
1853 Cammin, Dorfkirche[62] 1722 Hantelmann Umbau
1854 Schlagsdorf, Dorfkirche 1803 Nolte (HL) Umbau
1854 Kirchdorf (Poel), Dorfkirche 1704 Hantelmann? Umbau
1857 Hohen Luckow, Dorfkirche 1772 Schmidt Umbau
1857 Laage, Stadtkirche 1795 Friese I Umbau
1859 Belitz, Dorfkirche 1786 Kersten Umbau[63]
1865 Rostock, Petrikirche 1735 Sperling Umbau
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Nachwirkung

In Anlehnung an die Orgeln Winzers, insbesondere die der Schönberger Winzer-Orgel, entstand 2022–2024 für die St.-Peters-Kirche in Lieto (Finnland) durch die Werkstatt Alexander Schuke, Potsdam, eine mechanische Schleifladenorgel mit 26 Registern auf 2 Manualen und Pedal.[64]

Literatur

  • Die Entwicklung der Orgel. Der mecklenburgische Orgelbau. Museumskatalog, Malchow 2007.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister: 1891–1991. Hrsg.: Bund Deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0 (Festschrift mit einem lexikalischen Verzeichnis deutscher Orgelbauwerkstätten).
  • Walter Haacke, Reinhard Jaehn: Paul Schmidt und Mecklenburgs Orgelbau im 18. Jahrhundert. In: Acta Organologica. Bd. 18. Verlag Merseburger Berlin, 1985, S. 44–265.
  • Max Reinhard Jaehn: Friese. Norddeutsche Orgeln in fünf Generationen. Band 1 und Band 2. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2014/2020.
  • Friedrich Drese: Friedrich Wilhelm Winzer (1811–1886). Ars Organi 62, 2014, 94–103.
  • Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4: Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape, Berlin 2017, ISBN 978-3-921140-06-2.
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Commons: Orgeln von Friedrich Wilhelm Winzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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