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Friedrich Mehmel (Orgelbauer)

Orgelbauer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Friedrich Albert Daniel Mehmel (* 6. Dezember 1827 in Allstedt, Sachsen-Weimar-Eisenach; † 4. Juli 1888 in Stralsund, Provinz Pommern) war ein deutscher Orgelbauer in Stralsund. Er gilt als bedeutendster pommerscher Orgelbauer seiner Zeit neben Barnim Grüneberg in Stettin.

Leben

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Friedrich Mehmel wurde 1827 in Allstedt geboren, er hatte fünf jüngere Geschwister. Seine Eltern waren der Tischler Johann Heinrich Mehmel (31. August 1802 in Schlotheim; † 3. Oktober 1884 in Wolferstedt) und Amalia Ernestine, geb. Albanus (* 10. Februar 1802 in Allstedt; † 8. Februar 1877 in Wolferstedt). Nach einer Ausbildung beim Vater begann Mehmel seine Orgelbau-Lehrzeit 1845 und war bei Ibach in Barmen (jetzt Wuppertal), Julius Strobel in Bad Frankenhausen, Johann Friedrich Schulze in Paulinzella und Friedrich Ladegast in Weißenfels tätig. Ladegast prägte seine Klangvorstellungen sehr stark. Über ihn ist auch der Einfluss Aristide Cavaillé-Colls auf Mehmels Werk zu erklären.[1] 1858 übernahm er nach dem Tod von Matthias Fernau dessen Werkstatt und arbeitete in der Frankenstraße 16. Kurze Zeit später richtete sich Mehmel eine eigene Werkstatt samt Wohnung am Apollonienmarkt 16 ein. Am 21. Mai 1859 erhielt er das Stralsunder Bürgerrecht. Am 29. November 1859 heiratete Mehmel in der Stralsunder Marienkirche Marie Johanne Elise Caroline, geb. Raabe (* 16. Juli 1829 in Wismar).[2] Sie war die verwitwete Ehefrau des Stralsunders Orgelbauers Matthias Fernau. Marie und Friedrich wurden insgesamt sieben Kinder geboren:[3]

  1. Anna Francisca Minna Maria Louise Mehmel (* 11. November 1860 in Stralsund; † 25. Februar 1894 in Nemitz) ab 1888 lebt sie in der Heilanstalt „Tabor“ in Nemitz-Kückenmühle bei Stettin.
  2. Martha Clara Helene Mehmel (* 27. Januar 1862 in Stralsund; † 25. August 1862 in Stralsund) im Säuglingsalter verstorben an Zahnkrämpfen.
  3. Amalia Friderica Clara Mehmel (* 4. Juni 1863 in Stralsund; † 16. Juli 1866 in Stralsund) im Kindesalter verstorben an Brechruhr.
  4. Hermann Carl Wilhelm Mehmel (* 17. September 1865 in Stralsund; † 11. Dezember 1865 in Stralsund) im Säuglingsalter verstorben an Magenentzündung.
  5. Paul Heinrich Friedrich Julius Mehmel (* 4. April 1868 in Stralsund; † 21. Juli 1894 in Stralsund) wurde Mehmels Nachfolger.
  6. Margaretha Augusta Friderica Johanna Burmeister, geb. Mehmel (* 7. März 1871 in Stralsund; † 3. Februar 1941 in Berlin) war Buchhalterin in Berlin.
  7. Töchterlein N. N. (* 24. September 1872 in Stralsund; † 24. September 1872 in Stralsund) verstarb am Tag ihrer Geburt.

Mehmels Wirken reichte von Cuxhaven bis Kolberg und von Altenkirchen bis nach Charkiw. Hauptsächlich war er aber in Vorpommern aktiv, wo er 52 Neubauten erstellte. Friedrich Wilhelm Winzer, Orgelbauer in Wismar, setzte sich nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau zur Ruhe. 1873 übernahm Mehmel das Winzersche Geschäft und dessen Mitarbeiter in der Wismarer Böttcherstraße 9 und eröffnete dort eine Filiale.[4] Somit war Mehmel einer der wenigen norddeutschen Orgelbauer des 19. Jahrhunderts der zeitgleich in Pommern, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Schleswig-Holstein wirkte. In seiner Stralsunder Werkstatt, welche nach seinen eigenen Plänen gebaut wurde, waren bis zu 14 Mitarbeiter beschäftigt; wahrscheinlich ließ er vieles zudem in Heimarbeit anfertigen. Er selbst arbeitete stets hart mit; vom Entwurf bis zur Endmontage und Intonation war er beteiligt. Mehmel baute ausschließlich mechanische Orgeln, meistens mit Schleifladen, später auch mit Kegelladen. Er entwickelte ein eigenes Patent für eine Windlade, die er Präcisionslade nennt. Nach dem Bau der Ratzeburger Domorgel wurde er 1881 zum Hoforgelbauer des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz ernannt. Daraufhin baute er im Fürstentum Ratzeburg noch drei weitere Orgeln. Die Ratzeburger Domorgel ermöglichte ihm auch weitere Orgeln in Schleswig-Holstein zu bauen.

Am 27. Juni 1888 verstarb Mehmels Ehefrau Marie nach langer Krankheit.[5] Nur 8 Tage später, am 4. Juli 1888, verstarb Hoforgelbaumeister Friedrich Albert Daniel Mehmel in Stralsund im Alter von 60 Jahren. Sein Sohn Paul übernahm mit nur 20 Jahren das Geschäft und firmierte als F. A. Mehmel Sohn Stralsund und Wismar. Er erledigte bis 1890 noch die vom Vater angenommenen Aufträge. Bislang ist nur zwei weitere Orgelwerke (Stralsund, Aulaorgel, Bresin b. Lauenburg) bis zu seinem Tode 1894 bekannt. Nach Pauls frühen Tod im Jahr 1894[6] wird 1897 das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Mehmel an Tischlermeister Ferdinand Wahlström verkauft. Auch die Wismarer Filiale wird geschlossen. Somit erlischt nach 35-jährigem Wirken die Firma Mehmel in Stralsund und Wismar.

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Neubauten (Auswahl)

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Von Friedrich Albert Mehmel und seinem Sohn Paul sind bislang 77 Neubauten bekannt. Sie bauten Orgeln in Vorpommern (52), Mecklenburg (13), Schleswig-Holstein (7) und Niedersachsen (1). Einige wenige Orgeln lieferte Friedrich Mehmel auch ins Ausland (4). Seine größten Instrumente wurden in Folge des Zweiten Weltkrieges zerstört (Wismar, St. Georgen; Stralsund, St. Jacobi; Stralsund, St. Johannis; Kolberg, St. Nikolai; Charkiw, Deutsche Kirche) oder aber später abgerissen, weil sie nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprachen (Ratzeburg, Dom; Meldorf, Dom; Greifswald, St. Joseph). Einige Orgeln von Mehmel wurden im 20. Jahrhundert neobarock umgebaut (Prohn, Tessin, Kirchdorf/Poel, Pantlitz usw.). Bei vielen Instrumenten wurden diese Umbauten bei Restaurierungen wieder rückgängig gemacht.

Die größte erhaltene Mehmel-Orgel befindet sich in der Greifswalder St. Marienkirche. Nicht mehr vorhandene Instrumente sind in der nachfolgenden Tabelle kursiv gesetzt. Von den derzeit 76 bekannten Instrumenten wurden in den letzten Jahrzehnten 31 restauriert, 19 warten noch auf eine grundlegende Instandsetzung oder Restaurierung. 27 Orgel sind unwiederbringlich zerstört. Demnach sind rund 65 % seiner Orgeln erhalten geblieben. Bei einigen seiner Orgeln ist der genaue Zustand unklar.

Mehmel wurde durch den Organisten und Orgelrevisor Otto Wangemann protegiert. Von 1878 bis 1884 war Wangemann Kantor in Demmin, vorher wirkte er von 1871 bis 1878 in Treptow (Trzebiatów) in Hinterpommern. Dadurch lassen sich eventuell die Aufträge in Kolberg (Kołobrzeg) und Zedlin (Sadlno) erklären. Ob noch weitere Neubauten außer der in Bresin / Lauenburg von Mehmel in Hinterpommern erstellt wurden, ist derzeit unbekannt. Das Werkverzeichnis kann noch nicht als vollständig gelten. Seit 1882 warb Mehmel auf Visitenkarten und in Annoncen damit einen „Catalog gratis und franco“ zu versenden. Darunter könnte ein Werkverzeichnis zum Zeitpunkt 1882 verstanden werden. Leider ist ein solcher Katalog bisher nicht aufgefunden worden.

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Umbauten und Reparaturen (Auswahl)

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Weitere Informationen Jahr, Nr. ...

Paul Mehmel kennzeichnete die 1889 in Groß Bisdorf erbaute Orgel als Opus 180. Diese Zahl steht in großem Widerstand zu der oben angebenden Auflistung. Friedrich Mehmel bezeichnete seine Orgel in Wustrow als seine 50. Orgel.[100] Nach unserer Zählung kommen wir bei Wustrow auf Nummer 32. Es haben wohl beide Mehmels die Umbauten und Reparaturen, die sie an verschiedenen Orgeln vorgenommen haben, mitgezählt. Selbst dann kommt die derzeitige Forschung nur auf rund 112 Arbeiten. Bei den fehlenden 68 Arbeiten handelt es sich wahrscheinlich um ein Großteil Reparaturen und Umbauten. Darunter sind aber bestimmt auch einige Orgelneubauten, die der Forschung derzeit noch unbekannt sind. Ein vollständiges Werkverzeichnis ist in Vorbereitung.

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Schüler und Mitarbeiter F. A. Mehmels

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Mehmel bildete eine Vielzahl an Schülern in seinem Betrieb aus. Folgende konnten bislang ermittelt werden:[101]

Gustav Friedrich Sander (1834–1912) aus Breslau. Er war bis max. 1861 im Betrieb tätig, danach eigene Werkstatt in Sorau.

Johann Friedrich Böe (1840–1876) aus Lunden. War von mind. 1868 bis zu seinem Tode 1876 im Betrieb tätig.

Emil Hansen (1843–1933) aus Flensburg. Er erhielt zu einem unbekannten Zeitpunkt seine Ausbildung bei Mehmel.

August Stutz (1851–1913) aus Richtenberg. Er war 1890 in der Wismarer Niederlassung (Böttgerstraße 9) wohnhaft und tätig. 1895 wird er in Stralsund selbstständig.

Heinrich Joseph Anton Goerlach (1857–1919) war mindestens ab 1883 im Betrieb tätig (siehe: Umbau Stralendorf). Seine Tochter Philippine wurde 1891 in den USA geboren. Sein Sohn Julius wurde wiederum 1900 in Stralsund getauft. Von 1901 bis 1914 ist er als eigenständiger Orgelbauer neben August Stutz in Stralsund zu finden.

Julius Schwarz (1862–1934) aus Rostock. Er war von 1876 bis 1880 im Betrieb tätig. Ab 1887 war er Orgelbauer in Rostock, später in Norwegen und den USA.

Friedrich Eduard Fleischer (1862–zw. 1940 u. 1945) aus Oppin bei Halle (Saale). Er war ab 1886 in der Mehmelschen Werkstatt tätig.

Franz Beyer (1865–1942) aus Stralsund. Er erhielt von 1879 bis 1884 eine Ausbildung im Betrieb. Später machte er sich in Zingst (Fischland) selbstständig.

Karl Theodor Kaufmann (1867–1937) aus Dresden. Er erhielt zu einem unbekannten Zeitpunkt seine Ausbildung bei Mehmel. Lebte später in Berlin und starb dort auch.

Paul Julius Mehmel (1868–1894) aus Stralsund. Der Sohn von F. A. Mehmel erhielt wohl ab 1882 eine Ausbildung im eigenen Betrieb, 1888 übernahm er diesen bis zu seinem Tod 1894.

Julius Jaiser (1872–1934) aus Ludwigsburg. Er erhielt zu einem unbekannten Zeitpunkt seine Ausbildung bei Mehmel.

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Literatur

  • Dietrich W. Prost: Der Orgelbauer Friedrich A. Mehmel und sein Wirken in Vorpommern. In: Acta Organologica. 23. 1993, S. 279–296.
  • Markus T. Funck: Die Orgeln der Hansestadt Greifswald. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2009.
  • Dietrich W. Prost: Stralsund als Orgelstadt. Orgeln und Orgelbauer im praktisch-theologischen Dienst für die Kirchen Stralsunds. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 1996.
  • Dietrich W. Prost: Stralsunds Orgeln. Orgelbau-Fachverlag Rensch, Lauffen 1996.
  • Dietrich W. Prost: Orgeln auf Rügen und Usedom. Rensch-Orgelbau-Verlag, Laufen 1998.
  • Mehmel, Friedrich Albert. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung einschließlich Mecklenburg-Vorpommern. Pape Verlag, Berlin 2017.
  • Max Reinhard Jaehn: Friese. Norddeutsche Orgeln in fünf Generationen. Band 1: Friedrich [III] Friese (1827–1896), mit Werkkatalog auf DVD. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2014.
  • Max Reinhard Jaehn: Friese. Norddeutsche Orgeln in fünf Generationen. Band 2: Matthias Friese (1739-1786), Friedrich (I) Friese (1765-1833), Friedrich (II) Friese (1792-1863), Heinrich Friese (1860-1948), mit Werkkatalog. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2020.
  • Hermann Fischer: 100 Jahr Bund Deutscher Orgelbaumeister 1891-1991 Festschrift, Lauffen 1991.
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Commons: Friedrich Albert Mehmel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Literatur

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