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Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen
Niveaustufen für die Beherrschung einer Fremdsprache Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GeR) ist eine umfangreiche Empfehlung für den Sprachunterricht. Ergänzt und aktualisiert wurde er 2020 durch den Begleitband zum Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Der GeR stuft die Sprachkompetenz in drei Stufen ein: die elementare (A), selbstständige (B) und kompetente (C) Sprachverwendung.
Gebräuchliche Abkürzungen sind GeR, GER, GeRS und GERS; auch CECRL für französisch Cadre européen commun de référence pour les langues, sowie CEFR oder CEFRL für englisch Common European Framework of Reference for Languages. Der GeR verfolgt das sprachpolitische Ziel, Mehrsprachigkeit und individuelle Vielsprachigkeit zu fördern. So soll er die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der modernen Sprachen stärken.

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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext

Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen wurde in den 1990er Jahren vom Europarat erarbeitet und 2001 zum ersten Mal veröffentlicht.
Im November 1991 wurde während eines intergouvernementalen Symposiums in Rüschlikon in der Schweiz erstmals die Idee diskutiert, Sprachkompetenzen länderübergreifend in Stufen einzuteilen: „Transparenz und Kohärenz im Sprachenlernen in Europa: Ziele, Evaluation, Zertifizierung“. Ziel war es das Sprachenlernen bei verstärkter Mobilität und zur effektiveren internationalen Kommunikation und Vergleichbarkeit unter den europäischen Mitgliedstaaten zu intensivieren. Dabei wurde angestrebt, einen gemeinsamen Referenzrahmen für das Sprachenlernen zu entwickeln und die verschiedenen Bildungssysteme in Europa zu berücksichtigen. Diese Maßnahme sollte die internationale Kooperation der Bildungseinrichtungen fördern, die gegenseitige Anerkennung der Qualifikationen auf eine solide Basis stellen und alle Beteiligten dabei unterstützen, ihre Bemühungen in diesen Rahmen einzubetten und zu koordinieren.[1]
Im Jahr 2001, dem Europäischen Jahr der Sprachen, wurde die deutsche Übersetzung des GER, die im Auftrag des Goethe-Instituts gemeinsam mit Institutionen aus Österreich (Bildungsministerium und ÖSD) und der Schweiz (EDK) herausgegeben wurde, gleichzeitig mit dem englischen Original auf dem erstmals ausgerufenen Europäischen Tag der Sprachen in Lund/Schweden vorgestellt. Die Veröffentlichung folgte im selben Jahr.
Eine wichtige Aktualisierung und Ergänzung des GeR erschien 2020 mit dem Titel Begleitband zum Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Der Begleitband zitiert zentrale Passagen des ursprünglichen GeR 2001 und präzisiert und erläutert sie. Die Deskriptoren im Begleitband ersetzen und ergänzen die im Jahr 2001 veröffentlichten Deskriptoren. Bestehende Skalen wurden insbesondere für A1 und die C-Stufen aktualisiert. Zahlreiche Skalen enthalten nun auch Deskriptoren für die neue Stufe Vor-A1. Darüber hinaus trägt der Begleitband den Diskussionen seit 2001 Rechnung. So werden gesellschaftliche und technologische Entwicklungen berücksichtigt (Online-Kommunikation, Gebärdensprache, literarische Rezeption) und neue Skalen beispielsweise für die Vermittlung von Texten, Konzepten etc. hinzugefügt.
Jede Stufe teilt sich wiederum in zwei Kompetenzniveaus auf und berücksichtigt für jedes Niveau die vier Fertigkeiten Leseverständnis, Hörverständnis, Schreiben und Sprechen. Der Referenzrahmen stellt eine gemeinsame Basis für die Entwicklung von zielsprachlichen Lehrplänen, curricularen Richtlinien, Lehrwerken und Qualifikationsnachweisen in der europäischen Spracharbeit dar und ermöglicht deren intersprachliche Vergleichbarkeit. Er folgt dem handlungs- und aufgabenorientierten Ansatz, dem zufolge Sprachlernende als in sozialen Kontexten sprachlich Handelnde gesehen werden.[2]
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Kompetenzniveaus
Zusammenfassung
Kontext
Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen nimmt eine klassische Aufteilung der Lernbereiche in Grund-, Mittel- und Oberstufe vor.
- Kompetenzniveau A beschreibt eine elementare Sprachverwendung.
- Kompetenzniveau B beschreibt eine selbstständige Sprachverwendung.
- Kompetenzniveau C beschreibt eine kompetente Sprachverwendung.
Die jeweiligen Niveaustufen werden noch einmal in je eine höhere bzw. niedrigere Stufe in insgesamt sechs Niveaustufen aufgefächert. Eine Niveaustufe definiert die jeweiligen sprachlichen Kompetenzen in Form von Kann-Beschreibungen (Can Do Statements) von Kenntnissen und Fertigkeiten. Die empirisch validierten, positiv formulierten Sätze drücken aus, was Lernende auf jeder der Stufen sprachlich zu leisten imstande sein sollen.[3][4]
Das höchste Niveau – C2 – ist vom Europarat nicht als muttersprachliche Kompetenz definiert, sondern bezieht sich auf einen bestimmten Grad an Präzision, Angemessenheit und Leichtigkeit im Umgang mit der Sprache.[5]
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Sprachprüfungen
Zusammenfassung
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Die den jeweiligen Kompetenzstufen zugehörigen Sprachprüfungen wurden auf den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen geeicht, auch von den Testanbietern der Association of Language Testers in Europe (ALTE).[6] „Die deutschen Sprachprüfungen sind durch das Goethe-Institut, das Österreichische Sprachdiplom Deutsch (ÖSD), The European Language Certificates (telc), deutsche Universitäten mit der DSH-Prüfung und das TestDaF-Institut vertreten.“[7]
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Anwendung
Zusammenfassung
Kontext
Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen wird unter anderem im Europäischen Sprachenportfolio zur Selbstevaluation, in Profile deutsch[54] zur Definition der Sprachniveaus für die Sprache Deutsch, sowie zum Selbsttest im DIALANG-System[55] in 14 europäischen Sprachen angewandt. Weitere Anwendungen, die bestimmten Niveaus des GeR betreffen, sind im Folgenden genannt.
Deutschland
- In Deutschland wird das in einer Fremdsprache erreichte GeR-Niveau auf dem Abiturzeugnis ausgewiesen, sofern in den letzten beiden Schulhalbjahren der Qualifikationsphase im Durchschnitt mindestens 5 Punkte in der betreffenden Fremdsprache erreicht wurden.[56] Schüler berufsbildender Schulen können eine freiwillige Fremdsprachenprüfung ablegen und dadurch das KMK-Fremdsprachenzertifikat erwerben, das berufsbezogene Fremdsprachenkompetenzen auf den GeR-Niveaus A2 bis C1 nachweist.[57]
- In den deutschen Auslandsschulen wird ebenfalls das GeR-Niveau dokumentiert; Deutsch und eine Landessprache, die als Erstsprache unterrichtet wird, werden jedoch nicht als Fremdsprache mit einem GeR-Niveau ausgewiesen; stattdessen enthält das Reifezeugnis die Bemerkung, dass diese Sprachen als Erstsprachen unterrichtet wurden und dass die im Unterricht erworbenen und in Prüfungen nachgewiesenen Kompetenzen solche auf dem Niveau C2 des GeR einschließen.[58]
- Der berufsbezogenen Deutschsprachförderung liegen die Niveaustufen A1 bis C2 des GeR zugrunde (§ 12, § 13 und § 15 Deutschsprachförderverordnung – DeuFöV).
- In Deutschland sind Sprachkenntnisse entsprechend dem Niveau B1 des GeR gesetzlich als eines der Ziele des Integrationskurses festgelegt (§ 3 IntV). Auch der Jugendintegrationskurs führt über die Etappen A1 und A2 zum Niveau B1 des GeR.
- Um als Ehegatte im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland nachzureisen, müssen Staatsangehörige vieler Länder einfache Deutschkenntnisse entsprechend dem Niveau A1 des GeR nachweisen. In der Praxis wird das Sprachzertifikat über das erfolgreiche Bestehen des vom Goethe-Institut oder dessen Lizenznehmern/Partnerorganisationen durchgeführten Sprachtests oder der telc gGmbH ‚Start Deutsch 1‘ verlangt[59], oder aber eine anerkannte Sprachprüfung auf höherem Sprachstandsniveau (A2 bis C2).[60]
- Auch Au-pairs haben für die Einreise nach Deutschland Grundkenntnisse der deutschen Sprache nachzuweisen, und die Bewertung ihrer Sprachkompetenz erfolgt dabei einheitlich nach Niveau A1 des GeR.[61]
- Verschiedene Sprachprüfungen wurden auf die Niveaus des GeR geeicht, beispielsweise der TestDaF, der einen Hochschulzugang ermöglicht (s. u.).
Österreich
- In Österreich sind die Anforderungen im Bereich der Migration ähnlich wie in Deutschland: Im Bereich des Familiennachzugs (Familienzusammenführung) müssen Familienangehörige bei der erstmaligen Beantragung von Aufenthaltstiteln Deutschkenntnisse auf A1-Niveau nachweisen. Der Nachweis der Deutschkenntnisse kann durch Vorlage eines allgemein anerkannten Sprachzertifikats, wie z. B. des international angebotenen ÖSD Zertifikat A1 des Österreichischen Sprachdiploms Deutsch (ÖSD) oder aber eine anerkannte Sprachprüfung auf diesem oder höherem Sprachstandsniveau, erbracht werden.
- In Österreich ist die Erreichung des A2-Niveaus des GeR Ziel des Integrationskurses, entsprechend Modul 1 der Integrationsvereinbarung. Die Erreichung des B1-Niveaus des GeR mit Modul 2 ist optional, ist aber Voraussetzung für den Erhalt eines Daueraufenthaltsrechts („Daueraufenthalt – EU“) und ist grundsätzlich auch für die Verleihung der Staatsbürgerschaft notwendig.[62] Die Integrationsprüfungen bestätigen die Erreichung des Niveaus A2 oder B1 des GER. Sie können beim ÖIF abgelegt werden. Lehrkräfte des Integrationskurses müssen Deutsch als Erstsprache haben oder aber Sprachkenntnisse des Niveaus C1 des GER nachweisen.[63]
- Für die Zulassung an österreichischen Universitäten müssen in der Regel Nachweise über Deutschkenntnisse auf den Niveaus B2 oder C1 erbracht werden.
Schweiz
- In der Schweiz zählt ein Nachweis der Sprachkompetenzen zu den Kriterien für die Integration von Ausländern und geht in die Entscheidung zur Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung oder einer Niederlassungsbewilligung ein.[64][65]
- An einzelnen Hochschulen ist das Bestehen einer Sprachprüfung eine Voraussetzung für die Immatrikulation.[66]
Weitere Staaten
Auch wird der GeR außerhalb Europas angenommen, so zum Beispiel in Ägypten, Japan, Kanada, Kolumbien, Korea oder auf den Philippinen.[67]
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Vorteile
Mit dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen ist eine gemeinschaftliche Grundlage und Vergleichbarkeit für Lehrpläne, Lehrwerke und die Prüfungen geschaffen worden. Dadurch haben sich folgende Vorteile ergeben:[68]
- europaweit gültige Abschlüsse in Form von Sprachzertifikaten.
- europaweit flächendeckende Prüfungszentren.
- Lernbarrieren durch unterschiedliche Bildungssysteme innerhalb Europas werden überwunden und Lernerfolge werden vergleichbar.
- realistische Selbsteinschätzung der Lernenden und transparentere Unterrichtsinhalte und Qualifikationen.
- Verstehen, Sprechen und Schreiben als Grundfertigkeiten der fremdsprachlichen Kommunikation im Mittelpunkt.
- Werte, soziale Konventionen und Lebensbedingungen können besser berücksichtigt werden.
- Kommunikation im beruflichen Umfeld kann Lernenden bei Karriereplanung helfen.
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Literatur
- Bolton, Sybille; Glaboniat, Manuela; Lorenz, Helga; Perlmann-Balme, Michaela; Steiner, Stefanie: MÜNDLICH. Mündliche Produktion und Interaktion Deutsch. Illustration der Niveaustufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens. Berlin und München: Langenscheidt 2008.
- Europarat (2001). Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: Lernen, lehren und beurteilen. Hrsg. vom Goethe-Institut, der KMK, der EDK und dem BMBWK und dem ÖSD. Berlin et al.: Langenscheidt
- Europäisches Sprachenportfolio – Portfolio européen des langues – Portfolio europeo delle lingue – European Language Portfolio, Schweizer Version (1999). Hrsg.: Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren – EDK, Bern
- Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen (GER) und Europäisches Sprachenportfolio (ESP). Internationale Deutschlehrertagung 2017: Bericht der SIG Arbeitsgruppe 3.1, Stand: 11.04.2017.
- Glaboniat, Manuela: Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER) und Profile deutsch – 12 Jahre später. In: Drumbl, Hans u. a. (Hrsg.): Heterogenität in Lernsituationen. Konferenzbeiträge IDT 2013. Bozen: Bozen-Bolzano University Press 2016, S. 7–22.
- Glaboniat, Manuela: Sprachkenntnisse beschreibbar, vergleichbar und messbar gemacht!? Über den Nutzen und die Grenzen der Europaratsskalen im Bereich des Prüfens und Zertifizierens. In: Krumm, Hans-Jürgen; Portmann-Tselikas, Paul (Hrsg.): Begegnungssprache Deutsch – Motivation, Herausforderung, Perspektiven. Innsbruck, Wien, Bozen: StudienVerlag 2006, S. 81–94.
- Glaboniat, Manuela; Müller, Martin: Note „Sehr gut!“ – Aber in Bezug worauf? Referenzrahmen und Profile Deutsch in ihren Auswirkungen auf Prüfungen und Tests. In: Fremdsprache Deutsch, Heft 34/2006, S. 14–21.
- Glaboniat, Manuela; Müller, Martin; Rusch, Paul; Schmitz, Helen; Wertenschlag, Lukas: Profile deutsch A1-C2 (Version 2.0). Berlin u. a.: Langenscheidt 2005
- Schneider, G. & North, B. (2000). Fremdsprachen können – was heisst das? Skalen zur Beschreibung, Beurteilung und Selbsteinschätzung der fremdsprachlichen Kommunikationsfähigkeit. Chur: Verlag Rüegger.
- Jürgen Quetz: Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen als Grundlage für Sprachprüfungen – Eine kritische Beschreibung des Status quo. In: Deutsch als Fremdsprache, 47. Jg., 2010, H. 4, S. 195–202. (ISSN 0011-9741)
- Jürgen Quetz, Karin Vogt: Bildungsstandards für die Erste Fremdsprache: Sprachenpolitik auf unsicherer Basis. In: ZFF – Zeitschrift für Fremdsprachenforschung, Jg. 20, 2009, H. 1, S. 63–89. (ISSN 0939-7299)
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Weblinks
- Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen (GER) – Goethe-Institut, Hinweis auf deutsche Druckfassung, Download der englischen Fassung als PDF
- DIALANG – Sprachtest für 14 europäische Sprachen nach Europäischem Referenzrahmen – Lancaster University (Menüführung auch in Deutsch und Chinesisch)
- Detaillierte Beschreibung der Gemeinsamen Referenzniveaus – Goethe-Institut, mit Raster zur Selbstbeurteilung in den Kategorien Leseverstehen, Hörverstehen, Sprechen, Schreiben
- Englisch Niveaustufen (CEFR/GeR) – TrackTest CEFR/GeR Englisch Test Online
- Angaben zu den YLE Prüfungen – Cambridge ESOL (Englisch uA1 bis A2 für Kinder)
- Association of Language Testers in Europe (ALTE)
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Einzelnachweise
Anmerkungen
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